Anita Augspurg
Schauspielerin, Fotografin, Juristin, aktiv in der bürgerlich-radikalen Frauenbewegung
Anita Augspurg wurde 1857 in bürgerlichen Verhältnissen als Tochter eines Anwalts in Verden an der Aller geboren und absolvierte 1878/79 die Lehrerinnenausbildung in Berlin. Daraufhin nahm sie Schauspielunterricht und war als Schauspielerin an verschiedenen Theatern tätig, bevor sie sich 1886 in München niederließ, wo sie gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Sophia Goudstikker das Fotoatelier Elivra eröffnete und in literarischen Kreisen verkehrte.
In dieser Zeit begann auch ihre Tätigkeit in der Frauenbewegung. Sie setzte sich zunächst vor allem für Mädchenbildung ein, wandte sich später aber verstärkt rechtlichen und politischen Themen. 1893-1897 absolvierte sie ein Jurastudium in Zürich und siedelte nach Berlin über. 1896 beteiligte sie sich an der Kampagne gegen das Eherecht im Bürgerlichen Gesetzbuch von 1896 und wurde damit eine wichtige Repräsentantin des sog. radikalen Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung.
1899-1906 gab sie die Beilage „Parlamentarische Angelegenheiten und Gesetzgebung“ zur Zeitschrift „Die Frauenbewegung“ heraus, 1907-1912 die „Zeitschrift für Frauenstimmrecht“ und 1912/13 die Zeitschrift „Frauenstimmrecht!“, und gründete 1902 den Deutschen Verein für Frauenstimmrecht.
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs war Anita Augspurg als pazifistische Aktivistin tätig, z.B. als Mitinitiatorin des Ersten Internationalen Frauenfriedenskongresses in Den Haag 1915, und erhielt daraufhin ein Publikations- und Betätigungsverbot, das bis zum Kriegsende andauerte.
1918 war sie Abgeordnete des Provisorischen Nationalrats in Bayern und Mitglied des Bayerischen Kongresses der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte. 1919-1933 gab sie die Monatsschrift „Die Frau im Staat“ heraus. 1923 forderte sie gemeinsam mit anderen Frauenrechtlerinnen die Ausweisung Adolf Hitlers aus Bayern, nachdem eine Versammlung der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit von Nationalsozialisten gestört worden war.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte sie 1933 mit ihrer Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann in die Schweiz. Ihr Besitz wurde konfisziert. 1943 starb sie im Exil in Zürich.
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