Pfadfinderbuch für junge Mädchen HERAUSGEBERIN: E. v. HOPFFGARTEN VERLAG 0TT0 GMELIN MÜNCHEN B XI, 170 KNA Das Pfadfinderbuch für junge Mädchen. Ein anregender, praktiſcher Leitfaden für die heranwachſende, vorwärtsſtrebende weibliche Jugend. Herausgegeben von Eliſe von Hopffgarten unter Mitarbeit von Anna Ausfeld, Schnepfenthal; Dr. Elvira Caſtner, Leiterin der Gartenbau⸗Schule Marienfelde, Berlin; Lili Droeſcher, Peſtalozzi⸗Fröbelhaus, Berlin; Fanny Götz, Leipzig; Hedwig Heyl, Berlin; Eliſabeth Krukenberg, Kreuznach; Gertrud Meyer, Rheda; Anna Plothow, Berlin; Eliſabeth Wintzer, München; Hauptmann M. Bayer, Dresden; Turnlehrer Kurt Feddern, Berlin; Bankbeamter H. Frank, Berlin; Stabs⸗ arzt Dr. A. Lion, Bamberg; Profeſſor Dr. med. Schmidt, Bonn; Hauptmann C. Freiherr von Seckendorff, Metz; Lehrer P. Walther, Dresden. FESTINA LENTE München 1912. Verlag der Aerztlichen Rundſchau Otto Gmelin „Pfadfinderverlag“. Druck von Franz E. Seitz, München. Vorwort. ls der deutſche Pfadfinderbund für Knaben im Mai vorigen Jahres an mich mit der Aufforderung herantrat, ein Pfadfinderbuch für junge Mädchen ſerauszugeben und einen Bund zu gründen, der den jungen Mädchen geiſtige und körperliche Kräfte bringen ſollte, trat ich mit Freude an die große Aufgabe heran, die mir geſtellt wurde. Ich wußte ja, es würde nicht ſo ganz leicht ſein, an dieſes Unternehmen heranzugehen in einer Zeit, in der es ſchon ſo viele Bücher und Vereine gibt, daß man meint, es wäre für ein neues Unternehmen überhaupt kein Platz mehr. Aber gerade der Grund, der mir als Hinderungsmittel erſchien, wurde zu einer treiben⸗ den Kraft. Was ich dachte, das haben meine Mitarbeiter auch empfunden, nämlich, daß es endlich Zeit wäre ein Gegenmittel für das Hetzen und Jagen zu finden, in das uns das moderne Leben in Schule und Beruf immer mehr hineinzieht. Beſonders die Frauen und Mädchen ſind die Leidtragenden dieſes ins maßloſe geſteigerten Betriebes. Berlieren ſie doch durch die erſchwerten Exiſtenzbedingungen den traulichen Aufenthalt am häuslichen Herd, wo ſie früher vorſorglich für ihre Familie ſchalten konnten. Mit der Er⸗ findung der Maſchinen wurde manch fleißige Hand lahm⸗ gelegt, die innerhalb des Hauſes ſich einen Erwerb ſchaffen konnte. Nun hieß es hinausgehen in die Betriebe und dort in geſchloſſenen, oft ſchlecht gelüfteten Räumen Arbeiten für Geld zu verrichten, die man früher daheim am offenen Fenſter, im Garten oder in der Haustür ſitzend, erledigen konnte. Die Folge davon war, daß die friſchen Farben unſerer Frauen und Mädchen immer mehr dahinſchwanden und es mußte dringend auf ein Gegenmittel geſonnen werden, wie dem abzuhelfen ſei. Für die Knaben und jungen Männer hatte ſich ſchon ſeit einer Anzahl von Jahren der Zentralausſchuß zur Förderung der Volks⸗ und Jugendſpiele bemüht, Spielplätze zu ſchaffen und Wander⸗ und Turnfahrten zu veranſtalten. Aber mit den Mädchen ſtand es im argen. Auf meinen Wanderungen durch den Thüringer Wald konnte ich leider nur zur Ge⸗ nüge feſtſtellen, daß mir nirgends Mädchen auf den Spiel⸗ plätzen begegneten, und es wurde mir auf meine Anfrage bei maßgebenden Kreiſen beſtätigt, daß Mädchenwande⸗ rungen nur in vereinzelten Gegenden Deutſchlands ver⸗ anſtaltet würden. Dies mag wohl der Grund geweſen ſein, warum ich allerorten bei meinen Mitarbeitern am Pfad⸗ finderbuch ein ſo warmes Verſtändnis für meinen Plan fand. Von allen Seiten erhielt ich Zuſagen, jeder wollte gerne helfen, ſo überlaſtet mit Arbeit er auch war. Ich ſpreche hier an dieſer Stelle meinen Mitarbeitern nochmals meinen wärmſten Dank für ihre Bereitwilligkeit aus, mit der ſie das Buch zu einem wertvollen Leitfaden für die Pfadfinderinnenbewegung, die ſich jetzt ſchon allerorten zu regen beginnt, erhoben. Schon während der Arbeit am Buche meldeten ſich aus verſchiedenen Teilen Deutſchlands Mädchen⸗Spiel⸗ und Wandergruppen zum Zuſammenſchluß an den Pfadfinderinnenbund, erfahrene Fachleute traten IV warm für die Idee ein, die dieſen Bund zum Entſtehen drängte, und ſo konnte ich, früher als ich es zu hoffen gewagt hatte, am 14. Januar 1912 im Peſtalozzi⸗Froebel⸗ haus, deſſen Aula der Vorſtand mir freundlichſt zur Ver⸗ füqung geſtellt hatte, zur Gründung des „Deutſchen Pfad⸗ finderbundes für junge Mädchen“ ſchreiten. Seit der kurzen Zeit ſeines Beſtehens wächſt, blüht und gedeiht er täglich. Es ſcheint der Idee eine werbende Kraft innezuwohnen. Und ſo ſchiche ich dieſes Buch heute mit dem warmen Wunſche hinaus, daß es vielen deutſchen Mädchen das wieder bringen möge, was ihnen fehlt: Geſundheit und Freudigkeit! Eliſe von Hopffgarten. Berlin W. 30, Heilbronnerſtraße 18, 1. Februar 1912. V Inhaltsverzeichnis. Erſtes Kapitel. Von E. v. Hopffgarten . . . . . . 1 1. Einführung in das Weſen und die Aufgaben der Pfad⸗ finderinnen . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2. Was verſtehen wir unter Pfadfindern und Pfadfinde⸗ rinnen des Bolkes? . . . . . . . . . . . . 2 3. Wie man Pfadfinderin wird und was man dazu alles tun und lernen muß. GGeſetze der Pfadfinderinnen.) . 5 Zweites Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . 9 1. Beſchäftigungen im Hauſe. Von Lili Droeſcher . . 9 2. Schwediſcher Slöjd. Von Gertrud Meyer . . . . 29 Drittes Kapitel: Die Augen auf! . . . . . . . . . 34 1. Verkehrsweſen. Von E. v. Hopffgarten . . . . 34 2. Einiges über das Bankweſen. Von A. Frank . . 59 3. Berſicherungsweſen. Von E. v. Hopffgarten . . . 66 1. Die Kunſt, Schlüſſe zu ziehen. Von Hauptmann M. Bayer 71 5. Einige wichtige Handgriffe zur Selbſtverteidigung. Von Hauptmann C. Freiherr v. Sechendorff . . . . . 77 Viertes Kapitel: Das Leben im Freien . . . . . . . 82 1. Gartenbau. Von Dr. Elvira Caſtner . . . . . 82 2. Tanzreigen und Singſpiele. Von Eliſabeth Wintzer 98 3. Bewequngsſpiele im Freien. Von Gertrud Meyer . 103 4. Sport für Mädchen. Von Prof. Ferd. Aug. Schmidt 108 5. Turnen und körperliche Uebungen. Von Curt Feddern 117 Fünftes Kapitel: In Wald und Feld . . . . . . . 124 1. Wandern. Von Anna Ausfeld. 124 2. Orientierung. Von Hauptmann M. Bayer . . . . 135 3. Kartenleſen. Von Hauptmann C. Frhr. v. Seckendorff 142 4. Vorſchläge für junge Wanderinnen. Von P. Walther 149 5. Abkochen im Freien. Brotbacken. Von Hauptmann M. Bayer . . . . . . . . . . . . . . . 157 6. Geſchicklichkeit. Von Hauptmann M. Bayer . . 160 Sechſtes Kapitel: Geſundheitslehre . . . . . . . . . 163 Lebenskunſt. Von Stabsarzt Dr. Lion . . . . . . 163 1. Geſundheitliche Pflichten . . . . . . . . . . 163 2. Wert der Willenskraft . . . . . . 164 3. Krankheitskeime und ihre Bekämpfung . . . . . 165 4. Erhalte Deinen Körper ſauber . . . . . . . . 166 5. Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . 167 6. Zähne . . . . . . . . . . . . . . . . 167 7. Früh aufſtehen . . . . . . . . . . . . . 168 8. Pflege der Sinne . . . . . . . . . . . . 168 9. Genußgifte . . . . . . . . . . . . . . . 169 Wie muß die Kleidung der Pfadfinderin beſchaffen ſein? Von Fanny Goetz . . . . . . . . . . . . . 170 Siebentes Kapitel: Stets hilfsbereit . . . . . . . . 173 1. Lebensrettung. Von Stabsarzt Dr. Lion . . . . . 173 2. Erſte Hilfe bei Unglücksfällen. Von demſelben . . . 181 J. Kinderfürſorge. Von E. v. Hopffgarten . . . . . 191 Achtes Kapitel: Unſer Vaterland. Von Elsbeth Krukenberg 193 Neuntes Kapitel: Die Pfadfinderinnen in den Kolonien. Von Hedwig Heyl . . 204 Zehntes Kapitel: Soziale Erziehung. Von Anna Plothow 217 Elftes Kapitel: Ein deutſcher Pfadfinderbund für junge Mädchen. Von E. v. Hopffgarten . . . . . . 227 Zwölftes Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . 243 1. Beſtehende Organiſationen. Von Hauptmann Freiherrn von Seckendorff . . . . . . . . . . . . . 243 2. Pfadfinderinnen⸗Vereinigung Frankfurt a. M. Von Käthe Steiner. . . . . . . 250 Einige Bewegungsſpiele im Freien. Von Gertrud Meyer 252 Bücherliſte. . . . . . . :. . . . . . . . . . . 260 — VIII — Erſtes Kapitel. Einführung in das Weſen und die Aufgaben der Pfadfinderinnen. Von E. v. Hopffgarten. Motto: „Die Geiſterwelt iſt nicht verſchloſſen; Dein Sinn iſt zu, Dein Herz iſt tot! Auf! bade, Schüler, unverdroſſen Die ird'ſche Bruſt im Morgenrot!“ (Goethe: Fauſt I. Teil.) Meine lieben Leſerinnen! Wenn Ihr dies Buch in den Händen haltet, dann werdet Ihr Euch vielleicht fragen, was ſein Titel ſagen und ſein Inhalt Euch bringen ſoll. Das Wort „Pfadfinden“ bedeutet das Suchen und Finden des rechten Lebenspfades, des Pfades, der zur körperlichen und ſeeliſchen Kräftigung führen ſoll. Das Buch will Euch ein Freund ſein, der Euch geſund und ſtark, frei und ſelbſtändig fürs Leben macht. Und wenn Ihr dann vielleicht in gemeinſamem Streben Euch mit Euren Alters⸗ genoſſinnen in Wald und Feld oder an heiteren Winterabenden zuſammenfindet, dann möge es Euch eine Anleitung bringen, wie Ihr am ſchnellſten zu dem erwünſchten Ziele gelangt. Es war im Frühjahr 1810, als Vater Jahn, der Alt⸗ meiſter der deutſchen Turnkunſt, zum erſtenmal auf den Ge⸗ danken kam, an ſchulfreien Rachmittagen mit einigen Schülern hinaus in Feld und Wald zu wandern. Erſt waren es nur wenige, dann wurden es immer mehr und mehr. Bald wurden draußen auch Jugendſpiele und einfache Uebungen vorgenommen und im Frühjahr 1811 konnte bereits in der Haſenheide bei Berlin der erſte deutſche Turnplatz im Freien eröffnet werden. Dies war der Anfang der deutſchen Turnerſchaft, die ſich heute, nach mehr als 100 Jahren, ſegensreich über alle Gaue unſeres Baterlandes ausbreitet und das Vorbild des Pfadfinder⸗ tums. Mancher junge Mann iſt durch das Turnen, Spielen und Wandern ſtark, kräftig und widerſtandsfähig fürs Leben geworden. Jahn ſelbſt erzählt, wie er in ſeinen Jugendjahren durch ſeine Wanderungen Wege und Stege der Heimat kennen v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 1 gelernt habe, wie er dadurch ſpäter als Offizier dem Lützow⸗ ſchen Freikorps im Jahre 1813 ein Pfadfinder im wahrſten Sinne des Wortes werden und dem Vaterland wichtige Dienſte leiſten konnte. In der Zeit des tiefſten nationalen Nieder⸗ ganges hat Jahn mit ſeinen Schülern Turnfahrten gemacht. Bienenfahrten nach dem Honig des Lebens nannte er ſie! So wurde ſein Vorbild zur ſegensreichen Anregung für viele, und heute ſehen wir in vielen Städten und auf dem Lande allenthalben in Gemeinſchaft turnende, wandernde oder Sportſpiele übende junge Männer. Hie und da wohl auch Mädchen. Aber leider noch viel zu wenig. Wenn der Schüler oder der berufstätige junge Mann mit ſeiner Arbeit fertig iſt, dann folgt er dem Rufe ſeiner Genoſſen — der Wandervögel, Pfadfinder, Turnerſchaften und wie ſie alle heißen, und zieht hinaus in die ſchöne Gottesnatur zu geſunder Bewegung in friſcher Luft. Die Mädchen dagegen gehen meiſtens heim, denn für ſie gibt es bei weitem noch nicht überall Wandergruppen und Spielplätze, und es fehlt ihnen daher an Gelegenheit zur körper⸗ lichen und geiſtigen Kräftigung in friſcher Luft. Nur Turne⸗ rinnengruppen gibt es in faſt jeder Stadt, doch muß das Turnen faſt immer des Abends in geſchloſſenen Räumen geübt werden, beſonders da, wo es den Teilnehmerinnen an Zeit mangelt, am Tage an den Uebungen im Freien teilzunehmen. Aber nicht nur die fehlende Gelegenheit allein iſt ſchuld an dem Stubenhocken, das die jungen Mädchen ſo blaß und un⸗ luſtig macht. Da iſt auch die Bequemlichkeit, da iſt vom 14. Lebensjahre an oft der anſtrengende Beruf, das Studium und nach demſelben noch die Arbeit daheim. Wenn wir Euch nun auffordern, mit uns hinaus in die ſchöne, frohe Gottesnatur zu ziehen, ſo gönnt Euch die wenigen Stunden, die wir von Euch erbitten, und kommt mit uns. Holt Euch rote Bachen, Geſundheit, Mut, Kraft und Selbſt⸗ ſtändigkeit, den Lebenspfad leichter zu finden, und Ihr werdet als Pfadfinderinnen dabei auch die unvergleichliche innere Freude entdecken, die ſich in der ſchönen freien Natur dem tiefer empfindenden Menſchengeiſt enthüllt. Was verſtehen wir unter Pfadfindern und Pfad⸗ finderinnen des Volkes? Geſundheit, Selbſtändigkeit, Mut, Geiſteskraft, Selbſtzucht find die Brüchen, über welche die Vorbilder gewandelt ſind, die zu Pfadfindern und Pfadfinderinnen ihres Volkes wurden. In 2 grauer Vorzeit, ehe die Menſchen in feſten Wohnhäuſern ſaßen, mußten auch die Frauen weit mehr perſönliche Tapferkeit und Kraft beſitzen als heutzutage. Der Germane erlegte auf der Jagd das Wild zur Mahlzeit, die Frau blieb daheim in der ſchlecht verſchloſſenen Hütte, jedem Ueberfall von rohen Geſellen und wilden Tieren ausgeſetzt. Als dann die Burgen und Städte errichtet wurden, zogen die Ritter und Mannen in den Krieg und wieder war es die deutſche Frau, die in der Ab⸗ weſenheit des Mannes das Haus mit Umſicht verwaltete, die Kinder erzog und noch Zeit fand, in rauher Fehdezeit die Schätze der Wiſſenſchaft und des Geiſtes zu hüten. Auch die Nonnen wurden bald nach der Gründung der Klöſter vielfach zu organi⸗ ſierten Kulturträgerinnen, beſonders wenn die Ordenshäuſer in unziviliſierten Landſtrichen erbaut wurden. Sie ſpannen, webten, ſtickten, pflegten Kunſt und Wiſſenſchaft, nahmen ſich der Kranken und Berwundeten an und verbreiteten mildere Sitten überall, wo ſie hinkamen. So überſetzte z. B. die Nonne Hroswita von Gandersheim um das Jahr 1000 die Werke römiſcher Klaſſiker, dichtete einen Heldengeſang auf Kaiſer Otto I. und trug an ſtillen Winterabenden ihrem Hörerkreis im Kloſter ihre Arbeiten vor, während draußen rauhe Kriegs⸗ zeiten herrſchten. Auch Fürſtinnen, die ihr Beruf mit Begeiſterung erfüllte, wurden zu Pfadfinderinnen ihres Volkes. So auf dem Ge⸗ biete der Menſchenliebe und Selbſtaufopferung Königin Luiſe von Preußen, auf dem Gebiete der Staatskunſt Kaiſerin Maria Thereſia von Oeſterreich, auf dem Gebiete der Kunſtpflege Fürſtin Bittoria Colonna, die Gönnerin Michel Angelos, Herzogin Amalie von Weimar, die Gönnerin Goethes. Auf dem Gebiete der ſozialen Fürſorge zeichneten ſich unter den Herrſcherinnen u. a. aus: Kaiſerin Auguſta als Begründerin der Baterländiſchen Frauenvereine (Rotes Kreuz). Kaiſerin Friedrich regte die Gründung des Lettevereins und der Biktoria⸗ Fortbildungsſchule an, unſere Kaiſerin Auguſta Biktoria die Säuglingsfürſorge. Da iſt Barbara Uttmann, die Begründerin der ſächſiſchen Klöppelſpitzen⸗Induſtrie. Ihr ging das Elend der Frauen ihres Volkes ſo nahe, daß ſie 1561 aus Venedig Spitzenklöpplerinnen kommen ließ, die ihren armen Landsmänninnen die Kunſt des Klöppelns lehrten. Seitdem fanden Hunderte von Mädchen und Frauen ihren Lebensunterhalt durch Anfertigung dieſer Klöppelſpitzen, und der geniale Einfall, die Großmut ihrer Handlungsweiſe erhoben Barbara Uttmann zur Friedenspfad⸗ finderin für ihr Volk. Ferner Chriſtiane Erxleben, die erſte 1* 3 an einer Univerſität geprüfte Aerztin, Bettina von Arnim, die das erſte ſoziale Buch („Dies Buch gehört dem König“), ſchrieb, Amalie Sieveking, die den Anſtoß zur Reform des Armen⸗ weſens in Hamburg und damit auch in anderen deutſchen Städten gab. Pfadfinderinnen auf dem Gebiete der Frauenbewequng ſind u. a.: Luiſe Otto Peters, Auguſte Schmidt, Lina Morgen⸗ ſtern, Jeannette Schwerin, Henriette Schrader, Dr. Franzisha Tiburtius, Henriette Goldſchmidt, Helene Lange und noch viele andere. Auf dem Gebiete der Literatur und Kunſt nenne ich Euch die Dichterin Annette von Droſte⸗Hülshoff, die Schrift⸗ ſtellerin Marie von Ebner⸗Eſchenbach, die Malerin Angelika Kaufmann, die Schauſpielerin Korona Schröter, die Sängerin Henriette Sonntag, die Pianiſtin Klara Schumann. Auf dem Gebiete der Wiſſenſchaft ſind außerdem noch zu nennen: die Mathematikerin Sonja Kowalewska, Madame Curie, die ſich um die Entdeckung des Radiums verdient gemacht hat, und Johanna Meſtorf, der erſte weibliche Profeſſor in Deutſchland und Direktor des von ihr gegründeten Muſeums in Kiel. Man könnte noch eine Unmenge deutſcher Frauen an⸗ führen, die Pfadfinderinnen auf den verſchiedenſten Gebieten waren und den Frauen neue Berufe, Erwerbszweige, Bildungs⸗ und Wohlfahrtsanſtalten eröffneten. Dazu fehlt hier aber der Raum. Wer darüber Näheres zu wiſſen wünſcht, findet in der Bücherliſte des Anhangs Aufſchluß. Unter den Pfadfindern, die ſich um das deutſche Volk un⸗ endliche Verdienſte erworben haben, gedenke ich hier vor allem des Großen Kurfürſten und Friedrichs des Großen, die Preußen zu der Größe verhalfen, durch die es ſpäter möglich wurde, ein einiges Deutſches Reich unter Führung dieſes Staates zu⸗ ſammenzuſchmieden. Ich gedenke der Gründer dieſes Deutſchen Reiches, Kaiſer Wilhelms des Erſten, Moltkes und Bismarcks. Pfadfinder auf dem Gebiete der Wiſſenſchaft waren die Forſchungsreiſenden Eduard Vogel, Emin Paſcha, Wißmann, Rachtigal, Lüderitz u. a. Der Forſcher Oberleutnant Dr. Filchner erwirbt ſich andauernd neue Verdienſte um die Erſchließung Inneraſiens und der arktiſchen Regionen. Graf Zeppelin, Par⸗ ſeval, Major Groß ſind Pfadfinder der Lüfte und haben ſich unendliche Verdienſte um dieſe ganz neue Technik erworben. Robert Koch und andere opfermutige Aerzte haben unter Lebens⸗ gefahr in Afrika und auf Cuba die Bazillen entdecht, die die Schlafkrankheit und das Gelbfieber verurſachen. Es würde unmöglich ſein, alle die Männer anzuführen, die als Pfad⸗ finder bahnbrechend für das deutſche Volk geweſen ſind. 4 5 Aber auch kleine Mädchen können Heldentaten begehen und darum zu Pfadfinderinnen werden. — Eine ergreifende Geſchichte erzählt der Steuereinnehmer von Belle⸗Isle⸗en⸗Mer in einer Zuſchrift an den „Figaro“, die allgemeines Aufſehen machte. Am 18. April 1911 wurde der Wächter, der dazu beſtellt iſt den Dienſt im Leuchtturm von Kerdonis bei Loc⸗ maria (Departement Finisterre) zu verſehen, frühmorgens krank. Bis zur Mittagszeit verſah er mit Aufwand aller Kräfte ſein Amt, dann mußte er ſich niederlegen. Und bald erkannte ſein Weib, daß es gegen ſeine Krankheit keine Hilfe gab. Was tun in der Weltabgeſchiedenheit ihrer Wohnung im Leucht⸗ turm? Der Mann im Sterben und der Leuchtturm unangezündet! Sie läßt den Sterbenden mit zwei kleinen Mädchen allein, eilt in den Turm empor und entzündet das Feuer, und als ſie nach der umſtändlichen Arbeit wiederkommt, kann ſie dem Gatten nur mehr die Augen zum ewigen Schlaf zudrücken. . . Und mitten in das Schluchzen um den Toten tönt der Ruf eines Kindes an ihr Ohr: „Mutter, der Leuchtturm dreht ſich nicht! Wenn er ſich nicht dreht, iſt das ſehr gefährlich für die Schiffer draußen auf dem Meer, denn das iſt ſein charakteriſtiſches Merkmal, dadurch unterſcheidet ſich ſein Licht von allen anderen Lichtern auf freier See. Endloſes Unglück muß verhütet werden! .. Die Frau ſteigt wieder zur Laterne empor, um nach dem Dreh⸗ werk zu ſehen. Aber der ſich darauf verſtand, iſt tot, und da die Frau den Mechanismus nicht recht zu handhaben weiß, ſchickt ſie ihre beiden kleinen Mädchen, von denen das ältere noch nicht zehn Jahre alt iſt, in die Laterne hinauf, damit ſie das Drehwerk mit ihren kleinen Händen in Gang erhalten. Zehn Stunden lang, von 9 Uhr abends bis 7 Uhr morgens, ſtanden die Kinder im „Feuerzimmer“ an der Kurbel und drehten und drehten, auf daß die vorüberfahrenden Schiffe kein Unglück treffe. — So bewahrten dieſe Kinder durch ihre Pflichttreue in ſtürmiſcher Nacht Schiffe und Menſchenleben vor dem Unter⸗ gang und wurden ihnen zu Pfadfinderinnen in ſchwerer Gefahr. Wie man Pfadfinderin ſwird und was man dazu alles tun und lernen muß. (Geſetze der Pfadfinderinnen.) Die erſte Bedingung für ein junges Mädchen, das Pfad⸗ finderin werden will, iſt die Erlangung guter Geſundheit. Wollt Ihr Euren Körper ſtählen, ſo beteiligt Euch an Uebungen, wie Wandern, Turnen, Sportſpiele, Laufen, Bergſteigen, Rudern, und treibt Gartenbau. Vor allem vergeudet Eure Kräfte nicht nutzlos. Um den Tanz iſt es eine ſchöne Sache, aber wenn Ihr zuſeht, wie in einem heißen, geſchloſſenen Raume, wo oft auch noch geraucht wird, beim Tanzen diche Staubwolken auffliegen, dann überlegt Euch einmal, wieviel Krankheitsſtoffe Ihr einatmet in der dicken, ſchweren Luft. Stellt Euch dagegen den Tanz auf der Wieſe, die ſpiegelglatte Eisbahn vor, um wieviel größer iſt die Luſt in der freien Gottesnatur, wenn man dahinfliegen kann, ſei es in ſchweben⸗ dem Tanze oder auf Schlittſchuhen in klarer Winterluft. Spätere Generationen werden es garnicht begreifen, wie wir ſo dumm ſein konnten, uns für die ſchöne Beluſtigung des Tanzens in das Zimmer zu ſperren. In alten Zeiten haben wir dies auch nicht getan, da hatte jeder Ort ſeine Linde oder Buche, unter deren kühlen Schatten ſich die fröhliche Jugend an Sonn⸗ und Feiertagen zu luſtigem Tanze vereinte. Es gab Volksfeſte, von denen wir heute nur noch ſpärliche Ieber⸗ bleibſel kennen. Erhalten haben ſich Feſte wie: Dresdener Vogelwieſe, Münchener Oktoberfeſt, das mitteldeutſche Vogel⸗ ſchießen und wenige andere. Aber auch hier wird die Luft durch das Braten der Würſte, das Bachen verſchiedener Schmalz⸗ Ruchen, den Geruch von Azetylen, Benzin und Gas verunreinigt. In Schweden und Norwegen iſt es weit ſchöner. Da tanzt und ſpielt alt und jung oft in der Volkstracht im Freien auf gezimmerten oder lehmgeſtampften Tanzböden, bunte Wimpel und Kränze kennzeichnen den Platz und die Unſitte des vielen Eſſens und Trinkens herrſcht dort nicht wie bei uns. Einige deutſche Städte verſuchen, derartige Volksſpiele einzuführen, aber noch iſt die Anſicht unter der Jugend vorherrſchend, daß es durchaus ein geſchloſſener Raum ſein müſſe, in dem ge⸗ tanzt wird. Kraft und Ausdauer erreicht man aber am leichteſten durch Bewegung in friſcher Luft. Und die braucht Ihr Pfadfinde⸗ rinnen für die Aufgaben, die an Euch herantreten. Das Leben ſtellt jetzt weit größere Anforderungen, als es früher der Fall war, und welchen Beruf Ihr auch ergreift, überall müßt Ihr als kraftvolle, ſelbſtändige Perſönlichheiten dem Kampf ums Daſein gewachſen ſein. Verwechſelt dabei aber nicht Kraft mit Rückſichtsloſigkeit; ſagt nicht: „Ihr müßt Euch ausleben“, wenn Ihr rückſichtslos andere vor den Kopf ſtoßt. Bei allem, was Ihr erreichen wollt, behaltet Euer Ziel im Auge. Habt Ihr den Weg dazu gefunden, ſo bleibt be⸗ ſcheiden, gütig und freundlich, denn darin liegt wahre Größe. Ein rückſichtsloſer Menſch macht ſich ſtets unbeliebt und ſchadet! ſich ſelbſt am allermeiſten. 6 Zu Eurem Lebensweg gehört aber auch Ehrgefühl und Wahrhaftigkeit. Auf das Wort einer Pfadfinderin muß man ſich unbedingt verlaſſen können. Gewöhnt Euch die häß⸗ lichen Notlügen ab. Wollt oder könnt Ihr eine Verabredung nicht innehalten, ſo ſagt oder ſchreibt einfach, daß Ihr ver⸗ hindert ſeid, aber tut dies beizeiten, damit niemand vergeblich auf Euch wartet. Seid höflich, vermeidet aber alles unnütze Reden. Klatſch ſei der Pfadfinderin ein Greuel. Abgeſehen davon, daß die Perſon, über die Ihr ſchlecht geſprochen habt, in vielen Fällen Eure üble Nachrede wieder erfährt, und Euch daraus nur eine Kette von Unannehmlichkeiten erwächſt, ver⸗ trägt ſich dieſe Unaufrichtigkeit nicht mit dem geraden Weſen der Pfadfinderin. Habt Ihr gegen einen Mitmenſchen etwas, ſo ſagt ihm das offen ins Geſicht, forſcht aber erſt, ob Ihr ihm nicht unrecht tut, und ob ſich auch alles ſo verhalten hat wie Ihr meint. Wollt oder könnt Ihr es ihm aus irgend⸗ einem Grunde nicht ſagen, ſo ſchweigt auch gegen Dritte, und dann kommen vielleicht Zeiten, wo Eure vornehme Handlungs⸗ weiſe Euren Beleidiger tief beſchämt und er ſein Unrecht von ſelbſt einſieht. Gebt gerne denen, die in Not ſind. Seid allezeit hilfsbereit. Eine Pfadfinderin muß ſtets und allezeit bereit ſein, ihre Mitmenſchen vor Gefahr zu behüten, den Verunglückten zu helfen und womöglich ihr Leben zu retten. Jeden Tag ſoll eine Pfadfinderin bemüht ſein, einem ihrer Mitmenſchen mindeſtens einen Liebesdienſt zu erweiſen. Eine Pfadfinderin iſt eine Menſchenfreundin. Jede ihrer Genoſſinnen iſt ihr eine Schweſter, ganz gleich, welcher Ge⸗ ſellſchaftsklaſſe oder Religion ſie angehört. Niemals darf ſie eine Vornehmtuerin ſein, die ſich den anderen gegenüber brüſtet, was ſie alles vor ihnen voraus habe. Ebenſo unwürdig iſt es ihrer, wenn ſie arm iſt, gegen die reicheren Kameradinnen ein Vorurteil oder gar häßlichen Neid zu zeigen. Die Pfadfinderin iſt aber auch eine Tierfreundin, niemals dulde ſie, daß ein Tier unnütz gequält wird. Eine Pfadfinderin iſt dankbar, ſie iſt geduldig und liebe⸗ voll gegen alte Leute. Sie wird ſie ritterlich durch das Gedränge führen, wenn ſie ſie ratlos an den Straßenüber⸗ gängen ſtehen ſieht. Sie wird ihnen helfen, wo ſie kann und es ſo zartfühlend tun, daß die alten Leute die Unterſtützung nicht läſtig empfinden. Denn dieſe waren auch jung und tat⸗ kräftig wie Ihr, und empfinden das Schwinden körperlicher Fähigkeiten meiſt ſelbſt unendlich ſchmerzlich. Eine Pfadfinderin iſt ſelbſtlos. Sie ſucht durch ihr Streben nach dem Guten 7 und Wahren ein volles Selbſtbewußtſein zu erlangen, aber ſie opfert, da wo ſie es als Liebespflicht erkannt hat, bewußt ihre Eigenart auf. Nicht ein ſchwaches Sichgehenlaſſen, ſich ins Unvermeidliche fügen, iſt das, was hier unter Selbſt⸗ aufopferung verſtanden wird, ſondern ein ſtarkes, bewußtes Geben und Beglüchen, das wie ein Licht in dem Kreiſe leuchtet, in dem es geſpendet wird. Die Familie ſei der Pfadfinderin das Nächſtſtehende, auch dann, wenn ſie durch ihren Beruf gezwungen iſt, fern von derſelben zu weilen. Immer hüte ſie ſich vor Entfremdung, und knüpfe die Bande immer wieder feſt, wenn ſie ſich durch Verſchiebung der Verhältniſſe lockern wollen. Die Pfadfinderin liebt ihre Heimat und ihr Vaterland. Sie vergeſſe nie, daß Deutſchland mit Blut und Eiſen von ihren Vorfahren zuſammengeſchmiedet wurde. Es ließe ſich hier viel ſagen, wo und wie die jungen Pfadfinderinnen ihrem Vaterlande dienen können. Wenn Zeiten der Not und Gefahr für Deutſchland hereinbrechen, dann wird auch die junge Pfadfinderin Gelegenheit finden, ſich treu und gewiſſen⸗ haft in den Dienſt ihres Vaterlandes zu ſtellen. Das ſind die Gebote des Pfadfindertums, die Euch goldene Brücken bauen wollen, damit Ihr zu wertvollen, zielbewußten Perſönlichkeiten heranzureifen vermögt. — 8 Zweites Kapitel. Beſchäftigungen im Hauſe. Von Lili Droeſcher, Berlin, Peſtalozzi⸗Fröbelhaus I. Ihr ſollt im Geiſt mit mir auf wohlbekannten Pfaden durch das Haus gehen. Wohl würde es Euch intereſſanter ſein, abenteuerliche Fahrten in fremde Länder und Gegenden zu unternehmen und neue Bölker mit ihren Bräuchen kennen zu lernen — ich wollte Euch gern ein bißchen dabei führen: in Lappenzelte oder Schweizer Sennereien oder in graue ruſſiſche Dörfer mit den niederen Hütten und der grünkuppeligen Kirche, wo die Mädchen des Sonntags, im Gegenſatz zu den eintönigen Farben ringsum, die leuchtend roten Blüten der Kreſſe in die Haare ſchlingen. Aber ich ſoll Euch ſtatt deſſen durch den Alltag geleiten und Euch zeigen, wie Ihr in ſein ſcheinbares Grau bunte Farben fügen könnt, wie es in Eure Hände gegeben iſt, ein Stück Leben zu geſtalten. Wir werden Pfadfinderinnen in der allernächſten Umgebung ſein und uns umſehen, was es zu erſpähen gibt an unbekannten Dingen, Aufgaben und Freuden. Ihr meint, Ihr wißt und hennt alles, was Ihr daheim habt. Ja, ſo mit Namen und wozu man es braucht, das mögt Ihr wohl wiſſen, aber woher die Dinge kommen, was für eine Geſchichte ſie haben, damit werdet Ihr nicht immer vertraut ſein. Begleitet mich zum Beiſpiel an einen Ort, zu dem es Euch von klein auf hin⸗ gezogen hat: der Speiſenkammer. Wie läßt doch Anderſen im Märchen vom Tannenbaum die Mäuſe ſagen? „Erzähle uns doch vom herrlichſten Plätzchen auf Erden! Biſt Du ſchon dort geweſen? Biſt Du ſchon in der Speiſenkammer geweſen, wo Käſe auf den Brettern und Schinken unter der Decke hängen, wo man auf Talglichtern tanzt, mager hinein⸗ geht und fett herauskommt?“ So ähnlich, wie die Mäuſe, denken alle Kinder. Jetzt aber wollen wir nicht an die quten Biſſen denken, die Kinder in der Speiſenkammer oder Küche erhoffen, ſondern ich möchte, daß Ihr Euch mit Wißbegier umſähet, mit dem Gefühl, Mutters große Tochter zu ſein, die da Beſcheid weiß mit den Sachen. Wißt Ihr es wirklich ſchon? Kennt Ihr das alles, was darin an Vorräten ruht? So, daß Ihr Euch über Urſprung und Verarbeitung klar ſeid? Ich bin ſicher, die Dinge bergen noch viele Rätſel in ſich. Wo ſie gekauft werden, vielleicht auch wieviel ſie koſten, das mag Euch ungefähr bekannt ſein; aber wo ſie wirklich zu Hauſe ſind, wer von Euch hat ſich damit ſchon beſchäftigt? Und doch machen gerade ſolche Entdeckungsreiſen Spaß, be⸗ ſonders weil man dabei nicht auf alle Fragen gleich eine Antwort bekommt und danach ſelber ſuchen muß. Da iſt z. B. das Gewürzſchränkchen, in dem es ſo qut duftet. Was iſt Zimt eigentlich, was Banille? Woher kommt Kardamom? Wo iſt das Land, „in dem der Pfeffer wächſt“? Was iſt Saffran, der den Kuchen gelb macht? Und wenn man ein bißchen weiter Umſchau hält, wie ſteht es um Reis, Gries, Sago und ähnliche Lebensmittel? Immer, wenn ich an ſolche Vorräte denke, dann fällt mir die ſchöne Stelle aus dem Roman „Soll und Haben“ von Guſtav Freytag ein, die den Eindruck ſchildert, den ein junger, wißbegieriger Lehrling von den Warenſchätzen eines Großkaufmannes bei ſeinem Eintritt in die Arbeit hat. Es heißt da: „Es war ein großes, däm⸗ meriges Gewölbe im Parterre des Hauſes, durch Fenſter mit Eiſenſtäben notdürftig erhellt, in welchem die Warenproben und kleinen Vorräte für den täglichen Verkehr lagen, Tonnen, Kiſten und Ballen ſtanden auch hier maſſenhaft durcheinander und nur ſchmale, gewundene Pfade führten dazwiſchen durch. Faſt alle Länder der Erde, alle Raſſen des Menſchen⸗ geſchlechts hatten gearbeitet und eingeſammelt, um Rützliches und Wertvolles vor den Augen unſeres Helden zuſammenzu⸗ türmen. Der ſchwimmende Palaſt der oſtindiſchen Kompagnie, die fliegende amerikaniſche Brigg, die altertümliche Arche der Niederländer hatten die Erde umkreiſt, ſtarkrippige Walfiſch⸗ fänger hatten ihre Naſen an den Eisbergen des Süd⸗ und Nordpols gerieben, ſchwarze Dampfſchiffe, bunte, chineſiſche Oſchonhen, leichte malaiſche Kähne, mit einem Bambus als Maſt, alle hatten ihre Flügel gerührt und mit Sturm und Wellen gekämpft, um dies Gewölbe zu füllen. Dieſe Baſt⸗ matten hatte eine Hindufrau geflochten, jene Kiſte war von einem fleißigen Chineſen mit roten und ſchwarzen Hieroglyphen bemalt worden, dort das Rohrgeflecht hatte ein Neger aus Kongo im Dienſt des virginiſchen Farmers über den Ballen geſchnürt; dieſer Stamm Farbholz war an dem Sande herab⸗ gerollt, den die Wellen des mexikaniſchen Meerbuſens ange⸗ 10 worfen haben, jener vierechige Block von Zebra⸗ oder Jakaranda⸗ holz hatte in dem ſumpfigen Urwald Braſiliens geſtanden und Affen und Papageien waren über ſeine Blätter gehüpft. In Sächen und Tonnen lag die grünliche Frucht des Kaffeebaums, faſt aus allen Teilen der Erde, in rohen Baſthörben breiteten ſich die gerollten Blätter der Tabakpflanze, das bräunliche Mark der Palme und die gelblichen Kriſtalle aus dem ſüßen Rohr der Plantagen. Hundert verſchiedene Pflanzen hatten ihr Holz, ihre Rinde, ihre Knoſpen, ihre Früchte, das Mark und den Saft ihrer Stämme an dieſer Stelle vereinigt.“ . . . . . „Anton ſtand noch ſtundenlang, nachdem die Erklärungen ſeines Lehrmeiſters aufgehört hatten, neugierig und verwundert in der alten Halle, die Gurte der alten Wölbung verwandelten ſich ihm in großblätterige Palmen, das Summen und Geräuſch auf der Straße erſchien ihm wie das entfernte Rauſchen der See, die er nur aus ſeinen Träumen kannte, und er hörte die Wogen des Meeres in gleichmäßigem Tahte an die Küſte ſchlagen, auf welcher er ſo ſicher ſtand.“ So ſchildert uns der Dichter die eigentümliche Poeſie des Handels, den märchen⸗ haften Reiz, „den das Seltſame und Fremde in der Seele des Menſchen hervorbringt“ Wer einmal etwas Aehnliches beim Gang über den Markt oder durch ein Warenhaus empfunden oder überlegt hat, der wird auch dem Material, das er unter die Hände bekommt oder verarbeiten ſieht, ein anderes Intereſſe abgewinnen. Es iſt nicht nur Reis, der 25 oder 30 Pfennig das Pfund gekoſtet hat, es iſt ein Produkt der Natur, zu deſſen Anbau unend⸗ licher Fleiß gehört hat; — die fleißigen Hände derer, die weit fort in Indien oder China die weiten Felder kunſtvoll bewäſſern, die in der heißen Sonnenglut ernten müſſen, und derer, die die ſchweren Säcke in länderverbindende Schiffe verladen. Und ſo viel können uns alle Dinge zu denken geben. Zur Beherrſchung unſeres Daſeins gehört es, daß man die mate⸗ riellen Bedingungen desſelben kennt, ſie richtig zu erfüllen ver⸗ ſteht, ſich ihrer Bedeutung wohl bewußt iſt, ſie aber nicht überſchätzt und mit kleinlicher, übertriebener Sorge in dem äußeren Leben ganz aufgeht. Am beſten wird man dieſe Be⸗ herrſchung lernen, wenn man ſich ſchon früh nachdenklich in den Fertigkeiten übt, die zum Behagen des Lebens nötig ſind. Ich denke da vor allem an die Arbeiten des Kochens und Reinigens. Von Eueren erſten Sandbächereien an und der Kocherei mit Brot, Zucher und Schokolade 2c. bis zum „richtigen“ Kochen für die Puppen mit Bratkartoffeln und Apfelmus habt Ihr das Kochen ſicherlich ſehr vergnüglich gefunden, noch ſchöner 11 iſt es aber eigentlich, wenn man ſchon etwas für den Familien⸗ tiſch kochen darf, wenn man Arbeit tun lernt und fühlt, daß ſie gebraucht wird. Es iſt ein ganz eigenes Gefühl, wenn man geſpannt wartet, was Vater und Mutter ſagen, wenn das ſelbſtbereitete Gericht verzehrt wird. Das Spiel iſt für viele Mädchen eine Vorbereitung auf die häusliche Arbeit, wenn dabei ſchon Rezepte gewiſſenhaft und ſorgfältig befolgt und die erſten Elemente der Kochkunſt erlernt werden. Es gibt auch Kocheinrichtungen für Kinder, die im verkleinerten Maßſtab alle Geräte, Töpfe, Wiſchtücher enthalten, alles, was in einer richtigen Küche gebraucht wird. Wer damit geſpielt, der hat, ohne es zu merken, ſchon den Anfang des Kochens ge⸗ lernt. Wenn man ein bißchen über das eigentliche Spielen hinausgewachſen iſt, es aber doch noch nicht ganz aufgeben Rann, dann findet man manchmal ſelbſt neue Aufgaben, die halb Spiel, halb Arbeit ſind. Wie ich das meine, will ich Euch an einem Beiſpiel zeigen: In einer mir bekannten Familie bekamen die Kinder, als ſie klein waren, eine große Kaufbude, die mit allerlei Kolonialwaren und Räſchereien ge⸗ füllt war. Es ließ ſich herrlich damit ſpielen. Als die Kinder größer wurden und in die Schule gingen, da war an Weih⸗ nachten die Bude eine Schreibwarenhandlung geworden; alles, was man für die Schule brauchte, gab es da, und nun war „Schule ſpielen“ an der Tagesordnung. Ein anderes Jahr war ein Sämereigeſchäft aus der Bude geworden, denn die Kinder ſollten eigene Beete bekommen, und ihre Luſt auf die Gartenarbeit wurde erhöht, als ſie die bunten Samendüten, die Blumentöpfe und kleinen Schaufeln in ihrem Laden fanden. Da erwachte die Vorfreude auf den frühlingsfriſchen Garten und die Sommerpracht auf ihrem Stückchen Land. Als aber die beiden Größten erwachſene Mädchen wurden, da dachte man, nun iſt der Kaufladen wohl nur noch für die kleinen Schweſtern zu gebrauchen, aber ſiehe da, wieder ſtand er am Weihnachtstiſch und brachte den Großen wie den Kleinen etwas; denn er war ein Schnittwarengeſchäft geworden mit den ſchönſten Puppenflicken und Stoffen, mit Schnitten für Puppen⸗ und Kinderkleidung, mit allen Nähſachen für die „Großen“ und bunten Perlen für die „Kleinen“. Die großen Mädchen hatten mit ihren Freundinnen eine Art von „Kränz⸗ chen“, da arbeiteten ſie hin und wieder für Kinder im Volks⸗ kindergarten. Daran hatte die Mutter gedacht, und nun fand ſich all das im Laden, was man zu ſolcher Arbeit gebrauchte. Schon nach Weihnachten begann die Vorſorge für arme Kinder, wurde zugeſchnitten nach den neuen Muſtern und raſſelte die 12 Rähmaſchine durch die hübſchen, zwechmäßigen Stoffe. Jetzt wurde im Laden auch mit gültiger Münze verkauft und das einkommende Geld wanderte in die Sparbüchſe für die armen Kinder. So wurde aus dem Spiele Ernſt. Von anderen Kindern weiß ich, denen ihre Eltern ein kleines Haus im Garten beſcherten, das gerade ſo eingerichtet war wie ihr Fiſcherhaus in der Sommerfriſche mit einfachen Möbeln und nettem Bauerngeſchirr. Das mußten die Kinder alles in Ord⸗ nung und blitzblank halten; ſo erlernten ſie in eigener Ver⸗ antwortung für ihr Puppenheim die Arbeiten des Hauſes, zu dem ſie in ihrem luxuriöſen Elternhaus keinen Anreiz fanden. Ich habe da von Spielen geſprochen, zu denen Reichtum ge⸗ hört. Wer kann gleich einen großen Laden oder gar ein Fiſcherhaus haben! Wer von Euch klug genug dazu iſt, der verſteht ſchon, daß man ſich viel von dem Gekauften ſelbſt machen, daß man die guten Gedanken, die dieſen Spielen zu⸗ grunde liegen, auf die beſcheideneren Lebensverhältniſſe über⸗ tragen kann und nicht des Umwegs über das Spiel bedarf, um Antwort zu finden auf die Frage: Wie lerne ich mich nützlich machen? Wie wirtſchaften? Wie lerne ich die Kunſt des Schenkens und bekomme die Fähigkeit, auch übrig zu haben für die, welche weniger haben als ich ſelbſt? Die tätige Teilnahme am häuslichen Leben, die verantwortliche Fürſorge für andere iſt ja noch ſchöner als das Spiel. Darauf aber muß man ſich vorbereiten, indem man die Elemente des Kochens, des Reinigens, des Schmückens und Verſchönens er⸗ lernt. Das gilt beſonders auch für Euch Wandervögel und Pfadfinderinnen. Es iſt eine unerläßliche Pflicht für Euch, daß Ihr Euch um wirtſchaftliche Dinge bekümmert. Was wollt Ihr z. B. anfangen, wenn Ihr kein Feuer anzumachen verſteht? Das müßt Ihr aus dem EE können. Ich ſetze Euch ein paar Regeln hierher, die für das Anmachen des Herd⸗ feuers gelten. Probiert ſie aus, und wenn Ihr hinter das Prinzip des Heizens gekommen ſeid und die phyſikaliſchen Geſetze nicht nur in der Schule im Kopf habt, dann wird es Euch auch gelingen, unter ſchwierigen Umſtänden (im Freien, bei Wind), Feuer zu entzünden, zu ſchützen, zu löſchen. Ihr werdet Euern Stolz dreinſetzen, z. B. nur ein Streichholz dazu zu gebrauchen. Anzünden und Requlieren des Feuers. 1. Reinige den Feuerraum von Aſche und Schlacken! (Nicht ausgebrannte Schlacken ſind auf eine Blechſchaufel neben. den Kohleneimer zu legen!) 13 2. Spalte zwei Holzſcheite in feine Späne! 3. Lege auf den Roſt zuſammengedrehtes Papier, darauf die Späne und drei bis fünf Holzſcheite, und zwar ſo, daß die Luft hindurchſtreichen kann. 4. Oeffne den Schieber, zünde das Papier an und ſchließe den Feuerraum durch die Tür oder die Herdringe ab, bis Du das Holz praſſeln hörſt. 5. Lege einzelne Kohlen oder Briketts auf. 6. Schiebe nach kurzer Zeit die Glut zurück und lege vornan weiter Kohlen oder Briketts, damit die Gaſe über das Feuer ſtreichen können, und dadurch auch noch Hitze geben. Wenn das Feuer qut im Gange iſt, tue die anfangs zurückgelegten Schlacken ebenfalls auf die Glut. 7. Reguliere je nach Bedarf das Feuer durch teilweiſes Schließen oder Oeffnen des Schiebers. Solange am Feuer noch Flammen zu ſehen ſind, dürfen Schieber und Ofentür nicht völlig geſchloſſen oder zugeſchraubt werden. Glühende Aſche nehme man nie aus dem Ofen, ebenſo gieße man niemals Petroleum oder Spiritus hinein, um das Anbrennen zu beſchleunigen. Mädchen beim Kochen im Peſtalozzi Fröbelhaus, Berlin. 14 15 Mädchen beim Kochen im Peſtalozzi⸗Fröbelhaus, Berlin. Roch vieles müßt Ihr verſtehen: welches Kochgeſchirr ſich für die einzelnen Nahrungsmittel am beſten eignet, wie es zu reinigen iſt, wie man mit den denkbar einfachſten Mitteln nahrhafte Koſt bereitet, womit man ſich für die Wanderungen verproviantiert, wie man den Ruchſach geſchicht pacht 2c. Tc. Für das Abkochen unterwegs ſind dieſe Fertigkeiten von größter Wichtigkeit; das Wohlbehagen der Wandertruppe kann geradezu davon abhängen. Wer richtig arbeiten kann, ſeinen prahtiſchen Sinn, ſein Nachdenhen geübt hat, der wird erfinderiſch ſein und in ſchwierigeren Lagen überraſchende Aus⸗ wege finden. Auch für die Sommerfriſche ſind ſolche Gaben oft ſehr wichtig, z. B. wenn die Familie ſich irgendwo an der See oder im Gebirge in einem etwas abgelegeneren Bauern⸗ haus einquartiert und ſich ſelbſt beköſtigt — es könnten ja auch ältere Pfadfinderinnen auf einer Reiſe zuſammen wirt⸗ ſchaften — da kommt es auf das Geſchick und die Gewiſſen⸗ haftigkeit eines jeden an, damit ſparſam, ſorgfältig und gemütlich hausgehalten werden kann; da zeigt es ſich erſt recht, daß Wirtſchaften eine Kunſt iſt. Wieviel Erfindungs⸗ geiſt kann da betätigt werden, z. B. bei der Verwertung von Reſten der Mahlzeit, wieviel Talent im Aufſpüren von Kauf⸗ gelegenheiten, beim Einkaufen auf benachbarten Märkten 2c. Und wie intereſſant iſt es, dabei neue Produkte, neue Gerichte und Landeseigentümlichkeiten hennen zu lernen. — Sehr wichtig iſt es auch, daß ſich die Pfadfinderinnen mit allen Errungen⸗ ſchaften, die den Haushalt erleichtern, vertraut machen. An eine beſonders ſegensreiche, praktiſche Erfindung denke ich hier, die ich Euch gar nicht genug anraten kann, wenn Ihr einmal zur ſelbſtändigeren Beſorgung der Küche kommen ſolltet: die Kochkiſte. Sie iſt wohl entſtanden aus der hie und da er⸗ haltenen, ländlichen Sitte, den Topf mit der kochenden Speiſe in das Federbett zu ſchieben und ſie durch Luftabſchluß und gleichmäßige Wärme gar werden zu laſſen. Die moderne Kochkiſte iſt auf dieſes Prinzip gegründet. Man kann ſie in den verſchiedenſten Ausführungen in jedem großen Haus⸗ haltungsgeſchäft kaufen (z. B. gibt es zum Backen und Braten auch das ſogenannte „Heinzelmännchen“ (der Name wird Euch ohne weiteres einleuchten!). Wenn man aber Zeit zur Ver⸗ fügung hat, ſo ſollte man ſich dies Einrichtungsſtück ſelbſt anfertigen; natürlich iſt es billiger, auch eignet es ſich in vielen Fällen als ein wertvolles Weihnachtsgeſchenk für die Mutter, beſſer als ⸗manche der gebräuchlichen Handarbeiten. Ich gebe Euch hier an, wie man eine ſolche Kochkiſte ſelbſt herſtellt; ſie eignet ſich am beſten für alle langſam und bei ſchwacher Hitze kochenden Speiſen, wie Reis, Backobſt, Hülſenfrüchte (zuvor eingeweicht), Irish stew ꝛc. Man nimmt dazu eine Kiſte mit übergreifendem Dechel, in der zwei mittelgroße Kochtöpfe Platz haben (am geeignetſten iſt eine Hoffmanns Stärkekiſte). Dieſe Kiſte ſtreicht man mit Oellackfarbe an, damit ſie abwaſchbar iſt; auch kann man ſie mit einem bunten Muſter verzieren. Innen ſtopft man ſie etwa 10—15 cm hoch ganz feſt mit Holzwolle aus, ſtellt dann die beiden Kochtöpfe, etwas voneinander entfernt, hinein und beſchwert ſie mit einem Gewicht. Nun füllt man die Kiſte, rings um die Töpfe herum, bis zur Decke mit Holz⸗ wolle, die man ebenfalls ſo feſt ſtopft, daß ganz gerade Wände entſtehen. Nimmt man darauf die Töpfe heraus, ſo ſieht man, daß zwei Vertiefungen in der Holzwolle entſtanden ſind. Man fertigt aus grauem Molton ein Futter an, welches gleich⸗ zeitig die ganze Oberfläche bedeckt und in die beiden Ver⸗ tiefungen greift. Es müſſen dazu alſo 5 Teile zugeſchnitten werden: ein Rechteck mit zwei runden Löchern für die Ober⸗ fläche, zwei runde Scheiben für den Boden und zwei Recht⸗ eche für die Seiten der Vertiefungen. Am beſten faßt man 16 alle Nähte mit breiter Litze ein, und richtet das Ganze ſo ein, daß es am Rande der Kiſte mit großen Zwecken befeſtigt wird, damit man es leicht zum Waſchen entfernen kann. Ueber die Töpfe wird ein Kiſſen gedeckt, welches auch mit Holzwolle gefüllt iſt und einen waſchbaren, abzuhnöpfenden Ueberzug hat. Man kann zu dieſer Kochkiſte gewöhnliche Kochtöpfe nehmen, doch ſind die käuflichen Kochtöpfe mit ein⸗ greifendem Deckel vorteilhafter, da ſie die Hitze beſſer bewahren. Ihr ſeht, man kann bei dieſer Arbeit auch noch ſeinem Schmuckbedürfnis Rechnung tragen und die Kochkiſte in aller Einfachheit ſo ausſtatten, daß ſie ſogar in der Wohnküche wie im Zimmer Platz finden kann, ohne unäſthetiſch zu wirken. Für das Verzieren dieſes Dinges, wie überhaupt für das Schmücken, gilt es, den Schmuck dem Zweck anzupaſſen, für den der Gegenſtand geſchaffen iſt. Uebrigens möchte ich Euch noch darauf aufmerkſam machen, daß man ſich, ſtatt der Koch⸗ kiſte, im Notfall mit vielem und dichem Zeitungspapier be⸗ helfen kann. Man nimmt dazu einen Topf, am beſten einen irdenen mit eingefügtem Deckel, mit feſtem Verſchluß und mindeſtens acht Zeitungsbogen, legt einen Bogen längs hin, einen quer darüber und ſo fort, ſtellt dann den Topf mit der angekochten Speiſe (10 Minuten Kochen bei Mehlpräparaten, 30 Minuten bei Hülſenfrüchten) darauf und hüllt ihn feſt in das Papier ein, indem man Bogen für Bogen über dem Topf dicht zuſammenſchlägt, und dann deckt man noch eine alte Wolldecke oder ein Heukiſſen feſt darüber. Kochzeit doppelt ſo lang wie an dem Feuer. Mein Beiſpiel von der Kochkiſte zeigt Euch wohl, daß Pfad⸗ finderinnen mit Handwerkszeug umzugehen verſtehen müſſen. Es iſt nicht mehr zeitgemäß, wenn Ihr das den Jungen allein überlaſſen wollt. Farben⸗ und Handwerkskaſten, Leimtiegel und Buchbinderwerkzeug gehört auch in die Hände und den Beſitz der Mädchen. Abgeſehen davon, daß man mit Hilfe dieſer Mittel die brauchbarſten Spielſachen für ſich, Geſchwiſter und Kameraden herſtellen kann, macht Euch jede in dieſer Richtung erworbene Fähig⸗ und Fertigkeit unabhängiger, ſelbſt⸗ ſtändiger und ſchaffensfreudiger. Gerade auf das Letzte kommt es beſonders an. Es iſt ſehr nötig, daß man ſeine Phantaſie betätigen lernt. Ihr werdet ſicher auch ſchon die Klage gehört haben, daß im ganzen die weiblichen Handarbeiten an Schön⸗ heit und Eigenart eingebüßt haben. Diejenigen unter Euch, die in kunſtgewerblichen Sammlungen geweſen ſind, werden es auch ſelbſt ſchon bemerkt haben, welch ein Abſtand zwiſchen einſt und jetzt beſteht. Natürlich liegt es zum Teil daran, v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 2 17 daß das Leben komplizierter geworden iſt, daß auch die Mädchen viel mehr lernen dürfen als früher, daß ſie in ernſter Berufsarbeit nicht mehr ſo viel Zeit finden, ſich den freund⸗ lichen Künſten der feinen Handarbeit ſo hinzugeben, wie es früher geſchah. Zum Teil liegt es aber auch daran, daß die Sicher⸗ heit im Geſchmack abhanden gekommen iſt, weil zu viel fertige und vorgedachte Arbeiten dem Publikum angeboten werden. Es iſt denjenigen unter Euch, die große Warenhäuſer kennen, gewiß ſchon ganz komiſch erſchienen, wenn da ein Kiſſen „Nur ein Viertelſtündchen“ neben dem andern gelegen hat, dann Wiegendecken „Mein Liebling“, Ueberhandtücher mit „Ohne Fleiß kein Preis“, vorgezeichnete Kreuzſtichmuſter ic. Eins wie das andere, gleichförmige Dutzendware. Solche Arbeiten machen geringe Freude, dem, der ſie ausführt und ſchenkt, und dem, der ſie bekommt. Es fehlt ihnen das Perſönliche und oft auch der gute Geſchmachk. Schenken iſt eine Kunſt, die in Liebe geübt werden muß von Kindheit an. Aber viele Weihnachtsarbeiten, die die Jugend anfertigt, verraten nichts von dieſer Kunſt. Sie beruht auf der Fähigkeit, unausgeſprochene Wünſche zu erraten und ſo ſchön wie möglich zu befriedigen, frohe Ueberraſchungen zu bereiten, die andern wohl tun, aus⸗ zuſinnen, auszuprobieren, wie man aus eigener Idee heraus mit Geſchick hübſche und brauchbare Dinge ſchaffen kann. Alles, was man an Fertigkeiten gelernt hat, ſei es nun nähen, ſtichen, ſtrichen oder Papparbeit, Korbflechten u. dgl. wird erſt wirklich wertvoll dadurch, daß man frei damit ſchalten lernt, daß man ein Muſter ſelbſt gut zu entwerfen, einen Schnitt ſelbſt zwechvoll abzuändern, ein Kleid ſinngemäß zu verzieren verſteht. Nicht nur die Hände, ſondern Auge, Phantaſie, Geſchmack müſſen gebildet werden. Es iſt dies weſentlich erſtens bei der Sorge für die eigene Perſon, zweitens für den Schmuck der Wohnung, drittens für das Behagen anderer. Zur Sorge für die eigene Perſon gehört es, daß man nicht nur auf Güte und Haltbarkeit des zur Kleidung verwandten Materials, auf hübſche, kleidſame Farben und Zierlichkeit des Schnittes achtet, ſondern auch darauf, daß jedes Stüch, das man anlegt, geſundheitsgemäß iſt. Dazu iſt bisweilen ein ge⸗ wiſſer Widerſtand der herrſchenden Mode gegenüber nötig; doch müſſen ſich junge Mädchen möglichſt davor hüten, auf⸗ zufallen, ſowohl im Anteil als in der Abwehr der Mode. Ferner haben ſie darauf zu ſehen, daß ſie „wie aus dem Ei geſchält“ friſch und adrett ſind, und ebenſo muß es jeder Pfad⸗ finderin gelingen, ihre Garderobe auch gut inſtandzuhalten. 18 Sie muß alle Hilfsmittel kennen, deren man ſich zur Reinigung der verſchiedenen Stoffe bedienen kann, als da ſind Gallſeife für ſeidene und helle Stoffe,¹) Quillajarinde für dunkle Röcke 2c.,“) Marſeiller Seife,³) ſehr geeignet z. B. für hellen Baumwoll⸗ krepp, der den Pfadfinderinnen zu Bluſen ſehr zu empfehlen iſt, weil er praktiſch iſt, hübſch wirkt, nicht leicht zerdrückt wird und friſch ausſieht, ſolange er rein iſt, da der Stoff kaum geplättet wird (mit faſt kaltem Eiſen plätten, und ſonſt das Gekreppte verſchwindet). Man muß wiſſen, daß man etwas Eſſig ins Spülwaſſer gießt, wenn man befürchten muß, daß die Farben eines Stoffes leiden könnten ic. Auch die Be⸗ Mädchen beim Nähen in den Lampſonſchen Kinderwerkſtätten, Berlin. handlung verſchiedener Arten von Handſchuhen ſollte man er⸗ lernen; man ſpart nicht nur Geld, ſondern erhält auch ſeine Sachen länger, wenn man ſie vorſichtig ſelbſt reinigt. Waſchen und Plätten ſind gar keine langweiligen Beſchäftigungen, im Gegenteil ſehr feſſelnde. Das ſehe ich immer an den Kindern im Peſtalozzi⸗Fröbelhaus ! in Berlin, die ſchon von ihrem vierten Jahre bei den häuslichen Beſchäftigungen kleine Hand⸗ reichungen und Hilfeleiſtungen tun. Das Schönſte iſt für ſie ¹) Gebrauchsanweiſung der Seife beigefügt, hier nur zur In⸗ formation: Seife vor Gebrauch klein ſchneiden, kochen, erkalten laſſen, kalt zum Waſchen gebrauchen, ſehr gut ſpülen, in Tüchern aus⸗ winden, bald nach dem Waſchen plätten. ²) Aufkochen, erkalten laſſen, waſchen, ſehr gut ſpülen; Woll⸗ röche ſebenſo alle Stichereien) von links plätten. ³) Kalt zum Einſeifen verwenden wie gewöhnliche Seife. 2* 19 die Puppenwäſche, die nach allen Regeln der Kunſt von ihnen bearbeitet wird; ſie ſind ganz glückſelig am Waſchfaß beim Drehen der Rolle oder dem Hantieren mit den kleinen Plätt⸗ eiſen. Je früher man dieſe Arbeiten beherrſchen lernt, deſto müheloſer tut man ſie ſpäter. Als ich neulich in einem Kreiſe ſehr junger Mädchen von dem Pfadfinderinnenbuch erzählte, da fragte ich ſie, was nach ihrer Meinung darin geſagt werden müſſe. Eine meinte ſofort: „Wie Flechken ausgemacht werden.“ Dieſe Antwort ſchien auf betrübende Erfahrungen zu deuten. So forſchte ich weiter und da kam heraus, daß meine Rat⸗ geberin zum „Wandervogel“ gehörte, ja ſelbſt mit den Pfad⸗ findern zuſammen Biwak gehalten hatte. Und da war's auf einer Tour geſchehen, daß eines der Mädchen in eine Grube mit (zum Glück gelöſchtem) Kalk gefallen war und niemand Rat wußte, als ſie weiß wieder zum Vorſchein kam, und ich erinnerte mich, wie es mir auf einer meiner früheſten Reiſen gegangen war. Da hatte ich ein helles, ſelbſtgeſtichtes, ſchönes Kleid beim Frückſtück im Walde ganz mit Harz verdorben. Guter Rat war teuer, denn meine praktiſchen Erfahrungen reichten nicht weit. Der Schneider des Ortes half aus der Rot und es war mir damals ſehr wunderbar, daß er die Flechen nur dadurch beſeitigt haben ſollte, daß er ſie unter Löſchpapier ausgeplättet hatte. Noch merkwürdiger erſchien es mir, daß man Teerflecke dadurch entfernen kann, daß man ſie mit Butter einſtreicht und die dabei entſtehenden Fett⸗ ſpuren ſpäter, wenn das Harz gelöſt iſt, mit Benzin beſeitigt. Freilich, ſolche Arbeiten macht man am beſten ſelbſt; auch die gewiſſenhafteſte Waſchfrau kann durch ihre Unkenntnis vom Material Schaden anrichten, wenn ſie ſtatt Butter z. B. Margarine oder eine andere Fettart nimmt, die für ſie unter dem Namen „Butter“ geht. Die Pfadfinderin orientiere ſich über alle dieſe Dinge. Zu ihrer Wanderausrüſtung ſollte ein Fleckenſtift und ein kleines Nähetui aus dem nötigſten Material zur Inſtandhaltung der Garderobe und eine Taſchenſchere ge⸗ hören, damit ſie im Rotfall ſich und anderen zu helfen weiß. Jeder kleine Schaden ſollte ſobald wie möglich repariert werden. Zu Wanderungen zieht man ſich natürlich ſolide und wetter⸗ feſt an. Man muß es richtig verſtehen, die Garderobe dem Zweck anzupaſſen, dem ſie dienen ſoll. Auf die Zwechmäßigkeit der Garderobe ſollte man recht bedacht ſein, ebenſo wie darauf, alle Verzierung der Kleidungsſtücke aus ihrer Form hervor⸗ gehen zu laſſen. Es gibt jetzt viele neue Handarbeitstechniken, die dem jungen Mädchen, das Zeit darauf verwenden kann, gefälligen, preiswerten Ausputz der Kleider ermöglichen, z. B. 20 die Verwendung von Holz⸗, Stahl⸗, Glasperlen zu Gürteln, Schlöſſern, Kragenabſchlüſſen; ferner Schnur⸗ und Knüpfarbeiten, Benützung von farbigem Baſt zc. Sehr wertvolle Anregungen zu geſchmackvollen Handarbeiten findet man in dem Buche: „Die neue Nadelarbeit.“¹) Die guten Abbildungen darin ver⸗ anſchaulichen die neuen Anforderungen, die von den einzelnen Verfaſſerinnen vom praktiſchen wie künſtleriſchen Standpunkt aus geſtellt werden. Das Buch hat nur den Nachteil, teuer zu ſein; doch denke ich mir, die Organiſation der „Pfad⸗ finderinnen“ jeder Stadt wird dahin ſtreben, ſich eine kleine Bibliotheh mit guten Handbüchern und zum Vorleſen beſonders geeigneter Literatur zu verſchaffen. Für die jüngeren Mädchen würde ich die Schnittmappe mit erläuterndem Text empfehlen: „Das vereinfachte Puppenſchneidern.“²) Sie gibt eine aus⸗ gezeichnete Anleitung und Vorübung auf die wirkliche Näh⸗ und Schneiderarbeit. Eine neue Anregung liegt beſonders darin, daß die Puppen⸗ wie Kinderkittel ſtatt durch Näh⸗ durch Häkel⸗ ſtiche verbunden werden, was ſehr hübſche Wirkungen hervor⸗ bringen kann. Der weitere Hausfleiß richtet ſich auf den Schmuck des Zimmers. Eine Eigentümlichkeit junger Mädchen iſt, daß ſie ihr eigenes Reich leicht überladen und glauben, dadurch zu verſchönern. Meiſt geſchieht dabei das Gegenteil; das Zimmer wird unruhig, Farben und Formen beeinträchtigen ſich gegen⸗ ſeitig, die Wirkung des einzelnen Stüches, und ſei es noch ſo ſchön, geht verloren, auch ſind viele der beliebten Nippes⸗ ſachen unnütze Staubfänger. Der ſchönſte Schmuck des Zim⸗ mers ſind zweifellos Blumen in Töpfen, wie in Baſen ſtehende, abgeſchnittene. Die Pflege dieſes Schmuckes ſollten ſich junge Mädchen ſehr angelegen ſein laſſen. Sie bereiten ſich wie anderen die größte Freude damit. Es gehört viel Liebe und Sorgfalt zur Blumenzucht (wie in einem anderen Kapitel dieſes Vuches ausführlich dargelegt wird). Man muß verſtehen, die Pflanzen ihrer Art nach zu behandeln und zu pflegen, zur rechten Zeit Stecklinge zu machen, umzutopfen ic. Meiſt ver⸗ fügen ja junge Mädchen über Zeit dazu. Sie können deshalb auch Blumen in Gläſern geſchmachvoll ordnen und täglich die Stiele beſchneiden. Am erfreulichſten iſt es natürlich, wenn man ſich die Blumen ſelbſt pflücken kann. An anderer Stelle in dieſem Buche findet Ihr beherzigenswerte Winke, wie man ¹) Herausgegeben von Margot Grupe. Verlag Albrecht Dürer⸗ Haus, Berlin; Preis gebunden 5 Mk. ²) Von Annemarie Pallat⸗Hartleben. Verlag Albrecht Dürer⸗ Haus, Berlin; Preis 3.— Mh. 21 ſich bei Wanderungen auch in dieſer Hinſicht benehmen ſoll. Junge Mädchen ſind oft ſehr gedankenlos beim Blumenpflüchen; auch dazu gehört Verſtand und Geſchmach. Biele Blumen gehen verloren, bevor ſie ſchmücken konnten, nur weil man ſich am Anfang des Weges mit ihnen belud, ohne Gedanken daran, daß ihr zartes Leben bald welken muß, beſonders bei warmer Witterung. Will man ſie ſicher heimbringen, ſo müſſen ſie in praktiſchen Korbflaſchen oder Büchſen getragen werden oder zum mindeſten am Schirmſtoch oder Ruchſach angehängt werden. (Bindfaden, Meſſer mitnehmen!) Man ſehe ſich auch vor, daß nicht ſeltene Gattungen ganz vernichtet werden durch räuberiſche Plünderung. In den Alpen berührt es oft ſchmerz⸗ lich, wenn man ſieht, wie nötig die Schutzmaßregeln ſind, die getroffen werden müſſen, damit die herrliche Gebirgsflora nicht ausſtirbt, weil geradezu vandaliſch in ihr gehauſt wird. Es hat ja etwas Berauſchendes, beſonders für den Städter, plötzlich eine ſolche Blumen⸗ und Farbenfülle vor ſich zu ſehen, ein⸗ heimſen zu können, wieviel man will. Ihr erinnert Euch gewiß alle an das Kind Heidi bei ſeinem erſten Almgang in dem Spyri⸗Buch. — Pfadfinderinnen müßten es ſich zur Pflicht machen, allem Baum⸗ und Blumenfrevel, wie aller Tierquälerei zu ſteuern. Die gepflückten Blumen ſollten feines Naturgefühl, ordnende Hand und Schönheitsſinn verraten. Es vereint ſich nicht mit dem Reſpeht vor dem Werden in der Natur, daß man die Spitzen junger Fichten, friſche Triebe nur ſo einfach abreißt, und nicht mit der Achtung vor der Arbeit des Landmannes, wenn man die Wieſen und Felder verwüſtet, um einer Hand voll Kornblumen oder dergl. willen. Ich könnte mir dagegen wohl denken, daß die Pfadfinderinnen eher zu Hilfstruppen würden, die mit dafür ſorgten, daß die Unberührtheit des Waldes erhalten bliebe, die ſelbſtverſtändlich zuſprängen, wo „Not am Mann“ iſt, z. B. bei drohendem Regen, ſchnell beim Heumachen ic. Natürlich mit Vorſicht und Lernwillig⸗ Reit. Es muß den Pfadfinderinnen Bedürfnis werden, bei aller frohen Jugendluſt ſich ſelbſt zu beherrſchen und zu freundlichen Dienſten bereit zu ſein, wie das allen wohlerzogenen Menſchen eigen iſt. Sie ſollen nicht ſo auftreten, daß ſie als eine Art modernen Brigantentums gefürchtet werden. — Wir haben für eine Weile das Haus verlaſſen, nun hehren wir mit unſeren Blumen wieder dorthin zurück. Mit leichter, ſicherer Hand wollen ſie arrangiert werden und ſo, wie ſie zu einander paſſen, in geeigneten Gefäßen. In bezug darauf wird viel geſündigt; man achtet z. B. oft zu wenig darauf, ob die Gläſer 2c. Raum genug haben, ausreichend Waſſer 22 faſſen — man nimmt oft zu leichte, umkippende Vaſen oder ſolche, die mit Zierat überladen, die einfache Schönheit der Blumen beeinträchtigen. Die Farbenzuſammenſtellungen werden oft wahllos vorgenommen und deshalb kommen Farben⸗ und Formenſchönheit, wie Eigenart der Blüten nicht zur Geltung. Man bedarf nicht etwa koſtbarer Gefäße dazu, ſelbſt eine einfache Milchſatte, oder ein grauer Senf⸗, ein Einmachetopf können vorzüglich als Träger von Blumen wirken. Die zum Blumenpflege im Kinderhort des Peſtalozzi⸗Fröbelhauſes zu Berlin. Teil ſehr hübſchen Bauerntöpfe, die jetzt ſo beliebt ſind, eignen ſich meiſt für bunte Sträuße, wie ſie vom Feld, der Wieſe oder vom Bauerngarten kommen. Ein Stüchchen dieſes Bauern⸗ gartens mit ſeinen leuchtenden Farben läßt ſich auf Balkons und in Blumenkäſten nachzaubern durch Feuerbohnen, Wichen, Kapuzinerkreſſe, Petonien, Geranien. Zum Beranken kann man dann außerdem Spaniſchen Hopfen, Cobaea 2c. nehmen, doch hängt die Wahl der Pflanzen natürlich völlig von der Lage des Balkons ab. Neuerdings macht man ja auch vielfach Verſuche, den Dach⸗ garten bei uns einzubürgern, eine ſehr ſchöne Einrichtung, die ſich aber nicht ohne weiteres auf jedem flachen Dache ſchaffen 23 läßt. Man kann ſie nur treffen in Vereinbarung mit dem Hauswirt, der die Tragfähigkeit der Fundamente ſeines Hauſes kennt. Die ſchwere Erde, deren man zur Anlage eines ſolchen Gartens bedarf, belaſtet unter Umſtänden das Haus zu ſehr; auch muß das Dach ſorgfältig geſichert und präpariert werden, damit die dort wachſenden Pflanzen und Sträucher ausreichend gegoſſen werden können, ohne daß die darunter liegende Woh⸗ nung gefährdet und geſchädigt wird. Iſt es aber möglich, einen ſolchen Garten anzulegen, dann verfügt man über eine neue Glüchsmöglichkeit — oben über der Welt, ſo frei — und weit. Ich weiß von einem ſolchen Dachgarten; der hat einen Weg in der Mitte und rechts und links davon Blumen⸗ beete, ſogar üppige Farren und einen Fliederbaum gibt es da, und die Menſchen, denen er gehört, haben ihre Freude daran. Die vielen aber, die keinen Dachgarten haben können oder nur einen kleinen, der mit Blumenkäſten beſtanden iſt, müſſen ſich mit der Balkon⸗ und Zimmergärtnerei begnügen. Es läßt ſich auch damit, wie ſchon geſagt, bei einiger Naturkenntnis mit Geſchick und Sorgfalt viel anfangen. Man ſollte die Balkons noch mehr ausnützen, auch einmal mit anderen Blumenarten, nach Rat und Rückſprache mit einem Gärtner Verſuche machen. Zum Beiſpiel habe ich erfahren, daß auf ſonnigen Balkons auch Sonnenblumen fortkommen, die durch das Leuchtende ihrer Farbe ſehr hübſche Wirkungen ergeben können. Kleine Drahtampeln oder Körbe laſſen ſich noch an den Balkon⸗ ſtangen anbringen und mit zierlichen Hängepflanzen ſchmüchen. Sehr hübſch iſt es, daß neuerdings Blumenkäſten an der Brüſtung des Balkons angebracht werden. Muß man mit dem Raum auf dem Balkon ſehr ſparen, ſo kann man ſich einen leicht entfernbaren Klapptiſch anbringen laſſen. Ein er⸗ finderiſcher Menſch hat es bei uns im Peſtalozzi⸗Fröbel⸗Haus eingeführt, alte, abgehobelte Reißbretter dazu zu verwenden, die mit zwei feſten, an ſtarhem Scharnier befeſtigten Beinen und Haken zum Anhängen am Balkongitter verſehen ſind. Der Tiſch hängt anſpruchslos an demſelben, wenn er nicht gebraucht wird. Ebenſo haben ſich bei uns ſehr gefällige und praktiſche Blumenbretter in den Zimmern bewährt, die ſich wohl aber nur für einteilige, ſeitlich zu öffnende Fenſter eignen. Sie ſind quer über die Fenſter hinweggeführt, in Topfbreite, mit einfacher Stabverzierung, und ermöglichen das Oeffnen der Fenſter ohne Schädigung der Blumen. Vielleicht ließe ſich das Syſtem auch auf zweiflüglige Fenſter übertragen; es wird nur leicht plump wirken! — Wenn man an dieſen natürlichen, lebenden Schmuchk des Raumes denkt, den Blumen geben, 24 dann freut man ſich, daß ſie mehr und mehr häßliche, tote Gebilde der Menſchenhand verdrängen. Ich denke an ſchreck⸗ liche Dinge, die früher mit Hingabe angefertigt wurden und fälſchlicherweiſe als Schmuck galten: Rahmen mit Reis oder Grieß beklebt, dann mit Goldbronze überzogen und dergleichen mehr. Auch die ſogenannten „Makartbuketts“ verſchwinden zum Glück ganz und gar. Will man ſich nützlich und erfolgreich betätigen, dann kann man heutzutage ſehr hübſche Dinge fertigen, z. B. Blumen⸗ oder Papierkörbe, Obſtſchalen ꝛc. in Rohr flechten, Gläſerunterſätze ic. in Baſtarbeit, Federſchalen, Mappen aller Art, einfache Rahmen ic. in Holz⸗ oder Papparbeit. — Alle dieſe Handfertigkeiten, die erlernt und geübt werden müſſen, damit ſie ſauber und gediegen ausgeführt werden, haben ebenſo wie die häuslichen Beſchäftigungen für die eigene Erziehung den großen Vorzug, daß ſie zur größten Ordnung, Gewiſſenhaftigkeit und Sorgfalt zwingen, auch machen ſie beide Hände geſchickt, worauf es im Haus⸗ wie Berufsleben ſehr ankommt. Ich würde Euch anraten, die linke Hand abſichtlich zu üben und zu ſtärken, ſo daß ſie Euch faſt ſo gut gehorcht, wie die bevorzugte rechte. (Schreibverſuche, Zeichnen.) Gute Muſter zur Verzierung von Holz⸗ wie Stickarbeiten kann man vielfach der Volkskunſt entnehmen, wenn man ſie nicht ſelbſt entwerfen kann. Eine notwendige Vorausſetzung dazu iſt die Uebung im Zeichnen nach der Natur, eine weſentliche Hilfe das freihändige Ausſchneiden in farbigem Papier.“) — Wer im Ausſchneiden geſchickt iſt, kann ſich durch zierlich geſchnittene, ſorgfältig aufgeklebte Silhouetten etwas Wand⸗ ſchmuch ſchaffen. Im übrigen empfehle ich Euch zu dieſem Zwecke die ſchönen Steinzeichnungen aus dem Teubner⸗ und Boigtländerſchen Verlag, ſowie gute Holzſchnitte und Drucke, wie ſie in unſerer Zeit verhältnismäßig billig zu erſtehen ſind. Die eigenen Verſuche, ein Stück Natur, eine Blume, eine Frucht z. B., in irgend einem Material, ſei es in Ton, mit Stift oder Farbe auf Papier wiederzugeben, ſo wie Ihr ſie mit Freude ſchaut, wird Euch nicht nur zu tieferer Natur⸗ und Lebensfreude führen, ſondern Euch ein anderes Verhältnis zur bildenden Kunſt erſchließen. Die Natur iſt die beſte Lehr⸗ meiſterin; laßt Euch von ihr in die Schule nehmen, Euch nicht gleich durch Mißerfolge einſchüchtern; ſie läßt Euch in ¹) Vgl. die Vierteljahrs⸗Zeitſchrift: Aus der Praxris der Knaben⸗ und Mädchenarbeit. Herausg. v. Geh. Reg.⸗Rat Dr. Pallat. Verlag Teubner, Leipzig, und Kleine Beſchäftigungsbücher. Herausg. von L. Droeſcher, Verlag Teubner. Bd. 4 u. 5. 25 ihre Geheimniſſe eindringen, ſie vertieft Euer Verſtändnis für Wachſen, Werden und Vergehen; ſie gibt Euch eine Ahnung von ihren Geſetzen, aber auch ihren Reichtum an Formen, Bildungen und Farben, und ſie lehrt Euch die Meiſterſchaft des Künſtlers begreifen. Erſt dadurch, daß man mit offenen Augen die Erſcheinungswelt erfaßt, lernt man eindringen in die Schöpfungen des menſchlichen Geiſtes, wie der Künſtler ſie hervorbringt. Man kommt dann zu der wahren Scheu und Ehrfurcht vor dem Großen! Auch das eigene kleine Tun kann dazu verhelfen, drum übt Euch, ſchaut, zeichnet, bildet nach, getreu, ſo wie Ihr ſehet, mutig und nicht kleinlich! — Den Pfadfinderinnen wird es gewiß Spaß machen, z. B. keine gekauften Anſichtskarten mehr zu verſchichen, ſondern ſelbſt welche zu zeichnen. In einer Zeichenausſtellung ſah ich einmal etwas Wunderhübſches: eine große Anzahl von Skizzen, zum Teil auf Karton, die von Schülern auf einer mehrtägigen Rad⸗ tour gezeichnet worden waren, die ſie mit ihrem Lehrer unter⸗ nommen. Es galt auf dieſer Fahrt das Verbot der Anſichts⸗ karten. Jeder hatte ſich ſeinem Können, ſeiner Neigung gemäß ein Stüchchen Welt für ſeine Karten gewählt. Der hatte mehr Gefallen an altertümlichen Toren und Türmen (ſie kamen nach Rothenburg o. d. Tauber), jener an der Landſchaft, oder an einzelnen Bäumen und Bauernhäuſern. Nicht nur die Wahl, auch die Auffaſſung war verſchieden, die ſich im Zeichnen widerſpiegelte. Die Freude an ſchönen oder charahteriſtiſchen Bauten, Dorf und Städtebildern, am Bolksleben ſollte man vertiefen durch die Lektüre von kunſt⸗ und kulturgeſchichtlichen Büchern und durch Vergleiche mit den Denkmälern der Heimat.“) Mittels ſolcher Künſte kann man auch anderen viel Freude bereiten, nicht nur dadurch, daß man ſie miterleben läßt, ſondern auch dadurch, daß man kleine Geſchenke darbieten hann, die niemand ſonſt zu geben imſtande iſt. Nun komme ich zu dem letzten Pfad, den ich Euch zeigen wollte. Ich meine den Weg, der zu den andern führt. Da denke ich zuerſt daran, daß größere und erwachſene Mädchen lernen ſollten, ſich der Kinder fürſorglich anzunehmen, wo ſich Gelegen⸗ heit dazu bietet, daß man Spielzeug für ſie ausdenkt, ſoweit ſie es nicht können und an ihren Intereſſen verſtändnisvoll teil⸗ nimmt.“) An Winternachmittagen können Pfadfinderinnen 26 ¹) Oshar Schwindrazheim: Kunſt⸗Wanderbücher, Hamburg, Gutenberg⸗Verlag. 3 Bändchen, geb. à 1.80 Mh. ²) Kleine Beſchäftigungsbücher herausgegeben von L. Droeſcher. Band 2 und 3. z. B. für „Krippen“ etc. Wollbälle, feſte Stofftiere und anderes brauchbares Spielzeug anfertigen, was zur Weihnachsfreude dient. Aber die Pfade gehen weiter: zu den Wandergenoſſinnen, dem Korps. Was kann die Pfadfinderin lernen, was die allgemeine Luſt erhöht? Da iſt's die Pflege des Geſangs, des Volkslieds (nicht nur den 1. Vers können!). Da iſt es das Aufſuchen von einfachen Inſtrumenten, die zur muſikali⸗ ſchen Begleitung des Liedes dienen können, wie Okarina, Mundharmonika, auch wohl Mandoline und Zither oder die Fähigkeit des Erzählens, des Rezitierens, für Stunden der Raſt zu verwerten, neue Geſellſchaftsſpiele angeben zu können, wenn man plötzlich für Stunden an einem langweiligen Ort einregnet, Rätſel für ſolche Zweche auswendig zu lernen. Kurzum ſich bereit halten, ein tätiges, anregendes Glied der Gemeinſchaft zu ſein, wenn der Augenblick es fordert. Dieſe Gaben, mit denen Ihr den Kameraden dient, laſſen ſich allerwärts verwenden, vor allem daheim in der eigenen Familie. Es darf nicht ſo kommen, daß man eine beliebte Pfadfinderin und eine unleidliche Hausgenoſſin iſt. Zuhauſe fängt die Pflichterfüllung und die freundliche Hilfeleiſtung an, oder die Tugenden des Pfadfindertums müſſen von rüchwirken⸗ der Kraft auf das häusliche Leben jedes Gliedes ſein. Ueberall kann man ſich liebreich erweiſen und anderen helfen, wenn man einen freundlichen Sinn, ein teilnehmendes Herz und ge⸗ ſchickte Hände hat. Ich habe Euch ja ſchon gezeigt, wieviele Möglichkeiten des Gebens und Schenkens in Eure Hände gelegt ſind, ein paar andere will ich in dieſem Zuſammenhang noch nennen: das Antreiben von Krokuszwiebeln in flachen Glasſchalen, das Einſetzen von friſchen, beim Beſchneiden der Obſtbäume gewonnenen Knoſpenzweigen in Waſſer, die dazu beſtimmt ſind, als Weihnachtsüberraſchung in zartem Blüten⸗ ſchmuck dazuſtehen. Ueberhaupt die Vorſorge für Feſte ſollt Ihr Euch angelegen ſein laſſen. Feſte können bei allem Reichtum ärmlich, langweilig und geiſtlos gefeiert werden, in Kärglich⸗ keit ſtimmungsvoll und ſchön ſein. Es kommt auf den Geiſt an, aus dem heraus ſie geſtaltet werden. Aber Vorbereitung wird meiſt erforderlich ſein. Die kleinen Geſchicklichkeiten und Fertigkeiten, von denen bisher die Rede war, können ſich dabei vereinigen: Sorge für den gut gedechkten Tiſch, Blumen⸗ ſchmuch, Zeichnen, Singen, kleine Aufführungen, Ueber⸗ raſchungen, hübſch hergerichtete Pahete, Scherze, (Julklapp!) ſinnreich verzierte Oſtereier 2c. 2c. Es läßt ſich gar nicht aufzählen, was für kleine Dienſte der Einzelne ſeinem nächſten Kreiſe erweiſen kann; ich würde 27 mich auch hüten, es zu tun, wenn ich es könnte, denn das Schönſte iſt ja, daß man das ſelbſt ausdenken muß. Das aber iſt ſicher, daß kein Leben zu arm iſt, um nicht irgendwie geben zu können. Zartgefühl und Hineinleben in andere ge⸗ hört allerdings dazu, beſonders wenn man Aermeren helfen will. Taktloſe, aufdringliche Hilfe kann auch eine Not ab⸗ ſtellen, aber ſie tut nicht wohl, iſt kein „Wohltun“. Es iſt ja nicht nur die Gabe, ſondern das herzliche Wort, die freund⸗ liche Anteilnahme, die dem Empfänger das Herz warm machen und neuen Mut in ihm erwecken. Je ſtiller und ſelbſtver⸗ ſtändlicher alle Helfer⸗ und Liebesdienſte in der Welt getan werden, deſto natürlicher, einfacher und tiefer werden die Be⸗ ziehungen der Menſchen untereinander. Es iſt die ethiſche, ſoziale, religiöſe Pflicht, für andere einzuſpringen; es iſt ein Zeichen von Unbildung, wenn man es für etwas Beſonderes hält, wenn man ſich für andere einſetzt. — Schon kleine Kinder können Freuden bereiten helfen. Ich weiß von einem Volkskindergarten, in dem die Kleinen alten Leuten im Spital, an dem vorbei ſie in ihren Kindergarten gingen, zu Weih⸗ nachten winzige Liebesdienſte durch Zweige, kleine Gaben, Lieder zu erweiſen ſuchten und daß es für die greiſen Männer, und Frauen war, als ob noch einmal Sonnenſchein in ihr einſames, alterndes Leben fiel. Will man die häusliche Ge⸗ meinſchaft im engen oder weiten Sinne verſchönen helfen, ſo muß man ſich üben im Vorleſen, im Singen, in allen den kleinen Künſten, die ich aufgezeigt habe, je nachdem, wie er beanlagt iſt; nur friſch zugreifen gilt es. So findet man durch Liebe und Freundlichkeit die Pfade zur Erleichterung und Bereicherung des Lebens, des eigenen, wie des fremden. Man muß dahin ſtreben, einen lebendigen und empfäng⸗ lichen Sinn für alles Große und Schöne zu bekommen, man muß ihn im Alltag, im Kleinen beweiſen, indem man ſich z. B. von ſchlechten Büchern, von ſchlechter Geſellſchaft fern⸗ hält, indem man lernt, ſein Geld gut anzuwenden, den Kampf kämpft gegen Begehrlichkeit und Genäſchigkeit (Automaten!) indem man die Arbeit und den Arbeiter ſchätzt und Kindern und Schwachen hilft und ſo hineinwächſt in die Lebenskunde, die ſchon beginnt mit dem Verſtändnis für die Kameraden auf Wanderungen, beim Abkochen und im gemeinſamen Racht⸗ quartier, ſo daß wir nicht nur Pfade ſuchen und finden in fernen Gegenden und ſchönen Ländern — die ich Euch Allen außerdem noch wünſche — ſondern auch in das Leben unſerer Mitmenſchen und unſeres Volkes. 28 (Die mit “ bezeichneten Bücher rate ich beſonders den Führerinnen an.) Handbuch für die Hausarbeit, Hedwig Heyl, Verlag Habel, Berlin. Ein qutes Kochbuch, nach Gegenden zu wählen. * Die neue Nadelarbeit, herausgegeben von Margot Grupe, Verlag Albrecht Dürer⸗Haus, Berlin, Preis Mk. 5.—. Im gleichen Verlag erſchienen: Das vereinfachte Puppenſchneidern, Annemarie Pallat⸗ Hartleben. Kleine Beſchäftigungsbücher, herausgegeben von Lili Droeſcher, Verlag Teubner, 5 Bände à Mk. 0.80—1.20, Leipzig. Natur⸗ und Menſchenhand im Dienſte des Hauſes, Max Eſchner, 2 Bände, Hobbing K Büchle, Stuttgart. Kunſt⸗Wanderbücher, Schwindrazheim, 3 Bände, Gutenberg⸗ verlag, à Mk. 1.80 geb. * Kulturgrbeiten, Kunſtwart, Schultze⸗Naumburg, 3 Bände. * Die Kunſt des Schmüchens, Gerh. Kühtmann, Knoll und Reuther, Dresden, Mk. 12.— * Lebenskunde, Friedr. Wilh. Foerſter, Georg Reimer, Berlin. Literatur. Schwediſcher Slöjd. Von Gertrud Meyer. Unter ſchwediſchem Slöjd verſteht man in Deutſchland allerlei Handfertigkeiten, hauptſächlich Holzarbeiten, Pappen und ähnliches. Das ſchwediſche Wort ſlöjda bedeutet urſprüng⸗ lich jede Arbeit, die von jemanden ausgeführt wird, der nicht gerade zum Handwerk gehört, und wäre am beſten mit „baſteln“ oder dem plattdeutſchen Wort „klütern“ zu über⸗ ſetzen. In Schweden iſt der Winter ſehr lang, und die Tage ſind kurz, es läßt ſich wenig draußen tun. Da ſitzen denn die Bauernfamilien um das Herdfeuer und nehmen allerlei nützliche Handarbeiten vor. Sind alle Hausgeräte und Werk⸗ zeuge in Ordnung gebracht und auch das notwendige Neue hergeſtellt, ſo bleibt noch viel Zeit übrig um Holzwaren, Körbe, Webereien, Spielzeug anzufertigen, mit dem dann die jungen Leute im Frühjahr über Land wandern um es zu verkaufen. Ganz ähnlich geht es auch bei uns in Deutſchland zu, im Erzgebirge, in Thüringen und manchen andern Gegenden. Wo die Leute durch Ackerbau und Biehzucht nicht genug verdienen können, da verſuchen ſie ſich durch Heimarbeit, an der die ganze Familie teilnimmt, Nebenverdienſte zu verſchaffen. Ja oft wird dieſe Arbeit zur Haupterwerbsquelle für ganze Ortſchaften. In Schweden hatte man ſchon vor längerer Zeit eingeſehen wie wichtig es ſei, dieſe Heimarbeit, den Slöjd, zu unterſtützen 29 und zu fördern. Nicht nur weil die Leute dadurch einen Verdienſt hatten, ſondern auch weil es immer qut iſt, ſich zu beſchäftigen und ordentlich etwas zu ſchaffen, wenn man es auch nicht gleich ganz notwendig braucht. Haben die Leute an den langen Winterabenden nichts zu tun, ſo kommen ſie leicht dazu, ins Wirtshaus zu gehen und ihr Geld auszugeben, anſtatt etwas dazu zu verdienen. Man verſuchte alſo in Schweden den Slöjd zu fördern, und das konnte man am beſten dadurch, daß man den Kindern in der Schule allerlei Slöjdarbeiten beibrachte. Die Mädchen lernten nähen, ſtrichen, weben, ſtichen uſw. Die Knaben lernten tiſchlern, drechſeln, Papparbeiten, Schmiedearbeiten und manches andere. Im Laufe der Jahre hat ſich herausgeſtellt, daß es nicht nur für Bauernkinder, die weit draußen auf dem Lande wohnen, gut iſt, wenn ſie allerlei nützliche Sachen ſelbſt her⸗ ſtellen können. Auch den Stadthindern, Knaben wie Mädchen, ſchadet es nichts, wenn ſie ſich einen Kaſten oder ein Wand⸗ brett ſelbſt herſtellen können, wenn es auch bequemer iſt, ſich die Sachen im Laden zu kaufen. Darum hat man ſchließlich in Schweden in allen Schulen Slöjdunterricht ein⸗ geführt, und vor allem den Tiſchlerſlöjd, weil man gefunden hat, daß der am allernützlichſten iſt. In Deutſchland gibt es auch ſchon eine ganze Menge von Schulen, an denen Handfertigkeits⸗Unterricht erteilt wird, und es gibt auch eine ganze Reihe von Büchern und Schriften, nach denen man das eine oder andere wohl auch ſelbſt lernen kann. Will man mit gutem Erfolg Handfertigkeiten ausüben, ſo ſollten folgende Regeln beachtet werden: Mache nur Dinge, die nützlich und brauchbar ſind. (Z. B. heine Körbe, an denen der Henkel nicht feſtſitzt.) Mache die Sachen ſo genau, ſauber und ordentlich wie irgend möglich. Mache ſie aus dem Material, das am beſten dazu geeignet iſt. (3. B. keine Vaſenunterſätze aus buntem Papier, auf dem jeder Tropfen Waſſer einen Fleck macht). Bearbeite das Material ſo, wie es ſeinem Charahter ent⸗ ſpricht. (Z. B. kann man aus Meſſingblech mit der Laub⸗ ſäge ganz andere Muſter ausſägen als aus Holz, bei dem man die Maſerung beachten muß.) Verziere die Sachen nie mit Schnitzerei, Anſtrich oder ähnlichem, nur um Fehler zu verdecken. Sei ſo ſparſam wie möglich mit dem Material. Arbeite mit möglichſt einfachen Werkzeugen. 30 Behandle das Werkzeug gut und mißhandle es nicht. Fange mit leichten Arbeiten an, und ſchreite zu ſchweren fort. Verſuche nicht Sachen auszubeſſern, ehe du dir die nötige Fertigkeit zu ihrer Herſtellung angeeignet haſt. So hübſch und nützlich aber auch die Dinge ſein können, die man mit den verſchiedenen Slöjdarbeiten herſtellt, der eigentliche Wert liegt doch in der Arbeit ſelbſt und das darf man nicht vergeſſen. Vor allem ſollen die Handfertigkeiten durch geſunde Be⸗ wegung und Muskelübung der Geſundheit zuträglich ſein, Tiſchlerſlöjd. zum mindeſten dürfen ſie nicht durch ſchlechte Haltung ſchaden. Sodann ſollen ſie die Geſchicklichkeit üben, den Geſichts⸗ und Formenſinn, den Geſchmach, den geometriſchen Sinn entwickeln. Sie ſollen an Ordnung, Sauberkeit und Genauigkeit gewöhnen, Luſt und Liebe zur Arbeit im allgemeinen fördern, den Reſpekt vor harter, ehrlicher, körperlicher Arbeit wecken, zu Selbſtändig⸗ keit und Selbſttätigkeit erziehen, und Material und Werkzeug achten lehren. All dieſen Forderungen entſpricht der Tiſchlerſlöjd am beſten. Allerdings braucht man zu dieſen Arbeiten eine ganze Reihe von Werkzeugen, aber Hobel, Säge und Feile ſind in jedem Haushalt ſehr nützliche Gegenſtände, und ſtatt der teuren und platzraubenden Hobelbank gibt es jetzt Hobelplatten, die ſich auf jeden Tiſch aufſchrauben laſſen, leicht bei Seite 31 geſtellt werden können und ſehr preiswert ſind (etwa 12 bis 15 Mk.). Je geſchickter ein Slöjder iſt, deſto weniger Werk⸗ zeuge braucht er, und es läßt ſich auch wirklich mit den ein⸗ fachſten Inſtrumenten viel nützliche Arbeit verrichten. Wie der Tiſchlerſlöjd in Schweden geübt wird, darüber gibt das Buch von Otto Salomon:!) „Die Theorie des Päda⸗ gogiſchen Slojd“ Auskunft, und auch genaue Angaben über die Sachen, die dort in den Schulen angefertigt werden und über ihre Ausführung. Der deutſche Verein für Knaben⸗ handarbeiten“) hat einen „Lehrgang für die Hobelbankarbeiten“ herausgegeben, der in der Lehrerbildungs⸗Anſtalt in Leipzig jahrelang erprobt iſt. Sehr zu empfehlen iſt ein Werk von R. Frenkel: „Die Hobelarbeit in Verbindung mit dem Linear⸗ zeichnen“³). Dies Buch zeigt überzeugend und anſchaulich, wie man ſchöne und zwechmäßige Gegenſtände herſtellen kann und wie man dabei dem Material am beſten gerecht wird. 7 Das Buch desſelben Verfaſſers: „Die leichte Holzarbeit“ bringt Arbeiten, bei denen hauptſächlich die Laubſäge zur Anwendung kommt. Auch dieſe Sachen ſind alle durch ihre Einfachheit und Zweckmäßigkeit ſchön. Die Laubſägearbeiten ſind im allgemeinen, wie ſie bisher geübt wurden, nicht emp⸗ fehlenswert, da ſie zu anſtrengend für die Augen ſind und die hergeſtellten Sachen auch faſt durchweg geſchmacklos und unpraktiſch. Trotzdem laſſen ſich dieſe Arbeiten recht gut als Vorſtufe für die Hobelarbeiten verwenden, wie Frenkel in ſeinem Buch anſchaulich zeigt“). Eine andere Slöjdart, die viel geübt wird, iſt das Pappen und Buchbinden. Iſt es auch von geſundheitlichem Stand⸗ punkt nicht ſo zu empfehlen wie die Tiſchlerarbeiten, ſo hat es doch ſonſt ſehr viele Vorzüge. Der deutſche Verein für Knabenhandarbeiten hat auch einen Normal⸗Lehrgang für den Papparbeitsunterricht“) herausgegeben. Auch das Buch von F. Hertel: „Papparbeiten“!) enthält ſehr viel Anregendes und Gutes. Die Papparbeiten entwicheln beſonders den Sinn für Ordnung, Sauberkeit und Genauigkeit, und auch der gute ¹) Deutſch von G. Meyer, Imberg und Lefſon, Berlin SW. (3 Mk.) ²) Frankenſtein EK Wagner, Leipzig (4 Mk.). ³) Boigtländers Verlag, Leipzig. ⁴) Albrecht Dürer⸗Haus, Berlin (5 Mh.). ⁵) Laubſägevorlagen von G. Meyer, erſchienen bei Schreiber in Eßlingen, Nr. 307—314. ⁶) 2. Auflage, herausgegeben von Dr. Pabſt. Frankenſtein und Wagner, Leipzig (3.75 Mk.). ⁷) Th. Hofmann, Gera. 32 Geſchmack kann ſich ſehr dabei betätigen. Es gibt heutzutage eine reiche Auswahl an ſchönen Papieren und Leinen, ſo daß man ſich hüten muß, dafür zu viel Geld auszugeben. Im Gegenteil ſollte man verſuchen, ſich hübſche Papiere ſelber zu tuſchen, was gar nicht ſo ſchwer iſt. Von andern Slöjdarten möchte ich nur noch das Korb⸗ flechten erwähnen. Man kann mit einfachen Mitteln recht hübſche Körbe machen, aber es erfordert viel Fingerkraft und Geſchicklichkeit und iſt eine ſehr einförmige Arbeit. Eine kurze Anleitung zur Herſtellung ganz einfacher Sachen gibt das inhaltreiche und ſehr anregende Buch von Margot Grupe: „Die neue Nadelarbeit“¹) und auch Band IV der „Kleinen Beſchäftiqungsbücher“, herausgegeben von Lili Droeſcher.“) Zum Schluß ſei noch auf zwei Zeitſchriften hingewieſen, die hier auch von Intereſſe ſind: die eine, „Blätter für Knaben⸗ handarbeit“³), iſt das Organ des deutſchen Vereins für Knabenhandarbeit und einiger anderer Vereine. Die andere: „Aus der Praxis der Knaben⸗ und Mädchenarbeit“,“¹) heraus⸗ gegeben von R. Pallat. ¹) Albrecht Dürer⸗Haus, Berlin (5 Mk.). ²) B. G. Felner, Leipzig (1 Mk.). ³) Frankenſtein E Wagner, Leipzig. ⁴) Teubner, Leipzig. 33 v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 3 Drittes Kapitel. Die Augen auf. Erſter Abſchnitt. Verkehrsweſen. Von E. v. Hopffgarten. Wollt Ihr andern nicht zur Laſt fallen im Leben, wollt Ihr ſelbſtändig ſein, ſo müßt Ihr Beſcheid wiſſen über die Erforderniſſe des täglichen Lebens. Dieſe Kenntniſſe ſetzen Euch in die Lage, vielen Rat und Hilfe zu bringen, die nicht wie Ihr imſtande waren, ſie ſich zu erwerben. Da iſt z. B. das Reiſen. Früher, als es noch keine Eiſenbahnen gab, da war alles viel leichter. Da blieb man hübſch zu Hauſe, und wenn einmal eine Reiſe mit der Poſtkutſche gemacht werden mußte, da war das für die Familie ein ſchwerwiegendes Er⸗ eignis. Der Reiſende nahm Abſchied von den Seinen für lange Zeit, denn man konnte doch nicht wiſſen, ob und wenn man ſich wiederſah. Als dann die Eiſenbahn aufkam, reiſte man ſchon leichter, und es war ein Vergnügen mehr, liebe Angehörige zur Bahn zu bringen und abzuholen. Dieſelben wurden am Abſchiedsort in den Zug geſetzt und am Ankunftsort wieder von Freunden oder Verwandten empfangen und in Ruhe und Gemütlichkeit heimgebracht. Heute geht dieſe ſchöne Sitte immer mehr in dem haſtigen Getriebe modernen Lebens unter. Man hat meiſt zu ſchwer mit dem Kampf ums Daſein zu ringen, die Zeit fehlt, und die ſchnellen Verkehrsmittel, die uns das Leben erleichtern ſollen, haben dazu beigetragen, es in vieler Hinſicht zu erſchweren. Wenn wir heute eine Reiſe antreten wollen und das Fahr⸗ planbuch zur Hand nehmen, fällt es für den Uneingeweihten oft ſchwer, ſich in der Menge von Städten, Bahnlinien, Zahlen und abgekürzten Worten zurechtzufinden, die darin angeführt ſind. Auf dem Bahnhof ſoll man wiſſen, wie man ſein Gepäch aufgibt, welche Fahrgelegenheit die nächſte und billigſte iſt und noch vieles mehr. Wenn wir die fremde Großſtadt bei der Ankunft betreten, empfängt uns ein Gewirr ſchnell fahrender Wagen und Autos, klingelnder Straßenbahnen mit hohen Rummern an der Vor⸗ und Rüchſeite, Telephon⸗ und Telegraphendrähte durchziehen die Luft und ein oft ohren⸗ betäubender Lärm raubt uns für den erſten Augenblick die Beſinnung. Aber nur für den erſten Augenblick, denn eine kluge Pfadfinderin läßt ſich nicht ſo leicht einſchüchtern. Sie hat ſich von früher Jugend an im Zurechtfinden in den Stadt⸗ plänen, Landkarten Fahrplänen, Reiſehandbüchern geübt, ſie hennt die für Poſt, Eiſenbahn und Schiff geltenden Be⸗ ſtimmungen. Wer von Euch das alles aber nicht weiß, dem will ich einige Anleitungen geben, wie Ihr Euch helfen könnt, wenn Ihr auf Euch ſelbſt angewieſen ſeid, was wohl jedem von Euch einmal paſſieren wird. Da iſt zunächſt die Poſt. Biele Menſchen können nicht einmal ein anſtändiges Paket machen, wenn ſie es mit in die Stadt nehmen wollen, ge⸗ ſchweige denn ein Poſtpaket. So etwas wird einer Pfad⸗ finderin natürlich nicht paſſieren. Sie hat ja beobachten gelernt und daher auch mit Bewunderung geſehen, mit welcher Kunſtfertigkeit und Schnelligkeit die Packerinnen und Ver⸗ käuferinnen in Geſchäften und Warenhäuſern in kürzeſter Zeit eine Unmenge Pakete pachen, ſo feſt und qut, daß keiner Käuferin der Strick auf dem Heimweg aufgeht und dieſe alles unbeſchadet nach Hauſe tragen kann. So ſollen Eure Pahete auch ausſehen; denn was habt Ihr davon, wenn Ihr ſie zur Poſt befördert und dieſe ſie Euch als ungenügend verpacht wieder zurüchgibt. Am peinlichſten ſind die Einſchreibe⸗, Wert⸗ und Auslandpakete zu behandeln. Für ein Einſchreibepahet muß die Poſt 45 Mk., für ein Wertpaket den angegebenen Wert zahlen, wenn es verloren geht. Ein Auslandpaket kommt von der Grenze ſo lange an den Abſender wieder zurüch, bis es nach den Vorſchriften des 3* 35 betreffenden Landes verpackt und von der genügenden Anzahl Zollerklärungen in den vorgeſchriebenen Sprachen begleitet iſt. Rebenſtehend eine Zollinhaltserklärung für Italien, die nach Poſtvorſchrift in franzöſiſcher Sprache abgefaßt ſein muß. Wir wollen es daher unſern Poſtanſtalten nicht ſo übel nehmen, wenn uns Schwierigkeiten beim Abliefern der Pakete gemacht werden. Meiſt ſind wir ſelbſt daran ſchuld, denn entweder hatte unſer Karton, den wir gern aus Sparſamkeit verwenden wollten, ein großes Loch, oder wir hatten kein gutes Packpapier darum geſchlagen, oder der Strick war viel⸗ fach geknotet und riß, oder gab nach, wenn der Poſtbeamte das Pahet nehmen wollte. Und wie oft bröchelt der Siegel⸗ lack ab, weil er nicht qut aufgetragen und nur mit dem Fingerhut feſtgedrückt wurde! Alſo nicht wahr, liebe Pfadfinderinnen, das macht Ihr alles beſſer! Damit Ihr aber auch wißt, wie ſchwer Eure Pakete, Geldſendungen, Briefe und Druckſachen ſein dürfen und wie⸗ viel Ihr für die Sendungen auszugeben habt, damit die Empfänger nicht auf Eure Rückſichtsloſigkeit ſchelten, weil ſie Strafporto zahlen mußten, gebe ich Euch einige Porto⸗ taxen an. Erkundigt Euch aber lieber immer noch einmal, wenn Ihr ſchwierige Sendungen habt, denn die Beſtimmungen der Poſt ändern ſich häufig. 36 Porto⸗Taxe. 1. Deutſchland und Oeſterreich⸗Ungarn. Briefe (gewöhnliche und Kartenbriefe) bis 20 g 10 Pfg., bis 250 g 20 Pfg., unfrankiert noch 10 Pfg. Strafporto. Poſtkarten 5 Pfg., mit Antwort 10 Pfg. Druckſachen bis 50 g 3 Pfg., bis 100 g 5 Pfg., bis 250 g 10 Pfg., bis 500 g 20 Pfg., bis 1000 g 30 Pfg. Warenproben bis 250 g 10 Pfg., bis 350 g 20 Pfg. Einſchreibſendungen — außer dem Porto für die gewöhnliche Sendung — Gebühr 20 Pfg. Rückſcheingebühr 20 Pfg. Pakete bis 5 kg und bis zur Entfernung von 10 Meilen 25 Pfg., über 10 Meilen 50 Pfg. Schwerere Pahete pro kg mehr bis 10 Meilen 5 Pfg., bis 20 Meilen 10 Pfg., bis 50 Meilen 20 Pfg., bis 100 Meilen 30 Pfg., bis 150 Meilen 40 Pfg., über 150 Meilen 50 Pfg. Poſtanweiſungen bis 5 Mk. 10 Pfg., bis 100 Mk. 20 Pfg., bis 200 Mh. 30 Pfg., bis 400 Mk. 40 Pfg., bis 600 Mk. 50 Pfg., bis 800 Mk. 60 Pfg. 2. Nur in Deutſchland. Abſendungsort. Lieu de départ. Berlin Abſendungsland: Deutſchland. Pays d'origine: Allemagne. Beſtimmungsort. Lieu de destination. Milan Beſtimmungsland. Pays de destination Italie in Milan Zollinhaltserklärung. Déclaration en Douane. Empfänger Destinata re Madame Rossi Zahl, Art der Verpackung und Bezeichnung der Sendungen. Nombre, nature de l'emballage et désignation des colis. 1 Bezeichnung des Inhalts. Désignation du contenu. (Wenn nicht Vorschriften des Bestimmungslandes weitergehende Angaben erfordern, genügt allgemeine Angabe der Gattung der Waren, auch wenn ver= ſchiedene Waren zuſammengepacht ſind.) 2 Roh= gewicht. Poids brut. Geſamt⸗ wert. Valeur totale. (Stets auszufüllen.) 3 4 Rein= gewicht. Poids net. Wert im einzelnen. Valeur par espèce. (Nur auszufüllen, wenn die Vorſchriften des Beſtimmungs⸗ landes es erfordern.) 5 6 Bemerkungen. Observations. 7 1 Carton en papier Vêtements usés Livres kg 5 g — Mk. 50 Pfg. — kg 3 1 g 100 — Mk. 10 10 50 Pfg. — — Ort Lieu Berlin den le 15. Novembre 191¹ Name des Abſender⸗ Nom de l'expediteur Dorothea Schmidt Rückſeite: Zur Beachtung! 1. Es iſt in allen Fällen Sache des Abſenders, ſich genau zu erkundigen, ob die zu verſendenden Gegenſtände in das Beſtimmungsland eingeführt und durch die etwaigen Zwiſchenländer durchgeführt werden dürfen. Die aus mangelhafter oder unrichtiger Abſaſſung der Zollinhaltserklärungen entſtehenden Folgen fallen dem Abſender zu Laſt. 2. Ein, Doppel der Zollinhaltserklärung muß bei Paketen und Käſtchen mit Wertangabe und kann bei Paketen ohne Wert= angabe auf grünem Papier ausgefertigt werden. 37 38 Poſt⸗Aufträge (bis 800 Mk.) 30 Pfg. Poſt⸗Nachnahmen (bis 800 Mk. bei Poſtkarten, Briefen, Druck⸗ ſachen, Warenproben, Paketen) außer dem Porto für die ge⸗ wöhnliche Sendung eine Vorzeigegebühr von 10 Pfg. Eilbeſtellung — außer dem Porto für die gewöhnliche Sendung — für Briefe, Poſtkarten, Poſtanweiſung ic. 25 Pfg., für Pahete bis 5 kg 40 Pfg. Wertſendungen, Verſicherungsgebühr für je 300 Mk. 5 Pfg., mindeſtens 10 Pfg., außerdem an Porto für Briefe bis 250 g und 10 Meilen 20 Pfg., über 10 Meilen 40 Pfg., und für Pakete das gewöhnliche Paket⸗Porto. 3. Im Verkehr mit allen übrigen Gebieten. Poſtkarten 10 Pfg., gewöhnliche Vriefe für je 15 g 20 Pfg. - Druckſachen für je 50 x 5 Pfg. — Warenproben für je 50 g 5 Pfg., mindeſtens 10 Pfg. — Geſchäftspapiere für je 50 § 5 Pfg. mindeſtens 20 Pfg. Telegramm⸗Gebühren innerhalb Deutſchland für jedes Wort 5 Pfg. — Mindeſtbetrag für ein Telegramm 50 Pfg. Da iſt ferner der Stadtplan Eurer Heimatſtadt und der Euch zunächſt gelegenen Kreisſtadt, an dem Ihr am beſten lernen könnt, Euch in fremden Stadtplänen zurechtzufinden. Ihr kennt dort die Straßen und findet die bekannten Namen leicht in dem in viereckige Felder eingeteilten Plane, der meiſt im Adreßbuch hinten eingeheftet iſt, wenn er Euch nicht anderweitig zugänglich iſt. Aber ſolche Pläne ſind auch in Reiſehandbüchern enthalten, von denen ich Euch einige wie Baedeker, Meyer und Grieben nenne, in denen überall zu⸗ gleich wunderſchöne Reiſerouten an der Hand dieſer Pläne enthalten ſind. Nicht jede von Euch wird in der Lage ſein, weite Reiſen auszuführen; aber ſo mancher, den Geldmangel, Krankheit oder Alter zu Hauſe feſthalten, hat ſchon an einſamen Winter⸗ abenden eine ſtille Freude daran gefunden, an der Hand dieſer Bücher und Pläne ſowie guter Bildertafeln eine ſchöne Reiſe nach fernen Ländern zu machen und ſich im Geiſte vorzuſtellen, wie herrlich dort alles ſein muß. Größere Leute wie wir haben ſich mit dieſer Art des Reiſens begnügen müſſen. So hat Schiller nie die Schweiz, das Land ſeiner Sehnſucht, geſehen, und hat doch den Wilhelm Tell gedichtet und die herrliche Gegend ſo richtig beſchrieben, als wenn er dort ge⸗ weſen wäre. Aber Ihr, liebe Pfadfinderinnen, Ihr ſeid jung, Euch ſteht das Leben offen, und Ihr könnt nicht wiſſen, wie froh Ihr einmal ſein werdet, ſolche Vorkenntniſſe zu beſitzen. Der Fahrplan bietet auch Anregung genug. Und hier ſeid Ihr ſicher, Eure Kenntniſſe richtig zu verwerten, denn heutzutage macht wohl jeder von Euch einige kürzere oder längere Eiſenbahnfahrten, ſei es auch nur in der Heimat. Nehmt Ihr ein Fahrplanbuch zur Hand, um Euch den Zug zu ſuchen, den Ihr benutzen wollt, ſo ſchlagt zunächſt die Eiſenbahnkarte auf, die in jedem ſolchen Buche enthalten iſt, und ſucht dort den Abfahrtsort und den Ort, der Euer Reiſeziel bildet. Merkt Euch die kleine Zahl, die an der ſchwarzen Linie ſteht, welche beide Orte verbindet, und ſchlagt im Fahrplanbuch die Seite auf, die dieſer Zahl entſpricht. Dann werdet Ihr meiſt ſofort die richtige Reiſeſtrecke finden, die Ihr ſucht. Nur bei Nebenlinien, wo auch die ſchwarze Linie in der Eiſenbahnkarte mehrere Nummern aufweiſt, müßt Ihr Euch Eure Reiſe dadurch zuſammenſtellen, daß Ihr mehrere, dieſen Zahlen entſprechende Seiten aufſchlagt. Auch im In⸗ haltsverzeichnis iſt der Name Eures Abfahrtsortes und Reiſe⸗ zieles enthalten, und dort findet Ihr zugleich die Fahrpreiſe, wenigſtens für die größeren Städte, und oft auch die Gepäck⸗ preiſe. Schräg gedruchte Zahlen bedeuten dort meiſt Perſonen⸗ zugspreiſe. Die Fahrplanbücher enthalten zu den Abkürzungen im Inhaltsverzeichnis und der Zugfolge ſämtlich auf der erſten Seite qute, klare Erläuterungen, die man nur zu leſen braucht, wozu aber viele Menſchen zu bequem ſind, und dann auch ſich nicht wundern dürfen, wenn ſie teuer und ſchlecht reiſen. Dasſelbe gilt auch von Leuten, die ſich nicht die Mühe machen, die Vergünſtigungen aufmerkſam durchzuleſen, die von der Bahn auf Sonntagsfahrten, Arbeiterinnenkarten, Sommer⸗ und Rundreiſebilletts, ſowie für Extrazüge gewährt werden, und deren Beſtimmungen ebenfalls in den Fahrplanbüchern, teils auf Extraanſchlägen an den Bahnhöfen bekannt gemacht werden. Schiffslinien, die auf Flüſſen, Seen und dem Meer verkehren, gewähren gleichfalls wichtige Sonn⸗ und Feiertags⸗ ermäßigungen und man kann das Nähere leicht bei deren Vertretern und Agenturen erfahren. Dieſe gibt es in jeder größeren Stadt, außerdem enthalten die meiſten Fahrplan⸗ bücher ſowohl im Text, als in dem Anzeigenteil Angaben darüber. Auch in den Adreßbüchern aller Städte ſind die Agenturen größerer Schiffsgeſellſchaften angegeben. — Das Fahrplanbuch gibt auch Aufſchluß über Gepächgröße und Gewichte, und eine aufmerkſame Pfadfinderin wird daher ſelbſt bald herausfinden, wie ſie zu pachen hat, damit ſie ſo wenig Geld wie möglich für ihr Gepäck auszugeben braucht — jedoch, ohne ihre Mitmenſchen im Abteil zu beläſtigen. 39 Erläuterungen vor Gebrauch des Kurs- buches zu lesen! Die Zeit von 6-90 abends bis 5-52 morgens ist durch Unterstreichung der Minuten- ziffern gekennzeichnet. Wagenklassen, In der Regel führen die Züge I., 2. u. 3. oder 2. u. 3. KI. Diese sowie die Züge mit 4. Kl. sind durch folgende links von den Zugziffern befindliche Linien zu erkennen: Die Züge rechts von ! führen nur I. und 2. Klasse, „ „ „ „ „ 1.—3. oder 2. und 3. Klasse, „ „ „ „ „ 1.-4., 2.—4. oder 3.—4. Klasse. „ „ „ „ fahren nicht täglich, [30—50%. „ „ „ „ sind Expresszüge (nur I. KI.) mit einem Fahrpreiszuschlag von Die Schnellzüge (mit Schnellzug-Zuschlag — SZ) und die Eilzüge (ohne Schnell- zug-Zuschlag — (E)) sind durch fetten Druck der Stundenziffern ausgezeichnet. Von dennicht täglichfahrenden Zügenverkehrendie mit E gezeichneten nur Sonn- und Feier- tags, die mit W gezeichneten nur Werktags. An den mit a und s gekennzeichnetenStationen hält der Zug nur zum Aussteigen resp. Einsteigen. Ein X bedeutet, dass der Zug nur nach Bedarf hält. D heisst Durchgangszug mit nummerierten Plätzen; eine Gebühr für das Belegen dieser Plätze wird nicht erhoben. L bedeutet Luxuszug, benutzbar nur mit zu Schnellzügen giltigen Fahrkarten 1. Klasse und bei Bezahlung eines Zuschlags von ungefähr 25 Prozent. Die mit einem bezeichneten Züge führen Schlatwagen, diejenigen mit „ einen Speisewagen. Plätze für Luxuszüge und für Schlafwagen können bei den Stationen und den Agenturen der Internationalen Schlafwagen-Gesellschaft vorausbestellt werden. Die mit einem Post- hörnchen (ac) versehenen Züge befördern sämtliche Postsendungen; bei einigen Schnell- u. Eilzügen jedoch ist die Paketbeförderung ausgeschlossen. Durch die Zeichen sind diejenigen Schnell- und Eilzuge gekennzeichnet, in denen direkte Wagen td. h. durchgehende Wagen) I. u. II. oder I.—III. Klasse laufen. Die Buchstaben 71. hinter den Stationsnamen der Fahrpläne geben bekannt, dass auf diesen Stationen die Zol-Abfertigung des Reisegepäcks stattfindet. Das Fahrgeld ist unter Berücksichtigung der in der ersten Spalte der Fahrpläne (vor den, Stationsnamen) angefuhrten Entfernungen bei den Staatseisenb. nach folgend. Satze zu berechnen: Einheitssatz für 1 km in Personenzügen und zuschlagfreien Eilzügen. I. KI. 7,o Pf., II. KI. 4,5 Pf., III. Kl. 3,o Pf. (in Baden und Bayern rechts des Rheins Kl. III in Eilzügen). IV. Kl. 2,o Pf. (in Baden und Bayern rechts des Rheins KI. III in Personenzügen). Feste Schnellzugzuschläge (zuschlagpllichtige Schnellzüge — SE): für 1—75 km (Zone!) 0.50 „ für I. und II. Kl., 0,25 „ für III. KI.; für 76—150 km (Zone 2) I.oo 3 für I. und II. KI., 0,50 M für III. Kl.; für über 150km (Zone 3) 2,oo4 Mfür I. und II. Kl., l,oo M für III. Kl. Schnellzugszuschlagkarten werden auch nach einer über die Bestimmungsstation der Fahrkarte hinaus gelegenen Station verabfolgt, wenn der Reisende bis zu dieser Station eine direkte Fahrkarte nicht erhalten kann. Fahrtunterbrechung auf Karten, die nur zu einer Fahrt gelten (Gültigkeitsdauer 4 Tage) ein- mal, auf Doppelkarten, Sonnt.- u. Rückfahrk. nach Nord-u. Ostseebädern je einmal auf Ilin-u. Rückreise.—Bescheinigung der Unterbrechung nicht mehr erforderl.—Weiterfahrt spätestens am 4. Tage. Die Reise muss mit einfachen Karten Mitternacht des 4. Gültigkeitstages beendet sein. Kinder bis zum vollendeten vierten Jahre sind frei; für Kinder vom vollendeten vierten bis zum vollendeten zehnten Jahre wird ungefähr der halbe Fahrpreis berechnet. Beim Ubergang in die nächsthöhere Klasse haben als Zusatzkarten zu lösen: a) Reisende mit ganzen Fahrkarten eine halbe Fahrkarte der Klasse, in die sie übergehen; b) Reisende mit halben Fahrkarten eine halbe Fahrkarte der Klasse, aus der sie übergehen. Beim Ubergang in eine noch höhere Klasse sind diese Zusatzkarten von Klasse zu Klasse zu lösen. Bei Benutzung von Schnellzügen ist ausserdem der Schnellzugzuschlag für die höhere Klasse zu entrichten, wobei die bereits gezahlten Zuschläge angerechnet werden. Neben dem eigentlichen Fahrpreise wird innerhalb Deutschlands eine Pahrkarten- steuer erhoben; dieselbe beträgt: bei einem Fahrpreise von: in III. II. I. Wagenkl.: 0.60 bis 2 54 5 Pf. 10 Pf. 20 Pf. mehr als 2 „ bis 5 „ 10 „ 20 „ 40 „ „ „ 5 „ bis 10 „ 20 „ 40 „ 80 „ „ „ 10 „ bis 20 „ 40 „ 80 „ 160 „ „ „ 20 „ bis 30 „ 60 „ 120 „ 240 „ „ „ 30 bis 40 „ 90 „ 180 „ 360 „ „ „ 40 „ bis 50 „ 140 „ 270 „ 540 „ „ „ 50 „ . . . . 200 „ 400 „ 800 „ Für Kinderkarten ist die Hälfte der für den vollen Fahrpreis fest- gesetzten Stempelabgabe, min⸗ destens jedoch5 Pf. zu entrichten, Befreit sind 1) die Militär⸗ Schüler- und Arbeiterfahrkarten. 2) Falrkarten der3. Wagenklasse soweit im Eisenbahnverkehr eine 4. Wagenklasse nichtgeführtwird, und der Fahrpreis der 3. Wagen klasse den Satz von 2 Pf. für das Kilometer nicht übersteigt. Die Sanitäts -Einrichtungen der Staatseisenbahnen. Kennzeichnung der Stationen im gelben (Girosse Ausgabe) und im rosa (Kleine Ausgabe) Stationen-Verzeichnis: 4T — Tragstuhl oder Tragkorb (Kosten 0), § R — Rollstuhl oder fahrbare Krankentrage (Kosten 0), §B — Krankentransportbett (Kosten 0), t A — 4achsiger Abteilpersonenwagen III. Klasse mit Einrichtung zur Krankenbeförderung (Kosten 4 Fahrkarten III. Klasse), z S besonderer Krankenwagen (Salonwagen, Kosten 12 Fahrkarten I. Klasse). z A und zs sini bei der betr. Direktion rechtzeitig zu bestellen, die übrigen Einrichtungen direkt bei der in Betracht kommenden Station. 4 Unverpackte einsitzige Zweiräder werden mit sämtl. Schnell- (auch )) u. Eilzügen befördert. Die Fahrräder werden auf Entfernungen bis 100 km nach Wahl des Reisen- den entwed. gegen Lösung von Fahrradkarten (20 Pf.) od. auf Gepäckschein (bis 50 km 30 I'f., v. 51—100 km 50 Pf.) abgefertigt. Auf Entfernungen über 100 km erfolgt die Ab- fertigung nur auf Gepäckschein. Bei den mit M (— Motor) bezeichneten Zügen (Triehwagenfahrten) wird Reisegepäck und Expressgut nicht befördert: Rauchverbot; keine Frauenabteile. Storms Kursbuch. 4 Fortsetzung von S. 0 (1. S. weisses Papier). Hunde in Begleitung von Reisenden werden im Deutschen Reich gegen L.ösung von Hundekarten für 1½ Pr. pro Kilometer befördert. Kleine Hunde können, wenn Mitreisende Widerspruch nicht erheben, in den Personenwagen mitgenommen werden. Die Transportgebühr ist in diesem Falle dieselbe. Hunde in Behaltern sind bei der Gepäckabfertigung aufzugeben und werden zum Gepäcksatze befördert. Kinderwagen (leer oder mit Betten bepackt) werden für mitreisende Kinder für alle Reisende 1.—4. Klasse nach dem Gepäcktarif befördert (siehe nachstehend; für 25 kg bis 50 km 20 Pfg., 300 km 50 Pfg., 800 km 1 Mark. Die eingeklammerte Zahl hinter der Überschritt der Fahrpläne gibt die Eisenbahn und deren Verwaltungssitz an, welche in dem „Verzeichnis der Eisenbahnen“ zu finden sind. Das Verzeichnis befindet sich auf der Rückseite der Eisenbahnkarte. Mit : versehene Stationen haben mehrere Bahnhöfe, falls nicht etwa der betreffenle Bahnhof genannt ist. Die bei den Stationsnamen stehenden kleinen Zahlen geben die Seiten-Nummern an, unter welchen die Anschlussstrecken zu finden sind. Die durch Buchstaben (b c d f g h usw.) gekennzeichneten Haltestellen resp. Stationen sind mit ihren Namen in den betreffenden Noten wiedergegeben Die Zeichen weisen auf die mit den gleichen Zeichen versehenen Bemerkungen hin Die Beförderungsdauer mit Personen- und Schnell- oder Eilzügen (z. B. von Aachen nach Berlin, Cöln, Paris usw.) — im Stationen-Verzeichnis der Grossen Aus- gabe — unter Anwendung von patentamtlich geschützten Minuten-Ziffern; 0 — 15 Min., 0 — 30 Ain., 0— 45 Min., 1— 1 Stde. 15 Min., 1 — 1 Stde. 30 Min., 1— 1 Stde. 45 Min. usw. — Besonders, wichlig bei Benutzung der zuschlagfreien Eilzüge: Gewichtsstufen | Vorstufe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 Gepäckfracht | 1-25kg | 26-35kg | 36-50kg | 51-75kg | 76-100kg | 101-125kg auf Fahrkarten | 1 u. mehr | 1 2 u. mehr | 1 2 u. mehr | 1 2 3 u. mehr | 1 2 3 4 u. mehr | 1 2 3 4 5 u. mehr N = | M | M M | M M | M M M | M M M M | M M M M M Nahzone1 — 25 km | 020 | 020 020 | 040 040 | 060 060 060 | 080 080 080 080 | 100 100 100 100 100 1 26—50 „ | 020 | 025 025 | 050 040 | 075 070 060 | 100 095 090 080 | 125 120 115 110 100 2 51—100 „ | | 050 050 | 100 100 | 150 150 150 | 200 200 200 200 | 250 250 250 250 250 3 101—150 „ | | 075 075 | 150 100 | 225 200 150 | 300 275 250 200 | 375 350 325 300 250 4 151—200 „ | 50 | 100 100 | 200 100 | 300 250 150 | 400 350 300 200 | 500 450 400 350 250 5 201—250 „ | | 125 100 | 250 100 | 375 300 150 | 500 475 350 200 | 625 550 475 400 250 6 251—300 „ | | 150 100 | 300 100 | 450 350 150 | 600 500 400 200 | 750 650 550 450 250 7 301—350 „ | | 175 175 | 350 200 | 525 450 300 | 700 625 550 400 | 875 800 725 650 500 8 351—400 „ | | 200 200 | 400 200 | 600 500 300 | 800 700 600 400 | 1000 900 800 700 500 9 401—450 „ | | 225 200 | 450 200 | 675 550 300 | 900 775 650 400 | 1125 1000 875 750 500 10 451—500 „ | | 250 200 | 500 200 | 750 600 300 | 1000 850 700 400 | 1250 1100 950 800 500 11 501—600 „ | 100 | 300 200 | 600 200 | 900 700 300 | 1200 1000 800 400 | 1500 1300 1100 900 500 12 601—700 „ | | 350 200 | 700 200 | 1050 800 300 | 1400 1150 900 400 | 1750 1500 1250 1000 500 13 701—800 „ | | 400 200 | 800 200 | 1200 900 300 | 1600 1300 1000 400 | 2000 1700 1400 1100 500 14 über 800 „ | | 500 200 | 1000 200 | 1500 1100 300 | 2000 1600 1200 400 | 2500 2100 1700 1300 500 Gewichtsstufen | 6 | 7 | 8 Gepäckfracht | 126-150 kg | 151-175 kg | 176-200 kg auf Fahrkarten | 1 2 3 4 5 6 u. mehr | 1 2 3 4 5 6 7 u. mehr | 1 2 3 4 N= | M M M M M M | M M M M M M M | M M M M Nahzone1—25 km | 120 120 120 120 120 120 | 140 140 140 140 140 140 140 | 160 160 160 160 1 26—50 „ | 150 145 140 135 130 120 | 175 170 165 160 155 150 140 | 200 195 190 185 2 51—100 „ | 300 300 300 300 300 300 | 350 350 350 350 350 350 350 | 400 400 400 400 3 101—150 „ | 450 425 400 375 350 300 | 525 500 475 450 425 400 350 | 600 575 550 525 4 151—200„ | 600 550 500 450 400 300 | 700 650 600 550 500 450 350 | 800 750 700 650 5 201—250 „ | 750 675 600 525 450 300 | 875 800 725 650 575 500 350 | 1000 925 850 775 6 251—300 „ | 900 800 700 600 500 300 | 1050 950 850 750 650 550 350 | 1200 1100 1000 900 7 301—350 „ | 1050 975 900 825 750 600 | 1225 1150 1075 1000 925 850 700 | 1400 1325 1250 1175 8 351—400 „ | 1200 1100 1000 900 800 600 | 1400 1300 1200 1100 1000 900 700 | 1600 1500 1400 1300 9 401—450 „ | 1350 1225 1100 975 850 600 | 1575 1450 1325 1200 1075 950 700 | 1800 1675 1550 1425 10 451—500 „ | 1500 1350 1200 1050 900 600 | 1750 1600 1450 1300 1150 1000 700 | 2000 1850 1700 1550 11 501—600 „ | 1800 1600 1400 1200 1000 600 | 2100 1900 1700 1500 1300 1100 700 | 2400 2200 2000 1800 12 601—700 „ | 2100 1850 1600 1350 1100 600 | 2450 2200 1950 1700 1450 1200 700 | 2800 2550 2300 2050 13 701—800 „ | 2400 2100 1800 1500 1200 600 | 2800 2500 2200 1900 1600 1300 700 | 3200 2900 2600 2300 14 über 800 „ 13 701—800 „ | 3000 2600 2200 1800 1400 600 | 3500 3100 2700 2300 1900 1500 700 | 4000 3600 3200 2800 Reisegepäck wird zu den Sätzen des Gepäcktarifs nur gegen Vorlage von Fahrkarten angenommen. Die Annahme ist auch nach ciner über die Bestimmungsstation der Fahrkurte hinaus gelegenen Station zulässig. wenn der Reisende mangels durchgchender Fahrkarten cine Fahrkarte nach der zur Lösung neuer Fahrkarten gceigneten weitest gelegenen Station gelost hat und das Gewicht nicht mehr als 25 kg beträgt, Die Gepäckfracht für Sendungen bis zu 200 kg ergibt sich aus vorstchonder Tabelle. Die Sätze für mehrere Fahrkarten kommen nur zur Anwendung, wenn Reisegepäck mehrerer zusammenge: hörender und nach einer Station reisender Personen auf einen Gcpäckschein aufgegeben wird. Zwei halbe Fahrkarten gelten als eing, eine einzelne halbe Fahrkarte wird als voll angesehen. Vei höherem Gewicht als 200 kg wird dic Fracht durch Zusammenstoss der Sätze des Gcpäcktarils⸗ für je 200 kg und für das uberschiessende Gewicht ermittelt. Die Sätze für mehrere Fahrkarten finden hierbei keine Anwendung. Auch hier gelton zwei halbe Fahrkarten als eine Fahrkarte, eine einzelne halbo Fahrkarto wird als volle Fahrkarte angesehen Die leisenden sind verzlliehtet, der zoll- oder steueramtliehen und der polizeiliehen iblertigung ihres bepüeks beizunohnen. Für eine durch Nichtbeachtung dieser Vorschrift verursachte Überschreitung der Lieferfrist wird kein Schadenersatz gewährt. 40 Reiseanleitung für Laien im Gebrauch eines Kursbuches. Mit dem von Jahr zu Jahr zunehmenden Reiseverkehr und infolge des immer weiter fortschreitenden Ausbaues des lisenbahnnetzes sind die „Storm⸗ schen Kursbücher““ heute für jedes Gieschäft und jede Familie geradezu unentbehrlich geworden. Da ein allen Anforderungen gerecht werdendes Fahrplanbuch jedoch möglichst vielscitig sein soll, zur Vermeidung eines ungewöhnlich grossen und deshalb unpraktischen Umfanges aber auch in raumbegrenztester Weise hergestellt werden muss, so ist es für viele Reisende nicht leicht, in Kürze die besten Züge und sonstige Auskünfte zu finden Wir wollen deshalb an der Hand einiger Beispiele versuchen, die Be⸗ nutzung der „Stormschen Kursbücher“ zu erläntern und zu erleichtern. Handelt es sich nur um eine kurze Reise von unserem Wohnort nach einem Nachbarorte oder einer weiteren, an derselben Linie gelegenen Station. so ist die Sache sehr einfach. Wollen wir z. B. von Weimar nach Eisenach fahren. so brauchen wir nur im alphabetischen Stationen-Verzeichnis die Station Weimar zu suchen. Wir finden, dass der Fahrplan von Weimar nach Eisenach auf Seite 73 abgedruckt ist und zwar, wie Seite 73 selbst zeigt, in der Strecke Berlin—Bebra, und suchen uns hier den für uns geeignetsten Zugheraus. Die Fahrzeiten selbst sind in der Reihenfolge der Tagesstunden von Mitternacht zu Mitternacht aufgeführt. Bei den Fahrzeiten von 6 Uhr abends bis 5.59 früh sind die Minutenziffern unterstrichen; dies sind also Nachtzüge, während alle übrigen Züge Tageszüge sind. Sodann ist in dem Kursbuche unterschieden, ob ein Zug Schnellzug, Eilzug oder Personenzug ist. Schnell- züge, für welche nur Schnellzugsfahrkarten zulässig sind. finden wir mit fetten Ziffern (z. B. 6-58) gedruckt und ausserdem mit einem SZ bezeichnet. Eilzüge zu gewöhnlichen Fahrpreisen sind ebenfalls fett gedruckt und mit dem Zeichen (E) versehen. Die mit gewöhnlichen Ziffern gedruckten Züge sind Personenzüge. M — Motorziige (Trielwagenfahrten). ² Welche Wagenklassen jeder Zug führt, ist ebenfalls aus dem Kursbuche zu ersehen. Eine schwache ununterbrochene Linie vor den Fahrzeiten be⸗ deutet. dass der Zug I., 2. und 3. Klasse führt. Ist diese schwache Linie durchbrochen ., so sind auch Wagen 4. Klasse im Zuge. Schnellzüge, welche nur die I. und 2. Wagenklasse führen, sind durch eine fette Linie f bezeichnet. Ist ein Schnellzug ein D-Zug, d. h. ein Zug. bei dem die Wagen durch Ver⸗ bindungsbrücken miteinander verbunden sind, so ist dem Schnellzugszeichen SZ noch der Buchstabe D beigedruckt, während die mit besonderem Kom⸗ fort eingerichteten, nur mit Fahrkarten I. Klasse und ausserdem gegen be⸗ sondere Zuschlagspreise benutzbaren Luxuszügo durch eine starke durch⸗ brochene Linie: und den Buchstaben I, gekennzeichnet sind. Ausser diesen allgemeinen Unterscheidungen tinden wir nun aber fast aut jeder Fahrplanseite noch eine Anzahl wichtiger Notizen und Hinweise. Wir finden z. B. eine grössere Anzahl Züge, welche nicht regelmässig oder nicht täglich verkehren, namentlich WVerktags- — W- Züge und Sonn- und Festtags- züge. die mit E bezeichnet sind. oder Züge, die nur an einzelnen Tagen ver⸗ kehren. Die betreffenden Beschränkungen sind stets beigedruckt oder es ist durch irgend eines dieser Zeichen auf eine un anderer Steile Gerszelben' Seite schende ahere Erklarune hingewiesen Alle nicht alltäglich verkehrenden Züge sind ausserdem mit einer Schlangenlinie( versehen. Eindet bei einem Zuge Postbeförderung statt, so finden wir ein Posthörnchen 2. Eine Anzahl Züge durchläuft nur Storms hiursbuch einen Teil der betreffenden Strecke. In solchen Fällen ist die letzte Zeitangabe stark — unterstrichen. Kleinere Haltestellen sind wegen Platzmangels okt nur mit Buchstaben b c d fy usw. bezeichnet. Befinden sich an einem Orte mehrere Bahnhöfe, so ist die Bezeichnung des betr. Bahnhofes zu beachten. z. B. Hbf. — Hauptbahnhof. FB. (bei Breslau) — Freiburger Bahnhof usW. Ist hinter dem Stationsnamen ein : angebracht, so besitzt dieser Ort mehrere Bahnhöfe. Wollen wir auf einer Seitenlinie weiterfahren, so ist bei der Ab- zweigstation die Seite mit kleinen Ziffern (z. B. (§) angegeben, auf welcher der Fahrplan für diese Linie zu suchen ist. Ebenso ist jede sonstige, für manche Station bestehende Einrichtung aus den „Stormschen Kursbüchern““ zu ersehen. Im alphabetischen Stationen- Verzeichnis finden wir durch §R bezeichnet, ob Rollstühle für Kranke vorhanden sind, und im Fahrplan selbst. auf welchen Grenzstationen Zollablertigung für das Reisegepäck — 71 stattfindet. Kommt ein aufgegebenes Gepäckstück ver- spätet oder überhaupt nicht an. so gibt uns das Verzeichnis der Eisen- bahnen auf der Rückseite der lisenbahnkarte Aufschluss, wohin wir unsere Schadenersatzansprüche zu richten haben, denn die daselbst verwendeten Nummern gehen mit den Nummern der Fahrpläne, z. B. Seite 53 rechts: Herford-Bünde—Sulingen— Bassum und zurück (157) übercin. Handelt es sich um eine grössere Reise, für welche mehrere Bahnwege in Frage kommen. so ist das Auffinden des für uns geeignetsten Zuges oft nicht gerade leicht. Wir müssen die Karte zur Hand nehmen, um zunächst fest- zustellen. welche verschiedenen Wege für uns in Frage kommen. Hierbei kommt uns zu statten, dass den Strecken auf der Karte die Seitenziffern der Fahrpläne beigedruckt sind. Beabsichtigen wir beispielsweise von Lcinzig nach Hlannover zu reisen, so ersehen wir aus der Karte sowie aus dem Stationen-Verzeichnis die Möglichkeit, über Halle— Magdeburg— Braunschweig (Seite 60) oder über Halle Halberstadt (Seite 62 zu reisen und finden in den Fahrplänen als beste Eil- und Schnellzüge die folgendlen: a) über Magdeburg ab Leipzig Berl. Bhf. 651 Vorm. (D-Zug bis Magdeb., ab Magdeb. Eilz.) Ankunft Hannover 1204 Nachm. do. 10-26 Vorm. (D-Zug Ankunft Hiannover 3-18 Nachm. do. 4-09 Nachm. (Eilzug Ankunft llannover 8.45 Nachm. b) über Halberstadt ab Leipzig 535 Vorm. (D-Zug mit Speisewagen Ankunft Hannover 10-38 Vorm. do. 12.59 Nachm. (D-Zug mit Speisewagen Ankunft Hlannover 5-50 Nachm. do. 631 Nachm. (1-Zug bis llalle. ab Hlalle Eilzug Ankunft Hannover 11-19 Nachm. Aus diesem Heispiele ersehen wir, dass auch die Speisewagen ³ ebenso wie in anderen Zugskursen die Schlafwagen (Z im Kursbuche mit verzeichnet sind. wie wir überhaupt die direkten Durchgangswagen (nm) angegeben finden. Von grossem Werte ist es für jedlen Reisenden, dass er sich auf Grund der bei jeclem Fahrplan ungegebenen Kilometer-Entfernungen jederzeit das Fahrgeld auch nach solchen Stationen berechnen kann, für welche er dasselbe im alphabetischen Stationen-Verzeichnis nicht findet Der Einheitssatz für I km in Personenzügen und zuschlagsfreien lilzügen beträgt: I. R! 7.0 Pf., II. KI. 1.5 Pf., III. Kl. 3,o Pf. (in Baden und Bavern rechts des Rheins KI. III in Eilzügen), IV. Kl. 2,o Pf. (in Baden und Bayern rechts des Rheins Kl. III in Personenzügen). Feste Schnellzugszuschläge (zuschlagspflichtige Schnellziige — S2):, (ihn 1—75 km (Zone 1) 0.5o . für I. und II. Kl., 0,25 . für III. Kl.; für 76—150 kmn (one ²) l.o0 „f für I. und II. Kl.. 0,so .z für III. klasse; für über 150 km (Zone³) 2.,00 .7 kür I. unel II. K1. l.oo „ für III. KI. Der in Deutschland gültige einheitliche Gepäcktarif ist auf Seite 32 des roten Teiles dieses Buches vorgedruckt. Kinderwagen (leer oder mit Betten bepackt) werden für mitrei- sende Kindler für alle Reisende 1.—4. Klasse nach dem Giepäcktar.! befordert für 25 kg bis 50 kem 20 Pig., 30 km 50 Pig., 80 km 1 Marn. Hunde in Begleitung von Reisenden werden im Deutschen Reich gegen I.ösung von Ilundekarten fiir 1½ Pf. pro Kilometer befördert. Kleine Hunde können. wenn Mitreisende Widerspruch nicht erheben, in den Personenwagen mitgenommen werden. Die Transportgebühr ist in diesem Falle dieselbe. lunde in Behältern sind hei der (iepäckabfertigung autzu⸗ gehen und werden zum (iepücksatze befördert. Allen Lesern aber wünschen wir eine glückliche Reise! 60Magdeburg - Schönebeck Güszten u. zur.(156). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 2122 23 24 25 26 27 28 29 30 N.-Dodeleben. ... ... 6.09 D 9.21 » 12.33 D » 1.33 SZ 4.18 548 6.49 » ... 7.32 » 9.45 D D 12.35 ... » Wellen . . . ... ... 6.18 » 9.30 » 12.43 » 1.42 D 4.27 557 7.00 » ... 7.42 (E) 9.55 » 12.45 ... » Ochtmersleben; 8 27 * Ss, 5.77 ³ 112,50 ² K j.² 1.501 „1435,76a1 792 ² ;..; 732 „ 11093¹ 212-52 ...¹ „ Dreileben-Dr.:f¹ (: 9 31; „ES) 213,112 59s “ 12 9289§ S1111'6a 1-14, ²;...; 7-23 v- 11002¹ (( resd.-12-58 ... „ Eilsleben: aU; ¹¹;; f 171(82227.2901904—àf1142-12,2-19 ²¹ 1452) M) 7-226⸗3I; ...; 8-23 „ 11021 112-13) 1.92 . .. 3-3 „31. 31. 91 ab; m...; 644;) ( 8-30f S, 10-1410-05, E)² J) 1152-13j ...² 14-53;, § —6-38 . . .) 8-19 „ 11025¹ S 8 12.14 . .. . . . 3.40 Wefensleben .; .., . . . 6-53 S (DiM)f: 10-23 „ Si§ S „ (2-22; . . . 15-02 S . . . „ j ...; 8-19 „ 11034¹ S SE. Uis-; .. . . .. ² Marienborn 2sf W . . .; 7-00; § (üm) 10-30 „; S E(„ 1). „ (2.28, ... P ((.15-08, S: . ... „ . . .; 8-28 „ 11041! § ( f (zingen, . . .; . . . . „ Helmstedt s1.o1f,,618 . . .¹i 713 S 8-18¹ 10-4310-23V,117F 1·33),213 .. . ². 5-20; F . .. 6-56; . .. „8-39 9-571051; S „ 1232 . . . . .. 4-23 Frellstedt . . 1701 . . . „722, §. S2² S,1953), ) 17128„ „ „ (2-55, . ... f 1526 S; ... „ . . . 8-59 ²„ —¹ ² (y(E); ; . ² Königslutter .P 715 ...“ 7-36, ² 914; 11071039)“111“ 1:19 36 ...) l. (E2; 545 §¹ ... 712 ...; 924 1012, ...¹ E (IRSSE); ; .. 4-21 Bornum. : . . — ...; 7:43; E SEL S11-14S( S! j) und 315; ... S 8(549; S) ... (Sj; 911 ²¹ ... 8f (2 ..; ..1 2 Schandelah ).; ..)..:; 759 S E §§ Z1121(8E1E S; S(UmN), 3 22 .. * S f1550), ³; ... 8X¹...i 912 ²¹ ...¹ ; E *§¹.¹::¹* Weddel . . 'so; ... ...; 7-57; ² S;* 51128 2; E; „t 3-29 . . . ²— i; S; ... i; .; 9255; ... f f.Ef¹¹.¹v.¹ Braunschug.)anf .. .) ...; 8-10; * 9-259·33114111:01i. ⁵.) 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(9.22 spiege)) : — 6. 6, 7 549— f.73 ; 1. 5g 5.10 .. 5-568.91 . ... . .. 9.3 Halberst.; ;an .., 6.30;.31 .., 3.40 1.45 2.56 „. ... 6-928.92 ... ... 294 Zuge halten E 'in Eiraunesumpk r. b in Westend-Elankenburg. X nür E und ¹ bis, 15719 laglich, ab 16710 nur F u. ²—. f uur vom I. bis 15, 10. Darin beſitzen nämlich eine Menge ſonſt ganz wohlerzogener Menſchen eine große Rückſichtsloſigkeit. Sie belegen mit ihrem Handgepäck, das nach der Vorſchrift nur eine Länge von 50 bis 60 cm und etwa 40 bis 50 cm Breite haben darf, weit mehr Platz, als ihnen zukommt. Aber eines Tages naht die Ver⸗ geltung und der Beamte nimmt ihnen ihr Gepäck zur Be⸗ ſchämung vor dem übrigen Publikum weg und ſie müſſen es nachträglich in Angſt, den Zug zu verſäumen, an einer Zwiſchen⸗ ſtation noch aufgeben. Es ließe ſich hier noch viel Wichtiges angeben, wozu der Raum in dieſem Buche fehlt. Aber bittet nur Eure Eltern, Verwandte, Freunde oder Eure Lehrer und Führerinnen um alte Reiſehandbücher, Stadt⸗ und Fahrpläne, und an ſtillen Winternachmittagen oder abenden werden ſie gewiß gern bereit ſein, Euch in deren Geheimniſſe einzuweihen. Eine kleine Anleitung dazu findet Ihr in den hier vor⸗ ſtehenden Blättern des Stormſchen Kurs⸗ und Fahrplanbuches, die der Verlag den jungen Pfadfinderinnen für dieſen Zweck freundlichſt zur Verfügung geſtellt hat. Das wäre die Vorbedingung zum Reiſen. Was nun die Eiſenbahnfahrt ſelbſt anbelangt, ſo gibt es da recht viel, was eine tüchtige Pfadfinderin wiſſen muß. Vor der Abreiſe habt Ihr natürlich darüber nachzudenken, daß Ihr nicht zuviel unnütze Sachen mitſchleppt, denn die Gepäckbeförderung koſtet dadurch oft mehr Geld als die Fahrkarte. Wählt einen möglichſt leichten, aber dauerhaften Koffer oder Reiſekorb. Wenn Ihr Gepäck aufgeben müßt, das zu ſchwer iſt, ſchickt Ihr es beſſer per Fracht, oder in derben Kartons per Poſt voraus. Euer Handgepäck darf nicht ſo ſchwer ſein, daß Ihr es nicht ſelbſt tragen könnt, denn viele kleinere Bahnſtationen beſitzen nur einen oder zwei Gepäckträger, die überdies dem Gepäckmeiſter bei der Ankunft des Zuges beim Aus⸗ und Einladen der aufgegebenen Gepäch⸗ ſtücke behilflich ſein müſſen. Ihr könnt Euch alſo nicht darauf verlaſſen, daß immer gleich jemand da iſt, der Euer Gepäck trägt. Daß Ihr eine Viertelſtunde vor Abgang des Zuges am Bahnhof ſein müßt, beſonders wenn Ihr Gepäck aufgeben wollt, verſteht ſich von ſelbſt. Als Pfadfinderinnen denkt Ihr natürlich auch darüber nach, wie Ihr Euch billig und zwechmäßig mit Mundvorrat verſeht, und lächelt über die jungen Mädchen, die an jeder Station entweder ihr Geld am Automaten in Schokolade und Bonbons vernaſchen, oder ſich überall die teuren, oft halb⸗ 48 vertrochneten und verſtaubten Brödchen haufen, die beſonders auf kleinen Stationen und im Ausland auf Präſentierbrettern uneingewichelt von Kellnern angeboten werden. Neuerdings hat die Bahnhofsverwaltung verſchiedener größerer Stationen aus Geſundheitsrückſichten für das reiſende Publikum angeordnet, daß die Brötchen in geſchloſſenen Seidenpapierdüten, und die warmen Würſtchen zwiſchen zwei Pappdeckeln verkauft werden müſſen, was natürlich ſchon eine weſentliche Verbeſſerung bedeutet. Dauert die Reiſe länger als einen ganzen Tag, ſo wird man wohl hie und da auch einmal einen Teller Suppe und ein Stüch Braten oder eine Taſſe Kaffee im Bahnhofsreſtaurant genießen müſſen. Dann ſitzt man aber an ſauber gedecktem Tiſch in geſchloſſenem Raume, denn in dem Fall ſorgt die Bahn⸗ verwaltung ſelbſt ſchon meiſt für eine Mittagspauſe von 15 bis 25 Minuten, oder es wird Eſſen im Zuge auf Wunſch verabreicht. Ich denke hierbei auch an Pfadfinderinnen, die ins Aus⸗ land reiſen. Manche von Euch geht vielleicht nach Oeſter⸗ reich, Frankreich, England, Italien oder der Schweiz, um ſich dort in einer fremden Sprache auszubilden, oder um eine Stellung anzunehmen. An der Grenze angelangt, müßt Ihr Euren Koffer in Anweſenheit des Zollbeamten des fremden Landes öffnen, damit ſich dieſer überzeugen kann, daß Ihr Reine neuen zollpflichtigen Waren mit Euch führt. Beſonders Wein, Tabak, Schokolade und verſchiedene Eßwaren, ſoweit dieſelben nicht angebrochen ſind und zur eigenen Verpflequng als Wegzehrung dienen, unterliegen der Zollpflicht, denn jedes Land iſt beſtrebt, die Erzeugniſſe ſeiner Staatsangehörigen durch Zölle zu ſchützen, und vermeidet deshalb die Konkurrenz fremder Staaten, deren Waren vielleicht billiger hergeſtellt werden könnten. Zahlen die fremden Waren Zoll, ſo werden ſie ebenſo teuer oder noch teurer als im Lande, das man an der Grenze betritt. Hier hört auch unſer deutſches Geld auf, gangbare Münze zu ſein, und Ihr müßt Euch daher in der Heimat ſchon mit dem Gelde des fremden Landes verſehen, in das Ihr reiſen wollt. Es iſt dabei zu beachten, daß Ihr beim Wechſeln Eures Geldes nicht immer den ganzen Wert erhaltet. Bei großen Summen iſt der Unterſchied beträchtlich in einigen Ländern. Folgende Münztabelle der verſchiedenen Länder wird es Euch leichter machen, im voraus das zu wechſelnde Geld zu berechnen. In dieſen Ländern ſind die angegebenen Zahlen nicht immer maßgebend, weil der Kurs wechſelt. v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 49 Frankreich: 1 Frank beſteht aus 100 Centimes; Fr. 1.25 iſt gleich 1 Mark; 5 Centimes ſind gleich 4 Pfennige. Ein 20 Frank⸗Stüch iſt gleich 16 Mark. Italien: 1 Lira beſteht aus 100 Centeſimi; Lire 1.25 iſt gleich 1 Mark; 5 Centeſimi ſind gleich 4 Pfennige. Ein 20 Lire⸗Stück iſt gleich 16 Mark. England: 1 Schilling beſteht aus 12 Pence; 1 Schilling iſt gleich 1 Mark oder Frank 1.25. 20 Schilling machen ¹ Pfund Sterling, gleich 20 Mark oder 25 Frank. Niederlande: ! Florin beſteht aus 100 Cents; ! Florin iſt gleich Mark 1.60 oder Frank 2.—; 12½ Cents ſind gleich 20 Pfennige oder 25 Cents. Skandinavien: 1 Krone beſteht aus 100 Oren, 1 Krone iſt gleich ungefähr Mark 1.10 oder Frank 1.40. Oeſterreich: 1 Krone beſteht aus 100 Hellern; ! Krone iſt gleich 0.85 Pfennige oder Frank 1.05. Rußland: 1 Rubel (Papiergeld) beſteht aus 100 Kopehen; ¹ Rubel iſt gleich Mark 2.08 oder Frank 2.60. Habt Ihr zu Hauſe ſchon Gelegenheit gehabt, die Sprache des fremden Landes zu erlernen, ſo iſt Euch das auf der Reiſe dann von doppeltem Nutzen, und Ihr habt auch mehr Freude an allem, was Ihr ſeht, wenn Ihr die Aufſchriften leſen könnt und verſteht, was die Leute ſprechen. Ein Werk, welches Euch auf der Reiſe große Dienſte leiſten hann, iſt das Bahnhofswerk. Es beſteht in mehreren Städten Deutſchlands, Hollands, Frankreichs, Italiens und der Schweiz. Die Bahnhofswerke ſind alle in den Führern und Ratgebern der internationalen Bahnhofsmiſſion vor jedem Lande angegeben. Als Erkennungszeichen tragen die Agentinnen eine große Broſche mit dem Stern und der Inſchrift: „Schutz für junge Mädchen“ und halten ein rotes kleines Buch in der Hand; in Deutſchland erſetzt der roſa Ratgeber das rote Buch und das Malteſer Kreuz die Broſche. Ihr dürft Euch mit vollem Zutrauen an dieſe Agentinnen wenden. Ihr leſt am Schluß dieſer Zeilen, wie man ſich per Poſtkarte beim Bahnhofswerk anmelden kann, um rechtzeitig am Bahnhof erwartet zu werden. Ich mache Euch auf die Rotizen aufmerkſam, welche durch die Fürſorge der Bereine in den größeren Bahnhöfen Deutſch⸗ lands, Frankreichs, Italiens, Hollands und der Schweiz an⸗ gebracht ſind. Sie geben die Adreſſen der verſchiedenen Heime und Zufluchtsſtätten an, welche Ihr vertrauensvoll aufſuchen dürft. In einigen Ländern werdet Ihr ſolche Notizen in den Wagen der Haupt⸗Bahnlinien finden. 50 Das Bahnhofswerk beſteht in England unter dem Namen: „ Travellers Aid Society“; es hat ſeine Agentinnen an den Hauptbahnhöfen und den größten Häfen Englands. Auch beſteht noch ein anderes Werk, genannt: „International Guild for service of women“. Eine erfahrene Pfadfinderin beſitzt für ſich und ihre Freundinnen, denen ſie doch gern gefällig iſt, ein Verzeichnis der Heime der Internationalen Bahnhofsmiſſion, des Ver⸗ bandes der evangeliſchen Jungfrauenvereine für Deutſchland (Zentrale: Berlin N., Tieckſtr. 17), der Mitglieder des evangeli⸗ ſchen internationalen Vereins „Freundinnen junger Mädchen“ (Zentrale: Darmſtadt, Kießſtr. 123), der Katholiſchen Bahn⸗ hofsmiſſion (Zentrale: Frankfurt a. M., Oederweg 125) oder des jüdiſchen Frauenbundes, Abt. Mädchenſchutz, (Berlin SW., Königgrätzerſtr. 97—98). Weiß ſie doch, daß ſie, wenn ſie zu Lern⸗ oder Berufszwecken allein hinaus in die Fremde geht, überall freundlich empfangen wird und Rat und Hilfe erhält. Reiſt Ihr nun in Deutſchland nach anderen Städten oder nach Oeſterreich, Frankreich, Schweiz, Italien, Spanien, Schweden, Türkei, Griechenland oder ſogar nach Amerika, Auſtralien oder Afrika, ſo braucht Ihr nur aus Eurem Führer oder Ratgeber, den Ihr Euch von einem dieſer Vereine erbittet, die Adreſſe einer Dame des Ortes, wo Ihr hinreiſen wollt, herauszuſuchen. Dieſer ſchreibt Ihr dann, daß Ihr Auskunft erbittet, von der Bahn abgeholt werden möchtet und in einem Heim des Ortes übernachten wollt, oder was Ihr ſonſt wünſcht. Iſt für den betreffenden Ort keine Dame angegeben, ſo wiſſen die Hauptſtellen der benannten Bereine Rat und Auskunft auf Eure Anfragen zu geben, wohin Ihr Euch zu wenden habt. Iſt aber eine Adreſſe für den Ort Eures Reiſezieles angegeben, ſo verſichert Euch gleichzeitig durch Anfrage bei dieſen Hauptſtellen, ob die Dame, an die Ihr Euch wenden wollt, auch dem Verein noch angehört, ob ſie nicht inzwiſchen verzogen oder geſtorben iſt, denn die Ratgeber kommen nur einmal jährlich heraus, und da kann ſich inzwiſchen manches geändert haben. Es gibt Ratgeber und Führer nur für Deutſch⸗ land, die etwa 10 Pfg. koſten, und „Internationale Ratgeber“ (Preis 25—50 Pf.), die die Adreſſen der Heime und Vereins⸗ damen über die ganze Welt enthalten, ſoweit draußen Bahn⸗ hofswerke gegründet ſind. In Europa gibt es deren natürlich viel mehr, als in den übrigen Weltteilen, wo ſich aber an der Hand einer Adreſſe auch das Nötige ermitteln läßt. Hier⸗ für ſind in beſonders ſchwierigen Fragen die Konſulate der betreffenden Länder in Berlin oder anderen Großſtädten da, 4* 51 52 an die man ſich mit der Bitte um Rat und Aushunft wenden kann. Zunächſt alſo hier eine Liſte der wichtigſten Adreſſen der Bahnhofswerke, die aber nur ein Auszug aus den Rat⸗ gebern iſt, und bei weitem nicht alle Heime angibt. Bahnhofs⸗Miſſion in Deutſchland. Dringende Warnung, ſich Fremden anzuvertrauen. Schutz und Rat finden junge Mädchen unentgeltlich bei den unten ſtehenden Adreſſen. Man wende ſich an die durch die Abzeichen kenntlichen Damen (evang.: roſa Kreuz, hath.: gelb⸗weiße Schleife) oder an die Bahn⸗ und Polizeibeamten. Evangeliſche deutſche Bahnhofs⸗Miſſion. Internationaler Verein der Freundinnen junger Mädchen. Deutſcher Zweig: Unter dem Protektorat J. M. d. Kaiſerin. Büro: Darmſtadt, Kiesſtr. 123. Verband der evangeliſchen Jungfrauen⸗Vereine Deutſchlands. Büro: Berlin N. 4, Tieckſtr. 17. Abzeichen des Internation. Vereins der Freundinnen junger Mädchen. Aachen . . . . Frauenheim, Aureliusſtr. 37 Altona . . . . Marthaheim, Steinſtr. 44 Augsburg . . Marthaheim, Inneres Pfaffengäßchen C. 83 Baden⸗Baden . Marthahaus, Burgſtr. 8 Bamberg . . . Frau Müller, Joſephſtr. 2 Barmen . . . Heimat, Adlerſtr. 5, Herbg. Zeughausſtr. 28 Bautzen . . . Marthaſtift, Wettinſtr. 14 Berlin N. . . . Marienheim I u. IV, Tieckſtr. 17 ¹ N. . . Marthashof, Schwedterſtr. 37 ¹ SW. . . Marienheim II, Waſſerthorſtr. 35 „ V. . . Charlottenheim, Marburgerſtr. 4 „ V. . . Heim d. Freund. ig. Mädchen, Kurfürſtenſtr. 19 53 Berlin W.. .. Heimat für Gebildete, Köthenerſtr. 43 „ W. . . Schweizerinnen Heim, Habsburgerſtr. 11 Bielefeld . . Marthaheim, Zimmerſtr. 15 Bochum . ... Marthahaus, Scharnhorſtſtr. 6 Bonn. ... Evang. Heim, Quantiusſtr. 2 Braunſchweig . Heimat der Freund., Bankplatz 2 Bremen . .. . Marthasheim, Oſterſtr. 21 (a. f. Seereiſende) „ . . . Zufluchtsſtätte, Hanſaſtr. 122 „ . . . Auskunft f. Auswandernde, Georgſtr. 22 Breslau ... Heim d. evang. Bahnhofsmiſſion, Gartenſtr. 71 Cannſtatt.. Arbeiterinnenheim, Hallſtr. 44 Caſſe! . ... Heime: Unt. Königſtr. 95 u. Wolfshagerſtr. 1 Chemnitz . .. Marthaheim, Glockenſtr. ² Coblenz. Heimat Auguſtahaus, Altlöhrtor 21 Cöln a. Rh. . . Marthaſtift, Ferkulum 29 „ „ Heimat f. geb. St. Waiſenhausgaſſe 36. Colmar i. E . . Mädchenheim, Stanislausſtr. 14 Cottbus . .. Evang. Vereinshaus. Spreeſtr. 11 Crefeld . . . Mariannenſtift, Bahnſtr. 67 Danzig . ... Marthaherberge, Frauengaſſe 42 Darmſtadt . . Marthahaus, Hoſpiz, Heimat, Stiftſtr. 14 Deſſau . . ... Eliſabethhaus, Lange Gaſſe 15a Dirſchau . .. . Heimat, Samborſtr. 21, Siehe Bahnhofsplakat Dortmund . . Reinoldinum, Schwanenſtr. 12 Oresden⸗A. . . Arbeiterinnenheim a. d. Herzogin Garten 2 „ A. . . Marthaheim, Portikusſtr.¹ „ A. . . Heim für geb. Stände, Lüttichauſtr. 10 R. . . Marthaheim, Nieritzſtr. 11 Düſſeldorf . . Auguſtahaus, Stephanienſtr. 34 Duisburg .. Evang. Gemeindehaus, Oſtſtr. 98 Eiſenach... Heim d. Freund. ig. Mädchen, Münchſtr. 15 Elberfeld Heimat Lydiaheim, Caſinoſtr.! Elbing . . . . Chriſtl. Hoſpitz, Reuſtädt. Schmiedeſtr. 16 Erfurt . . . . Auguſte⸗Biktoriaſtift, Hoſpitalplatz 15a Eſſen a. d. R. . Heimathaus Bethanien, Ottilienſtr. 8. Flensburg . . Heimat, Norderſtr. 10 Frankfurt a. M. Heimat, Taunusſtr. 9, Ev. Bhfmiſſ. a. Hptbhf. ¹ Sachſenhauſen Marthahaus, Schifferſtr. 76 Freiburg i. Br. Heimat, Mädchenheim, Hermannſtr. 8b Görlitz . . . . Marthaheim, Conſulſtr. 25 Gotha — Mädchenheim, Löwenſtr. 2 Göttingen .. Herberge zur Heimat, Leinekanal 2 Hagen i. W. . Mädchenheim, Neue Schulſtr. 31 Halle a. S. . . Marthahaus, Sophienſtr. 6 Hamburg . . Stadtmiſſion, Hühnerpoſten 13, nah. Hptbhf. „ . Hoſpiz der Freund., Beſenbinderhof 33 Heimat f. ig. Mädchen, Gr. Bleichen 64 Hannover . . Daheim, Alte Celler⸗Heerſtr. 4 Heidelberg .. Mädchenheim, Bienenſtr. 2 Homburgv. d H. Heimat, Eliſabethenſtr. 45 Kaiſerslautern Mädchenheim, Mannheimerſtr. 19 Karlsruhe i. V. Marthahaus, Sophienſtr. 52 Kiel . . .. Henriettenhaus, Körnerſtr. 3, Nr. 11 Herberge Königsberg i. Pr. Mägdeherberge, Kuplitzerſtr. 4a „ Heimat der Freund., Tamnauſtr. 5 Geinzig . Marthahaus, Löhrſtr. 9 „ . . . Marienheim, Salomonſtr. 2 „ . . . Arbeiterinn.⸗Daheim, Sophienſtr. 28 Liegnitz . . . Marthaheim, Marthaſtr. 4 Lindau . . . Maria Marthaſtift, Salzſtr. 39 b Ludwigshafen. Marthahaus, Ludwigsplatz 1 Lübeck . . . . Marthaheim, Braunſtr. 25 Magdeburg .. Mägdeherberge, Wallonerberg 6 „ . . Damenheim, Neuer Weg 6 Mainz . . . . Mädchenheim, Breidenbacherſtr. 21 Mannheim . . Marthahaus, k. 7, 19 Marburg i. H. . Eliſabethhaus, v. d. Weidenhäuſertor Metz . . . . . Evang. Marthaſtift, Mozartſtr. 15 Mülhauſen i. E. Mädchenheim, Klaragaſſe 17 München . . . Heimat, Rottmannſtr. 14 „ . . . Maria⸗Marthaſtift, Thereſienſtr. 110 Münch.⸗Gladbach Haus Zoar, Abteiſtr. 15a Münſter i. W. . Evang. Gemeindehaus, Horſteberg 18 Nürnberg . . Heimat, Tafelhofſtr. 1411 „ . . . Marthahaus (b. Egidienkirch.), Wolfsgaſſe 4 Pforzheim .. Mädchenheim, Gymnaſiumſtr. 19 pirra)em,, Marthaheim u. Hoſpiz, Reueſtr. 1b Boſen . . . . Heime, Berliner Tor 18 u. Halbdorfſtr. 28 Potsdam . . . Luiſenhaus, Behlertſtr. 18 Roſtoch i. M. . Maria⸗Marthahaus, Schnichmannſtr. 7 Saarbrücken . Marthahaus, Gutenbergſtr. 18 Siegen i. W. . Mädchenheim, Hainerweg 2 Speyer . . . Mädchenheim, Schuſtergaſſe 6 Stettin . . . Auguſte Viktoriahaus, Grüne Schanze 6 Straßburg i. E. Hoſpiz u. Mädchenheim, Knoblochgaſſe 7 „ Lydiaheim, Finkweilerſtaden 3 Stuttgart . . Bahnhofsheim, Gaisburgſtr. 19 „ . . . . Kellnerinnenheim, Rothebühlſtr. 79 Ulm . . . . . Mädchenheim, Marktplatz 19 Weimar . . . Heimat, Amalienſtr. 2 Wiesbaden .. Hoſpiz u. Mädchenheim, Oranienſtr. 53 Witten a. d. R. Evang. Gemeindehaus, Auguſtaſtr. 23 Worms . . . Sophienſtift, Römerſtr. 18 Würzburg .. Evang. Pfründe u. Herberge, Reubauſtr. 10 Zittau i. S. . . Marthaheim, Innere Oybinerſtr. 22. Zwickau . . . Martaheim, Mittelſtr. ¹, Hoſpiz u. Herberge Ausland. Amſterdam . . Heimat 439, Prinſengracht Baſel . . . . Bahnhofsheim, Steinentorberg 14 Brüſſe! . . . Heim, 152 rue ſourdan Budapeſt . . . Schweizer⸗Heim, Liszt-Ferencz-ter 1 Genf . . . . Heim, 4 cour Saint Pierre Condon . . . Gordon House, 8 Endsleigh Gardens N.W. Moskau . . . Heim, 7 Maroseika Kosmodamian pereulock Paris . . . . Intern. Heim 8, rue St. Paul, IVe arr. Betersburg . . Konnogswardeeski pereulok4, Wohn. 1 Warſchau . . Heim, Widok 20, Qu. 4 Wien . . . . Heim, Waſagaſſe 31 Zürich . . . . Marthahaus, Zähringerſtr. 36 54 55 Katholiſche Bahnhofsmiſſion. Deutſcher Nationalverband der katholiſchen Mädchenſchutzvereine, angeſchloſſen an den Internationalen Verband der katholiſchen Mädchenſchutzvereine (A. C. ).) Freiburg i. Schweiz, Büro Frank⸗ furt a. M., Oederweg 126. Ueber die Liſte der katholiſchen Heime zieht ſich ein ſchräger Querbalken. Aachen. Marienſtift, Jakobſtr. 27 Augsburg . . Marienanſtalt, Blattengaſſe kI. 282 Baden⸗Baden . Marienheim, Scheibenſtr. 6 Bamberg . . . Marienſtift, Stephansplatz2 Berlin N. . . Marienheim, Acherſtr. 117 nahe Stettinerbahnhof. „ N. . . Bahnhofhoſpiz, Artillerieſtr. 9, nahe Bahnhof Friedrichſtraße. „ O. . . Kaveriusſtift, Kaiſerſtr. 37, „ 80. . . Marienſtift, Michaelkirchplatz 3, nahe Bahnhof Alexanderplatz „ W. . . Antoniusſtift, Hohenſtaufenſtr. 2, nahe Schleſiſchem Bahnho ² W. . . Damenhoſpiz, Augsburgerſtr. 23224 nahe Bahnhof Zoologiſcher Garten Bonn . . . . Marienhaus, Bachſtr. 4 Bremen . . . Unterkunft, Gartenſtr. 4 Breslau . . . Marienſtift, Joſephſtr. 57 Caſſel . . . . St. Eliſabeth⸗Kloſter, Weinbergſtr. 7 Colmar i. E. . Mädchenheim, Mühlgaſſe 1 Coblenz . . . Kloſter der Franziskanerinnen, Eltzerſtr. 13 Cöln „. . . . Kath. Mädchenſchutzverein, Georgſtr. 5a Conſtanz . . . Marienhaus, Wallgutſtr. 11 Crefeld . .. St. Joſephshaus, Tannenſtr. 138 Danzig. Heim, Heumarkt 5 Darmſtadt .. Mädchenheim, Niederramſtädterſtr. 30 Dortmund .. St. Joſephinenſtift, Bornſtr. 24 Oresden . . . Bennoſtift, Lößnitzerſtr. 2—4 Düſſeldorf .. Mädchenheim, Kloſtergaſſe 86 Eiſenach . . . Graue Schweſtern, Sophienſtr. 37 Emmerich, Rhld. Gaſthaus Schwemborn a. kl. Löwen Elberfeld .. St. Suitbertusheim, Steinbeckerſtr. 31 Erfurt.. Marienſtift, Hopfengaſſe 8 Frankfurt a. M. Mädchenſchutzverein, Oederweg 126 Eſſen . . .. Marienhaus, Auguſtaſtr. 30 „ „, Mädchenheim, Langeſtr. 12 Frankfurt a. O. Graue Schweſtern, Marienſtraße „. „ Mädchenheim, Eichwaldſtr. 37 Freiburg i. B. . St. Marienhaus, Thalſtr. 31 Fulda . . . . Marienheim am Severiberg Gemünd (Schw.) Marienheim Glogau . .. Graue Schweſtern, Magazinſtr. 4 Gotha . . . . Graue Schweſtern, Alexandrinenſtraße Görlitz . . . . Borromäerinnen, Biesnitzerſtr. 64 Graudenz . . Graue Schweſtern, Fiſcherſtraße Halle a. d. S. . Kath. Mägdeheim, Mauerſtr. 10 Hagenau . . . Persévérance, Neugaſſe 24 Hamburg . . . Georg⸗Adolfſtift, Schmelinshyſtr. 16 Hannover . . Marienhaus, Kreuzkirchhof 18 Heidelberg . . Marienhaus, Bismarchſtr. 5 Hildesheim .. Marienhaus, Schneemannſtr. 3, Hirſchberg . . Graue Schweſtern, Schützenſtraße Kaiſerslautern Marienheim, Pariſerſtr. 26 Karlsruhe i. B. St. Eliſabethenhaus, Sophienſtr. 19 „ „, St. Joſephshaus, Winterſtr. 29 „ „ St. Franziskushaus, Grenzſtr.7 Königsberg i. Pr. Graue Schweſtern, Ziegelſtr. 5 Kempten i. B. . Marienanſtalt, Roſenau Z. 57 Kiel . . . . . Graue Schweſtern, Gasſtr. 14 Landshut i. B.. Dienſtbotenhaus, Untere Freyung 100 Landeshut i. Schl. Graue Schweſtern, Friedrichſtr. 9 Leipzig . . . St. Joſephshaus, Rudolfſtr. 7 Cübech . . . . Graue Schweſtern, Parade 3 Ludwigshafen Marienheim, Wredeſtr. 35 Mainz . . . . Mädchenſchutzverein, Weihergartenſtr. 20 Magdeburg .. Graue Schweſtern, Prälatenpl. 31 Mannheim .. Thereſienhaus T. 5 2,3 Metz . . . . . St. Blandina, Gensdarmenſtr. 8 M.Gladbach . Katharinenſtift, Kaiſerſtr. 83 Mülhauſen i. E. Mädchenheim, Magentaſtr. 72 München . . . Mädchenſchutzverein, Mathildenſtr. 3p „ . . . Marienanſtalt, Dachauerſtr. 58 Münſter i. W. . Liebfrauenſtift, Wegesende 4/6 Reiſſe . . . . Notburgaheim, Obermährengaſſe 19 Rordhauſen . Graue Schweſtern, Domſtr. 6 Nürnberg . . Marienheim, Harmonieſtr. 28a, nahe dem Laufertor Offenbach a. M. Heim, Kaiſerſtr. 69 „ „ Heim, Kraftſtr. 19 Osnabrüch . . Notburgaheim, Turmſtr. 9 Offenburg . . Marienhaus, Waſſerſtr. 5 Paſſau . . . Marienheim, Obere Sandgaſſe 409 Bforzheim . . St. Joſephshaus, Gerberſtr. 18 Katibor . . . Notburgaheim, Doktordamm2 Kavensburg . Marienheim Regensburg . Marienanſtalt, Oſtengaſſe HI. 70 Roſenheim . . Dienſtmädchenhaus, Herzog Heinrichſtr. 5 Saarbrücken . Mädchenſchutzverein, Naſſauerſtr. 29 Stargard i. P.. Graue Schweſtern, St. Eliſabethſtift Straßburg i. E. Mädchenſchutzverein, Finkmattſtr. 6 „ „ St. Arbogaſtanſtalt, Stelzengäßchen! Stuttgart . . Marienanſtalt, Katharinenſtr. 4 Speyer . . . . Marienheim, Königſtr. 15 Thorn . . . . Graue Schweſtern, Seglerſtr. 9 56 57 Trier . . . . Mägdehaus St. Helena, Krahnenſtr. 48 Ulm . . . . . Wagnerſtr. 44 Wiesbaden .. Marienhaus, Friedrichſtr. 28 Worms . . . St. Marienſtift, Ludwigsplatz 2 Würſburg . „ Marienanſtalt, Franz Ludwigſtr. 21 Zweibrücken . Kath. Schweſternhaus, Kaiſerſtr. 12. Ausland. Amſterdam .. Mägdehaus, Stiergil 50 Antwerpen . . Providence, Marché St. Jaques 38 Raſal „ Marienhaus, Horburgſtr. 54 Brüſſel . . . Schweſternhaus, Boulevard Clovis 17 „ . . . Home Elisabeth, 33, rue de Berlin Genf . . . . Kath. Heim, rue des Granges 3 London . . . 263 Vauxhall Bridge Road Westminster Lüttich . . . . Deutſche Franziskanerinnen, rue de Joie 16 Luxemburg . . St. Zitahaus, Bahnhofsplatz Lyon . . . . Marienheim, rue Vaubecour 8 Nancy . . . . Ste. Marie, rue de Chanoines 1 Paris . . . . Marienheim, rue Fondary 5 Rotterdam . . Pott Bourgmeester, Hofmannsplein 41 Verviers . . . Vinzenzſchweſtern, 101 Crapaurue Wien . . . . Marienanſtalt, III. Bez., Faſanengaſſe 4 Weitere Adreſſen ſind aus dem (evangl.) „Ratgeber“ dem (kath.) „Führer“ und beſonders auf den Plakaten an den Bahn⸗ höfen zu erſehen. Jüdiſcher Frauenbund Abteilung Mädchenſchutz, Büro: Berlin SW. 11, Königgrätzer⸗ ſtraße 97—98. Berlin N. . . Jüdiſcher Volksverein, Auquſtſtr. 20. „ C. . . Verwaltungsgeb. d. jüd. Gemeinde, Roſenſtr. 2—4 „ W. . . Zentralbureau f. jüd. Auswanderer, Steglitzerſtr. 12 Bremen . . . Hilfsverein d. deutſchen Juden, Düſternſtr. 7 Breslau . . . Jüdiſcher Frauenbund, Tauenzienplatz 11 Frankfurt a.M. Jüdiſcher Frauenbund, Langeſtr. 30 „ „, Fräulein Pappenheim, Liebigſtr. 27c Kattowitz . . Frau Wiener, Wilhelmplatz 2 Hamburg . . Zentralbureau f. jüd. Auswand., Kl. Bächerſtr. 20 ² . . Fräulein Werner, Iſeſtr. 88 München . . . Frau Rabbiner Dr. Werner, Herzog Maxſtr. 3 Myslowitz . . Frau Olga Breit, Pleſſerſtr. 11 Nürnberg.. Ifrael. Frauenverein, Badſtr. 1271 Poſen . . . . Frau Rabbiner Dr. Bloch, Friedrichſtr. 21 Stettin . . . Frau Rabbiner Dr. Vogelſtein, Barnimſtr. 1 Zürich . . . . Fräulein Dr. med. Wyler, Bahnhofſtr. 78 Da alleinreiſende junge Mädchen oft mehr Gefahren aus⸗ geſetzt ſind als ſie ahnen, ſo gebe ich Euch noch folgende wichtige Anweiſungen, die Ihr übrigens in den erwähnten Rat⸗ gebern auf der Innenſeite des Umſchlags wiederfinden werdet. Bermeidet, Euren Mitreiſenden Eure Angelegenheiten mit⸗ zuteilen. Berändert Euren Reiſeplan nicht auf den Rat fremder Perſonen hin. Wenn Ihr einer Anweiſung bedürft in der Eiſenbahn, ſo wendet Euch an einen höheren Angeſtellten. Wenn Ihr bei Wagenwechſel einen Aufenthalt von einiger Dauer habt, ſo verlaßt den Bahnhof nicht, um den Zug nicht zu verfehlen. Wählt vorzugsweiſe die Abteilungen für Frauen. Wenn Ihr durch ein unvorhergeſehenes Hindernis verſpätet ſeid, benachrichtigt telegraphiſch die Perſon, welcher Ihr emp⸗ fohlen ſeid und welche Euch an der Bahn erwartet. Wollt Ihr am Bahnhof der fremden Stadt, in der Ihr keine Verwandten habt, abgeholt werden, was Euch beſonders angenehm ſein wird in einem Land, wo Ihr fremd ſeid und die Sprache nicht kennt, ſo meldet Euch beim Bahnhofswerk des Ortes, an welchen Ihr reiſen wollt, mit folgender Poſt⸗ Karte an: Muſter einer Anmeldungskarte. (Datum) Geehrte Frau . . . . . . Ich erſuche Sie höflich, mich an der Bahn abzuholen. Ich komme von (Ortsname) und werde den . . .. (Datum) in (Alnkunftsort mit Bezeichnung des Bahnhofs) um (Ankunftsſtunde, morgens oder abends) eintreffen. Ihnen ihm voraus dankend Ihre Unterſchrift). Adreſſen ins Ausland müſſen mit lateiniſchen Buchſtaben geſchrieben werden. Man vermeide möglichſt nachts anzukommen. Dies gilt beſonders für die Großſtädte. Alles, was Euch ſonſt noch intereſſieren könnte, findet Ihr in den Ratgebern der verſchiedenen Konfeſſionen. 58 Zweiter Abſchnitt. Einiges über das Bankweſen. Von Bankbeamten A. Frank, Berlin. Eile iſt das Kennzeichen des Verkehrs unſerer Zeit, Eile iſt auch die Deviſe des Geldverkehrs. Nicht mehr wie zu Großmutters Zeiten darf der Taler im Strickſtrumpf ein be⸗ ſchauliches Daſein führen. Je ſchneller er zirkuliert, deſto größer wird ſein Wert für die Allgemeinheit, für die Volks⸗ wirtſchaft. Um dieſe ſonſt nutzlos daliegenden Millionen der Geſamtheit dienſtbar zu machen, ſind Sparkaſſen errichtet und Banken überſpannen mit einem Retz von Filialen und Depoſitenkaſſen Stadt und Land. Habt Ihr Pfadfinderinnen alſo ein paar Spargroſchen oder eine Summe Geldes, für die Ihr im Moment keine Verwendung habt, ſo ſucht damit die nächſte Sparkaſſe oder Wechſelſtube einer Bank auf und erklärt dort, Ihr möchtet ein Konto errichten. Der Kaſſier wird Euch dann nach der Höhe des einzuzahlenden Betrages fragen und Euch darüber in einem Buche (S. 160), welches auf Euren Namen lautet, Quittung erteilen. Ferner müßt Ihr in der Bank Eure Unterſchrift hinterlegen, da man Euch dort Geld nur gegen Eure Quittung (S. 162) oder Euren Scheck (S. 163) aus⸗ händigt. Ihr müßt dann ſelbſt die Zahlen in Euer Buch eintragen. Dagegen zahlt die Sparkaſſe, die die Abhebungen im Buche ſelbſt vermerkt, dem Ueberbringer desſelben ohne zu prüfen, wer er iſt, Beträge bis zu einer aus den Statuten erſichtlichen Höhe ſofort. Geht die Summe darüber hinaus, dann auf vierteljährige Kündigung, welche im Buche ver⸗ merkt wird. Während das Bankbuch demgemäß für den Finder keinen Wert hat, muß der Verluſt eines Sparkaſſen⸗ buches unter Angabe der Nummer ſofort gemeldet werden, woraufhin dasſelbe geſperrt und der eventuelle Vorzeiger an⸗ gehalten wird. Für die Einlage wird ein mäßiger Zinsſatz ver⸗ gütet. Tägliches Geld d. h. Guthaben, über das jederzeit ver⸗ fügt werden kann, wird niedriger verzinſt, als Summen, die auf längere Zeit feſt gegeben werden. Wie oben erwähnt, kann der Bankkontoinhaber Abhebungen, die je 10 Pfg. Reichsſtempel koſten, gegen Quittung oder Scheck machen. Gegen Quittung nur perſönlich an der Kaſſe, während der Schech an dritte Perſonen weitergegeben werden kann, da in dem Text ausdrücklich ſteht, daß der Betrag an Ueber⸗ bringer zahlbar iſt. Der Scheck hat alſo den Vorteil, daß 59 60 Debet erhoben 19 Transport: Juni 8. 6ar 4ſ9ſ6 — Transport: 61 11 eingezahlt Credit Transport:. Mark Fünfhundert Bank für Handel E Industrie Depositenkasse 6 Mai 5. gez. Maper ² gez. Schulx — Transport: 62 Mark Hundert von der Bankf WV W für Rechnung auf Veranlassung E eigene ichtig erhalten zu haben, bescheinige hiermit, Berlin, den S. Wovember 1977 47 4—2 nterschrifs 63 76 233913 Zahistunden von 9—s Uhr Connabenas 9—3 Uhr Eingerahltes Kapital 732 Millionen Mar Mk. 100— Die Bank² fV W in X wolle zanlen gegen diesen Scheck aus ¹¹ Guthaher Manserem Fräulein. ¹* X Oeba ze Mart Hunder Mie suir Oierkechutiawaig. Unterschrift Berlin, den S. Movember 7977. scners, in weienen oef Zosatz „ooer Ueverbeinger“ ourenetrienen oser eine kanlungstelst angegeben ist, werdsen alept veranst. 500000 150000 100000 350000 300000 250000 200000 150000 100000 50000 10000 30000 20000 10000 5000 1000 3000 2000 000 500 64 Fol. — Berlin, den 8. Julf— 1917 Viktoria Luiſen⸗Platz 6. Fräulein W X Wir erlauben uns, Ihnen untenſtehend einen Auszug Ihres Depoſiten⸗Kontos, abgeſchloſſen per 30.Juni 1911 zur gefl. Prüfung zu überreichen mit der Bitte, den endſtehenden Saldo ſowie die berechneten Zinſen, Porto ic. gefl. gleich⸗ lautend mit uns vortragen zu wollen. Zwecks Beſtätigung des Richtigbefundes wollen Sie ſich des anliegenden Formulars bedienen. Hochachtungsvoll Bank für Handel und Induſtrie Depoſiten⸗Kaſſe C. gez. Meper i. v. gez. Schulz Staffel M 5 Ca 3 2 Mai 5. C. 2 9o — 33 6 6 Junif 8. D. 7 00 C. 400 22 8 8 30. C. Zinsen 220 2 3)5 C. 40 2 20 33 30. 2.20 Transport der Kontoinhaber das Geld für ſeine Rechnungen Tc. nicht ſelbſt zu erheben braucht, ſondern über die Beträge Schecks ausſtellt, welche der Empfänger zu Geld macht, indem er ſie bar erhebt, oder auf ſein eigenes Bankkonto einzahlt. Ein mit dem Bermerk „nur zur Verrechnung“ verſehener Scheck kann im gewöhnlichen Brief verſandt werden, jedoch muß der Empfänger auch ein Bankkonto haben. Die Sparkaſſe ſchreibt jährlich unter Vorlage des Buches Zinſen gut, während die Banken halbjährlich oder jährlich Abrechnungen (S. S. 64) verſenden, welche die Kunden nach ihren Büchern vergleichen müſſen. Die Zinſen werden feſt⸗ geſtellt, indem man die Anzahl der Tage, jeden Monat zu 30 Tagen, zwiſchen den aufeinanderfolgenden Poſten berechnet. Tage und Beträge multipliziert und durch 100 dividiert er⸗ geben die Zinszahlen und dieſe mit dem Zinsſatz multipliziert und durch 360 dividiert die Zinſen. Habt Ihr Pfadfinderinnen größere Summen, die Ihr nicht anzugreifen braucht, auf dem Konto ſtehen, ſo empfiehlt es ſich der beſſeren Verzinſung wegen, dieſelben in Wertpapieren anzulegen. Der Bankier wird Euch dabei bereitwilligſt mit Rat zur Seite ſtehen; oder wollt Ihr ſelber den Kurszettel, den jede Abendzeitung bringt, ſtudieren, ſo findet Ihr da aufgeführt zunächſt feſtverzinsliche Werte, als Deutſche Fonds⸗ und Staatspapiere, Deutſche Stadt⸗Anleihen, Preußiſche Pfand⸗ briefe, Ausländiſche Fonds uſw., dann die Aktienpapiere, getrennt in Bank⸗ und Induſtriewerte und zum Schluß die Obligationen Induſtrieller Geſellſchaften. Bei der Auswahl gilt das behannte Wort Rotſchilds: „Entweder man ißt beſſer und ſchläft ſchlechter, oder ißt ſchlechter und ſchläft beſſer.“ Denn die Verzinſung eines Papieres richtet ſich nach ſeiner Sicherheit. Während unſere ſoliden inländiſchen Fonds ſich mit ca. 3½2 bis 4 Proz. verzinſen, hat man bei Anleihen überſeeiſcher Länder ein Zinserträgnis von 4½ bis 5 Proz. Ich ſage Zinserträgnis, denn der Nutzen richtet ſich nicht nach dem aufgedruckten Zinsſatz, ſondern nach dem Kursſtand. Wenn z. B. ¹ Proz. Reichs⸗Anleihe 102 Proz. und 3 Proz. Reichsanleihe 83 Proz. ſtehen, ſo verzinſen ſich erſtere mit 3,90 Proz. und letztere mit 3,60 Proz. Ganz anders verhält es ſich mit den Aktien. Während die Anleihen halbjährlich ihre feſtgeſetzten Zinſen zahlen, verteilen die Aktiengeſellſchaften nur einmal im Jahre Dividende, deren Höhe ſich vor allen Dingen nach dem Erträgnis des verfloſſenen Jahres richtet. Dann ſprechen aber auch innere Lage und die Leitung der Geſellſchaft, ſowie die Ausſichten für die nächſte Zeit mit. v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 5 65 66 Dementſprechend ſchwankt auch der Kurs der Aktien, ſo daß man unter Umſtänden erhebliche Gewinne oder, was ebenſo möglich, erhebliche Verluſte haben kann. Dagegen halten ſich die Schwankungen der feſtverzinslichen Papiere in ganz engen Grenzen, wenn nicht gerade ungünſtige Momente eintreten, daß z. B. ein fremder Staat oder eine Geſellſchaft die Zinſen nicht mehr bezahlen kann, oder politiſche Verwickelungen eintreten. Bei guten Aktien rechnet man im allgemeinen mit einer 5 bis 6 proz. Verzinſung. Lektüre: Salings Börſenpapiere. Buchwald, Die Technik des Bankbetriebes. Obſt⸗, Geld⸗, Bank⸗ und Börſenweſen. Dritter Abſchnitt. Verſicherungsweſen. Von E. v. Hopffgarten. Für eine Pfadfinderin genügt es nicht, wenn ſie nur im Fahrplan, auf Reiſen und in den einfachſten Grundzügen des Bankweſens Beſcheid weiß. Für ihr Vorwärtskommen ſowie für das Wohl derer, denen ſie allezeit hilfsbereit zur Seite ſtehen ſoll, iſt es nötig, daß ſie auch weiß, wie man mit geringen Mitteln für Krankheitsfälle, Invalidität und für das Alter ſorgt. Es mag Euch jungen frohen Menſchen⸗ kindern wohl ſonderbar vorkommen, wenn wir Euch vom Alter ſprechen. Und doch ſind wir, die wir das tun, auch jung geweſen wie Ihr, friſch und unermüdlich haben wir geſchafft, und haben auch nicht geglaubt, daß wir oder die Unſeren einmal älter werden würden. Damals war der Kampf um den Beruf noch nicht an die Frau herangetreten, und ſo kam es, daß viele von uns nicht gelernt haben, wie man ſeine Rotgroſchen anlegt, wie man ſein Geld verwaltet, wie man ſich in Verſicherungen einkauft, um in Krankheit und Alter nicht von Verwandten abzuhängen, oder in bittere Not zu geraten. Denn die Verwandten ſind heute bei den ge⸗ ſteigerten Lebensverhältniſſen auch nicht mehr in der Lage, zu helfen wie ſonſt. Wenn dann der Mann plötzlich ſtarb, und die Frau mit mehreren halberwachſenen Kindern zurüch⸗ blieb, dann ſah ſie ſich meiſt unerfahren und ratlos um, wo⸗ her ihr Hilfe kommen könne, und wenn die Geldmittel er⸗ ſchöpft waren, dann wandte ſie ſich an eine Stiftung, wo ſie vielleicht oft nach langem Warten eine kleine Summe Geldes erhielt. Die Stiftungen wurden von edlen Menſchenfreunden zu einer Zeit gegründet, wo wir noch keine Verſicherungen, kein Alters⸗ und Invalidengeſetz kannten und haben vielen arbeits⸗ unfähigen, kränklichen Frauen und Mädchen dankenswert aus bitterer Rot geholfen. Aber ſie ſind bei weitem den Anſprüchen nicht gewachſen, die in erſchreckend ſteigender Zahl an ſie herantreten. Die ungeſchulten Kräfte der Witwen und Waiſen, die ſich plötzlich durch Unglücksfälle aller Art vor der Notwendigkeit ſehen, einen ihren beſcheidenen Leiſtungen entſprechend ſchlecht bezahlten Erwerb zu ihrem Unterhalt zu ſuchen, erlahmen meiſt gar bald. Sie ſind den ungeahnten Schwierigkeiten, die ſie vorfinden, nicht gewachſen und brechen mutlos und überarbeitet zuſammen, da ihnen ja die nötigen Vorkenntniſſe fehlen. So vieler Not können die Stiftungen unmöglich abhelfen. Könnt Ihr Pfadfinderinnen aber einer hilfsbedürftigen Mitſchweſter durch den Verſuch helfen, ihr eine Stiftung zu Studienzwechen zu verſchaffen, ſo wagt ihn immerhin. Wendet Euch mit der Bitte um Auskunft an die „Zentrale für private Fürſorge, Berlin W., Flottwell⸗ ſtraße 1“, an die Auskunftsſtelle des Bundes deutſcher Frauen⸗ vereine (Joſephine Levy⸗Rathenau, Berlin NW., Brücken⸗ allee 33),“ oder an den „Deutſch⸗Evangeliſchen Frauenbund, Hannover, Ferdinandſtr. 13 B. pt.“, der übrigens in jeder Stadt Ortsgruppen beſitzt. Der Raum reicht hier nicht, alle übrigen ſozialen Aushunftsbureaus, die es in Deutſchland gibt, anzuführen, aber die genannten Aushunftsſtellen übernehmen es gern, Euch an die richtigen Stellen weiter zu verweiſen. Rüchporto muß natürlich beigefügt werden. Sicherer für die Zukunft iſt aber eine regelrechte Fürſorge durch Einkaufen in Verſicherungsanſtalten und Krankenkaſſen. Da iſt zunächſt die ſtaatliche Kranken⸗, Invaliden⸗ und Alters⸗ verſicherung, in die jedes erwerbstätige Mädchen vom 16. Jahre ab infolge geſetzlicher Beſtimmung eintreten muß. Verſicherungspflichtig ſind alle Perſonen, die Gehalt in irgendeiner Form beziehen, jedoch nur dann, wenn ihr regelmäßiger Arbeitsverdienſt an Lohn oder Gehalt jährlich 2000 Mk. nicht überſteigt: z. B. Fabrikarbeiterinnen, Hand⸗ lungsgehilfinnen, kaufmänniſche Angeſtellte, nicht an öffent⸗ lichen Schulen angeſtellte Erzieherinnen, Lehrerinnen, ſowie alle ſonſtigen im Haushalt gegen Entgelt tätigen Perſonen, wie Bonnen, Stützen, Köchinnen, Stubenmädchen uſw. Von der Verſicherungspflicht befreit ſind u. a. Perſonen, bei denen für die Arbeit kein bares Geld ſondern nur freier Unterhalt gewährt wird. Ferner Perſonen, welche nur vor⸗ 5* 67 übergehende Dienſtleiſtungen verrichten. Zur freiwilligen Ver⸗ ſicherung ſind u. a. berechtigt kleine ſelbſtändige Gewerbe⸗ treibende, die nicht mehr als zwei Arbeiter beſchäftigen und Hausgewerbetreibende, z. B. Putzmacherinnen, Schneiderinnen. Sie müſſen aber der Verſicherung vor Vollendung des 40. Lebensjahres beitreten. Ferner ſind ſämtliche Perſonen, welche einmal verſicherungspflichtig waren, zur freiwilligen Fortſetzung der Verſicherung befugt. Die Beitragszahlung erfolgt durch Einkleben von Invalidenmarken in Quittungs⸗ karten. Die Marken werden von der Poſt, die Karten von der Polizei ausgegeben. Das Einkleben der Marken für Verſicherungspflichtige erfolgt durch den Arbeitgeber bei der Lohnzahlung. Die Koſten müſſen zu gleichen Teilen vom Arbeitnehmer und Arbeitgeber getragen werden. Letzterer kann die Hälfte der von ihm entrichteten Beträge vom Lohn abziehen. Freiwillig Verſicherte kleben die Marhen ſelbſt und tragen die Koſten allein. Dem Jahresverdienſt entſprechend werden nach dem neueſten Zuſatz zum Verſicherungsgeſetz fünf Klaſſen von Marken im Preiſe von 16, 24, 32, 40 und 48 Pfg. pro Woche unterſchieden. Anſpruch auf Rente hat, wer dauernd erwerbsunfähig, d. h. nicht in der Lage iſt, ein Drittel deſſen zu verdienen, was eine geſunde Perſon in dem Berufe und bei der Vor⸗ bildung des Verſicherten zu verdienen vermag. Ferner, der auch nur vorübergehend Erwerbsunfähige vom Beginn der 27. Woche an (alſo im Anſchluß an die mindeſtens 26. Woche währende Krankenkaſſenunterſtützung). Altersrente erhält ohne Rückſicht auf Erwerbsunfähigkeit jeder Verſicherte vom voll⸗ endeten 70. Lebensjahre an. Die Anwartſchaft beginnt für Verſicherungspflichtige bei der Invalidenrente nach 200 Bei⸗ tragswochen (entſprechend etwa 4 Karten mit Einwochenmarken). Die Höhe der Rente richtet ſich lediglich nach der Summe der geleiſteten Beiträge. Zu jeder Rente leiſtet der Staat einen Zuſchuß von 50 Mk. Den Reſt bringt die Verſicherungsanſtalt auf. Die Invalidenrente iſt höher als die Altersrente. In der Reklamausgabe des Invalidenverſicherungsgeſetzes, herausgegeben von R. Krauſe (2571, geb. 60 Pfg.), findet Ihr Pfadfinderinnen die näheren Beſtimmungen über dies Geſetz. Ueber das Krankenverſicherungsgeſetz könnt Ihr Euch am beſten orientieren in dem Reklamheft Nr. 3564/65, heraus⸗ gegeben von Regierungsrat Sanftenberg (geb. 80 Pfg.). Beide Geſetze haben jedoch im Dezember 1911 laut Reichstagsbeſchluß eine Ergänzung erfahren, über die Ihr Euch erkundigen müßt und die zum Teil ſchon am 1. Juni 1912 in Kraft tritt. 68 Das Unfallverſicherungsgeſetz wurde in dem gleichen Verlag herausgegeben von Regierungsrat Sanftenberg (Nr. 4531/33, geb. Mk. 1.—). Alle dieſe Verſicherungen ſollen dazu beitragen, die Angehörigen des deutſchen Staates vor bitterſter Not zu ſchützen. Doch genügen ſie nicht, um den ganzen Lebens⸗ unterhalt eines Arbeitsunfähigen zu beſtreiten. Es ſind daher Privatverſicherungen verſchiedenſter Art eingerichtet worden für alle Stände und Berufe. Dieſe beruhen erſtens entweder auf Wohlfahrtsſtiftungen, z. B. die Kaiſer⸗ Wilhelm⸗Spende, Berlin, Zimmerſtr. 19a, die ſich ſowohl aus dem Fonds zuſammenſetzt, den das deutſche Volk Kaiſer Wilhelm I. anläßlich ſeiner Verwundung durch das Attentat von Nobiling zur Verfügung ſtellte, als auch aus den Ein⸗ zahlungen der ſich Berſichernden. Die Kaiſer⸗Wilhelm⸗Spende iſt beſonders günſtig, weil den Verſicherten nicht nur die Zinſen der ſelbſt eingezahlten Beträge, ſondern auch die des kaiſerlichen Fonds zugeſchrieben werden. Mit kleinen Beträgen von 5 Mk. ab erreicht es ein junges Mädchen, daß ſie im vollendeten 56. Lebensjahre eine nicht unbeträchtliche jährliche Rente von der Verſicherung gezahlt bekommt. Ich gebe hier ein Beiſpiel. Ein Mädchen von 29 Jahren, alſo nicht mehr ganz jung, machte ſich Sorge, wie ſich ihr Alter geſtalten würde, da ſie monatlich in einer Stellung als Stütze nur 25 Mk. verdiente. Sie ſprach darüber mit einer älteren Bekannten und dieſe machte ſie auf die Kaiſer⸗Wilhelm⸗Spende auf⸗ merkſam. Das junge Mädchen erkundigte ſich bei derſelben und erhielt die Auskunft, daß ſie mit einer Einzahlung von monatlich 10 Mk. im 56. Lebensjahre eine Rente von etwa 410 Mk. jährlich bis an ihr Lebensende erhalten werde, wenn ſie für ihre Erben auf Rüchzahlung des eingezahlten Kapitals verzichtet. Wünſcht ſie eine Rückzahlung nach ihrem Tode, ſo ſtellt ſich die jährliche Rente auf etwa 375 Mk. Gerät das junge Mädchen vor dem 56. Lebensjahre in Krankheit oder dringende Not, ſo wird ihr von der Kaiſer⸗Wilhelm⸗ Spende der eingezahlte Betrag mit 1 Proz. Verzinſung früher zurückgezahlt. Der Zinsſatz bei vorzeitiger Rückzahlung iſt natürlich ungünſtig, weil alles auf die hohe Rentenzahlung vom 56. Lebensjahre ab aufgebaut iſt, und deshalb iſt davon auch ſehr abzuraten. Das junge Mädchen kaufte ſich ein und hat nun die Beruhigung, im 56. Lebensjahre ihre ſichere Rente zu beziehen, wozu noch im Krankheits⸗ und Invaliditätsfall die Staatsrente kommt, deren Höhe ſich ebenfalls nach der Staffel des an den Staat gezahlten Betrages richtet. Hätte das junge 69 Mädchen aber entſprechend früher eingezahlt, ſo würde ſich ihre Rente auf das Doppelte der genannten Summe bei eventuellem niedrigerem monatlichen Beitrag ſtellen, weil ſie ja eine Anzahl von Jahren länger zahlen mußte. Außer derartigen Wohl⸗ fahrts⸗Lebensverſicherungen, von denen ich hier nur eine wegen Raummangels angeben konnte, gibt es noch eine Menge Wohlfahrts⸗Krankenverſicherungen, ſo z. B. die Allgemeine deutſche Krankenkaſſe für Lehrerinnen und Erzieherinnen, Frankfurt a. M., Saalgaſſe 1, die Krankenkaſſe des kauf⸗ männiſchen Verbandes für weibliche Angeſtellte, Berlin SW., Alte Jakobſtr. 20/22, Krankenverſicherung des allgemeinen deutſchen Vereins für Hausbeamtinnen, Leipzig⸗Thonberg, Heilanſtalt, die Krankenkaſſe des evangeliſchen Diakonie⸗ vereins, Zehlendorf⸗Berlin, Heideſtr. 20/22, die Berufsorgani⸗ ſationen der Krankenpflegerinnen Deutſchlands, Berlin W. 50, Nürnbergerſtr. 22, die Krankenverſicherung des Verbandes der Berufsarbeiterinnen der inneren Miſſion, Berlin N., Tieck⸗ ſtraße 17, und mehrere andere. Dieſe Liſte macht keinen Anſpruch auf Vollſtändigkeit, wer ſich aber für Verſicherungsweſen intereſſiert, erhält Aus⸗ kunft ſowohl bei der Auskunftsſtelle des Deutſch⸗Evangeliſchen Frauenbundes: Hannover, Ferdinandſtraße 13b, als auch bei der Auskunftsſtelle des Bundes deutſcher Frauenvereine, Frau Joſephine Levy⸗Rathenau, Berlin⸗Moabit, Brüchenallee 33, und der Geſchäftsſtelle der Verſicherung der Mitglieder deut⸗ ſcher Frauenvereine „Friedrich Wilhelm“, Berlin W., Behren⸗ ſtraße 59761. Letztere umfaßt alle Formen der Verſicherungen und die Leiterin ſteht allen Frauen, auch Nicht⸗Vereins⸗ mitgliedern, beratend zur Seite. Dort könnt Ihr Pfad⸗ finderinnen für Euch oder Perſonen, welchen Ihr helfen wollt, jederzeit hilfsbereite Auskunft erhalten. Außer den angeführten Wohlfahrtsverſicherungen gibt es noch eine Unmenge Ber⸗ ſicherungen, die auf geſchäftlicher Grundlage beruhen. Auch der preußiſche Staat bemüht ſich neuerdings, eine Privatbeamtenverſicherung einzuführen. Das Geſetz ſieht zur⸗. zeit noch ſeiner Vollendung entgegen und man weiß daher noch nicht, inwieweit weibliche Staatsangehörige bei demſelben Berückſichtigung finden werden. Die obengenannte Geſchäfts⸗ ſtelle der Verſicherung der Mitglieder deutſcher Frauenvereine „Friedrich Wilhelm“ wird ſpäter auch über dieſes Geſetz in der Lage ſein, Auskunft zu geben. Es kann nicht genug betont werden, wie unbedingt not⸗ wendig es heutzutage iſt, daß junge Mädchen beizeiten für ihr Alter ſorgen, beſonders wenn ſie in einem Berufe ſtehen. 70 Vierter Abſchnitt.“ Die Kunſt, Schlüſſe zu ziehen. Von Hauptmann M. Bayer. Es genügt nicht, daß man die Augen aufmacht und zu beobachten verſteht, was um einen herum vorgeht — daß man alſo die Dinge und Handlungen nur ſieht. Man muß vor allem die Fähigkeit erwerben, aus dem Beobachteten die richtigen Schlußfolgerungen zu ziehen, aus kleinen Zeichen und Begebenheiten das, wodurch ſie entſtanden ſind, zu erraten, und das, was aus ihnen folgert, zu ergründen. Dieſe „Kombinations⸗ gabe“ iſt ſehr vielen Menſchen eigen, nur iſt ſie nicht entwickelt. Hier wird, wie überall, Uebung die beſte Lehrmeiſterin ſein. Einige Beiſpiele mögen dartun, wie die Kombinations⸗ gabe zu verwerten iſt. Vortrefflich wußte ein junges Mädchen zu kombinieren, durch deſſen geſchickte Schlußfolgerungen eine gefährliche Ver⸗ brecherbande unſchädlich gemacht wurde. Elſe K . . . ging die Treppe zur elterlichen Wohnung hinauf und bemerkte im Vorbeigehen an einer Wohnungstüre im erſten Stockwerk einen ganz kleinen, ſchmalen Papierſtreifen, mit dem die Türe unten mit der Schwelle verbunden war. Sie folgerte, daß ihn wohl jemand angebracht habe, der wiſſen wolle, ob die Türe im Laufe des Tages geöffnet werde. Sie überlegte ſich dann, daß möglicherweiſe Diebe dadurch feſtſtellen wollten, ob ſie bei einem Einbruch durch Bewohner geſtört würden. Elſe K. ging deshalb ſofort zum Portier hinunter und er⸗ kundigte ſich nach den Mietern des betreffenden Stochwerks und erfuhr, daß dieſe verreiſt ſeien und ihre Dienſtboten be⸗ urlaubt hätten, daß alſo die Wohnung ohne Aufſicht ſei. Das Mädchen begab ſich darauf zur Polizei und teilte dort ihre Beobachtung mit. Einige Beamte legten ſich während der Nacht auf die Lauer, und als morgens gegen 3 Uhr tatſächlich einige Diebe einzudringen ſuchten, liefen ſie den Poliziſten in die Arme. Es ſtellte ſich dann heraus, daß eine ſchon längſt geſuchte Verbrecherbande, die zahlreiche Diebſtähle auf dem Gewiſſen hatte, gefangen worden war. — Eingeborene, mit ihren ſcharfen Sinnen und ihrem in freier Natur entwickelten geſunden Menſchenverſtand, verſtehen es vorzüglich, aus kleinen Zeichen und Spuren richtige Schluß⸗ folgerungen zu ziehen. Dafür ein Beiſpiel: Auf einem Streifzug in den Wäldern Indiens kam ein Reiter von ſeiner Jagdgeſellſchaft ab. Einige ſeiner Kameraden machten ſich auf, um ihn zu ſuchen und ſtießen dabei auf 71 einen eingeborenen Jungen, den ſie fragten, ob er den ver⸗ irrten Mann geſehen habe. Der kleine Inder antwortete: „Sie meinen einen ſehr großen Soldaten auf einem etwas hinkenden Goldfuchs? „Ja, der iſt es, wo haſt Du ihn geſehen? „Ich habe ihn nicht geſehen, aber ich weiß, wo er hin⸗ geritten iſt.“ Die Reiter nahmen nun den Jungen feſt, weil ſie glaubten, daß der Berirrte ermordet und beiſeite geſchafft worden ſei, und daß der Junge Näheres darüber wiſſe. Dieſer erklärte jedoch, daß er nur die Spur gefunden habe und bereit ſei, ſie zu zeigen. Er führte denn auch die Jäger nach einer Stelle, wo, nach der Fährte zu ſchließen, der Mann einen Halt gemacht hatte. Das Pferd hatte ſich an einem Baum geſchubbert, und dabei waren einige goldbraune Haare an der Borke hängen geblieben. Die Spur ließ außerdem erſehen, daß das Tier lahmte, denn ein Huf war nicht ſo ſcharf ab⸗ gedrückt und blieb in der Schrittlänge etwas zurück. Der Abdruck der Stiefel bewies ferner, daß der Reiter ein Soldat war, denn die Kommisſtiefel ſind in allen Armeen mit beſon⸗ deren Eiſen und Nägeln beſchlagen. Nur eins blieb noch ungeklärt — woher wußte der Junge, daß der Reiter ſehr groß war? Statt aller Antwort zeigte der kleine Inder nach einem abgebrochenen Aſt, den ein Mann von Durch⸗ ſchnittsgröße nicht hätte erreichen können! Ein ſehr hübſches Beiſpiel geſchickter Anwendung des Kombinationsvermögens iſt folgendes: Zu einem Polizeiwachtmeiſter, der morgens am Rande eines Waldes patrouillierte, kam aufgeregt ein Mann gelaufen, zeigte die Striemen von Strichen an ſeinen Händen und erzählte, er ſei Kaſſenbote und habe am vorhergehenden Abend mit einer größeren Geldſumme den Wald durchqueren müſſen. Dabei ſei er von mehreren Männern überfallen und ſeines Geldes beraubt worden. Nur Uhr und Ringe hätten ſie ihm gelaſſen. Sie hätten ihn an einen Baum gebunden, von dem er ſich eben erſt befreit habe. „Geben Sie mir Ihre Uhr!“ ſagte der Wachtmeiſter bloß. Etwas überraſcht gab ihm der Mann das Gewünſchte. Der Wachtmeiſter betrachtete die Uhr, ſah daß ſie ging und drehte ſie vorſichtig auf. Dabei merkte er ſich die Zahl der Umdrehungen, die nötig waren, um ſie wieder ganz zu ſpannen. Nur ſechs Umdrehungen waren es. Alſo war die Uhr mitten in der Nacht aufgezogen worden. Die Erzählung des Mannes war mithin Schwindel, denn ein Gefeſſelter kann ſich doch 72 ſeine Uhr nicht aufziehen. — Es ergab ſich nun, daß die Geſchichte von dem Ueberfall erfunden worden war, um die Unterſchlagung des Geldes zu bemänteln. Dr. Reiß, von der Univerſität in Lauſanne, berichtet über einen Fall geſchickten Spurenleſens der dortigen Polizei. In einem Haus war eingebrochen worden. Die Spuren des Diebes wurden im Garten gefunden, aber die Schritte, die vom Tat⸗ ort wegführten, waren kürzer und tiefer in den Boden ein⸗ gedrücht als die, welche zum Hauſe hinführten. Die Polizei zog daraus den Schluß: der Einbrecher hat ein ſchweres Bündel mit Raub davongeſchleppt, das ihn tiefer in den Boden einſinken ließ und ihn nötigte, kurze Schritte zu machen. Das Spurenleſen iſt überhaupt keine ſo brotloſe Kunſt, wie vielleicht mancher glaubt, und die Pfadfinderin tut gut, ſich wenigſtens etwas damit zu beſchäftigen. Solche Spuren⸗ beobachtung macht manchen langweiligen Weg intereſſant, und es iſt erſtaunlich, wie ſchnell man hierin Fortſchritte macht. Um freilich das Spurenleſen ſo vollendet zu können wie die Wilden, braucht man ein ganzes Leben unabläſſiger Uebung; das iſt aber auch gar nicht nötig. Für den „Haus⸗ bedarf“ genügt es, wenn die Pfadfinderin ſich zunächſt darüber klar wird, daß die Spur des einen Menſchen von der des anderen grundverſchieden iſt, daß ſich aus der Länge der Schritte, aus dem Winkel, in dem die Füße auswärts geſetzt werden, aus der Form des Stiefels ꝛc. eine Anzahl charakte⸗ riſtiſcher Merkmale ergeben, daß ferner ein laufender Menſch ganz andere Spuren hinterläßt als ein gehender, und daß es ſchließlich ebenſo unterhaltend wie lehrreich iſt, die Spuren der verſchiedenen Tiere kennen zu lernen. Nehmen wir aus dem Alltag einen Fall an: In den Hühnerſtall iſt eingebrochen worden. Wer war's? Die Spuren im Sande können Aufſchluß geben. Ob Fuchs, Marder, Iltis oder gar Raubvogel, wird ſich vielleicht bei richtiger Beobachtung erkennen laſſen. Dazu muß man freilich wiſſen, wie dieſe Spuren ausſehen. Es würde den Rahmen dieſes Kapitels überſchreiten, wollte ich eine ausführliche Be⸗ ſchreibung der verſchiedenen Tierſpuren hier vornehmen. Die Pfadfinderinnen werden aber gut tun, ſich gelegentlich von einem Förſter hierin unterweiſen zu laſſen. Sie werden dann auch mit dem Leben der Tiere beſſer bekannt werden und manches Intereſſante hören. Am lehrreichſten iſt freilich die Beobachtung des Menſchen, die, mit Kombinationsgabe verbunden, zu der wichtigſten Eigenſchaft fürs Leben führt, zur Menſchenkenntnis. Junge 73 74 Mädchen urteilen leicht nach dem ſogenannten „erſten Eindruch“. Es ſoll nicht geſagt ſein, daß dieſer erſte Eindruck immer trügt; es gibt viele Menſchen, die unbewußt mit ihrer Be⸗ urteilung meiſt das Richtige treffen. Aber eben nur meiſt und nicht immer. Bei oberflächlicher Beobachtung tut man leicht jemand unrecht. Greifen wir da wieder ein Beiſpiel aus dem alltäglichen Leben heraus. Ein junges Mädchen unternimmt eine Reiſe. Sie iſt allein im Coupé und hat, als kluge Pfadfinderin, ſich alles im Abteil, auch die Lage des Hebels der Rotbremſe, genau an⸗ geſehen. Es ſteigt ein Mann ein, der ihr verdächtig ſcheint. Vorſicht iſt ſtets am Platz, denn Ueberfälle auf allein reiſende Damen ſind nicht gar ſo ſelten. Aber mit dem allgemeinen Eindruck „verdächtig“ iſt nicht viel anzufangen. Da muß Beobachtung — und zwar ganz unauffällige, darin beſteht die Kunſt — ergänzend einſetzen. Worauf hat man nun zu achten? Die Eigenſchaften des Menſchen prägen ſich am deutlichſten in ſeinen Geſichtszügen aus. Was haltet Ihr zum Beiſpiel von folgenden Geſichtern? Und im Geſicht ſind es wieder die Augen, die am deut⸗ lichſten die Seele widerſpiegeln. Eine Anleitung zu dieſer Art der Beurteilung des Geſichtes läßt ſich nicht geben; die Abweichungen ſind zu mannigfach, und kaum ſind ſich je zwei Geſichter gleich. Nur durch Uebung kann man hierin lernen. Aber der Erfolg fortgeſetzter Uebung wird ſein, daß man im ſpäteren Leben durch richtige Beurteilung der Um⸗ gebung ſich vor vielem Schaden bewahren kann. Nächſt den Geſichtszügen ſind es die Hände, die ein ſehr charakteriſtiſches Merkmal abgeben. Von den feinen Händen des Künſtlers bis zu den derben Fingern des Erdarbeiters gibt es eine große Zahl von Abſtufungen, und auch die Art, wie jemand die Hände hält und gebraucht, iſt bemerkenswert. Die gekrallte Hand hat immer etwas Gewalttätiges an ſich, gegenüber der flach geſtreckten Hand des vornehm denkenden Menſchen. Nervös trommelnde Finger verraten die Gemüts⸗ erregung ebenſoſehr, wie läſſig ineinander geſchobene dicke Finger von Behäbigkeit ſprechen. Wohlverſtanden, hier iſt nur von allgemeinen Zeichen die Rede. Vom Unſinn des Charahterleſens aus den Handlinien ſoll ſich die Pfadfinderin ebenſo fern halten wie von den betrügeriſchen Künſten der Kartenlegerinnen, die die Torheit und Leichtgläubigheit der Menſchen auszunutzen wiſſen. — Jedes Ding an einem Menſchen redet eine deutliche Sprache, man muß ſie nur verſtehen, indem man ruhig beobachtet und aus dem Beobachteten die richtigen Schlüſſe zieht. Bleiben wir bei dem Beiſpiel des jungen Mädchens, das ſich allein im Abteil mit einem ihm verdächtig ſcheinenden Manne befindet. Sie kommt bei weiterem Prüfen auf eine Anzahl Schlüſſe einfachſter Art, die aber doch das Geſamt⸗ bild verändern. Der Mann trägt einen Ehering, und an der breiten, goldenen Kette ein Medaillon, mit kleiner Photographie eines Kindes. Alſo wohl Familienvater. Seine Stiefel ſind von quter Beſchaffenheit (die Stiefel ſind für die Lebenshaltung des Menſchen beſonders bezeichnend) und ſind ſauber. Es iſt ein ſtaubiger, heißer Tag, alſo iſt der Mann wohl nach dem Bahnhof gefahren oder er hat dicht beim Bahnhof in einem Hotel genächtigt. Richtig — an ſeinem Koffer klebt ſogar der Reklamezettel des Gaſthofs am Bahnhof in E, eines teuren Hotels. Und daneben der offenbar friſche Zettel des Grand Hotel in San Remo. Alſo iſt der Mann wohl in pekuniär quter Lage. In der rechten Taſche ſeines Roches ſtecht ein dicher Gegenſtand. Die Zigarrentaſche? Ach nein, die ſtecht im Mantel; alſo wohl die Brieftaſche. Der Mann raucht viel Zigaretten, denn die Finger der rechten Hand ſind an den Stellen, wo man ſie hält, leicht gebräunt. Gleiches verraten die Zähne. Die Geſichtsfarbe iſt bleich, neben den Augen ſind Kneiferſpuren — wohl geiſtiger Arbeiter. Neben ihm auf dem Platz eine deutſche Zeitung und eine wiſſen⸗ ſchaftliche franzöſiſche Broſchüre. Bild einer Maſchine darauf. Wohl Techniker; ſprachlich gebildet. Die Stiefel haben Querfurchen auf dem Oberleder. Der Träger ſitzt vermutlich viel am Schreibtiſch und zieht die Füße dabei unter den Stuhl. Hohe, durchgearbeitete Stirn; Klugheit. Die Nägel der linken Hand ſind ganz kurz geſchnitten, die der rechten 75 nicht; alſo wahrſcheinlich ſpielt er Bioline oder ein anderes Saiteninſtrument. Der Mann iſt ſchlecht raſiert und ſein Schlips iſt mangelhaft gebunden; hatte es wohl heute früh eilig. Oder iſt er gleichgültig gegen ſein Aeußeres? Nein, denn der Anzug iſt ſonſt tadellos ſauber, der Kragen blen⸗ dend weiß. Ordnung in der Lebenshaltung. Nur Loden⸗ mantel und Schlapphut machen einen etwas verwegenen Ein⸗ druck, ſind aber zweckmäßig beim Reiſen. Praktiſcher Sinn, Sparſamkeit. Er hat nicht den Frühzug benutzt, ſondern erſt dieſen um elf Uhr. Alſo hatte er heute früh wohl in E noch zu tun. Im Grunde genommen waren es alles Selbſtverſtändlich⸗ Reiten, die hier beobachtet wurden, und doch ergaben ſie ein leidliches Geſamtbild. Die Kunſt beſteht eben darin, dieſe Kleinigkeiten überhaupt zu ſehen und ſie richtig zuſammen⸗ zureimen. Man darf dabei freilich nie vergeſſen, daß in jeder Folgerung auch ein Irrtum ſtecken kann. Hochſtapler und ſehr eitle Menſchen pflegen ſich über ihre Verhältniſſe zu Kleiden. Aber je mehr man ſich übt, um ſo ſeltener wird man ſich täuſchen. Viele unnütze Fragen laſſen ſich ſparen, wenn man beobachten gelernt hat. Wer müßig durch die Straßen ſchlendert, einige Zeit von ſeinem Fenſter aus die Vorübergehenden muſtert, oder auf dem Wege zu ſeiner Berufstätigkeit im Omnibus und im Bahnwagen mit anderen Leuten zubringen muß, hat hier gute Gelegenheit, ſeine Studien zu betreiben. Der Takt er⸗ fordert indeſſen, daß man dies unbemerkt tut. Wer viel beobachtet und danach Schlüſſe zieht, wird bald merken, daß es ihm allmählich zur Gewohnheit wird. Aber nicht bloß Menſchenkenntnis zum eigenen Vorteil wird da⸗ durch gewonnen werden. Die junge Pfadfinderin, die ein Herz für ihre Nebenmenſchen hat, wird durch Beobachtung mit nach⸗ folgender Schlußfolgerung merken, ob andere in Bedrängnis, in Sorge ſind, ſich krank fühlen, und der Hilfe und Pflege bedürfen. Sie wird dann in der Lage ſein, die Rebenmenſchen nach Kräften zu unterſtützen, ſich ihren Wünſchen anzupaſſen, und vielleicht auch manches Unrecht zu verhüten. Doch all dies kann ſie nur, wenn ſie deren Reigungen und Abſichten, deren Gedanken, Handlungen und Gewohn⸗ heiten, alſo mithin deren Charakter zu ergründen ſich bemüht. 76 Fünfter Abſchnitt. Einige wichtige Handgriffe zur Selbſtverteidigung. Von Hauptmann C. Freiherr v. Seckendorff, Metz. Die Worte aus dem Geſpräche Tells mit dem Flurſchützen: „Es kann der Frömmſte nicht in Frieden leben, Wenn es dem böſen Nachbar nicht gefällt“, enthalten die Begründung dafür, warum wir in einem Buche für Mädchen von Handgriffen zur Selbſtverteidigung ſprechen. Wir wollen keineswegs einer etwaigen Raufluſt das Wort reden, ſondern lediglich Hinweiſe geben, wie ſich Mädchen im Falle der Notwehr verhalten ſollen. Und hier gilt vor allem ein Grundſatz: In der Notwehr iſt alles erlaubt, nur nicht — den Kopf verlieren! Wer im Augenblick der Ge⸗ fahr den Kopf verliert, iſt von vornherein verloren. Alſo — ruhig Blut und etwas mehr Selbſtvertrauen. Auch Mädchen vermögen einem Angehörigen des „ſtärkeren Geſchlechts“ einen ordentlichen Denkzettel zu verabreichen. Vorausſetzung hiefür iſt weniger körperliche Kraft und Gewandtheit, als Geiſtes⸗ gegenwart und beſtimmtes, entſchiedenes Auftreten. Ein kleines Geſchichtchen, das ich kürzlich in C. erlebte, beleuchtet das am beſten: Gehen da zwei kleine Mädchen, die eine fünf, die andere neun Jahre alt, friedlich auf der Straße ihres Weges, um für Muttern eine kleine Beſorgung zu machen. Ein Junge, ein richtiger ungezogener Gaſſenjunge — man ſah es ihm ſchon an — kommt ihnen entgegen und . . . ſpuckt die ältere der beiden Schweſtern an. Dieſe iſt ſprachlos; die jüngere, kurz entſchloſſen, ohne ein Wort zu ſagen, verabreicht dem doch weſentlich älteren Jungen eine ſchallende Ohrfeige! Erfolg: der Junge zieht beſchämt, ohne auch nur im geringſten ſich zu „revanchieren“, von dannen. Geiſtesgegenwart und raſche Entſchloſſenheit eines kleinen Mädchens hatten den Burſchen wohl handgreiflich an ſeine Ritterpflichten gemahnt. Ein ähnliches Verhalten wie das der kleinen mutigen Perſon dürfte manchem Mädchen aus einer peinlichen Lage heraushelfen. Nun müſſen ja nicht immer gleich Ohrfeigen fallen. Ein kurzes, entſchiedenes Wort, eine Warnung in beſtimmtem Tone geſprochen, wird wohl in den meiſten Fällen die Angelegenheit raſch erledigen. Dabei hüte man ſich aber vor Schimpfworten; die machen die Sache nur ſchlimmer! Auch dieſen Grundſatz rechnen wir zu den „wichtigen 77 Handgriffen zur Selbſtverteidigung“, auf die wir noch etwas näher eingehen wollen! Spricht man heutzutage von „Selbſtverteidigung“, ſo be⸗ kommt man ſicher in 99 von 100 Fällen als Antwort einen Hinweis auf das „Jiu⸗Jitſu“ der Japaner. Und vielleicht nicht mit Unrecht. Mögen auch Schlagworte, wie „die Geheimniſſe der Un⸗ beſiegbarkeit“, die „alleinige Quelle unerſchöpflicher Kraft“ u. a., etwas marktſchreieriſch klingen — eines iſt ſicher: die japaniſche Verteidigungslehre, eben das Jiu⸗Jitſu (ſprich Dſchiu⸗ Dſchitſu), hat ihre nicht zu unterſchätzende Bedeutung. Wenn ein ſicher ernſt zu nehmender Schiftſteller (Edmond Vary) ſagt, daß das Jiu⸗Jitſu gerade dazu berechnet ſei, mit wenig Kraft viel Kraft zu bemeiſtern, ſo drängt ſich unwillkürlich der Gedanke auf, daß dieſe Selbſtverteidigungsart vor allem für unſer weibliches Geſchlecht geſchaffen ſein müßte; denn dieſe Kunſt muß dann, richtig gelehrt und richtig angewendet, un⸗ bedingt die körperliche Unterlegenheit der Frau dem Manne gegenüber ausgleichen! Ja! — Aber ſelbſt die von Natur aus ſo gewandten, geſchmeidigen Japaner brauchen ihre vier Jahre Anterricht, bis ſie dieſe Kunſt beherrſchen. Woher ſollten wir die Zeit dazu nehmen? Vor allem die Mädchen! Finden doch nur die allerwenigſten die Zeit dazu, einer Turnhalle oder einer Schwimmhalle regelmäßig ihren Beſuch abzuſtatten. Und doch hat das Jiu⸗Jitſu auch für Mädchenerziehung ſeine Bedeutung, ohne daß wir ſie zu Ringkämpferinnen, Boxerinnen und Jiu⸗Jitſu⸗Kämpferinnen auszubilden brauchen. Die ganze Lehre dieſer eigenartigen Selbſtverteidigungskunſt umfaßt zwei Hauptabſchnitte; der erſte, mehr vorbereitende Teil bezweckt ſyſtematiſche Körperſtählung; im zweiten lernt dann der Schüler die eigentlichen Jiu⸗Iitſu⸗Kunſtgriffe. Wer ſich eingehender mit der Sache befaſſen will, den verweiſen wir auf eines der behannten Werke über Jiu⸗Iitſu. Kurz, klar und überſichtlich geſchrieben iſt das in der Miniatur⸗Biblio⸗ thek für Sport und Spiel — Sportverlag von Grethlein und Cie., Leipzig — erſchienene Heft: „Jiu⸗Jitſu, die Kunſt der japaniſchen Selbſtverteidigung und Körperſtählung von Edmond Vary“. Roch eingehender behandelt dieſe Kunſt das vom Berlag von Julius Hoffmann, Stuttgart, herausgegebene Werk: „Oſchiu⸗Oſchitſu, die Quelle japaniſcher Kraft, von H. Irving Hancock, autoriſierte Ueberſetzung von Max Pannwitz“. Im erſten Ausbildungsabſchnitt wird der Schüler des Jiu⸗Jitſu — dieſe Schreibweiſe dürfte die richtigere ſein — vor allem zu einer vernünftigen Lebensführung erzogen, die 78 als Endziel im Auge hat, den kranken Körper zu heilen, den geſunden aber zu kräftigen und zu ſtählen. Einfache, nahrhafte Koſt, reichlicher Gebrauch von Waſſer zur Reinigung des äußeren und inneren Menſchen, ergiebige Ausnutzung von friſcher Luft, Vermeidung von Reizmitteln und betäubenden Mitteln: das ſind die Grundſätze, nach denen die Jünger des Jiu⸗Jitſu erzogen werden. Die Hebung der Körperkraft beſorgen die verſchiedenartigſten Uebungen zur Stärkung des Herzens und der Lungen, zur Stählung der Beine und Aus⸗ bildung der Arme. Fügen wir dem noch an, daß Erziehung zu Gleichmut, Wahrung einer freundlichen Gemütsſtimmung bei allen Uebungen als unbedingte Vorausſetzung gefordert wird, ſo kennen wir die Hauptregeln des erſten Ausbildungs⸗ abſchnittes. Auf ſolcher Grundlage wird nun die eigentliche Ausbildung im Jiu⸗Iitſu auf⸗ und ausgebaut. Der Schüler lernt im zweiten Abſchnitt ſeiner Lehrzeit eine Anzahl von Griffen und Kniffen, Finten und Hieben, die ihn nicht nur befähigen wollen, einem Jiu⸗Jitſu⸗Kämpfer erfolgreichen Wider⸗ ſtand zu leiſten, ſondern vor allem in die Lage verſetzen ſollen, jede Art von Angriff abzuwehren und den Gegner zu beſiegen. Mag der Angreifer nach den Regeln des griechiſch⸗ römiſchen Ringkampfes arbeiten oder als engliſch⸗amerikaniſcher Boxer ſein Glück verſuchen: der im Jiu⸗Iitſu ausgebildete Gegner wird ihm durch Kraft, Geſchwindigkeit und Geiſtes⸗ gegenwart die Siegespalme entwinden. Darin ſtimmen alle Kenner des Jiu⸗Jitſu einmütig überein. Alle Kniffe und Griffe möchten wir nicht einmal unſern Pfadfindern verraten, geſchweige denn unſern Pfadfinderinnen beibringen. Zum Teil ſind ſie zu ſchwer, zum Teil — gelinde geſagt — zu derb. Gehen doch eine ganze Reihe von Griffen und Hieben darauf hinaus, dem Gegner im wahren Sinne des Wortes die Knochen im Leibe zu brechen. Andererſeits aber ſcheint uns eine Anzahl von „Trichs“ doch beſonders geeignet, im Falle der Notwehr, alſo zur Selbſtverteidigung Verwendung zu finden, namentlich aber wenn ein weibliches Weſen von einem Rohling beläſtigt oder angegriffen wird. Wichtig für jede Art von Selbſtverteidigung iſt — nicht nur nach den Lehren des Jiu⸗Jitſu — eine kräftige Hand. Aber wie man ſich eine kräftige Hand heranbildet, wie man ſie gebraucht, das lehrt uns dieſe feindurchdachte und jahr⸗ hundertelang erprobte Kunſt. Vor allem empfehlen die ver⸗ ſchiedenen Lehrer die Härtung der Handkante; denn der Hieb mit der Hand iſt viel wirkungsvoller als der mit der Fauſt, mit der der Japaner nur ſelten zuſchlägt. 79 Edmond Vary ſagt in dem bereits erwähnten Werhchen Jiu⸗Jitſu u. a. darüber folgendes: „Man ſchlägt mit dem ganzen äußeren Rande der offenen Hand, und zwar bis zur Mitte des kleinen Fingers“ . . . „Der Schlag muß mit der ſtraff geſpannten offenen Hand und dem ganzen Vorderarm erfolgen (und nicht etwa nur vom Handgelenk aus), wobei die Hand wie ein Gummiball ſofort zurückfedern muß. Man kann, um die Spannkraft der Hand zu erhöhen, auch mit dem äußeren Rande (alſo der unteren Seite) der Fauſt zu⸗ ſchlagen, muß ſie aber im Augenblick des Zuſammentreffens blitzſchnell öffnen, um nur mit der Kante zu treffen. Man muß beide Hände üben“. . . „Zu dieſem Zweck klopft man mit beiden Händen auf ein Brett, gegen die Wand oder auf ſeine eigenen Knie, als ob man maſſieren oder Fleiſch zer⸗ hacken wollte. Für die Schläge mit der Handkante kommen nach Vary folgende Körperteile in Betracht: der Adamsapfel (am vorderen Teile des Halſes), eine ſehr gefährliche Stelle, die den Verluſt der Stimme zur Folge haben kann; die Oberlippe dicht unter der Naſe; das Naſenbein und die Naſenwurzel (zwiſchen den Augenbrauen) die Schlagadern zu beiden Seiten des Halſes; das Genick; die Rippen und die linke Niere; die Wirbelſäule und die Oberſchenkel dicht über den Knien; beſonders emp⸗ findlich ſcheint das Schlüſſelbein (dicht am Anfang des Halſes) zu ſein, da es leicht bricht. Sehr wichtig zur Selbſtverteidigung ſind die Handkanten⸗ ſchläge auch deshalb, weil ſie die beſte Abwehr von Fauſt⸗ ſtößen ſind; ein richtiger Schlag auf des Angreifers Arm lähmt dieſen ſofort. Die Handkantenſchläge ſind ſo einfach, ein ſo vorzügliches Mittel zur Abwehr auch für ſchwächere, daß ſich unſere Pfad⸗ finderinnen im Augenblick der Gefahr ihrer erinnern ſollten. Bei etwaiger Einübung ſei man aber vorſichtig. Das ſei beſonders betont! Stöße mit Kopf und Ellenbogen ſind weitere Eigenarten des Jiu⸗Iitſu. Stöße mit dem Kopf z. B. gegen das Geſicht, das Kinn oder den Magen des Gegners kommen natürlich nur bei engſtem Nahkampf in Frage. Für Frauen halten wir ſie für nicht beſonders geeignet, da ſie ſich dabei die bekannten unvermeidlichen Haarnadeln ſelbſt in den Kopf rennen möchten. Erinnern ſich aber unſere Pfadfinderinnen in der höchſten Gefahr daran, ſo verfügen ſie ſchließlich immer noch über einen rettenden „Trick“. Wenn es ſich um „Sein oder Nichtſein“ handelt, mögen ſie auch daran denken, daß 80 ſie auf dem Kopfe in Haarnadeln, Haarkämmen und auch in den kunſtvollſten Hutnadeln ein nicht zu verachtendes Ver⸗ teidigungsmittel haben. An Stöße mit den Ellenbogen denken vielleicht die wenigſten. Und doch ſind die Ellenbogen namentlich im Gedränge eine vorzügliche natürliche Waffe. Ein ordentlicher Ruck nach rück⸗ wärts gegen den Magen oder nach der Seite gegen die Rippen oder gar das Geſicht des Angreifers mag im Handgemenge leicht zum Retter werden. Ebenſo geeignet erſcheinen hier Tritte mit dem Abſatz auf die ſogenannten Hühneraugen der Gegner oder Stöße mit der Fußſpitze gegen deſſen Schien⸗ bein ſowie ein Fauſtſchlag unters Kinn. Würgegriffe, Schulterkniffe, Hebelgriffe u. a., ſo z. B. die ſogenannten Polizeigriffe, der Teufelshandſchlag, wie ſie das Jiu⸗Jitſu lehrt, erſcheinen uns für das weibliche Geſchlecht weniger empfehlenswert. Sie „liegen“ ihm nicht und außer⸗ dem erfordern ſie doch meiſt erhebliche körperliche Ueberlegen⸗ heit, die gerade das zarte Geſchlecht dem Manne gegenüber nicht beſitzt. Wer aber im Drange der Gefahr die eine oder andere Art der Abwehr anzuwenden weiß, wer vor allem die Geiſtesgegenwart nicht verliert, wird ſich auch aus verzweifelten Lagen befreien können. Schneller Blich, kurzer Entſchluß und raſches, tatkräftiges Handeln ſind und bleiben die beſte Waffe; mag die Abwehr nun darin beſtehen, daß die zarten Finger⸗ chen eines Mädchens dem Rowdy wie ein Blitzſtrahl in die Augen ſauſen, ſei es, daß ein Stich mit einem noch ſo nied⸗ lichen Sonnenſchirm in das Geſicht des angreifenden Unholds dem Belagerungszuſtand ein Ende macht. 81 v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 6 Blick über den Marienfelder Garten. Viertes Kapitel. Das Leben im Freien. Erſter Abſchnitt. Gartenbau. Von Dr. Elvira Caſtner, Beſitzerin u. Leiterin der Obſt⸗ u. Gartenbauſchule für gebildete Frauen in Marienfelde⸗Berlin. Motto: Ein großes Buch iſt aufgeſtellt, Kein ſchön'res gibt's auf weiter Welt. Mit Bildern iſt es ausgeſchmücht, Die herrlicher man nie erblickt; Und überall lieſt man erfreut Von Gottes Lieb und Freundlichkeit. Und fragſt Du, wer dies Buch verwahrt, Das ſo viel Wunder offenbart: O geh' hinaus in Feld und Flur, Das Wunderbuch, es heißt Natur. Agnes Franz. Der Land⸗ und Gartenbau iſt eine der wichtigſten und bedeutendſten Kulturarbeiten. Durch ihn wurde es dem Menſchen leicht, ſich feſte Wohnſitze zu gründen, die Vor⸗ bedingung nicht nur zur Einrichtung geordneter Gemeinweſen, ſondern auch die Grundlage zur Ausübung von Künſten und Wiſſenſchaften. Während der Mann der Jagd, Fiſcherei und anderen Beſchäftigungen außerhalb des Hauſes oblag, war es die Aufgabe der Frau, das Land um die gemeinſame Wohnſtätte, was durch Einfriedigungen geſchützt, ein Garten wurde, zu bearbeiten und nützliche Kräuter und Früchte aller Art zum Unterhalt der Familie heranzuziehen. So war der Garten bis in das Mittelalter die Domäne der Frau. In den Klöſtern wurde der Gartenbau gepflegt und die Geſchichte nennt die Namen mancher Kloſterfrauen, die als Gärtnerinnen berühmt waren. Auch manche Fürſtin hatte Freude an der Natur und ſorgte für Anlage und Pflege ſchöner und nützlicher Gärten. Doch ich will Euch, meine lieben Pfadfinderinnen, nicht eine Geſchichte des Gartenbaues erzählen. Die Gartenarbeit iſt nach vielen Richtungen wichtig und wert⸗ voll und greift tief in das Leben ein, darum iſt wohl keine Be⸗ ſchäftigung mehr angebracht für Pfadfinderinnen; ſich ſelber Freude zu ſchaffen und als wirkliche Pfadfinderinnen auch zu Nutz und Frommen als Beiſpiel voranzugehen! In was beſteht der Wert der Gartenarbeit? Sie führt uns in die Natur ein, die leider ſo vielen Frauen unbekannt und fremd iſt. und lehrt uns auf Schritt und Tritt erkennen, welch inniger Zuſammen⸗ hang beſteht zwiſchen allem, was geſchaffen iſt. Kein Reich der Natur kann für ſich allein exiſtieren, eines iſt auf das andere angewieſen. Die Pflanzen brauchen zu ihrem Aufbau und Gedeihen die mineraliſchen Stoffe und die Pflanzenwelt iſt wiederum die Grundlage alles höheren Lebens. Beſchäftigung im Garten lehrt beobachten, bildet und ſchärft durch tägliche Anſchauung unſere Sinne und bringt uns die Schönheiten der Natur, die Mannigfaltigkeit der Formen, die Schönheit der Farben, die Harmonie, die allent⸗ halben obwaltet, zum Bewußtſein. Die Beobachtung und Pflege der Pflanzen iſt die harmloſeſte und feinſinnigſte aller Liebhabereien, ſagt Profeſſor Witt. Iſt das Auge geübt und fähig, die Dinge in der Natur ſcharf und richtig zu ſehen, ſo wird es auch die Dinge des praktiſchen Lebens objektiv und mit richtiger Einſicht auffaſſen, und dem Menſchen iſt es nicht ſchwer, ſich ein richtiges Urteil zu bilden. Wer die Natur bei ihrem Schaffen, dem Werden und Vergehen beobachtet, muß zu der Erkenntnis geführt werden, daß ein Wille, eine Kraft die Welt aufbaute, ewige Geſetze walten und die ordnende Hand eines höheren Weſens ſie 6* 83 lenkt und leitet. Solche Betrachtungen müſſen religiöſes Empfinden wecken. Dem Menſchen wird in der Natur auf Schritt und Tritt ſeine eigene Kleinheit und Ohnmacht klar vor Augen geführt, auch er hat ſich den Geſetzen, die für alles Geſchaffene gelten, zu beugen. Dieſe Erkenntnis ſollte jeden veranlaſſen, beſcheiden zu ſein. — Gartenarbeit iſt nicht allein anregend für Geiſt und Gemüt, ſie iſt auch geſundheitfördernd und erhaltend. Kein Sport kann dem Körper das bieten, was die Arbeit in freier, friſcher Natur ihm gibt, und dieſe Beſchäftigung iſt zudem noch nutzbringend. Wer ſeinen Pflänzchen die richtige Pflege und Sorgfalt angedeihen laſſen will, der muß ſich allen Witterungen ausſetzen; denn jede Jahreszeit erfordert beſtimmte Arbeiten, die zu keiner anderen Zeit gemacht werden können. Dadurch aber wird der Körper abgehärtet und gegen Witterungs⸗ einflüſſe widerſtandsfähig. Durch Gartenarbeit wird eine Körpergymnaſtik getrieben, wie kein Sport ſie geben kann. Man iſt durch all die vielen notwendigen Hantierungen, nament⸗ lich durch das Graben und Harhen gezwungen, tief und voll zu atmen. Der Lunge wird geſunde Luft zugeführt, was wiederum für das Blut geſundheitfördernd iſt. Geſund iſt die Gartenarbeit nur dann, wenn ſie in richtiger Weiſe und mit Vorſicht geſchieht. Es muß zuerſt auf richtige Kleidung geſehen werden. Der Körper muß ſich frei bewegen können und nicht feſt eingezwängt ſein. Alle Bewegungen und Handgriffe müſſen richtig ausgeführt werden. Es. hat oft ſeine Schwierigheiten, neue Schülerinnen davon zu über⸗ zeugen, daß richtig ausgeführte Hantierungen die Musheln ſtärhen und kräftigen, ein falſcher Handgriff Muskelzerrung, Verrenkung ic. zur Folge haben und noch viel böſere Wir⸗ kungen nach ſich ziehen kann. Graben z. B. iſt eine geſunde, muskelſtärkende Tätigkeit und hann für Herz und Musheln verderblich werden, wenn es unrichtig und unbedacht geſchieht. Daher, liebe Pfadfinderinnen, tut Ihr qut, Euch durch eine gut ausgebildete Gärtnerin belehren und unterweiſen zu laſſen. Sie wird auch darüber wachen, daß die einzelne ihren Kräften nicht zuviel zumutet und die Arbeiten ſo einrichten und verteilen, wie ſie den Fähigkeiten jeder angepaßt ſind. Sie wird weiter dafür ſorgen, daß Arbeit und Erholung in richtigem Maße abwechſeln. So nur iſt Gartenarbeit geſund. Für Pfadfinderinnen ſollte die Vaterlandsliebe auch ein Beweggrund ſein, der Gartenarbeit vor manchem Sport den Vorzug zu geben und ihr Kraft und Zeit zu widmen. Dem Vaterlande werden alljährlich viele Millionen entzogen (in 84 den letzten Jahren für Obſt 52 Millionen), die an das Aus⸗ land für Gartenerzeugniſſe entrichtet werden müſſen und die im eigenen Lande zum großen Teil gezogen werden könnten. Es gibt ſo viel brachliegendes und ungenutztes Land, was durch verſtändnisvolle Arbeit für den Obſt⸗ und Gemüſebau er⸗ ſchloſſen werden könnte; es fehlt zum Teil das Verſtändnis, zum Teil mangelt es an den fleißigen Händen. Wenn an allen Orten im deutſchen Baterlande ſich Gruppen von Pfad⸗ finderinnen bilden, die es ſich angelegen ſein ließen, ſoviel als Arbeit an den Warmbeetkulturen. möglich Gartenbau zu treiben, ſo würde nach und nach ein Teil fremder Erzeugniſſe von unſerem Markt verſchwinden. Ein großer Teil ſozialer Arbeit wäre getan und dem Vater⸗ land bliebe das Geld erhalten, was ſonſt in die Ferne wandert. Iſt das nicht eine ſchöne Betätigung der Baterlandsliebe? Darum, meine lieben Pfadfinderinnen, friſch und mit frohem Mut an die Arbeit, tragt dazu bei, daß durch Euren Fleiß Euch ſelber Freude und der Allgemeinheit Nutzen erwächſt. Es darf nicht vergeſſen werden, daß dem, welcher ſich mit Gartenarbeit beſchäftigt, noch nach vielen Richtungen Vorteil und Rutzen erwächſt. Ordnungsliebe und Pünktlichkeit, Pflicht⸗ gefühl und Selbſtvertrauen werden geweckt, betätigt und befeſtigt. Einer Arbeit, die unordentlich ausgeführt wurde, fehlt der 85 Erfolg. Jede Jahreszeit erfordert beſtimmte Arbeiten und jede iſt wiederum an eine ganz beſtimmte Zeit gebunden. Dadurch iſt man zur Pünktlichkeit gezwungen, wenn man Freude an einer Arbeit haben will und auch der Erfolg nicht ausbleiben ſoll. Keine Arbeit ſoll mechaniſch ausgeführt werden, man muß dabei denken und überlegen. Die Beſchäftigung im Garten zwingt zu ſelbſtändigem Denken und legt ſo den Grund zur Selbſtändigkeit im Leben. Erfolgreiche Arbeit weckt und ſtärkt auch unſer Selbſtvertrauen. Winterſalat in der Freilandtreiberei. Rachdem wir, liebe Pfadfinderinnen, uns den Wert und die Wichtigkeit der Gartenarbeit für den einzelnen und die Geſamtheit in vorſtehendem klar gemacht haben, wollen wir mit friſchem, frohem Mut und in der Erwartung, daß der Erfolg nicht ausbleibt, unſere Arbeit beginnen. Sie ſoll andere zur Nachahmung anregen; da heißt es, allen Fleiß einſetzen, um das Beſte zu leiſten. Ehe wir an unſeren Arbeitsplatz im Garten gehen, der den Pfadfinderinnen zur Verfügung geſtellt iſt, hat die Leiterin ſich zu vergewiſſern, ob jede in zweckmäßiger Kleidung er⸗ ſchienen iſt. Es empfiehlt ſich, eine beſtimmte Kleidung vor⸗ zuſchreiben, wie man es ja beim Turnen gewöhnt iſt. Ein Reformanzug, derbes, feſtes Schuhwerk, eine Schürze, ein 86 leichter Hut und ein Paar Handſchuhe, das wäre die Aus⸗ rüſtung. Es iſt nicht notwendig, bei Gartenarbeit ſich die Hände zu ruinieren, es gibt viele Arbeiten, die man gut und ordentlich mit Handſchuhen ausführen kann. Für die kalte Jahreszeit muß natürlich eine wärmere Kleidung vorgeſehen werden, ſtatt des leichten Hutes nimmt man eine wärmere Kopfbekleidung und der ganze Anzug iſt durch ein warmes Jackett oder einen Mantel, der aber beim Arbeiten nicht hinderlich ſein darf, zu vervollſtändigen. Stets und immer Ernte im Kohlland. iſt auf eine gute, entſprechende Fußbekleidung zu ſehen, und werden die Füße einmal in Regen und Schnee naß, ſo ſoll man es ſich zur Regel machen, möglichſt ſchnell Schuhe und Strümpfe zu wechſeln, nachdem die Füße mit einem Tuch gut getrochnet ſind. Manche unheilvolle Krankheit hat ihren Grund in dem Nichtbefolgen dieſer Vorſichtsmaßregel. Wir haben einen Teil des Gartens zu Gemüſebau beſtimmt und zuvor einen ganz genauen Plan aufgeſtellt, an welcher Stelle jede Gruppe von Gemüſen zu bringen iſt, denn wir können nicht beliebig die einzelnen Sorten untereinander ſäen oder pflanzen. Die verſchiedenen Pflanzen haben ihre verſchiedenen Lebensbedingungen, d. h. ſie ſind nicht nur von Boden und Klimatiſchen Verhältniſſen abhängig, ſondern ſie bedürfen zu 87 ihrer Entwickelung und Ausbildung verſchiedener Nahrungs⸗ ſtoffe. Dieſe werden ihnen im natürlichen oder künſtlichen Dünger gegeben. Man teilt nach ihrem Nahrungsbedürfnis die Gemüſe in drei Gruppen und weiſt jeder derſelben im Garten einen beſonderen Platz an. Die erſte Gruppe, welche die Gemüſe umfaßt, die ein großes Nahrungsbedürfnis haben und dem Boden viel Nährſtoffe entziehen, nennt man ſtark zehrende Gewächſe und pflanzt ſie auf ſehr reich gedüngtes Land. Hieher gehören alle Kohlarten, Spinat, Mangold, Kopf⸗ ſalat, Gurke, Sellerie und andere. Sie kommen, wie man ſich gärtneriſch ausdrückt, in erſter Tracht. Die zweite Gruppe umfaßt die mäßig zehrenden Gewächſe, die mit weniger Dung vorlieb nehmen und die dort gezogen werden, in zweiter Tracht, wo ein Jahr zuvor die ſtark zehrenden ſtanden. Dieſe Gruppe umfaßt alle Wurzelgemüſe: Mohrrüben, Peterſilie, Paſtinak, Radies, Zwiebeln 2c. In die dritte Gruppe gehören die Gemüſe⸗ arten, welche als wenig zehrende bezeichnet werden, ſie kommen in dritter Tracht dorthin, wo im vergangenen Jahre Wurzel⸗ gemüſe ſtanden. Dieſe Gruppe umfaßt alle Hülſenfrüchte, als Erbſen und Bohnen. Die Gemüſe müſſen alſo in regelrechter Reihenfolge, im Wechſel, angebaut werden. Man hat dieſen Turnus innezuhalten, wenn man erfolgreich arbeiten will. Da⸗ nach würde unſer Gemüſeland in drei Teile eingeteilt werden. Will man etwa auch Spargelbeete anlegen, ſo muß hierzu ein viertes Stück Land vorgeſehen werden. Spargel, als ein ausdauerndes Gewächs, kann nicht in den Turnus hinein⸗ gezogen werden, ebenſo Rhabarber. Beide Gemüſe bleiben eine Reihe von Jahren an demſelben Platze, während alle andern Gemüſeſorten jährlich neu angebaut werden müſſen. In jedem Jahr iſt ein genauer Bebauungsplan aufzuſtellen, wozu im Winter reichlich Zeit iſt. Ich ſetze voraus, der Garten iſt mit einem guten Zaun oder einer lebenden Hecke umgeben; iſt es nicht der Fall, ſo muß es ſogleich geſchehen. Das Land iſt im Herbſt roh aus⸗ gegraben worden, die großen Stüche (Schollen) blieben liegen, damit ſie im Winter gut durchfrieren und das Schneewaſſer tief in das Erdreich eindringen kann. Im Frühjahr, wenn aller Froſt aus dem Boden verſchwunden und die Sonnen⸗ ſtrahlen die Erde abgetrochnet haben, geht es friſch an die Arbeit. Zuvor muß ſich jede Pfadfinderin mit guten, hand⸗ lichen, praktiſchen, notwendigen Gartenwerkzeugen verſehen haben. Wir brauchen Spaten, leicht und paſſend für Frauen⸗ hände (ich habe den ſogenannten Normalſpaten mit einfachem, geradem Griff am prahtiſchſten gefunden und in meiner Garten⸗ 88 bauſchule eingeführt), eiſerne und hölzerne Harken, eine Schnur, Pflanzhölzer und einen Korb, in welchen Unkraut und aus⸗ gegrabene Steine kommen. Das ſind die erſten Utenſilien, die wir zu unſerer Arbeit benötigen. Das Land wird ſauber gegraben, gut geharkt, zuerſt mit der eiſernen, dann mit der hölzernen Harke, dann werden die Beete abgeſchnürt, die Wege ſauber und gerade abgetreten und nun wird geſäet oder gepflanzt. Einige Gemüſearten kann man an Ort und Stelle ſäen (Radies, Peterſilie, Mohrrüben 2c.), von anderen muß Das Einbinden von Cardy zum Bleichen. man Pflänzchen heranziehen und dieſe zu richtiger Zeit ins Freie auf ein Beet pflanzen (alle Kohlarten, Tomaten 2c.). Es gibt auch einige wenige Gemüſe, bei welchen man beide Arten anwenden kann, wie z. B. die Gurke. Die jungen Pflänz⸗ linge werden am beſten in einem Miſtbeet herangezogen; wer jedoch nicht im Beſitze eines ſolchen iſt (es wird ſich wohl meiſtens um kleinen Bedarf handeln), der zieht ſich ſeine Pflänzchen in einem Blumentopf oder einem Kiſtchen, mit Auf⸗ merkſamkeit, Vorſicht und Sorgfalt im warmen Zimmer, oder erſteht ſeinen Bedarf bei einem Gärtner. Sind die jungen Pflanzen im Miſtbeet oder Blumentopf bis zur Ausbildung der Samenlappen entwickelt, ſo müſſen ſie umgepflanzt werden (pihiert, verſtopft) in ein anderes Miſtbeet oder einen Blumen⸗ 89 topf. Dann werden die Pflanzen widerſtandsfähiger und bewurzeln ſich ſchneller und beſſer. Nachdem ſie dann das vierte Blatt ausgebildet haben, kommen ſie auf das eigent⸗ liche Standbeet. Beim Säen der Gemüſeſamen wählen wir, je nach Be⸗ ſchaffenheit des Samens und der Begetationsweiſe der ein⸗ zelnen Art, Breitſaat oder Reihenſaat oder Stufenſaat. Biele Gemüſearten (Kohl) nehmen bei ihrer vollen Entwickelung einen ſehr großen Raum ein und man muß hierauf beim Strohſeile werden um Bleichgemüſe gelegt. Säen und Pflanzen Bedacht nehmen. Die anfänglich großen Zwiſchenräume werden durch Pflanzen, welche eine kurze Begetationsdauer haben, ausgenutzt; ſo zieht man Salat oder Kohlrabi zwiſchen Kohl; Gurken, Sellerie und Radieschen zwiſchen Mohrrüben zc. Ein beſätes oder bepflanztes Beet muß gleich etwas angegoſſen werden. Die Gemüſebeete fordern nun ſorgfältige Beobachtung, unausgeſetzte Aufſicht und Pflege. Dieſe beſteht vornehmlich in Gießen, Harken, Jäten und Düngen. Auch auf die tieriſchen und pflanzlichen Schädlinge muß unſer Augenmerk gerichtet ſein, ſie müſſen energiſch be⸗ kämpft werden. Richtige, zweckentſprechende Einteilung, richtige Bodenbearbeitung, richtige Düngung, ſorgſamſte Pflege, richtige Fruchtfolge, das ſind die Regeln, liebe Pfadfinderinnen, welche 90 Ihr Euch merken müßt, dann könnt Ihr in jedem Boden Gemüſe ziehen. Es darf kein Echchen und kein Flechchen in einem Garten ungenützt bleiben und in unſerm Garten gibt es Zäune, die zu bepflanzen ſind. Außerdem wollen wir nicht nur Gemüſe haben, wir möchten uns auch an köſtlichem Obſt und Beeren⸗ früchten erlaben. An den Hauptwegen unſeres Gartens ziehen ſich Rabatten entlang; wir pflanzen darauf in entſprechenden Abſtänden Johannis⸗ und Stachelbeerſträucher und faſſen die Sommerſchnitt im Obſtquartier. Rabatten mit rankenloſen Monatserdbeeren ein. Für die großen herrlichen Ananas⸗Erdbeeren nehmen wir auch wohl ein ganzes Beet oder wir ſetzen ſie auf die Rabatte zwiſchen die Beerenſträucher, damit die Ranken ſich auf dem Beet ausbreiten und nicht in den Weg hineinwachſen und ihn un⸗ ordentlich machen. An die Zäune pflanzen wir Spalierobſt, je nach den Himmelsrichtungen Aepfel, Birnen, Pfirſiche und Kirſchen; Pflaumen gedeihen meiſtens nicht gut am Spalier, ſie wachſen beſſer auf Hochſtämmen. Auch die Rabatten können mit Aepfel⸗ oder Birnen⸗Kordons eingefaßt werden. Zwergobſtbaumzucht erfordert beſondere Kenntniſſe und müſſen Spaliere und Kordons auch richtig behandelt, richtig und zu gehöriger Zeit geſchnitten werden, wenn wir davon ernten 91 wollen. Es iſt mir bei dem wenig zugemeſſenen Raume nicht möglich, auf die wichtige Frage des Obſtbaumſchnittes einzu⸗ gehen. Er muß gelernt werden unter Anleitung einer aus⸗ gebildeten Gärtnerin. Die Auswahl der zu pflanzenden Sorten muß mit Ueberlegung und großer Vorſicht geſchehen. Es muß in erſter Reihe auf die Bodenbeſchaffenheit und das Klima Rückſicht genommen werden; ferner dürfen nicht Sorten ge⸗ wählt werden, auf deren Erträge wir viele Jahre zu warten haben; weiter iſt die Reifezeit und der wirtſchaftliche Wert der zu wählenden Sorten in Betracht zu ziehen. Die Pflanzung der Bäume muß mit Sorgfalt und Sorgſamkeit ausgeführt werden, nicht zu tief und nicht zu hoch. Ganze Plantagen ſind eingegangen, weil die Pflanzung unrichtig geſchah. Ein Obſtbaum iſt ungemein dankbar für gute Behandlung. Er freut uns im Frühjahr mit ſeinen Blüten und im Herbſt mit prächtigen, wohlſchmeckenden Früchten, verſagt aber bei Ver⸗ nachläſſigung. Für deutſche Pfadfinderinnen iſt es wohl der Mühe und des Fleißes wert, beizutragen, daß der vater⸗ ländiſche Obſtbau immer mehr gehoben wird. Richtige Pflanzung, richtige und zu rechter Zeit aus⸗ geführte Düngung, gute Bewäſſerung, Reinhaltung des Bodens von Unkraut und häufige Lockerung, das ſind die Haupt⸗ regeln, die wir uns zu merken haben, wenn wir von Obſt⸗ bäumen Nutzen haben wollen. Die Ernte der Früchte muß auch mit Sorgfalt geſchehen, zu rechter Zeit und in richtiger Weiſe. Im Garten darf nichts achtlos beiſeite geworfen werden, nichts darf verkommen, ſelbſt das Unkraut kann wertvoll werden, wenn es vertrochnet als Dünger dem Lande wieder⸗ gegeben wird. Zu dem Zweck wird es ſorgſam in einer Ecke des Gartens aufgeſchichtet und verwittert hier durch Luft und Regen. Solch Kompoſthaufen iſt ein wichtiger Faktor und darf nie vergeſſen werden. Damit er nicht zu ſichtbar in die Augen fällt, umkleiden wir ihn mit einer Anpflanzung von Quitten, Holunder oder andern Sträuchern. Auf den Kompoſt⸗ haufen kommen auch andere ſonſt unbrauchbare Dinge, Blätter, welche vom Abputzen der Gemüſe zurückbleiben ꝛc. zc. Selbſt⸗ verſtändlich muß für qute Waſſerverſorgung Sorge getragen ſein, denn ohne die Möglichkeit, durchdringend und genügend die Kulturen gießen und ſpritzen zu können, iſt alle Arbeit nutzlos. In einem Garten, beſonders wenn er nicht in der Nähe des Hauſes liegt, muß eine Laube zum Ausruhen und zum Schutz und Unterſchlupf gegen Regen und Hitze, ſein. Sie wird mit ſchönen Schlinggewächſen umkleidet und un⸗ 92 93 Bei der Obſternte. mittelbar davor befinden ſich einige Blumenbeete mit Sommer⸗ blumen oder ſchönen Staudengewächſen. — Wann ſoll die Pfadfinderin arbeiten? Für den Gärtner gibt es unausgeſetzt im Garten zu tun, ſelbſt im Winter ruht ſeine Arbeit nicht vollſtändig; aber Pfadfinderinnen wollen ja keine Berufsgärtnerinnen ſein, ſie ſollen vorbildlich für andere wirken und zu ihrer Freude, zur Kräftigung ihrer Geſundheit und Stärkung ihrer Kräfte einen Teil ihrer Zeit der nützlichen Gartenarbeit widmen, für ſie werden die Morgen⸗ oder Abend⸗ ſtunden, je nach den Verhältniſſen, in Betracht kommen. — Die Pfadfinderinnen ſind zu Gruppen vereinigt und führen die Arbeiten gemeinſchaftlich (genoſſenſchaftlich) aus. Wenn mehrere Gleichgeſinnte gemeinſchaftlich Arbeitskraft und Geld⸗ mittel einſetzen zur Erreichung eines beſtimmten Zweches, ſo bilden ſie eine Genoſſenſchaft. Jede Genoſſin nimmt teil am Gewinn und am Verluſt. Ein Geſchäftsführer beſorgt ordnungs⸗ mäßig und gewiſſenhaft die Geſchäfte der Genoſſenſchaft, iſt dafür verantwortlich und hat in einer Generalverſammlung darüber Rechenſchaft abzulegen. Für Genoſſenſchaften beſtehen ganz beſtimmte, geſetzliche Vorſchriften. Wollt Ihr nun, liebe Pfadfinderinnen, gemeinſchaftlich arbeiten, ſo müßt Ihr aus Eurer Mitte eine oder zwei Ge⸗ ſchäftsführerinnen wählen. Es muß das ſelbſtverſtändlich eine Perſönlichkeit ſein, in deren Zuverläſſigkeit man Vertrauen hat. Sind zwei Geſchäftsführerinnen erwählt, ſo iſt jeder ihr Arbeitsfeld anzuweiſen. Zur Anſchaffung der notwendigen Gerätſchaften, Sämereien muß eine Kaſſe durch beſtimmt feſt⸗ geſetzte Einlagen gebildet werden, die Geſchäftsführerin hat ſie zu verwalten, alle Anſchaffungen zu beſorgen und darüber zu einer feſtgeſetzten Zeit Rechenſchaft abzulegen. Ebenſo hat ſie auch die Einnahmen entgegenzunehmen, die aus dem Ver⸗ kauf von Gemüſe und ſonſtigen Gartenerzeugniſſen erzielt werden. Jede Genoſſin hat das, was ſie dem Garten ent⸗ nimmt, zu bezahlen, und wenn ein Ueberſchuß vorhanden iſt, wird auch an andere Liebhaber zu angemeſſenen Preiſen ver⸗ kauft. Sollte am Ende des Jahres ſich ein Gewinn ergeben, ſo wird dieſer unter die Genoſſinnen gleichmäßig verteilt, nachdem ein Reſervefonds für unvorhergeſehene Ausgaben gebildet und in der Kaſſe für die laufenden, notwendigen Ausgaben eine be⸗ ſtimmte Summe verbleibt. Damit nicht immer dieſelbe Genoſſin die Geſchäftsführung zu beſorgen hat (das Amt macht viele Arbeit und iſt ſehr verantwortlich), würde es ſich empfehlen, nach zwei Jahren dasſelbe einer anderen Genoſſin zu übertragen. Wie nun die Arbeit geleiſtet werden ſoll, ob jede ein beſtimmtes Beet erhält, was ſie von der Ausſaat bis zur Ernte ſelbſtändig zu beſorgen hat, oder ob der ganze Garten in Ge⸗ meinſchaft zu bearbeiten iſt, das zu beſtimmen muß dem Ermeſſen der Leiterin anheimgeſtellt werden. Beides hat ſeine Vorteile und kann, wenn genügend Land zur Verfügung ſteht, zu gleicher Zeit zur Ausführung kommen. Den Winter benützten wir, liebe Pfadfinderinnen, zu den nötigen Vorarbeiten. Eine gute Zeichnerin, die ſich ſicher 94 unter Euch befindet, entwirft einen Plan, nachdem zuvor der Garten vermeſſen, ſeine Größe genau feſtgeſtellt wurde und die Quartiere für die verſchiedenen Gemüſeſorten beſtimmt ſind. Aus dem Plan muß die ganze Einrichtung des Gartens mit Wegen, Rabatten, Baumpflanzungen 2c. erſichtlich ſein. Nun werden gemeinſam die Sämereien ausgeſucht und Quantum und Sorte genau beſtimmt. Wenn auch die meiſten Samen ihre Keimkraft mehrere Jahre behalten, z. B. Mohrrüben 4 bis 5 Jahre, Salatſorten 5 Jahre, Kohlarten 6 Jahre Tc. Tc., Im Ziergarten. ſo iſt es doch vorteilhafter, ſtets nur ſo viel Samen aus einer guten Samenhandlung zu beziehen, wie man für ein Jahr gebraucht. Gurken und Melonen machen eine Ausnahme, man nimmt gerne mehrjährigen Samen (Keimfähigkeit beträgt 8 Jahre), weil bei friſchem Samen die Pflanzen üppig wachſen und große Blätter erzeugen, aber wenig Früchte bringen. Das Quantum des Samens richtet ſich nach der Pflanzweite der einzelnen Arten und Sorten. Nehmen wir beiſpielsweiſe für Rothohl eine Pflanzweite von 50 cm an und geben den ein⸗ zelnen Reihen auch 50 cm Abſtand, ſo brauchen wir auf 1 a 400 Pflanzen. Man rechnet ungefähr, daß 10 g Samen 95 3000 Korn enthalten. Nun geht aber nicht jedes Korn auf, von den Pflänzchen können auch nicht alle an ihren Standort kommen, wenn ſie nicht vollkommen geſund ſind und vielleicht krumme Wurzeln haben, und man muß wenigſtens mit 25 Proz. Ausfall rechnen. Wir können von 10g Rotkohlſamen 2250 Pflanzen erhalten und ſo läßt ſich bei jeder Sorte von Ge⸗ müſe beſtimmen, wieviel Samen wir für unſere Beete benötigen. Es wird, nachdem über die Wahl der einzelnen Gemüſe und das Quantum von Samen wie über Anpflanzung von Bäumen, Beerenſträuchern 2c. feſte Beſtimmungen getroffen ſind, die Beſorqung der Sämereien und des Pflanzenmaterials der Geſchäftsführerin überlaſſen. Wenn der Frühling mit Sonnen⸗ ſchein und linden Lüften in das Land zieht, wandert die Gruppe der Pfadfinderinnen hinaus zu fröhlichem Schaffen, zu ſäen und Im Warmhaus. 96 zu pflanzen. Wenn des Sommers Sonne heiß auf die Pflänz⸗ chen brennt und die armen Dinger nach Waſſer lechzen, ſorgt die Pfadfinderin dafür, daß ihr brennender Durſt geſtillt wird, ehe ſie müde und welk die Blätter hängen laſſen. Wenn der Herbſt reichen Segen ſpendet, iſt die Pfadfinderin emſig bereit, zu ernten; und auch im Winter fordern Obſtbäume und Beeren⸗ ſträucher ihre Pflege und Wartung. So gilt es, in jeder Jahres⸗ zeit fleißig die Hände zu regen; aber wir haben auch Freude an der Arbeit in friſcher, freier Luft, empfinden immer von neuem, welchen hohen, reinen Genuß der Umgang mit der Ratur gewährt und wir lernen des Dichters Worte verſtehen: Gott iſt die Liebe, ruft der Frühlingsmorgen, Gott iſt die Liebe, ruft der Erntetag, Gott iſt die Liebe, ruft der Herbſt im Tale Und traulich tönt's der ſtille Winter nach. v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 97 98 Zweiter Abſchnitt. Tanzreigen und Singſpiele. Von Eliſabeth Wintzer, München. Freudigkeit iſt die Mutter aller Tugenden. Meine lieben jungen Freundinnen! Tanzreigen und Singſpiele — was für duftige und luftige Vorſtellungen ſchließen dieſe Worte ein! Blumen und Bänder, Lichte Gewänder, Liebliche Weiſen In ſchwebenden Kreiſen Ziehen als traumhafte Bilder vorbei. Sei es im Sonnenſchein auf grüner Sommeraue, ſei es im dunklen Waldesſchatten oder zwiſchen blühenden Garten⸗ beeten — ſei es im behaglichen Winterheim für den intimen Familienkreis oder im erleuchteten Feſtſaale vor geſchmüchten Zuſchauern — immer wird es das gleiche ſein: Bewegung und Fröhlichheit, die Vereinigung von Rhythmus, Wort und Ton zu einem harmoniſchen Ganzen, in poetiſches Gewand gekleidet! Freudigkeit iſt die Mutter aller Tugenden — Freudig⸗ keit ſoll unſer Leben durchziehen, unſerer Arbeit den Stempel aufdrüchen, mit Freudigkeit ſollen wir unſere Pflichten erfüllen und Freudigkeit ſollen unſere Erholungsſtunden atmen. Es iſt ein feiner Unterſchied zwiſchen Vergnügen und Freude. Es gibt ſo mancherlei Vergnügungen, die wenig den Begriff der Freude decken und bei denen ſich die Beteiligten oft herzlich langweilen. Ein freudig geſtimmter Menſch langweilt ſich nie, Freudigkeit macht uns geſund und kraftvoll, läßt unſer Herz warm ſchlagen und mit je mehr Freudigkeit wir unſere Arbeit tun und unſere Pflichten erfüllen, mit um ſo größerer Freudigkeit genießen wir dann auch unſere Erholungsſtunden. Und welche Erholung iſt der Jugend lieber als Lied und Tanz? Nach Bewegung verlangt die Jugend, die friſchen, frohen Menſchenkinder, die der Natur ſo nahe ſtehen, viel näher als leider oft die Erwachſenen. Wißt Ihr auch, meine lieben jungen Freundinnen, warum das ſo iſt, warum das Bedürfnis nach Reigen — Bewegung etwas ſo Natürliches iſt? Seht einmal etwas aufmerkſam in die Naturvorgänge hinein, wie ſie ſich im kleinen und großen vor unſeren Augen entfalten. Ihr habt wohl ſchon oft die Mücken ſpielen ſehen im Sonnenſchein, iſt es nicht ein Reigentanz, den ſie aufführen? Und wenn der Herbſtwind die gelben und roten Blätter in den Parkwegen wild herumweht, drehen ſie ſich nicht im Reigentanz? Und wenn Ihr höher blickt, hinein in das Firmament der Millionen Sterne, die nach ewigen Geſetzen kreiſen und unſere Erde mit ihnen, ſind das nicht wunderbare, gigantiſche Reigen, die da aufgeführt werden? Wenn wir dieſe Schönheit, mit der ſich das Weltall nach urewigen Geſetzen bewegt, erfaſſen und in uns wirken laſſen, dann wird auch ein Verſtändnis kommen für die Schönheit deſſen, was wir im kleinen Rahmen an Bewegung bei den Reigentänzen und Singſpielen darſtellen ſollen. Tanz iſt lebende Plaſtik, gleichviel, ob es ein einfacher getanzter Kinderreim auf der Wieſe iſt, oder eine künſtleriſche Darſtellung im geſchloſſenen Raume, und deshalb ſollen die Bewequngen immer ſchön ſein, jeder Einzelne muß ſich bemühen, in den verſchiedenen Schritten und Armbewegungen ſchöne, ruhige Linien zu bilden. Dies Beſtreben wird zur Gewohnheit werden und die Gewohnheit wird ſich dann ins Leben übertragen und Ihr werdet es einer am andern beobachten können, wie ſich durch ſchöne Bewegungen ſchöne Körper formieren, ganz beſonders, wenn dieſe Bewegungen aus dem Geiſt der Freudigkeit heraus⸗ gehen. Das werdet Ihr beſtätigt finden, wenn Ihr über das, was wir die griechiſche Kultur nennen, einmal etwas leſt und ſtudiert. Die Griechen waren durchdrungen von Lebensfreudig⸗ keit, und einen ſchön geformten Körper zu beſitzen, edel und Kraftvoll, war ihnen Ehrenſache. Reigentänze, die Verbindung von Rhythmus, Wort und Ton, ſind uralten Urſprunges und waren der erſte Ausdruck der Poeſie und des Kultus bei allen BVölkern und zu allen Zeiten. Und es hat ſich unendlich viel von dieſem Urſprüng⸗ lichen, Volkstümlichen, aus alten Heidenzeiten her, in unſere 99 Jetztzeit erhalten und klingt in Sagen und Märchen, Liedern und Singſpielen wieder, bis in die einfachen Ringelreihen und Kinderlieder hinein. Die geheimen Naturkräfte offenbarten ihren Geiſt den Menſchen, und die Menſchen, die ihn hörten und verſtanden, verkündeten ihn weiter als Volkspoeſie von Geſchlecht zu Geſchlecht. Sind nicht die ſchönſten Lieder die „Volkslieder“? Und oft gerade die, von denen man weder den Dichter noch den Komponiſten kennt — ſie ſind entſtanden aus der Volksſeele heraus, aus dem tiefen warmen Empfinden eines einzelnen, der den Pulsſchlag der Natur hörte und er⸗ faßte, und der ſelbſt vergeſſen wurde, aber ſein Lied lebt weiter mit dem Pulsſchlag der Natur, aus dem es heraus geboren iſt. Und wenn Ihr dieſe Volkslieder in ihrer wundervollen Einfach⸗ heit und Herzlichkeit verſteht und liebt und ſingt, meine lieben jungen Freundinnen, dann werdet Ihr bei dem einen oder andern, was ſich beſonders dazu eignet, wohl ſelbſt Schritte und Bewegungen finden, die es lebendig machen. Verſucht einmal, „ſchöpferiſch“ auf dieſem Gebiet zu ſein. Erfindet ſelbſt Tänze zu bekannten Liedern. Wenn Ihr im Sommer Spaziergänge macht und ein freies ſtilles Flechchen Wieſe oder Garten zur Verfügung habt, dann verſucht es einmal, und Ihr werdet ſehen, welches Vergnügen Euch ſolch ein „Erfinden von Reigentänzen“ macht. Natürlich muß die Bewegung immer möglichſt einfach ſein und im Einklang mit dem Charakter des Liedes ſtehen. Und wer von Euch nicht die Veranlagung zu eigenem Erfinden hat, dem möchte ich zwei Sammlungen von Reigenliedern und Singſpielen empfehlen, die in verdienſt⸗ voller Weiſe ſo ziemlich alles vereinigen, was wir an Volks⸗ tümlichem auf dieſem Gebiete haben — die Arbeit zweier Frauen, die bahnbrechend ihre Beſtrebungen auch in die ſchönſte Praxis umſetzen. Es ſind Gertrud Meyer und Mina Radczwill.“) In dieſen Sammlungen werdet Ihr reichlichen Stoff finden für die Verwirklichung des Gedankens, Tänze und Singſpiele im Freien aufzuführen. Run wollen wir uns aber auch mal umſehen, was wir für den Winter haben, im geſchloſſenen Raum. Da können wir ſchon etwas mehr mit Muſikbegleitung rechnen und es bleibt nicht alles dem Geſang überlaſſen. Auch hier, an behag⸗ lichen Winterabenden, möchte ich Euch das eigene Erfinden empfehlen, ſelbſt „lebende Lieder“ zu ſchaffen, wie man früher ¹) Verlag Teubner, Leipzig: M. Radczwill, „Singſpiele“, Mh. 1.10; „Reigenſammlung“, Mk. 2.40. Gertrud Meyer, „Volkstänze“, Mk. 1.20: „Tanzſpiele und Singtänze“, Mk. 1.—. 100 „lebende Bilder“ improviſierte. Es eignet ſich ſo manches Volkslied dazu, das werdet Ihr am beſten ſelbſt herausfinden und wenn ſich das „lebende Bild“ zum „lebenden Lied“ geſellt, ſo wird es um ſo vielſeitiger und reizvoller. Im Innenraum kann auch den Koſtümen und der Dekoration mehr Spielraum gegeben werden und mit ein klein bißchen Kenntnis der Trachten⸗ kunde und etwas Geſchmach und erfinderiſchem Geiſt läßt ſich da mit einfachſten Mitteln etwas herſtellen. Den meiſten unter Euch wird der Schweizer Komponiſt Dalcroze bekannt ſein, deſſen fein melodiöſe „lebende Kinderlieder“ ſo reizend in Bewegung und Geſang zur Geltung kommen. Dann möchte ich Euch noch auf mein eignes Gebiet der Kinder⸗ und Tanzlieder führen und einige Anweiſungen geben, falls Ihr ſie darſtellen wollt.“) Soviel ich perſönlich bei Aufführung der Sachen zugegen ſein konnte, habe ich ſtets die Tanz⸗ bewegungen jedes Liedes ſelbſt erfunden und einſtudiert. Da ſich das aber natürlich nicht durchführen läßt, ſo ſind zwar Tanzbeſchreibungen zum Teil beigefügt, doch iſt es ſchwierig, damit wirklich das Richtige wiederzugeben und ich überlaſſe es lieber einer künſtleriſchen Perſönlichkeit, individuell bei jedem einzelnen Liede vorzugehen. Ich möchte dabei bemerken, daß ich, beſonders in Anbetracht der poetiſch wertvollen Texte das Hauptgewicht auf dichteriſches Verſtändnis lege und darauf, daß die Lieder nicht nur „muſikaliſch“, ſondern auch „literariſch“ getanzt werden. Alſo jede Strophe anders, je nach Inhalt und Stimmung. Beim „Tanzlied der Dorfdirnen“ z. B., das ich von zwölf jungen Mädchen in Bauernkoſtümen tanzen laſſe, muß die erſte Strophe ſehr lebhaft, die zweite ruhiger und die dritte ſehr zart getanzt werden, aber gleich luſtig und wild iſt jedesmal bei allen drei Strophen die letzte Zeile und das Nachſpiel. Bei dieſen Liedern wird auch die Zwiſchenmuſik getanzt, ſo z. B. beim Großmamalied als Gavotte im Empireſtil, wie auch die Koſtüme dazu ſind. Die meiſten Lieder können je nach Wahl und Gelegenheit von zwei oder vier jungen Mädchen oder auch von mehreren auf⸗ geführt werden. Der „Mädchengarten“ erfordert acht junge ¹) Verlag Gebr. Reineche, Leipzig: Eliſabeth Wintzer, „Moderne Kinderlieder“, zwei Hefte à Mh. 1.80. Verlag Simrock, Berlin: Eliſabeth Wintzer, „Katzenlied“, Mk. 1.—; „Sternenenglein“, Mk. 1.—: „Klein⸗Maryke“, Mk. 1.—; „Als Großmama ein Mädchen war“, Mk. 1.—, Duett; „Hinterm Gartenzaun“, Mk. 1.—, Duett; „Tanzlied der Dorfdirnen“, Mk. 1.—, Duett; „Schneeflockenreigen“, Mk. 1.—, Duett; „Mädchengarten“, Mk. 1.—, Duett; „Maikönigin“, Mk. 1.—, Duett; Dichtungen von Manfred Kyber. 101 Mädchen in einfachen weißen Kleidern, vier als Roſen und vier als Schmetterlinge geſchmückt, die paarweiſe — je ein Schmetterling führt eine Roſe vor ſich — in Kreuzform und im Viereck abwechſelnd, hniend, wiegend, chaſſierend, je nach Text oder Stimmung der Muſih, ſich bewegen. Dies Lied iſt auch zur Aufführung an Sommerabenden in Mondſchein⸗ gärten ſehr geeignet. Die „Maikönigin“ kann von Kindern und jungen Mädchen zugleich aufgeführt werden, die geſchmückte Maikönigin in der Mitte, um ſie her zwei Reigen, ein kleiner von Kindern als Blütenelfen und ein größerer von jungen Mädchen als Maifeen. Auch dieſes Lied iſt zur Aufführung im Freien geeignet. Für Kinder allein iſt „Katzentanzlied“ und „Sternenenglein“. Aus dem erſten Heft der Modernen Kinderlieder werdet Ihr das „Schneeflockenlied“ und den „Ringelreigen“ leicht ſelbſt in Bewegung ſetzen und mit ein⸗ fachen Mitteln (weiße Schneeſtimmung mit Papier und Watte, bezw. beim Reigen Blumenkränze im Haar) dekorativ geſtalten können. Die Melodien ſind einfach und leicht zu erlernen und zu behalten, im Volksliedton. So, meine lieben jungen Freundinnen, ich denke, Ihr habt nun Anregung für das Gebiet, auf das ich Euch führen wollte, das Reich der Bewegung, der Poeſie und Muſik. Lieder und Geigen Lochen zum Reigen, Laßt ſie erklingen, Wiegend uns ſchlingen Weich unſere Glieder in wechſelnden Reih'n. Froh ſei das Leben, Neu uns gegeben An jedem der Tage — Wünſche und wage! Freudigkeit ſoll unſer Zauberwort ſein! 102 103 Dritter Abſchnitt. Bewegungsſpiele im Freien. Von Gertrud Meyer, Rheda. Man ſollte denhen, es brauchte keine beſondere Ueberredungs⸗ kunſt, die Menſchen, und noch dazu junge Menſchen, ins Freie zu locken, um zu ſpielen und ſich Bewegung zu machen. Ich will hoffen, daß es mir gelingen wird, den jungen Pfadfinderinnen Luſt zur Teilnahme zu machen. Wenn ich bisher meinen Bekannten vorſchlug, regelmäßig ins Freie zu kommen, um zu ſpielen, ſo beham ich oft allerlei Entſchuldigungen zu hören, warum man das abſolut nicht könne. Die meiſten Leute hatten keine Zeit; das iſt nun etwas, was ich ſelten glauben kann. Um ſich ein⸗ oder zweimal in der Woche recht gründlich von aller Arbeit und allen Sorgen zu erholen, dazu hat man immer Zeit, und wenn man ſie nicht hat, muß man ſie ſich machen. Es handelt ſich nur um wenige Stunden, und die kann man ſich ſchon zuſammenſparen; die Arbeit geht nach der Erfriſchung ja viel beſſer von der Hand. Es läßt ſich auch gewiß hier und da ein bißchen Zeit ſparen, wenn man es nur geſchickt und mit gutem Willen anfängt. Rützt man den Tag über die freien Minuten gut aus für allerlei Kleinigkeiten, die doch notwendig getan ſein müſſen und nicht zur eigentlichen Arbeit gehören, ſo kann man wohl am Abend oder Nachmittag einmal ein paar Stunden zum Spielen übrig haben. Die Leute, die wirklich etwas leiſten, Klagen auch ſelten über Zeitmangel, nur die, die nichts Beſtimmtes vorhaben, und deshalb nicht gewöhnt ſind, ſich einzurichten, haben „keine Zeit“. Eine andere Entſchuldigung, weswegen man nicht zum Spielen kommt, iſt die: Ich bin nach der Arbeit zu müde. Aber das iſt gerade das Schöne an den Spielen, daß ſie erfriſchen, wenn man matt iſt, und einem erſt die rechte Müdig⸗ keit geben, die den geſündeſten Schlaf nach ſich zieht. Die meiſten Arbeiten nehmen den Körper nur einſeitig in Anſpruch. Hat man den Tag über viel ſtehen müſſen, ſo tun einem wohl die Füße weh. Die eine Arbeit ſtrengt die Arme an, oft ſogar nur den rechten Arm, die andere macht uns Rücken⸗ ſchmerzen. Bei vielen Beſchäftigungen wird nur der Geiſt angeſtrengt, und der Körper ermüdet nur, weil er ſolange hat ſtillhalten müſſen, ohne die geringſte Gelegenheit zur Muskel⸗ tätigkeit. Kommt man nun müde von der Arbeit, ſo ſoll man es nur einmal verſuchen, trotz der Müdigkeit zum Spielen zu gehen. Die meiſten werden überraſcht ſein, wie qut es geht. Es genügt oft die Ruhe der Mahlzeit, die zwiſchen Arbeit und Spiel liegt, oder eine erfriſchende Waſchung. Am beſten iſt es, ſich zehn Minuten lang auf den Rüchen zu legen, am liebſten im Freien, und an gar nichts zu denken, als daß man recht tief und ruhig atmen und die Glieder ſo bequem wie möglich liegen laſſen will. Auf dieſe Weiſe kann man ſich auch ſitzend gut ausruhen, und ich habe das oft genug getan, wenn ich im Straßenbahnwagen doch weiter nichts tun konnte. Man muß das Spielen auch nicht gleich nach den erſten Verſuchen aufgeben, wenn man ſich am nächſten Morgen etwas ſteif und zerſchlagen fühlt. Das gibt ſich, wenn man erſt an die Bewegung gewöhnt iſt und wenn der Körper immer kräftiger und gewandter wird. Es gibt auch Leute, die meinen, ſie wären zu ungeſchickt, zu geſetzt und alt zum Spielen. Was braucht man da viele Worte zu verlieren. Dieſe Leute ſollten ja erſt recht hinaus ins Freie zum fröhlichen Spiel, dadurch werden ſie geſchickt, jung und lebhaft werden. Es gab wohl eine Zeit, in der man meinte, daß nur die ganz kleinen Kinder ſpielen dürften, und daß die größeren, die ſchon etwas lernen könnten, ihre Zeit nützlicher anwenden müßten. Da gingen kleine Mädchen ſchon ganz ehrbarlich mit Reifrock und kunſtvoller Friſur, und die langen Röcke erlaubten ihnen gar nicht, ſich ſo recht frei zu bewegen. Aber das iſt zum Glück ja alles anders geworden. Die Zeit, die wir für das Spielen verwenden, iſt durch⸗ aus keine verlorene. Nicht nur, daß der Körper geſchickter, kräftiger und widerſtandsfähiger wird, der ganze Menſch hat 104 davon viele Vorteile. Da muß man mit geſpannter Aufmerk⸗ ſamkeit dem Spiel folgen, man muß ſchnelle Entſchlüſſe faſſen, muß ſie mutig und beharrlich ausführen können. Oft gehört keine geringe Willensanſtrengung dazu, um das geſteckte Ziel zu erreichen, und gelingt es einem nicht immer, ſo darf man deshalb nicht etwa die Laune verlieren. Ehrlich ſoll geſpielt und ſtets kameradſchaftlich gehandelt werden. Man muß ſich ſchnell und gern dem Wunſch oder Befehl der Führerinnen unterordnen können, wenn man auch wohl anderer Meinung Tanzreigen in Schweden. iſt, oder meint, man könnte es beſſer anders machen. Man muß die eigenen Leiſtungen und die der anderen gerecht beurteilen lernen, und muß ſtets nachſichtig gegen andere und hilfsbereit ſein. Man muß ſchnell einen Vorteil ſehen und ausnützen können und ſich über den Erfolg freuen, ohne daß doch die geringſte Schadenfreude ſich hineinmiſchen darf. Das alles und noch manches andere lernt man beim geſunden und lebhaften Spielen, und nebenbei gewinnt man ſich manchen Freund und guten Kameraden, auch über die Schulzeit hinaus. Damit man aber alle dieſe Vorteile haben kann, muß man auch die richtigen Spiele auswählen können. Wir haben keinen Mangel an Spielen und es kommt nur darauf an, immer die paſſenden auszuſuchen. Man muß ſich dabei nach dem Alter, 105 der Zahl und der Geſchicklichkeit der Spielenden richten, nach der Jahreszeit, nach der Beſchaffenheit des Spielplatzes, endlich nach den Spielgeräten, die uns zur Verfügung ſtehen. Aus der großen Menge von Spielbüchern, die uns die Wahl erleichtern können, möchte ich beſonders die Schriften des „Zentral⸗Aus⸗ ſchuſſes zur Förderung der Volks⸗ und Jugendſpiele in Deutſch⸗ land“ empfehlen. Band 3 der kleinen Schriften, Das Hand⸗ buch der Bewequngsſpiele für Mädchen) von A. Herrmann, gibt nicht nur eine ſehr gute Auswahl von Spielen und deren Kinder beim Bewegungsſpiel im Freien. klare und genaue Beſchreibung, es gibt auch eine Menge quter Ratſchläge für die Wahl des Platzes, der Zeit u. ſ. w. Ebenſo ſind die Anleitungen zum Ballwerfen und⸗ſchlagen, zum Laufen u. ſ. w. ſehr nützlich. Mir iſt es nicht möglich, hier auf alles einzugehen, ich hann nur kurz einige Winke geben, um den Spielluſtigen Mut zum Anfangen zu machen. Zuerſt handelt es ſich darum, einen geeigneten Platz zu finden, und das ſcheint oft, beſonders in Großſtädten ſchwer. Aber daran darf die gute Abſicht nicht ſcheitern. Kann man keinen qut angelegten und gepflegten Spielplatz haben, ſo muß man ſich eben beſcheiden. Oft kann man die Erlaubnis be⸗ ¹) Leipzig, B. G. Teubner, Mh. 1.80. 106 107 kommen, auf einem Schulhof zu ſpielen; es findet ſich auch wohl eine Bauſtelle, die ſich zum Spielen eignet, oder man ſucht ſich im Wald einen freien Platz und wählt beſtimmte Bäume als Grenzmal. Ebenſo hann man ſich mit den Spiel⸗ geräten ſehr gut einrichten, wenn man nicht Geld und Gelegen⸗ heit zu Anſchaffungen hat. Ein alter Tennisball zum Spielen, einige Stöche oder Schirme als Grenzzeichen in die Erde geſteckt, ein Taſchentuch als Ziel an einen Aſt gehängt, das alles genügt ſchon, um ein fröhliches Spiel zuſtande zu bringen, wenn nur die Spieler guten Willen mitbringen. Biel wichtiger als ein gepflegter Spielplatz, wenn man ihn nun einmal nicht haben kann, ſcheint mir die geeignete Kleidung Erwachſene beim Bewegungsſpiel im Freien. der Spielenden. Man kann meiner Anſicht nach nicht ſtreng genug darauf halten, daß beim Spiel die Kleider loſe und luftig getragen werden. Denn ſonſt bleibt die gehoffte qute Wirkung für die Geſundheit nicht nur aus, der Körper kann auch ernſthaften Schaden nehmen. Keine Korſetts, keine engen Gürtel (z. B. die ſehr ſchädlichen Gürtel aus Gummiſtoff), keine engen Kragen, hkeine hohen Abſätze, keine langen Röche, keine Hutnadeln! Das alles ſind gefährliche Dinge und ganz beſonders auf dem Spielplatz. Iſt nun alles ſoweit in Ordnung, iſt ein Platz gefunden, ſind die nötigen Geräte beſchafft und haben ſich die Teilnehmer in paſſender Kleidung verſammelt, ſo gilt es vor allem, einen Leiter zu wählen, deſſen Anordnungen alle unbedingt Folge zu leiſten haben. Es iſt das darum ſo wichtig, weil nur dadurch vermieden wird, daß die ſchöne Zeit ungenutzt mit langem Hin⸗ und Herreden verſtreicht. Der Leiter beſtimmt bei Partei⸗ ſpielen wieder für jede Partei eine Führerin, und die Führerinnen wählen abwechſelnd für ihre Parteien, bis alle verteilt ſind. Auch den Führerinnen haben alle unbedingt zu folgen, und es muß zur Regel gemacht werden, daß alle Meinungsverſchieden⸗ heiten erſt nach dem Spiel erörtert werden. Während des Spiels dürfen keine langen Reden gewechſelt werden. erwecken, iſt es qut, zuerſt einige kleinen Spiele zu ſpielen, Um ſchnell etwas Lebhaftigkeit und Freude am Spiel zu die leicht von allen gelernt werden, und die zugleich als Vor⸗ übung für größere Spiele dienen, wie z. B. Tigerball, Kreis⸗ fußball, Schwarzer Mann und andere. Man wähle aber auch bald ein größeres Spiel, das dann an jedem Spieltage die Hauptſache iſt und das ſich auch zu Wettſpielen mit anderen Spielgruppen eignet. Ich würde bei der Wahl dieſes Spieles auch Wert darauf legen, daß es von Knaben und Mädchen gemeinſchaftlich geſpielt werden kann. Geeignet dazu wären etwa Grenzball, Barlauf, Korbball und vor allem das deutſche Schlagballſpiel, eins unſerer allerſchönſten und beſten Spiele. Auch hier empfehle ich die Spielregelhefte des Zentral⸗Aus⸗ ſchuſſes!). Am Schluſſe dieſes Buches gebe ich noch einige Beſchreibungen von Spielen, und habe mich bemüht, ſolche auszuſuchen, die wir lange erprobt haben und die in den Büchern des Zentral⸗ Ausſchuſſes, ſoweit mir bekannt, nicht enthalten ſind. Ich habe Spiele gewählt, die für verſchiedene Spielplätze geeignet ſind; zwei gehen auch in der Halle zu ſpielen. Ich gebe ein Laufſpiel, ein Schlagballſpiel, als Vorübung für ſchwerere ſehr geeignet, ein Spiel mit dem großen Ball und ein Fußball⸗ ſpiel. Schließlich habe ich noch eine Anleitung zur Anfertigung von Bällen hinzugefügt, von der ich hoffe, daß ſie in ihrer Einfachheit vielen willkommen ſein wird. Vierter Abſchnitt. Sport für Mädchen. Von Prof. Dr. med. Ferd. Aug. Schmidt, Bonn. Wenn wir dieſen Abſchnitt mit „Sport“ überſchreiben, ſo ſoll das nur ein Sammelwort für eine Reihe von körperlichen Betätigungen oder Uebungen ſein, die wir zumeiſt draußen in freier Luft betreiben und die ebenſo, wie das Wandern, ¹) B. G. Teubner, Leipzig; pro Stück 20 Pfg., von 30 Stück an je 15 Pfg. 108 das Turnen und das Spielen beſonders geeignet ſind, um den Körper kräftig, geſchmeidig und gewandt zu machen, ihn ab⸗ zuhärten und mit Lebensluſt und Lebensmut zu durchdringen. Das iſt wahrlich nichts Geringes! Beileibe denken wir da nicht an den Sport, wie ihn junge Leute verſtehen, die da meinen, mit unerhörten körperlichen Leiſtungen glänzen zu müſſen, und darum ſteter Wettkämpfe mit anderen bedürfen. Gewiß könnt auch ihr Mädchen gelegentlich einmal erproben, wer denn wohl am flinkſten läuft, am beſten ſchwimmt, am weiteſten ſpringt, die ſchönſten Bogen auf der Eisbahn zieht, und was es da alles noch gibt. Aber das ſoll nicht Euer Ziel ſein, ſondern nur eine Ermunterung, um die Freude und das Wohlgefühl zu genießen, das jeder empfindet, der ſeinen Körper zu gebrauchen und die Glieder zu rühren weiß, ſo daß er Tüchtiges an Leiſtung leicht zu vollbringen vermag. Fangen wir da einmal an mit der Leibeskunſt, die einer jeden von Euch geläufig ſein müßte, mit dem Schwimmen. Es ſind gerade hundert Jahre her, daß ein Erlaß des Preußiſchen Miniſteriums, der der Förderung von Schwimm⸗ anſtalten galt, folgendes beſagte: „Das Schwimmen iſt die vorzüglichſte Leibesübung und ſollte die allgemeinſte ſein; keine andere iſt für die Erhaltung und Stärkung der Körper⸗ kraft und Geſundheit wohltätiger.“ Das wurde geſchrieben zu einer Zeit, wo die Einrichtungen zum Betrieb des Schwimmens in unſerem Vaterlande noch recht kümmerliche waren und man Schwimmbäder für Mädchen und Frauen kaum irgendwo kannte. Wie ganz anders iſt es doch damit heute beſtellt! Und das mit vollem Recht. Denn das Schwimmen hat in der Tat den großen Vorzug, kräftige Leibesbewequng, die den ganzen Körper umfaßt und anſtrengt, zu verbinden mit der tiefgreifenden Einwirkung, welche der Aufenthalt im kühlen Waſſer auf die Haut, auf das Herz und den Blutumlauf, auf die Atmung und nicht zuletzt auch auf das Rervenſyſtem ausübt. Warum ſollte das dem weiblichen Geſchlecht nicht genau ſo zuqute kommen wie dem männlichen? Gehen wir einmal den Vorzügen des Schwimmens etwas näher nach. Ihr alle wißt, daß das Eintauchen des bloßen Körpers in abgekühltes Waſſer ein ſtarkes Gefühl von Kälte erzeugt. Die Blutgefäße der Haut ziehen ſich zuſammen, ſo daß hier der Blutumlauf ſtocht; es tritt Froſtzittern ein und ein Gefühl ſtarker Beklemmung auf der Bruſt. Ganz un⸗ willkürlich ſucht man durch tiefes Atemholen ſowie durch heftiges Bewegen der Gliedmaßen der Beklemmung und der Starre Herr zu werden. Ein kaltes Wannenbad iſt aber ſtets 109 unangenehm und nicht bekömmlich. Daher nimmt man ein Wannenbad in Waſſer, deſſen Wärme ſich der des Körpers mehr annähert, das heißt, da die Körperwärme 379 Celſius“) beträgt, Waſſer, das mindeſtens 32“ und darüber warm iſt. Ganz anders aber liegt die Sache, wenn man ſchwimmt. Da darf das Waſſer viel kühler ſein, bis hinab zu 20 und 189. Denn beim Schwimmen werden die Muskeln der Beine, der Arme und des Rumpfes, daß heißt alle größeren Muskeln des Körpers, tahtmäßig und immerzu ſtark bewegt. Dieſe ſo umfaſſende Bewegung aber ſchafft regeren Blutumlauf und innere Körperwärme. Darum wird auch bald beim Schwimmen die Kälte des Waſſers weniger empfunden: ſie wirkt angenehm erfriſchend, aber nicht erſtarrend. Ferner iſt die Haltung beim Bruſtſchwimmen, von dem wir hier hauptſächlich ſprechen — denn das Rückenſchwimmen, bei dem man nicht ſieht, wohin man ſchwimmt, macht man nur zeitweilig einmal zur Er⸗ holung — außerordentlich vorteilhaft. Der Körper liegt nämlich beim Bruſtſchwimmen ganz flach im Waſſer ausgeſtrecht. Da⸗ mit aber Mund und Naſe zum Atmen ſich immer über Waſſer befinden, muß der Kopf ſtark zurüchgebogen werden. Das hat zur Folge, daß die Muskeln des Rückens, vom Kreuz bis zum Nacken hin, welche ſtets im Leben das Rückgrat gerade zu halten haben, ſtark angeſpannt ſein müſſen und dadurch ſehr gekräftigt werden. Das Schwimmen iſt alſo von großem Vorteil für eine gute gerade Körperhaltung überhaupt. Das iſt nun gerade für Euch Mädchen beſonders wichtig; denn ſehr viele von Euch haben ſich in der Schule ſchon eine ſchlechte Haltung angewöhnt, haben den Kopf vornüberhängen oder das Rüchgrat ſeitlich verbogen. In manchen Schulen hat jedes dritte Mädchen keinen ganz geraden Rüchen mehr. Da iſt denn neben dem Turnen vor allem auch das Schwimmen ge⸗ eignet, eine gute ſchöne Körperhaltung zu fördern und durch Erſtarkung der Rückenmuskeln, welche durch unvernünftiges Korſettragen ſchwer geſchädigt werden, auch manche Rüchen⸗ ſchmerzen im Leben zu ſparen. Aber noch ein anderes macht gerade die Körperhaltung ¹) Zum Meſſen der Wärme des Badewaſſers iſt heute in allen öffentlichen Badeanſtalten das hundertteilige Thermometer von Celſius vorgeſchrieben. Vielfach iſt aber noch das früher allgemein übliche achtzigteilige Thermometer nach Réaumur im Gebrauch. Darum ſei hier bemerkt, daß 37° Celſius 29,6° Néaumur 300 21 20° ¹¹ 16* 7 entſprechen. 110 beim Bruſtſchwimmen wohltätig. Nämlich das Strecken des Rüchens und das Zurückbiegen des Kopfes drängt vorne den Bruſtkorb heraus, hebt die Rippen und macht dadurch leichter und tiefer atmen. Dieſer Vorteil wird aber nur dann erreicht und der Druck des Waſſers auf den Bruſtkorb beim Atmen unſchwer über⸗ wunden, wenn man bei jedem Schwimmſtoß das Atmen zu⸗ ſammenpaßt mit den Arm⸗ und Beinbewegungen. Nur wenn man das in richtiger Weiſe macht, kann man recht lange und weit und ohne Ermüdung ſchwimmen. Auf zweierlei kommt es ja beim Schwimmen an. Erſtens ſoll der Körper im Waſſer nicht unterſinken, vielmehr Naſe und Mund, um frei atmen zu können, ſtetig über Waſſer bleiben, und zweitens ſoll der Körper vorwärts bewegt werden. Nun ſind es die Armtätigkeiten beim Schwimmen, d. h. das ſeitliche Ausbreiten der vorgeſtoßenen geſtreckten Arme und darnach, unter Beugen der Arme im Ellbogengelenk, das Niederdrüchen der Hände und deren Führung bis unter die Bruſt, welche den Kopf über Waſſer halten. Die Beintätigkeiten dagegen: das Jurüchſtoßen des Waſſers mit den Füßen unter kräftigem Seitwärtsſtrechen und dann Zuſammenſchlagen der vorher ge⸗ beugten Beine bringen den Körper vorwärts. Beim Aus⸗ breiten der Arme und Strecken der Hände unter die Bruſt ſoll man aber ſtets tief einatmen, beim Vorſtoßen der Hände, ſowie beim Grätſchen und Zuſammenſtoßen der Beine, d. h. beim eigentlichen Schwimmſtoß ſoll man kurz aber kräftig ausatmen. Gewöhnt Euch alſo, ruhige, lange Schwimmſtöße zu machen und ſtets dabei, wie hier beſchrieben, ein⸗ und auszuatmen, ſo wird Euch das Schwimmen leicht ſein und dabei eine vor⸗ treffliche Atemübung. Kommt man aber bei dem Schwimmen mit der Atmung in Unordnung und hält unnötigerweiſe den Atem an, ſo kommt auch gleich das Gefühl der Anſtrengung und der Unſicherheit im Waſſer und mit dem ſchönen Vor⸗ wvärtskommen iſt es vorbei. alber noch ein anderes gehört dazu, um vom Schwimmen den richtigen Genuß zu haben: das iſt das Selbſtvertrauen, daß man nicht untergehen kann im Waſſer, wenn man nur richtige Schwimmbewegungen macht. Dieſes Selbſtvertrauen gibt dann auch die Entſchlußfähigkeit und den friſchen Mut, wenn es gilt, vom hohen Sprungbrett hinab in die kühle Flut zu ſpringen. Iſt hier die erſte Scheu einmal überwunden, ſo wird das Waſſerſpringen zu einer beſonderen Quelle freude⸗ bringender Uebung. Zuvörderſt übt man den einfachen Schritt 111 ſprung geradeaus in geſtreckter Haltung. Geht das qut, ſo macht man ſich an den Kopfſprung, der nun ſchon mehr Mut verlangt. Man lernt ihn am beſten, wenn man zuerſt vorn auf dem Sprungbrett hniet, dann den Oberkörper mit aufwärts geſtrechten Armen ſtark vorneigt und ſich ſo, Kopf voran, ins Waſſer fallen läßt. Kann man das qut, ſo geht es auch ſchon aus dem Hocken und endlich — eine wahre Wonne! — ſchießt man aus geſtreckter Haltung kopfüber in die Flut. Alle müßt Ihr den ſchönen Kopfſprung lernen; iſt das doch auch die beſte Art, um bei Rettungsverſuchen ſofort an die Seite deſſen zu kommen, dem man Hilfe bringen will. Nun kann man außer dem Bruſtſchwimmen — für Mädchen die beſte Schwimmart — auch noch Rüchenſchwimmen und Seitenſchwimmen in ſeinen verſchiedenen Formen betreiben. Beim Wettſchwimmen über ganz kurze Strecken ſind neuer⸗ dings auch noch das Handüberhandſchwimmen (auch un⸗ paſſend „Spaniſch⸗Schwimmen“ genannt) ſowie der Kriechſtoß (crawling) bei den Schwimmvereinen in Alufnahme gekommen. Es gibt da auch Schwimmvereine, welche in dieſen Schwimm⸗ arten Hervorragendes geleiſtet haben. Wer von Euch beſonderes Geſchick zu ſolchen Künſten zeigt, möge es damit verſuchen. Auch mit dem Tauchen. Genauer darauf einzugehen, iſt hier nicht der Ort. Nur möchte ich, damit das Schwimmen Euch ſtets einen erfriſchenden Genuß bringe und nicht ſchade, kurz einige wichtige Baderegeln für das Schwimmbad hier an⸗ hängen. Sie lauten: Gehe nicht ins Schwimmbad unmittelbar nach der Mahlzeit. Bleibe nicht zu lange im Waſſer; vor allem kürze das Bad um ſo mehr ab, je kühler das Waſſer und je kälter die Luft. Verlaſſe ſofort das Bad, wenn Froſtzittern, Augen⸗ flimmern, Schwindelgefühl und Kopfweh ſich einſtellt, oder die Lippen ſich bläulich färben. Zum Abtrochnen brauche ein rauhes Tuch und reibe Dich damit kräftig ab. Sind die Haare trotz der Badekappe naß geworden, ſo ſuche ſie ſorgfältigſt zu trochnen, um Erkältung zu vermeiden. Iſt Waſſer im Gehörgang zurüchgeblieben, ſo ſuche es durch Seitenneigen des Kopfes auslaufen zu machen. Genügt das nicht, ſo führe einen trochenen Wattepfropf ins Ohr, der den Waſſerreſt aufſaugen macht. 112 Das köſtliche Wärmegefühl, das die Haut nach einem kühlen Schwimmbad durchſtrömt, ſuche durch mäßige Bewegung nach dem Bade — munteren Spazier⸗ gang, kleine Radtur oder dergl. — zu verlängern. Das Schwimmen macht beſondere Freude, wenn man ec zuſammen mit Freundinnen, etwa in einem Mädchen⸗Schwimm⸗ verein, betreibt. Dort ſollte man auch darauf ſehen, daß jede Schwimmerin ſich damit vertraut macht, wie man einem ertrin⸗ kenden Kinde oder Mädchen beiſteht, es ans Land bringt und ins Leben zurückruft.“) Welche Uebung kann man wohl in ihrer erfriſchenden Wirkung am eheſten gleich neben das Schwimmen ſetzen? Doch wohl, ſo meine ich, den Schlittſchuhlauf an einem ſchönen, nicht allzu kalten Wintertage. Die Winterszeit mit ihren wenigen Tagesſtunden bannt uns alle mehr als qut iſt in die geheizten Stuben, um das künſtliche Licht und läßt uns allzu leicht jeder friſchen Bewegung ermangeln. Das Turnen in der Halle, ſo wertvoll es auch bei richtigem Betrieb ſein kann, iſt ſchließlich doch nur ein künſtlicher Erſatz für die ungehemmte Bewegung im Freien; die Bewegung des Tanzens im Tanzſaal mag man erwachſenen Mädchen gewiß nicht mißgönnen — aber mit geſundheitlichem Sport hat unſer Geſellſchaftstanz in ſeiner heutigen Form nichts zu tun. Wer möchte nicht hinaus, wenn nach trüben, naßkalten Wintertagen mit Regen und Schnee, deren wir ja ſo viele haben, Froſt eintritt, ein blauer Winterhimmel lacht, und im Sonnenlicht auf See oder Teich oder auch auf künſt⸗ lich angelegter Eisbahn die ſpiegelnde Eisfläche flimmert und blitzt. Schon nach kurzem Anlauf über die glatte Bahn zu glitſchen, iſt eine Freude, der ſich die Jugend mit hellem Jubel hingibt. Aber welche Wonne erſt, wenn man ſich die Schlittſchuhe anſchrauben kann, und nun auf blankem Stahl, leicht beſchwingt über des Eiſes Fläche dahinſchwebt, bald in ſchnellem Lauf, bald in der anmutigen Bewegung des Bogen⸗ fahrens und nach erlangter Sicherheit auch im kunſtvollen Fiqurenlauf, einzeln oder paarweiſe. Wie kräftiges Schwimmen das Kältegefühl im kühlen Waſſer nicht aufkommen läßt, ſo wandelt auch die Bewegung beim Schlittſchuhlauf den Ein⸗ fluß der Winterkälte um in eine wohltuende Empfindung ¹) Anweiſung dazu in Wort und Bild gibt die Plakattafel „Lebensrettung bei Ertrinkenden“ von Prof. Dr. F. A. Schmidt. — 2. Aufl. Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 113 8 bewegungsfroher Friſche. Wie in innerem Jubel fühlen ſich Leib und Seele befreit, wohltuende Wärme durchzieht infolge des regen Blutumlaufs den Körper; die Wangen röten ſich und mit tiefen Atemzügen wird die reine Winterluft in die Lungen eingeſogen. Nur darf man beim Eislauf ſich nicht in diche Winterkleidung hüllen! Den Wintermantel erſetzt man dabei am beſten durch eine geſtrickte Wolljacke; den Muff laſſe man zu Hauſe, denn die Arme ſollen frei bewegt werden, ſchon der Gleichgewichtshaltung wegen. Selbſtverſtändlich iſt wohl das Anlegen feſter, genügend über die Knöchel hinauf⸗ reichender Schnürſchuhe, da ſonſt leicht der Fuß umſchlägt. — Ein großer Teil unſerer Mädchen erlernt heute das Schlitt⸗ ſchuhlaufen ſchon in den Schuljahren. Erfreulicherweiſe gewähren heute in den Städten ſelbſt die Volksſchulen an ſchönen Winter⸗ tagen einen freien Nachmittag, um der Schuljugend den Genuß der ſo geſunden Winterfreuden im Freien zu ermöglichen. Solcher Winterfreuden gibt es aber neben dem Eislauf noch manch andere, auf dem Eis wie auf der Schneebahn. Da wo das Land eben iſt, aber große und weite Eisflächen auf gefrorenen Seen, Flußläufen oder Kanälen frei ſtehen, kommt der niedrige Pickſchlitten zur Geltung. Entweder aus dem Stehen, vornübergeneigt mit gebogenen Knien, oder aus dem Sitzen, ſchnellt man ſolchen Eisſchlitten durch Ab⸗ ſtoßen mit Picken, d. h. Stäben mit ſcharfer Eiſenſpitze über das Eis hin. Auf geſchloſſener Eisbahn wird allerdings der Pickſchlitten nicht geduldet, da durch das Picken Löcher in das Eis geſtoßen werden, die die Bahn für das Schlittſchuh⸗ laufen unbrauchbar machen. — Auch Eisſegeln, ſei es auf Schlittſchuhen vom einzelnen Schlittſchuhläufer angewandt, ſei es mit beſonders gebauten Eisſchlitten betrieben, iſt ein auf dem Eis einzelner größerer Seen Norddeutſchlands (z. B. auf dem Müggelſee bei Berlin) eifrig betriebener und ſchöner Sport. Lohnender iſt das Schlittenfahren auf der Schneebahn. Vor allem hat ſich überall da, wo das Land mehr bergig oder doch ſtark hügelig iſt, neuerdings das Rodeln, das heißt das Bergabſauſen mit dem Rodelſchlitten zu einem Wintervergnügen entwickelt, das immer mehr die männliche wie weibliche Jugend anzieht. Vielerorts werden zum un⸗ geſtörten Betrieb des Rodelns beſondere Wege und Straßen am Bergabhang eigens für das Rodeln abgeſperrt. Iſt eine 114 ſolche Rodelbahn lang und ziemlich abſchüſſig und zeigt zu⸗ dem mancherlei Krümmungen, ſo iſt das pfeilſchnelle Abfahren zwar ein großer Genuß, der zu lautem Aufjauchzen verführt — aber dieſer Genuß iſt kein ſo ganz ungefährlicher. Denn es iſt doch nicht ſo ganz einfach, den hinabſauſenden Schlitten, auf dem man ſitzt, mittels der vorgeſtrechten Füße oder auch der Hände zu ſteuern oder, wenn es nötig ſein ſollte, zu bremſen. Das gilt ſchon für den einſitzigen Rodelſchlitten; mehr noch für den zwei⸗ oder gar den mehrſitzigen Schlitten; welch letzterer den nicht gerade ſchönen Namen Bobſleigh trägt. Das Rodeln iſt eben eine Kunſt, die auch gelernt und zunächſt auf kleineren Rodelbahnen geübt ſein will. Alſo Vorſicht! — Der Hochgenuß, auf dem Rodelſchlitten in wenig Minuten zu Tal zu fahren, muß allerdings immer von neuem dadurch er⸗ kauft werden, daß man mit ſeinem Schlitten wieder bergauf zieht, was durchaus nicht ſo mühelos iſt. Im geſundheitlichen Sinne allerdings iſt dieſe wiederholte Arbeit des Berganſteigens durch den Schnee ſogar der wirkſamſte Teil des Rodel⸗ vergnügens. Alles in allem: wo gute Gelegenheit zum Rodeln geboten iſt, kann man für Mädchen nur raten, dieſe prächtige Winterfreude zu genießen. In manchen Gegenden Deutſchlands, insbeſondere in Berg⸗ gegenden iſt in den letzten beiden Jahrzehnten immer mehr auch das Schneeſchuh⸗ oder Schilaufen zu einer viel⸗ gepflegten Winterübung geworden. Der Schi — ſo wird das ſkandinaviſche „Ski“ ausgeſprochen — iſt für Mädchen etwa 2 Meter lang und ſtellt in der Hauptſache ein ganz ſchmales, vorne etwas aufgeſchnabeltes Brett dar, in deſſen Mitte der Fuß mittels beſonderer Bindung befeſtigt iſt. Außerdem dient ein langer, in der Hand geführter Stock zum Bremſen, zum Aufrichten nach Niederfall und zum Lenken. Es iſt keine ſo leichte Kunſt, mit dieſen langen Schienen unter den Füßen über die friſche weite Schneefläche dahinzufahren, Wendungen auszuführen, behutſam bergan zu kommen und ſauſend hinab zu Tal zu gleiten. Wem aber dieſe Kunſt, zu deren Er⸗ lernung die vielfach beſtehenden Schiklubs Gelegenheit bieten, geläufig geworden iſt, der kann in fröhlicher Geſellſchaft rüſtiger Sportsleute köſtliche Wintertage im ſchneebedeckten Gebirge erleben. In vielen Gegenden, ſo in der rheiniſchen Eifel, im weſtfäliſchen Sauerland, im Harz, im Schwarzwald, im Rieſen⸗ gebirge uſw. gibt es heute im Winter Extrazüge, welche in aller Frühe die Schiläufer und läuferinnen hinausbringen zu 8* 115 Gebirgsorten, von wo aus der Schneeſchuhlauf ſich beſonders lohnt. Ein Zeichen, wie dieſer ſchöne Sport ſich wachſender Beliebtheit bei uns erfreut. — Am wenigſten beteiligt iſt bis heute die weibliche Jugend am Ruderſport. Wohl mit Recht, ſoweit es ſich um das ſportliche Schnellrudern auf dem ſchmalen Rennboot mit Gleit⸗ ſitz und Ausleger handelt. Manches junge Mädchen ſcheut es ſchon, von der Sonne dermaßen ſtark an Geſicht, Hals und Armen gebräunt zu werden, wie es das Rudern auf der ſchattenloſen Waſſerfläche bald mit ſich bringt. Auch erfordert das ſportliche Rudern leichtere Kleidung, wofür bei Mädchen etwa ein bloßer Schwimmanzug am geeignetſten wäre. Sich darin öffentlich zu zeigen, hat ſeine Bedenken. Allein, wenn ſich da auch ein annehmbarer Ausweg finden ließe, ſo erfordert doch das ſportsmäßige Rudern ein ſo eingreifendes Trainieren des Körpers und eine ſo heftige Anſtrengung namentlich der Atmung, daß dem doch nur ein recht kleiner Bruchteil von Euch gewachſen ſein dürfte. Anders liegt die Sache hinſichtlich des Ruderns im breiteren Dollenboot. Gewiß koſtet auch das keinen geringen Kraft⸗ aufwand, beſonders, wenn es ſich um das Stromaufwärtsfahren in unſeren Flüſſen handelt, oder um das Fahren gegen den Wind. Immerhin möchte man auch die weibliche Jugend des Genuſſes dieſer herrlichen Leibesübung des Fahrens in der erquichenden, ſtaubfreien Luft auf dem Waſſer mit teil⸗ haftig machen. Zu warnen iſt nur vor ſchlecht gebauten, ſchwanken Vergnügungsbooten, die alljährlich ſo viel Unheil verſchulden. Unheil dadurch, daß ſich junge Leute auf das Waſſer hinauswagen, die gar nicht ordentlich rudern und ein Boot zu regieren verſtehen und ſich zudem auf das leicht⸗ ſinnigſte in dem Ruderboot benehmen. Die Torheit, die Mit⸗ fahrenden durch Schaukeln in Angſt zu ſetzen, hat ſich ſchon oft durch Umſchlagen des Bootes und Verunglüchung der In⸗ ſaſſen gerächt. Ebenſo iſt es mit dem Unfug, draußen auf dem Waſſer die Plätze im Boot zu wechſeln. Dazu kommt, namentlich auf unſeren Flüſſen, die Gefährdung durch Dampfer und Motorboote, ganz zu ſchweigen von den Gefahren, die bei heraufziehendem ſchweren Wetter drohen. Wer im Rudern recht erfahren iſt, der iſt auch ſtets auf dem Waſſer am vor⸗ ſichtigſten; es iſt ſo qut wie ſtets Unerfahrenheit und Leicht⸗ ſinn, wodurch Unglücksfälle beim Rudern verſchuldet werden. Mit dieſen warnenden Worten ſollen nicht unnötige Angſt⸗ 116 vorſtellungen gemacht werden, ſondern Beſonnenheit. Das gilt für das Rudern und gleicherweiſe für das Segeln. Was nun endlich das Radfahren betrifft, ſo iſt der Gebrauch des Fahrrades derart verbreitet, auch bei der weib⸗ lichen Jugend, daß es kaum beſonders empfohlen zu werden braucht. Vor allem in Gegenden, wo weite reizloſe Wege zurückzulegen ſind, um ſchöne Punkte zu erreichen, in den grünen Wald zu gelangen, zur weiten Heide oder zum blin⸗ kenden See, iſt das Fahrrad ein treffliches Beförderungsmittel, das ſchnell überallhin trägt. Die Leichtigkeit des Fortkommens darf aber nicht darüber hinwegtäuſchen, daß übertrieben weites Fahren und insbeſondere forciertes Berganfahren eine Be⸗ laſtung für das Herz bedeutet, die gar nicht ſo ſelten dauernde Schädigung für die Geſundheit bedeutet. Alſo treibt ſchönen erfriſchenden Sport — aber ſtets mit Maß! — Fünfter Abſchnitt. Turnen und körperliche Uebungen. Von Curt Feddern, Städtiſcher Turnlehrer am Falk⸗Realgymnaſium, Berlin. „Mens sana in corpore sano“, „nur in einem geſunden Leibe kann eine geſunde Seele wohnen“, iſt ein altes Wort, deſſen Wahrheit niemals bezweifelt worden iſt und niemals wird bezweifelt werden können. Vor allen Dingen ſoll hier in den folgenden Zeilen die Richtigkeit dieſes Wortes in bezug auf das weibliche Geſchlecht geprüft werden. Bereits vor 4000 Jahren finden wir Andeutungen, die auf körperliche Iebungen der Mädchen hinzielten. So ſpielten die ägyptiſchen Mädchen Ball, die Amazonen waren Meiſter im Kampf, und beſonders in Sparta wurde auf die körper⸗ liche Erziehung der Mädchen großer Wert gelegt. Auch in der germaniſchen Sage von Brunhilde finden wir Anklänge an unſere volkstümlichen Uebungen. Im Mittelalter trieben die Edelfrauen Reiten und Jagd als Lieblingsbeſchäftigung, auf dem Lande dagegen herrſchen Reigen und Ballſpiel vor. Aber erſt im 18. Jahrhundert traten einzelne Philoſophen, Aerzte und Pädagogen für eine ausgedehntere Entwicklung der körperlichen Uebungen bei Frauen und Mädchen ein. Hierher gehören die Namen Rouſſeau, Fuller, Peter Frank, Baſedow, Guts Muts, Peſtalozzi und andere. Vor allen 117 Dingen muß hier auch Ernſt Eiſelen genannt werden, der im Jahre 1832 ſogar eine Mädchenturnanſtalt mit heilgymnaſtiſchem Gepräge eröffnete. Der eigentliche Gründer des Mädchen⸗ turnens iſt Spieß geworden, indem er als erſter einen Haupt⸗ übungsſtoff für das weibliche Geſchlecht geſtaltet hat. Bei der Ausgeſtaltung des Turnens in Preußen war es Kluge, der zuerſt an die 1848 in Berlin gegründete Turngemeinde auf den von Eiſelen geſchaffenen Grundlagen nach Spießſchem Muſter das Mädchenturnen eingeführt hatte. Von einer un⸗ unterbrochenen Weiterentwickelung des Mädchenturnens kann erſt ſeit dem Ende der ſechziger Jahre des vorigen Jahr⸗ hunderts die Rede ſein, als Angerſtein, Fleiſchmann und Euler durch private und ſpäter öffentliche Turnlehrerinnen⸗Ausbildungs⸗ kurſe, praktiſche Vorführungen und ſchriftſtelleriſche Tätigkeit die große Maſſe auf die Bedeutung des Turnens für die Mädchen aufmerkſam machten. Im Jahre 1875 ſetzte Anger⸗ ſtein die Einführung des Turnunterrichts in allen Berliner Schulen durch. Außer in Berlin gewann die neue Bewegung vor allem in Görlitz, Magdeburg, Breslau, Frankfurt a. M. und Hannover an Boden. Das Land blieb auch jetzt noch von den Segnungen des Turnens ausgeſchloſſen und gerade ihm ſoll die körperliche Erziehung, die der Pfadfinderinnen⸗ bund ſich zum Ziele genommen hat, reiche Anregungen und Förderungen für Leib und Seele bieten. In den Städten, die in dankenswerter Weiſe ihre Turnhallen vor allen Dingen der Schuljugend und der gerade ſchulentlaſſenen Generation meiſt völlig unentgeltlich zur Verfügung ſtellen, iſt es nicht ſchwer, turneriſch ſich zu betätigen und der Jugend Luſt und Liebe zur edlen Turnerei für ihr ganzes Leben einzuimpfen. Auf dem Lande dagegen fehlen meiſtens Turnräume völlig, es iſt ſogar nur ſelten ein einigermaßen brauchbarer Spielplatz vorhanden und darum ſoll für den Pfadfinderinnenbund die Parole ſein: „Hinaus in die freie Natur, körperliche Betätigung in friſcher Luft auf grüner Wieſe, im grünen Walde! Sehen wir uns den Platz an, auf den im vorhergehenden Satze Turnen und körperliche Uebungen verwieſen worden ſind, dann ergibt ſich auch ſofort, was wir unter „Turnen“ verſtanden wiſſen wollen. Turnen iſt die Geſamtheit derjenigen Leibestätigkeiten, die wir ausführen, um zur möglichſten Vervoll⸗ kommnung unſeres Körpers und zur möglichſten Beherrſchung desſelben zu kommen. Es iſt eine allgemein feſtgeſtellte Er⸗ fahrung, daß unſere weibliche Jugend, zumal die ſtädtiſche, überaus häufig Geſundheitsſtörungen erleidet, die um ſo be⸗ 118 klagenswerter ſind, als ſie dazu beitragen, der ſolchem Boden entſprießenden Generation den Stempel der Gebrechlichkeit aufzuprägen. Allgemeine Muskel⸗ und Nervenſchwäche, nervöſe Leiden aller Art, Schmal⸗ und Engbrüſtigkeit, Rückgrats⸗ verkrümmungen ſind ſehr häufige Krankheitszuſtände der Mädchen. Der Grund dieſer häufigen Erkrankungen des weiblichen Geſchlechts liegt nicht ſowohl in der ſchwächeren Organiſation desſelben, als in einer Vernachläſſigung eines weſentlichen Elementes ihrer phyſiſchen Erziehung gerade in den die körperliche Entwickelung ſo weſentlich beſtimmenden Jahren von 6—16. Während der Knabe ſich freier bewegen, laufen, klettern, ſpringen uſw. und ſeinen Körper inſtinktiv durch naturgemäße Spiele kräftigen kann, auch im Schul⸗ turnen weſentlich beſſer gefördert wird, entbehrt das Mädchen faſt allgemein mehr oder weniger dieſer wohltätigen Kräfti⸗ gungsmittel. Auf der Schule verbringt es die Hälfte des Tages in dunklen, meiſt überfüllten und nicht immer genügend luftigen Räumen; dann folgen Schularbeiten, Handarbeiten, Muſik⸗ und Malunterricht uſw. Es fehlt alſo faſt immer die Zeit für einen entſprechenden Ausgleich der geiſtigen An⸗ ſtrengungen durch körperliche Uebungen. Und wieviel ſchlimmer ſind nun erſt diejenigen jungen Mädchen daran, die nach ihrem Abgange von der Schule ſofort darauf angewieſen ſind, ſich ihren Lebensunterhalt da⸗ durch ſelbſt zu verdienen, daß ſie in den Dienſt gehen, in Fabriken arbeiten oder auf dem Wege der Heimarbeit durch Rähen und Schneidern oder ähnliche Beſchäftigungen, die oft genug durch unaufhörliches Sitzen oder Nähmaſchinenähen direkt geſundheitsſchädlich wirken. Für ſie ſoll der Pfad⸗ finderinnenbund Abhilfe und Heilung ſchaffen. Der Nutzen des Turnens und aller körperlichen Uebungen ſoll ein dreifacher ſein. Er ſoll ſein 1. körperlich, 2. geiſtig, 3. praktiſch. Der Nutzen erſtreckt ſich auf alle Teile des Körpers. Zunächſt werden durch die andauernde Uebung die Knochen geſtärkt, ebenſo die Muskelanſätze. Durch die häufigen Bewegungen in ihren Wiederholungen, aber auch in ihren Abwechſlungen werden die Gelenke loſer und elaſtiſcher gemacht und dadurch für längere Zeit erhalten. Die Muskeln, die durch ihre Zu⸗ ſammenziehung die Bewegungen hervorrufen, werden entwickelt, ihre Fähigkeit, ſich zuſammenzuziehen, nimmt zu. Dadurch wird auch die Geſtalt des ganzen Körpers geändert; eine kräftig entwickelte Mushulatur kann den Körper aufrecht erhalten, ſchützt ihn vor dem Zuſammenſinken und Verkrümmen. 119 Man denke nur an die vielen Abweichungen des Rüchgrates. Das ganze Knochengerüſt des Körpers wird durch ſtraffe Muskeln unterſtützt und in ſeiner normalen, ihm von der Natur zugewieſenen Haltung erhalten. Wie oft beobachtet man beim weiblichen Geſchlechte den vorgeſchobenen Kopf, die vorgeſunkenen Schultern, die Vertiefung zwiſchen Rippen und Schultern, jene flache Form der oberen Rippen, welche in gerader oder eingeſunkener, ſtatt in gewölbter Linie Schulter mit Schulter vorn verbindet, eine Form, deren bloßer Anblich uns ſchon Beklemmungen verurſacht und zu tiefem Atmen auffordert. Während des Turnens ſteigert ſich die Häufigkeit der Herzbewegqung, das Blut geht häufiger durch die Lungen, die Zahl der Atemzüge wird vermehrt, und ſo wird erreicht, daß die, welche ſich körperlich lebhaft betätigen, eine ſo er⸗ giebige Atemtätigkeit beſitzen, daß der Sauerſtoff, der in den Lungen die Blutreinigung zu beſorgen hat, bis in die äußerſten Spitzen der Lungen dringen kann. Ganz ſpeziellen Einfluß hat das Turnen auch auf den Stoffumſatz, weil es die Auf⸗ nahme von Stoffen ſteigert. Es trägt ferner zur Verwandlung der Nahrungsſtoffe in Körperbeſtandteile bei, indem es den Blutumlauf ſteigert und die Tätigkeit der Verdauungsorgane fördert. Wie ſchmeckt nach dem Turnen, Wandern und Spielen das Eſſen, wie feſt iſt der Schlaf! Noch lange ſind nicht alle Einflüſſe des Turnens auf den Körper aufgezählt; es ſoll nun aber noch kurz auf die beiden anderen angeführten Punkte hingewieſen werden. Wie oft empfindet man, von welchem Einfluſſe die per⸗ ſönliche Stimmung iſt, welche häufig Herr über uns wird und uns und unſeren Mitmenſchen Abbruch am Glüche tut. Ein vorzügliches Mittel der Einwirkung auf unſere Stimmung iſt körperliche Bewegung, Wandern und Turnen. Beim Wandern werden wir durch die Eindrücke, die um uns ſtets wechſeln, abgelenkt, durch die friſche Luft und durch die Bewegung. In noch viel höherem Maße iſt dies der Fall durch das Turnen, weil eine gut gelungene Turnübung zugleich auch eine äſthetiſche Leiſtung iſt, die ein befriedigendes Gefühl hinterläßt und anregend auf die Stimmung wirkt. Die Stimmung ſelbſt iſt abhängig vom Charakter, und Aufgabe des Turnens iſt es, förderlich auf ihn einzuwirken. Gewöhnen wir uns, ſo oft als möglich mit ſorgfältiger Ausführung, mit aller Willensſtärke und Körperkraft und mit aufmerkſamen Gedanken zu turnen, ſo werden wir auch auf die Korrektheit, Folgerichtigkeit und Kraft unſeres Willens einwirhen, unſeren Charakter alſo ſtählen. Willenskraft iſt ſelten, zumal beim 120 weiblichen Geſchlecht, wenn auch ohne deſſen Schuld, da die Frauen weniger Gelegenheit haben, den Willen ſo wie der Mann im täglichen Leben zu ſtärken. „Lerne wollen!“ Das iſt die erſte Regel der Charakterbildung — und gerade das lernen die Mädchen in den ſeltenſten Fällen. Wer das ſtolze Wort „Ich will“ kennt und kann, bei dem iſt auch Selbſtgefühl vorhanden, bei dem wird Selbſtgefühl weiter entwickelt, der wird über jenen Mut gebieten können, der ſo oft im prak⸗ tiſchen Leben rein körperlich, wie bei Vorkommniſſen des geiſtigen Lebens, bei Entſchlüſſen uſw. erforderlich iſt. In einem in einer öffentlichen Sitzung der Leipziger poly⸗ techniſchen Geſellſchaft von C. H. Schildbach gehaltenen Vor⸗ trag heißt es: „Auch in das weibliche Geſchlecht könnte das Turnen etwas von dem kurzen, ſtraffen Weſen kommen laſſen, welches die Geſchäfte ſo ſehr erleichtert, welches die Frauen aber ſo ſelten haben, weshalb ſie auch ſehr ſelten richtigen Gehorſam bei den Kindern finden, obſchon dieſe ſo viel Liebe zu ihnen haben.“ Mit der Ausbildung des Willens entwichelt ſich Mut und Kraft, der Wille gewöhnt ſich, mit aller Energie auf ein Ziel hinzuarbeiten, es entſteht ſo die Tatkraft und die Entſchloſſen⸗ heit. Die Erhaltung der Spannung des Willens zeitigt Schlagfertigkeit für die eigene Perſon, Hilfsbereitſchaft für andere. Hand in Hand mit der Entwicklung dieſer Eigen⸗ ſchaften geht die Ausbildung der Beſonnenheit und der Selbſt⸗ beherrſchung. Der Menſch lernt es, ſich im Intereſſe einer größeren Gemeinſchaft unterzuordnen. Beſonders geeignet hier⸗ für ſind die Frei⸗ und Ordnungs⸗Uebungen ſowie die Gemein⸗ übungen am Gerät. Außer auf die Stärkung des Willens wirkt das Turnen auf die Aufmerkſamkeit. Ein ſchnelles und genaues, richtiges Auffaſſen eines Befehles iſt die Grundbedingung für das Ge⸗ lingen aller turneriſchen Uebungen, zumal, wenn ſie von mehreren auf einmal ausgeführt werden ſollen. Bei Sprung und Wurf wird das Abſchätzungsvermögen geübt, eine Kunſt, in der die meiſten Menſchen ſo ungeübt wie möglich ſind. Aber auch das Gefühlsleben wird beim Turnen entwichelt. Wir hatten vorhin ſchon vom Selbſtgefühl geſprochen. Nur zu leicht artet das Selbſtgefühl durch das Bewußtſein der Kraft in Ueberhebung aus. Hier ſchiebt das Turnen der Ueberhebung einen Riegel vor; denn nicht wie beim Sport wird hier um Preiſe gekämpft, ſondern aus Luſt und Liebe, um der Sache ſelbſt und der Förderung der Geſundheit willen wird geturnt. Das Turnen, wie es für den Pfadfinderinnenbund gedacht 121 iſt, ſoll kein Wettſtreit, kein Ringen um Höchſtleiſtungen ſein, ſondern eine gleichmäßige, harmoniſche Ausbildung des Körpers. Und ſomit fällt auch die Gefahr der Ueberhebung fort, da die Leiſtung des einen Mädchens zwiſchen den Leiſtungen aller anderen verſchwindet. Geweckt werden ſoll ferner der Schön⸗ heitsſinn, die Freude an guter Ausführung, an gerader und anmutiger Haltung des Körpers. Iſt dieſe Freude geweckt, dann kommt geiſtige und körperliche Friſche in unſere Jugend, Freude an der gemeinſamen Arbeit. Von ſelbſt herrſcht der Gemeinſinn, der ſich ſpäter auch als Bürgerſinn zeigen wird. Die Freude, an einem Ganzen mitarbeiten zu können, fördert namentlich bei denen, die ſich als Vorturnerinnen oder Gruppen⸗ führerinnen betätigen, das Pflichtgefühl, an deſſen Mangel eine ſo große Anzahl Menſchen in ihrem Leben ſcheitert. Auf den praktiſchen Nutzen des Turnens für das tägliche Ceben hinzuweiſen, iſt wohl überflüſſig. Man denke nur an Feuersgefahr, Klettern, Bergſteigen und die vielen Uebungen, die wir mit dem Turnen verbinden, wie Schlittſchuhlaufen, Rodeln, Schneeſchuhlaufen, Rudern uſw. Fallen auch die eben genannten Tätigkeiten zum großen Teil unter den Begriff des Sportes, ſo muß man doch daran denken, daß es nicht immer leicht iſt, die Grenze zwiſchen Turnen und Sport zu ziehen und zu halten. Nur kurz ſoll noch zum Schluß auf das, was zum Turnen im Rahmen der Anforderungen an den Pfadfinderinnenbund im engeren Sinne gerechnet werden ſoll, hingewieſen werden. Wir müſſen zwei Hauptarten von Uebungen unterſcheiden, und zwar die Uebungen, die im Freien gemacht werden können, ohne daß irgendwelche nennenswerten Ausqaben entſtehen durch Anſchaffung von Geräten. Denn billig iſt auch hier die Haupt⸗ ſache. Die zweite Gruppe umfaßt die Uebungen, die nur in der Halle oder auf einem mit allen Geräten verſehenen Turn⸗ platze ausgeführt werden können. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß die erſte Art auch ohne weiteres in der Halle namentlich bei ungünſtiger Witterung zu üben iſt. Im Freien eignen ſich am beſten Frei⸗ und Ordnungs⸗ übungen, ferner alle Lauf⸗ und Sprungübungen und die größte Anzahl der Uebungen unſeres volkstümlichen Turnens, wie Ballwurf, Gerwurf uſw. Ein durchgebildetes Gerätturnen läßt ſich leider nur in Orten mit Turnhallen einrichten und iſt deshalb gerade für den größten Teil der Mädchen, die Pfad⸗ finderinnen werden ſollen, ſehr erſchwert. Deshalb hinaus ins Freie, fröhliches Tummeln bei Spiel und Geſang in Gottes ſchöner Natur! Der Erfolg wird nicht ausbleiben, wie aus 122 einem Gutachten der Berliner Mediziniſchen Geſellſchaft an das preußiſche Miniſterium der geiſtlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ Angelegenheiten hervorgeht. Hier heißt es in bezug auf das Turnen der weiblichen Jugend: „Bleiche, ſchwächliche, unbeholfene Weſen mit ſchlechter Haltung wurden in friſche, kräftige, gewandte, gerade einher⸗ gehende umgewandelt, und ganz allgemein geht unſere Er⸗ fahrung dahin, daß ein frühzeitig begonnenes und fortgeſetztes Mädchenturnen ein ſpäteres Schief⸗ und Bucklig⸗Werden ſelbſt in Fällen, wo eine erbliche Anlage dazu vorhanden iſt, faſt ausnahmslos verhütet. Gut Heil! 123 Fünftes Kapitel. In Wald und Feld. Erſter Abſchnitt. Wandern. Von Anna Ansfeld, Schnepfenthal. „Wem Gott will rechte Gunſt erweiſen, Den ſchickt er in die weite Welt! Dies Lied iſt vor nun bald hundert Jahren geſungen worden, aber es weckt heute noch wie damals einen warmen begeiſterten Nachklang in dem Herzen eines jeden, der die freie Gottesnatur liebt, der das friſche, frohe Wandern üben und ſchätzen gelernt hat. Kein anderer Genuß — möge er durch die Geſelligkeit oder durch die Kunſt geboten werden — noch weniger ein materieller, ein reiner Sinnengenuß, kann ganz das erſetzen, was uns das Wandern bietet und ſchenkt. — Fragt einen Wanderer nach ſeinen Erlebniſſen, ſeinen Er⸗ fahrungen — iſt es einer von der rechten Sorte, dann werden ihm die Augen leuchten, und, mag er auch recht wenig Tat⸗ ſächliches zu berichten haben, aus dem Ton ſeiner Rede werdet ihr entnehmen, daß er ſich noch ganz heimlich allerhand Gutes und Wertvolles mitgebracht hat, das er im Geiſt und Herzen wohl aufhebt. — Darum wäre es auch unendlich zu bedauern, wenn im Haſten und Vorwärtsdrängen des Lebens und Strebens der Trieb, ja, die Begeiſterung zum Wandern lahm werden oder gar einſchlafen würde — wenn Rad, Eiſenbahn, Auto, in der Folge etwa die Beförderung durch die Luft es aus ſeiner Stellung, ſeiner hohen und ſchönen Bedeutung ver⸗ drängen könnten. Laßt uns ſehen: worin liegt der Wert und die Wichtigkeit, ja, grad herausgeſagt, der Zauber des Wanderns? Das Menſchenhind, das in einem Leben der Arbeit ſteht — ſeien es nun häusliche oder berufliche Pflichten, die ihren Kreis um ihn ſchließen — wird unfehlbar von Zeit zu Zeit ſich neue Kraft und Friſche außerhalb dieſes Kreiſes verſchaffen müſſen, wenn nicht ſeine Spannhraft, ſeine Leiſtungsfähigheit erlahmen ſollen — und wo könnte er das ſicherer, ausgiebiger und — billiger finden, als in der freien Natur — beim Wandern? Und zwar kommen Seele und Körper dabei in gleicher Weiſe zu ihrem Rechte. Wie wohlig dehnt ſich die Lunge unter tiefen Atemzügen draußen in Wald und Feld, wie ſtraffen ſich die Musheln zu rüſtigem Anſtieg — wie freudig taucht der Blich in die grüne Tiefe des Waldes, ruht aus im friſchen Wieſen⸗ tal! — Und die Seele? — Laßt ſie nur erſt mal ihre matten und halb erlahmten Schwingen langſam wieder regen und probieren — noch iſt man keine Stunde gewandert, da zeigt ſich ſchon die Zauberkraft, von der wir ſprachen: der Alltags⸗ ſtaub iſt vom friſchen Luftzug von dieſen Schwingen ab⸗ geſtreift — immer freier wird's uns ums Herz! Was geſtern noch eine ſchwere, unerträgliche Laſt ſchien, entlocht uns jetzt ein überlegenes Lächeln: „Wird ſich ſchon alles machen! denken wir. — Und mit einer gewiſſen freudigen Rührung werden wir uns unſeres Menſchentums bewußt auch den Frem⸗ deſten gegenüber. „Guten Morgen!“ klingt es herüber und hinüber beim Begegnen — „ſchöner Tag zum Wandern heute!“ — und gelegentlich wird noch ein heiteres Wort hin⸗ zugefügt. Der muß ſchon ein ganz ſtumpfſinniger und ſteifer Peter ſein, der ſtumm und korrekt an ſeinen Nebenmenſchen vorbeiwandern kann, nur bedacht, die Würde ſeiner Verſon und ſeines Standes zu wahren! — Aluch den Wandergefährten gegenüber kommt das Gefühl der Zuſammengehörigkeit und die nur allzuoft in Bequemlichkeit und Eigenſucht vergrabene natürliche Gefälligkeit zur Geltung. Man fühlt ſich ſelbſt froh und glücklich — da iſt es eine Luſt, dieſelben Gefühle in den anderen zu wecken. Unmerklich ſuchen wir ein ſchüchternes, ungewandtes Menſchenkind, das ſich abſeits von den leben⸗ digeren Gefährten hält, mehr in den lebendigen Kreis zu ziehen; mit der natürlichen Güte, die ja eigentlich ſo ſelbſt⸗ verſtändlich iſt, ſeinen Frohſinn und ſeine Anteilnahme zu wechen und zu fördern. Wie gern erweiſt man ſich jedem einzelnen mit freundlicher Aushunft, mit anregendem Zuſpruch, 125 nicht zuletzt mit teilnehmendem Zuhören gefällig! — Ja, ich wage dreiſt zu behaupten: der Menſch iſt nie auf leichtere und zwangloſere Art glücklich und gut zugleich, als beim und durch das Wandern! — „Ach Gott, wie ſchön iſt die Welt“ — denkſt Du — und die Tränen kommen Dir heimlich in die Augen vor reiner, edler Freude . . . „Und die ganze Welt iſt mein!“ jauchzt das Herz und möchte ſie gleich an ſich drücken . . . doch gleich ſetzt es innig hinzu: „Aber du — und du — ihr alle — ihr ſollt ſie mit haben, die ſchöne Welt!“ — Und für jede einzelne Pfadfinderin — welch ſchöner Photogr. L. Liebreich, Hamburg. unter Leitung von Oberlehrer Dr. Foerſter und Frau. Hamburger Pfadfinderinnen und bleibender Gewinn kann für ſie aus ſolchem in Gemein⸗ ſamkeit verlebten Wandertag hervorgehen! — Gar bald werden ſich beim zwangloſen Dahingehen die verwandten Seelen zu⸗ ſammenfinden; Erfahrungen und Erlebniſſe werden ausgetauſcht, Beobachtungen einander mitgeteilt; Meinungen und Anſichten entwickelt, man ſpricht eingehend über ſie und gewinnt ſo an Klarheit, Ueberſicht und Tiefe. — Sicherlich wird manch wert⸗ voller Freundſchaftsbund fürs Leben auf ſolchen Wanderungen der Pfadfinderinnen gehnüpft werden! — Aber nicht nur körperliche und ſeeliſche Anfriſchung und Anregung gedenken wir beim Wandern zu erſtreben und zu erreichen — Belehrung, gewonnen durch eigene Be⸗ obachtung iſt unſer weiteres Ziel. — Es gibt ja freilich über⸗ 126 genug Menſchen, die unterwegs ſich möglichſt des Denhens entſchlagen, ihren Geiſt höchſtens am billigen Spötteln über den lieben Nächſten, oder am Vortragen und Anhören oft recht flacher und läppiſcher Geſchichtchen und ſogenannter Witze üben wollen — das genügt uns Pfadfinderinnen aber ganz ſicher nicht! Wir lachen von Herzen gern, gewiß — das Lachen iſt ja ſo geſund! — und wir hören auch recht gern ein gutes und treffendes Witzwort — aber wir wiſſen doch noch etwas Beſſeres aus unſerer Zeit herauszuſchlagen! — Photogr. L. Liebreich, Hamburg. Hamburger Pfadfinderinnen unter Leitung von Oberlehrer Dr. Foerſter und Frau. Und welch eigenen Reiz hat das ſelbſtändige und das gemein⸗ ſame Beobachten und Herausfinden! — Da iſt zuerſt die Tierwelt, die unſer reges Intereſſe wachruft. Es iſt ganz bezeichnend für die Sinnesart eines Menſchen, welche Stellung er den Tieren gegenüber einnimmt. Eine rechte Pfadfinderin wird ſich nie einbilden, daß die Tiere nur ihretwegen da ſeien, ſie wird auch ſtets der eigenen Pflichten gegenüber den anderen Geſchöpfen Gottes eingedenk ſein. Beſchämt doch manches Tier uns eingebildete Menſchen durch ſeine unwandelbare Treue, ſeine geradezu rührende Dank⸗ barkeit, ſeine bewundernswerte Ausdauer, ſein Pflichtbewußt⸗ ſein, ſeine Aufopferungsfähigkeit! Niemand wird dieſe Eigen⸗ ſchaften unſeren treuen Gefährten, Dienern und Kameraden, 127 ich meine unſeren Hunden, unſeren Pferden und zum Teil auch manch anderen Haustieren abſtreiten können — darum wollen wir uns auch durch Spötteln und Lachen über warme Gefühle einem treuen und dankbaren Tiere gegenüber nicht irre machen laſſen, ſondern einfach tun, was wir im Intereſſe unſerer Mitgeſchöpfe für richtig halten, ohne natürlich in lächerliche Uebertreibungen zu verfallen! — Es verſteht ſich ganz von ſelbſt, daß eine rechte Pfadfinderin niemals imſtande ſein wird, einem hilfloſen Tiere mutwillig wehe zu tun, die Macht, die uns über die Geſchöpfe gegeben iſt, zu mißbrauchen — ſie wird aber auch nicht umhin können, ſoweit ſie es irgend vermag, einem armen, mißhandelten Tiere beizuſtehen. Leider nicht allzu ſelten wird man beim Wandern Zeuge, wie Hunde oder Pferde zu unmöglichen Kraftleiſtungen in der roheſten und unbarmherzigſten Weiſe angetrieben werden — das braucht man nicht ruhig mit anzuſehen! Es gibt Geſetze, welche energiſch das ärgerniserregende Mißhandeln von Tieren verbieten; es gibt überall Tierſchutzvereine, welche bereit ſind, die nötigen Schritte nach dieſer Richtung hin zu tun, und jeder rechtlich denkende Menſch ſollte wenigſtens verſuchen, mit ernſten und eindringlichen Worten Abhilfe zu ſchaffen. Freilich werden in vielen Fällen Spott⸗ und Schmähreden die direkte Folge ſein — doch dies darf uns durchaus nicht abſchrecken! — Es gehört ein ganz Teil Mut dazu — aber es iſt auch eine Pfadfinderinnenpflicht! — Auf unſeren Wanderungen durch Wald und Feld werden wir es dann weiter bei unſeren Beobachtungen mit ungezähmten Tieren zu tun haben: Hirſche, Rehe, Haſen und Füchſe und noch manch anderer größerer und kleiner Vierfüßler haben ihre Heimat in unſeren Wäldern, und ich kann mir nichts Reizenderes denken, als z. B. auf einer ſtillen Waldwieſe oder in einem verſchwiegenen Tälchen den Spielen eines Rehes mit ſeinen Kälbchen zuzuſchauen oder den übermütigen Kapri⸗ olen einer Haſenfamilie. Auch ein Fuchs ſtreicht wohl mal im tiefen Forſt gedankenſchnell über den Weg. Allerliebſt ſind ebenfalls die zahlreichen roſtbraunen oder ſchwarzen Eichhörn⸗ chen, dieſe Affen unſerer Wälder, die ſich mit tollen Sprüngen von Aſt zu Aſt, von Baum zu Baum ſchwingen und ſo über⸗ aus geſchicht die Tannenzapfen abſchälen, um zu den Samen im Innern zu gelangen. Bisweilen kommt man an einen großen Nadelbaum, unter dem ganz offenbar ein Eichhörnchen⸗ Gaſtmahl abgehalten worden iſt, wie Hunderte von verſtreuten, abgeknabberten Zapfen beweiſen. Wenn nur die niedlichen Geſchöpfe nicht ſo gefährliche Neſträuber wären! Keine Vogel⸗ 128 brut iſt vor ihnen ſicher, weshalb ſie auch rückſichtslos ab⸗ geſchoſſen werden müſſen, wo Singvögel aufkommen ſollen. Den kleinen gefiederten Gäſten in Feld und Garten Schutz und im Winter Pflege angedeihen zu laſſen, iſt auch eine Pflicht jeder Pfadfinderin. Auf täglichen kurzen Gängen, bei Streifereien und Wanderungen die luſtige Geſellſchaft zu be⸗ obachten, iſt ſo reizvoll! Für uns alle ſollte es eine Ehren⸗ ſache ſein, am Fenſter oder in nächſter Nähe der Wohnung einen netten, geſchützten Futterplatz für die ſchlechte Jahreszeit einzurichten. Tauſendfältig wird die aufgewandte Mühe und die geringen Koſten aufgewogen durch den Reiz der mannig⸗ faltigſten Beobachtungen, die Zutraulichkeit, das Gedeihen, das Jubelgeſchrei der zahlreichen Gäſte. Was iſt niedlicher als ein Finkenvater, der ſeine kleine Geſellſchaft auf die wohl⸗ bekannte Fütterung bringt und ihr Anweiſung gibt, wo ſpäter ihr „Tiſchlein deck' dich“ ſtehen wird? Und wer ein bißchen intim mit dieſen ſeinen Koſtgängern lebt und noch nie verſtanden hat, wie ſie ihn bei ſeinen Gängen durch den Garten von Zweig zu Zweig hüpfend begleiten und ihm freundlichen Morgengruß und noch eine Menge anderer Dinge zurufen, — der kann mir wirklich leid tun! — Ganz beſonders reizvoll iſt auch eine Wanderung durch ein ſchmales grünes Wieſental, von einem heimlichen Wäſſerchen durchfloſſen, von jungen Fichten dicht umſtanden, in deren ſonnenſcheindurchrieſelten Zweigen ganze Rotkehlchenfamilien ihr Weſen treiben, ihre eigenartigen Geſänge ertönen laſſen. — Gehen wir nunmehr zu der niederen Tierwelt über, ſo werden wir Pfadfinderinnen gewiß Gelegenheit haben, auf unſeren Wegen einem munteren Gebirgsbach zu begegnen, der von Stein zu Stein ſpringt, kleine Waſſerfälle bildet und ruhige Bechen unter überhängenden Felſen — da belauſchen wir die ſcheue Forelle bei ihrem blitzſchnellen Umherhuſchen — und ſind froh, daß wir ſie nicht zu fangen und zu ſchlachten brauchen! Weiter geht's jetzt über eine Waldblöße, wo viele Steine durcheinanderliegen, wo alte Baumſtrünke und allerhand Buſch⸗ werk von Brombeergerank und wilden Roſen dicht umwuchert ſind — da huſcht in der brütenden Mittagsſonne wieder mancherlei kleines Getier ſcheu oder emſig beſchäftigt über unſeren Weg: glatte, braune Eidechſen, oder an feuchten Stellen der träge Feuerſalamander, Schlangen raſcheln hier und da im dürren Laub; die harmloſe und nützliche Blindſchleiche und die an den gelblichen Flechen zu beiden Seiten des Kopfes kenntliche Ringelnatter; da liegt aber vielleicht auch faul, zu⸗ v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 9 129 ſammengeringelt auf einem ſonnendurchglühten Stein die ge⸗ fürchtete Kreuzotter, die als deutliches Merkmal das dunkle Zickzachband auf dem Rücken, ſowie das V'förmige Zeichen auf dem breiten Kopfe trägt. Gewiß hat man alle Urſache, ſich vor ihr zu hüten — leider fällt nur der Angſt vor ihrem Biß ſo manches unſchuldige Exemplar der vorhergenannten Arten zum Opfer. — Und welch tauſendfältiges Leben in der Welt der Inſekten haben wir gleichzeitig bei Schritt und Tritt beim Weiterwandern zu beobachten: zahlloſe Schmetterlinge, Libellen und anderes geflügeltes Volk gaukelt über die Blumen⸗ kelche — und wenn wir uns etwa dort unter dem breiten Ebereſchenbuſch zu kurzer Raſt niederlaſſen, ſehen wir unendlich mannigfaltiges Leben ſich zu unſern Füßen regen — Ameiſen, Käfer, Spinnen und Heuſchrecken, Raupen und Schnecken gehen ihren Verrichtungen nach. Wenn wir nur Zeit hätten — wir fänden kein Ende mit Beobachten, Entdecken und Lernen! — Da iſt allein ſchon der Ameiſenſtaat mit ſeinen hoch⸗ intelligenten und erfinderiſchen Bewohnern, deren den menſch⸗ lichen Gepflogenheiten ſo ähnliche Art unerſchöpfliches Material zum Studium bietet; — da können wir eine Kreuzſpinne bei der Arbeit beobachten, ſehen, wie ſie ihr Retz — ein wahres Kunſtwerk! — das oft ³ſ m im Durchmeſſer hat, mit unglaub⸗ licher Geſchwindigkeit und Genauigkeit aufbaut und webt und mit über zehntauſend Leimtröpfchen zum Feſthalten ihrer Beute beſetzt! Da umſchwärmt uns aber auch blutdürſtig das Volk der Bremſen und Stechmücken, letzteres beſonders, wenn Waſſer⸗ tümpel oder ſumpfige Stellen in der Rähe ſind, und zwingt uns, eine geeignetere Stelle zum Ruhen aufzuſuchen. Aber die Tierwelt iſt ja nur der eine Teil unſeres Beob⸗ achtungsgebietes — ſicher ebenſo reich, mannigfaltig und reiz⸗ voll iſt die Pflanzenwelt. Eine rechte Pfadfinderin muß wenig⸗ ſtens ſämtliche einheimiſchen Bäume und Sträucher an ihren Blättern und an ihrer Bauart erkennen — geben doch auch auf unſeren Wanderungen einzeln ſtehende oder auffallend gewachſene Bäume ausgezeichnete Merkmale für die Richtung des Weges. Man findet oft eine ganz unbegreifliche Un⸗ kenntnis auf dieſem Gebiet: Leute, die ſonſt in der Welt ganz gut Beſcheid wiſſen, können nicht einmal die Getreide⸗ arten auf dem Felde voneinander unterſcheiden, ſind nicht im⸗ ſtande, den Namen, viel weniger Nutzen oder Schädlichkeit der meiſten Stauden und Blumen, die in unſern Wäldern oder auf unſern Wieſen und Feldern wachſen, anzugeben, und denen es paſſieren kann, nach der lockenden Tollkirſche zu greifen, in der Meinung, einen eßbaren, lecheren Fund gemacht 130 zu haben. — Liebe Pfadfinderinnen! Nicht wahr, wer unter uns noch nicht zu Hauſe iſt auf dieſen für uns alle ſo wichtigen Gebieten, der wird nun mit Eifer und Zielbewußtſein bei unſeren Wanderungen ſeine Kenntniſſe mit Hilfe geſchulter Gefährtinnen und dann noch ergänzend und wiederholend daheim erweitern und befeſtigen! Gar zu viel Verſtändnis, Rosskastanie Weissdorn Esche Eiche Linde Freude und praktiſcher Vorteil geht uns ſonſt verloren. Und ſind wir über dieſe Anfangsgründe des Wiſſens hinaus — wieviel Intereſſantes gibt es dann von neuem zu beobachten und vielleicht zu ergründen! — Um nur ein täglich ſich bietendes Beiſpiel herauszugreifen: Iſt es nicht wunderbar, daß auf dem Boden des Hochwaldes, der vorher von einem dichten Moosteppich bedeckt war und kaum eine bunte Blüte hervor⸗ brachte, im nächſten Jahre, nachdem die Bäume geſchlagen worden ſind, eine Fülle von farbenprächtigen Blumen: Weiden⸗ röschen, Fingerhut, Glockenblume, Königskerze und wie ſie 9* 131 132 alle heißen, von würzigen Erdbeeren hervorſprießen, als ob ſie nur ſtill in der Erde auf Sonne und Wind gewartet hätten, die ſie aus dem Schlafe ans Licht emporlochen ſollten? Und — um wenigſtens in dieſen kurzen Andeutungen mit einem Blick das ungeheure Gebiet der Steinwelt zu ſtreifen — wen von uns ſollte es bei einer Wanderung durch ein felſiges Tal nicht reizen, herauszufinden, wie es möglich war, daß große Büſche, ja, richtige Bäume auf dem harten Geſtein Stand und Nahrung fanden? Zu beobachten, wie ſich da wohl erſt eine ganz beſcheidene, aber unendlich zähe Flechte auf dem nackten Feld an⸗ geſiedelt hat, dann nach und nach eine ganz dünne Schicht von Erdkrume den langſam verwitternden Stein überzog — kleinere Stauden, anſpruchsloſe Sträucher ſich anſiedelten, mit ihren taſtenden Wurzeln in die kleinſten Spalten drangen, der Feuchtigkeit und der Wärme der Luft Zutritt Basalt gang Kalk zerklüftet Sandstein geschichtet Ton undurchlässig Schutt u Pflanzendecke Geröll schutt Wasser a Quelle bGrund wasser gewährend, bis immer mehr Verwitterungsſchutt ſich bildete, mehr Erdkrume entſtand, bis endlich zwiſchen und auf den Felsblöcken trotzige Fichten an ſchwindelndem Abhang ihr geſichertes Fortkommen und Wurzelgrund gefunden haben! — Ja, wahrlich! Unbegrenzt nach jeder Richtung hin — unend⸗ lich vielſeitig und alle in gleicher Weiſe anregend — erfreuend und beglüchend für jedes Menſchenkind, insbeſondere für jede Pfadfinderin, ſind die Beobachtungsgebiete, die ſich auf unſeren Wanderungen ganz von ſelbſt darbieten! Haben wir nun mit froher Dankbarkeit und mit leben⸗ digem Eifer erkannt, wie groß die praktiſchen Ergebniſſe dieſer in der freien Gottesnatur verbrachten Stunden ſein können — und ſollen, ſo laßt uns, meine lieben Pfadfinderinnen, noch mit Begeiſterung empfinden, welche Fülle von Poeſie in ſo 133 einem Wandertag verſteckt liegt! Sie weiht unſre Herzen und Sinne, wenn wir in duftiger Morgenfrühe an der taufriſchen Wieſe, am ſonnenbeglänzten Waldrand zum Abmarſch zu⸗ ſammentreten, ſie weht uns an aus dem Rauſchen der Tannen⸗ wipfel, dem Brauſen des Wildbaches und dem jubelnden Lied der aufſteigenden Lerche, ſie umſpinnt uns immer dichter, je mehr wir uns mit ganzer Seele dem Reiz des freien Wanderns hingeben, ſie läßt ſich weder durch einen kräftigen Regenguß, noch durch einen Marſch im Sonnenbrand, noch durch ein Photogr. L. Liebreich, Hamburg. Hamburger Pfadfinderinnen beim Tanzreigen auf der Waldwieſe. gelegentliches Irregehen, noch viel weniger durch eigenartigen Kaffee und mangelhaftes Nachtquartier verſcheuchen — ſie macht auch die Nüchternſten freudig erregt und tatenfroh, die Ernſteſten heiter, die Verſchloſſenſten lieb und geſellig! Auf jeder blumenüberſäten Waldwieſe tritt ſie uns entgegen, aus jedem tiefen Talgrund grüßt ſie herauf, von jedem blauenden Bergrücken winkt ſie zu uns herüber — ja, ſie iſt ſo recht die eigentliche Pfadfinderin, die liebſte und beſte der Welt! Und wem das etwa nicht gleich einleuchten will, was das für ein Menſchenkind bedeutet: einen Tag im Banne und Bereich der Poeſie zugebracht — dem kann ich nur ſagen: „Komm' mit, komm' mit! Tauche unter in dieſem Erfriſchungs⸗ bad für Leib und Seele, und kehre wie neu geſchaffen in die Proſa des Alltags zurück!“ — Denn die Poeſie, die uns da bis in die innerſten Nerven dringt und unſer ganzes Sein erfüllt, die iſt durchaus nicht etwas ganz Zartes und Aetheriſches, an das man nicht zu nah herankommen darf — ſie iſt eine Kraft, eine hohe und edle Kraft, die uns mit ſich trägt über alle Kleinlichkeit und allen Dunſt dieſer Welt, die alle Unluſt und alle Verdroſſenheit von uns abſtreift und uns wieder heim⸗ ſchickt als leiſtungs⸗ und widerſtandsfähigere, als glüchlichere und beſſere Menſchen! Kommt, liebe Pfadfinderinnen, laßt uns zuſammen hinaus⸗ ziehen in die weite, die ſchöne Welt, und ſtimmt mit mir beim Dahinſchreiten ein friſches und frohes Lied an — etwa ſo: Wanderlied.“) Es klingt ein friſcher Wanderruf, Er lockt euch früh und ſpat, Die Welt, die Gott ſo ſchön erſchuf, Sie ruft uns all — gut Pfad! Wir rüchen aus beim Morgengrau'n Mit Gruß von unſrer Tür, Wir dürfen alles Schöne ſchau'n Und zahlen nichts dafür. Im Wald iſt unſer Tiſch gedeckt, Bedienung ſchnell und glatt! Wir eſſen, was am beſten ſchmeckt, Und jeder, was er hat! — Die Sinne wach! die Augen auf, Daß heine was verträumt! In eines kurzen Tages Lauf Was ward da ſchon verſäumt! Und wenn ein fremder Wandersmann Im Waldesgrund uns naht, Man ſpricht mit frohem Gruß ihn an Und ruft: „Gut Pfad! — Gut Pfad! Der Pflichten Zwang und ſtrammer Trab, Des Alltags Plackerei, Das alles fällt beim Wandern ab, Das Herz ſchlägt leicht und frei. ¹) Mel.: „Wohlauf! Es ruft der Sonnenſchein“ von B. Weſely. 134 135 Mit jedem frohen Lerchenſang Steigt himmelan der Mut: Wo iſt die Sorge, trüb und bang? Getroſt! 's wird alles qut! — Gib mir die Hand, du Menſchenkind, Sieh nicht ſo ſchüchtern drein! Die wir auf einem Pfade ſind, Laß Eines Sinns uns ſein! Es rauſcht der Wald für dich und mich, Die Welt iſt dein und mein! Bei uns will keiner Glück für ſich Und keiner weint allein! Wir bringen heim ein friſches Lied, Das uns bei Laune hält, Und wiſſen wieder, daß ſie blüht Für uns — die Gotteswelt! — So ſproßt um unſern rüſt'gen Fuß Gar reiche, ſchöne Saat, Und unſres Lebens Wandergruß Bleibt ſtets: „Gut Pfad! Gut Pfad Zweiter Abſchnitt. Orientierung. Von Hauptmann M. Bayer, Dresden. Wie viele Menſchen haben ſich ſchon in Steppe, Buſch und Wald verirrt, haben elend hungern und durſten müſſen oder ſind gar dabei umgekommen! In Südweſtafrika iſt ſo mancher Reiter, der ſich nur wenige Schritte vom Lager entfernte, um Holz zu holen, nie wiedergekehrt, weil er den Rückweg nicht fand, verdurſtete oder in Feindes Hand fiel. Das iſt die Folge davon, daß man in der Jugend die Pfadfinderkunſt nicht gelernt hat. Es kommt ſehr häufig vor, daß jemand, der in Gedanken verſunken durch den Wald geht, nicht genügend auf die Richtung achtet und ſchließlich weder ein noch aus weiß. Das geſchieht beſonders leicht, wenn man irgendwelchen Hinderniſſen ausweicht und dann nicht mehr genau dieſelbe Richtung ein⸗ hält, in der man ſich vorher bewegt hatte. Die meiſten Menſchen haben die Gewohnheit, nach rechts auszuweichen, und es gibt nur ſehr wenige, die aus angeborenem Gefühl ſchnur⸗ geradeaus zu gehen vermögen. Man kann ſich hiervon leicht überzeugen, wenn man den Verſuch macht, mit geſchloſſenen oder verbundenen Augen nach einem beſtimmten Punkt über einen freien Platz zu gehen. Man wird ganz wo anders landen, als man glaubte. In den Straßen der Großſtadt verirren ſich alltäglich viele Menſchen, ſelbſt in Stadtvierteln, die ſie fälſchlich zu kennen glauben. Sie fänden ſich nie wieder nach Hauſe, wenn ihnen nicht ein freundlicher Schutz⸗ mann Beſcheid gäbe. Ein Reuling, der plötzlich merkt, daß er ſich im Walde verirrt, verliert gewöhnlich den Kopf und beginnt, unſinnig drauflos zu rennen. Biel richtiger wäre es, er behielte kaltes Blut und machte ſich daran, das einzig Zweckmäßige zu tun: auf der eigenen Spur zurückzugehen, bis er an eine Stelle kommt, wo er wieder Beſcheid weiß! — Sollte aber die eigene Spur verloren ſein, ſo bleibe man am beſten da, wo man gerade iſt, und verſuche ſich bemerklich zu machen (rufen, winken, Anfertigen einer Hilfsflagge aus Baumaſt und Taſchen⸗ tuch, Signalfeuer), damit man von Suchenden gefunden werden kann. Die Hauptſache iſt, daß man nicht gleich verzweifelt, ſondern kühles Blut behält. Eine tüchtige Pfadfinderin ſtellt vor einer Wanderung zu⸗ nächſt einmal feſt, aus welcher Richtung der Wind weht. Es iſt zwechmäßig, wenn ſie einen kleinen Taſchenkompaß beſitzt, beſonders bei großen Partien durch welliges Gelände. Andern⸗ falls helfen ihr Wind und Sonne zur Orientierung; demnächſt ſind Richtungspunkte im Gelände wichtig, wie z. B. Berge und Hügel, Türme und auffallende Gebäude, einzelne ſonderbar gewachſene Bäume, Felſen, Erdhaufen, Brücken, Windmühlen uſw. Auch ſolche Anhaltspunkte, an denen man ſich wieder zurückfindet oder mit deren Hilfe man anderen den Weg be⸗ ſchreiben kann, ſind wohl zu merken. Es empfiehlt ſich ferner, daß man öfters rückwärts ſchaut, damit man weiß, wie die Richtungspunkte (Landmarken), an denen man ſich wieder heimfinden will, von der anderen Seite ausſehen. Ganz ebenſo orientiert man ſich in einer fremden Stadt, zumal wenn man gerade mit dem Zuge angekommen iſt. Sobald man aus dem Bahnhofe heraustritt, merkt man ſich, wo die Sonne ſteht oder in welcher Richtung der Rauch weht. In Städten dienen auffallende Gebäude, Kirchen, Fabrikſchornſteine, Straßennamen und die Läden als Merk⸗ und Anhaltspunkte; mit ihrer Hilfe findet man ſich wieder 136 ganz bequem zum Bahnhof zurück, ſelbſt wenn man zahl⸗ reiche Straßen durchlaufen hat. Wenn Ihr dieſe Art der Orientierung ein bißchen übt, ſo wird es Euch bald auf⸗ fallend leicht werden, Euch zurechtzufinden, während es Leute gibt, die ſich ſchon verlaufen haben, wenn ſie in einer fremden Stadt ein paarmal um eine Ecke herumgebogen ſind, weil ſie eben auf nichts achten, nicht einmal auf die Namen der Straßen, durch die ſie gegangen ſind. Bevor man in eine fremde Stadt geht, ſollte man ſich deren Lage auf dem Plan genau anſehen. Führt ein Fluß hindurch, ſo erleichtert das die Orientierung ſchon erheblich. Dann merkt man ſich ferner die Haupt⸗ verkehrsadern und einige große Bauten, vor allem die Haupt⸗ poſt, das Rathaus 2c. Ferner prägt man ſich die Lage der Muſeen, der Parks, des Zoologiſchen Gartens, des Schloſſes uſw. ein. Hat man auf dieſe Weiſe ſchon auf dem Plan eine Unterlage für die Orientierung gewonnen, ſo iſt es nach⸗ her nicht ſchwer, ſich bei einiger Aufmerkſamkeit zurechtzufinden. Wenn Ihr eine Pfadfinderinnengruppe führen wollt, ſo geht voraus und achtet mit voller Anſpannung auf jedes kleine Zeichen, das Euch den richtigen Weg weiſt; denn wenn Ihr ſtatt deſſen ſchwatzt oder an andere Dinge denkt, ſo könnt Ihr Euch leicht verirren. Erfahrene Pfadfinderinnen ſind meiſtens wortharg, weil ſie aus Gewohnheit die ganze Aufmerkſamkeit nur auf ihre eigentliche Beſchäftigung zu richten pflegen. Das Schätzen von Maßen und Gewichten. Wenn Ihr einen Ausflug unternehmt, ſo ſteht Ihr ſehr häufig vor der Frage: Wie lange muß ich noch gehen, bis ich den und den Ort erreiche? Da iſt es zwechmäßig, wenn Ihr eine Entfernung zu ſchätzen verſteht. Ihr braucht es nicht wie der Soldat zu können, der für ſeine Zwecke eine viel größere Genauigkeit der Schätzung braucht; aber auch für Euch iſt es ganz gut, wenn Ihr eine richtige Vorſtellung von Ent⸗ fernungen gewinnt. Nur durch fortgeſetzte Uebung läßt ſich das lernen. Man beginnt, indem man ſich zunächſt eine Strecke abmißt. Dazu bedient man ſich eines Maßſtabes oder eines Striches, an dem die Maße mit Knoten oder Bändern bezeichnet ſind; ferner iſt zum Abmeſſen ein Fahrrad praktiſch, deſſen Rad⸗ umdrehungen die Entfernungen angeben. Es wird Euch wohl auch bekannt ſein, daß ſich an allen Chauſſeen Kilometerſteine befinden, und daß je 100 m an der Chauſſee durch kleinere weiße Steine bezeichnet ſind. 137 Als Grundmaß nimmt man 100 m und betrachtet ſich dieſe Entfernung ſo lange, bis man ſie feſt im Auge zu haben glaubt. Man wird freilich bald die Erfahrung machen, daß dieſelbe Entfernung bergauf anders ausſieht als bergab und auf glattem Weg und mit der Sonne im Rüchen kürzer ſcheint als über gepflügte Aecker und gegen die Sonne. — Hat man einmal die Entfernung von 100 m feſt im Gedächtnis, ſo kann man mit deren Hilfe weitere Schätzungen verſuchen. Es emp⸗ fiehlt ſich, auszumeſſen, wieviel Schritte man auf 100 m macht und wie lange man im gewöhnlichen Gehtempo braucht, um ſie zurüchzulegen. — Hat man auf dieſe Weiſe einige Fertigkeit im Entfernungsſchätzen gewonnen, ſo wird man leichter beurteilen können, wann man am Ziel des Ausflugs 2c. eintreffen wird. Und das iſt mitunter von großer Wichtigkeit, zumal wenn es ſich darum handelt, auf einem Bahnhof den rechten Zug noch zu erreichen. Auch die Fähigkeit, kleine Strechen oder Maße abzu⸗ ſchätzen, iſt für die Pfadfinderin von Wert. Als Anhaltspunhte müßt Ihr Euch einige Größen am eigenen Körper, wie z. B. die Weite Eurer Handſpannen, die Länge des Unterarms, die Breite des Daumens, die Spannweite der Arme merken. Als Hilfsmittel kann man ſich einen Maßſtab am Pfadfinder⸗ Wanderſtock anbringen, indem man ein Meßband daneben hält und ſich die wichtigſten Längen, wie 1, 5, 10, 20, 50 cm, ¹ und 2 m, mit dem Meſſer leicht einkerbt. Eine Pfadfinderin ſoll auch die Höhen von ganz Kleinen wie von großen Gegenſtänden zu beurteilen wiſſen. Sie muß alſo lediglich durch Schätzung (ohne Meſſung) feſtſtellen können, wie hoch ein Zaun, wie tief ein Graben, wie hoch ein Damm, ein Haus, ein Baum, ein Turm, ein Hügel oder ein Berg iſt. Nicht durch Bücher, ſondern nur durch Lebung läßt ſich dieſe Kunſt erlernen. Der Schall legt in der Sekunde rund 300 m zurück. Man kann darnach die Entfernung eines Gewitters meſſen, indem man den Zeitraum zwiſchen Blitz und Donner mit der Uhr oder durch langſames Zählen mißt. Die Zahl der Sekunden vervielfacht man nun einfach mit 300. — Auf dieſe Weiſe kann man leicht feſtſtellen, ob ſich ein Gewitter nähert oder ob es abzieht; man braucht ja nur die Entfernung der Blitze mehrmals nacheinander zu prüfen! Auch die richtige Schätzung von Gewichten iſt von Wert, einerlei ob es ſich um einen Brief, ein Stüch Fleiſch, einen Fiſch, ein Pfund Kartoffeln, einen Sack Getreide oder um einen Karren voll Kohlen handelt. 138 Das Schätzen einer Anzahl von Perſonen oder Gegen⸗ ſtänden iſt gleichfalls wichtig. Wer ſich darin übt, kann bald mit ziemlicher Sicherheit nach einem kurzen Blick ſagen, wie⸗ viel Menſchen ungefähr in einer Gruppe zuſammenſtehen, wie⸗ viel in einer Straßenbahn ſitzen oder wieviel ſich in einer Volksmenge befinden, wieviel Schafe eine Herde enthält, wie⸗ viel Stämme zu einer Baumgruppe, wieviel Waggons zu einem Eiſenbahnzug gehören. Es iſt unterhaltend und lehr⸗ reich, wenn man ſich in den Straßen der Stadt wie auch draußen im freien Gelände häufig mit ſolchen Fragen beſchäftigt. 139 39. N. M.W. 6 3s 2.00 JV.M. (o. zu A.0. 2 M..1 0.O. 4. 0. M. S.M. 0. 8.0. 8.17 S.0. S. S. W.. 8.80. 8. Orientierung nach Rorden. Eine gute Pfadfinderin muß die Einteilung des Kompaſſes und ſämtliche Himmelsrichtungen ſo genau wie ein Seemann Rennen. In dieſem Buche iſt bisher ſchon öfters vom Nord⸗ punkt die Rede geweſen, ſo daß Ihr ohne weiteres begreifen werdet, wie wichtig es ſein muß, ihn ſtets beim Pfadfinder⸗ dienſt in Wald und Feld aufſuchen zu können. der Sonne, des Mondes und der Sterne, die Nordrichtung In Ermangelung einer Magnetnadel könnt Ihr mit Hilfe leicht feſtſtellen. Um 6 Uhr morgens ſteht die Sonne genau im Oſten, um 9 Uhr im Südoſten, um 12 Uhr mittags im Süden, um 3 Uhr nachmittags im Südweſten und um 6 Uhr abends genau im Weſten. Im Winter geht die Sonne ſchon vor 6 Uhr abends unter, hat dann aber natürlich den Weſtpunkt noch nicht erreicht.“). Um den Südpunkt am Tage zu finden, legt man ſeine Taſchenuhr, mit dem Glas nach oben, flach auf die Hand und läßt die Sonne darauf ſcheinen. Dann dreht man die Uhr ſo lange, bis der kleine (Stunden⸗) Zeiger genau nach der Sonne gerichtet iſt. Nun legt man, ohne die Uhr noch zu bewegen, einen Bleiſtift (Strohhalm, Grashalm u. ſ. w.) ſo auf die Uhr, daß er vom Mittelpunkt des Zifferblattes gerade in die Mitte zwiſchen der Spitze des kleinen Zeigers und der Zahl 12 gerichtet iſt. Die Linie des Bleiſtifts fällt alsdann mit der Nord⸗Südrichtung genau zuſammen. Orientierung nach dem Mond. Da der Mond ſein Licht von der Sonne erhält, kann man an der Beleuchtung der Mondſcheibe erkennen, wo augen⸗ blicklich die Sonne ſteht. Daraus ergibt ſich, daß der Mond uns ebenſo als Orientierungsmittel dienen kann wie die Sonne. Bei Vollmond z. B. ſteht die Erde zwiſchen Sonne und Mond. Steht alſo die Sonne um Mitternacht genau im Norden, ſo ſteht der Vollmond zu dieſer Zeit genau im Süden; aber, wohlverſtanden, nur wirklicher Vollmond. So⸗ bald der Mond noch im erſten oder letzten Viertel ſich befindet, bedarf es einer Berechnung auf Grund des Kalenders, um die augenblickliche Sonnenſtellung (und damit die Orientierung) zu ermitteln. Im allgemeinen mag folgende Tabelle als ungefährer Anhalt dienen: 140 Abends um 6 Uhr Norden Oſten Süden Mitternachts . Oſten Süden Weſten Morgens um 6 Uhr Süden Weſten Morden ¹) Der Unterſchied zwiſchen Ortszeit und mitteleuropäiſcher Zeit iſt dabei zu berückſichtigen. Erſtes Letztes Vollmond Mondviertel Mondviertel 147 Dergrosse Bär Der Kkeine Bär Richtungsstern zum Polarstern Polarstern Orientierung nach den Sternen. Wenn man in der Nacht zum Himmel emporſieht, ſo ſcheint es, als ob die Sterne ſich im Kreiſe um uns herum⸗ bewegten, während ſich in Wirklichkeit die Erde um ſich ſelber dreht. Es gibt ſehr viele Sternbilder, deren Umriſſe wie Menſchen oder beſtimmte Tiere ausſehen, ſo daß man ſie dem⸗ entſprechend bezeichnet hat. Der große Bär (oder große Wagen) iſt wegen ſeiner auffallenden Form leicht zu finden. Eine Pfadfinderin muß dies Sternbild unbedingt kennen, denn ſie kann mit deſſen Hilfe die Nordrichtung genau feſtſtellen. Berlängert man näm⸗ lich den Zwiſchenraum der letzten beiden Sterne fünfmal, ſo erreicht man den ſogenannten Polarſtern! Dieſer iſt der letzte Stern im Schwanz des kleinen Bären. Nebenbei geſagt ſind dies die einzigen Bären mit langen Schwänzen, die ich kenne. Ein anderes, auffallendes und ſehr ſchönes Sternbild iſt der Orion. Er gleicht einem Manne, der einen Gürtel und ein Schwert trägt. An den drei Nordrichtung Südrichtung Der Orion. Sein Schwert zeigt ſrets in Nordſüdrichtung. Gürtelſternen kann man den Orion leicht erkennen. Die drei Kleineren ſchräg dazu ſtehenden Sterne ſind das Schwert. Der Orion iſt ſowohl auf der ſüdlichen wie auf der nördlichen Erdhalbhugel, für unſere Gegenden allerdings nur im Winter, gut ſichtbar. Der große Bär ſteht dagegen faſt nur für die Bewohner der nördlichen, und das „Kreuz des Südens“ nur für die der ſüdlichen Halbkugel über dem Horizont. Wenn Ihr Euren Pfadfinderſtab ſo gegen den Himmel haltet, daß er eine Linie vom mittleren Stern des Orion⸗ gürtels zum mittleren Kopfſtern des Orion bildet, ſo habt Ihr annähernd die Nord⸗Südrichtung. Wenn man dieſe Linie nach Norden verlängert, ſo führt ſie zwiſchen zwei größeren Sternen hindurch bis zu einem dritten — das iſt der Polar⸗ ſtern. Verlängert man die vorhin bezeichnete Stablinie nach Süden, ſo gelangt man erſt zum Endſtern des Orionſchwertes und dann zu einer Sterngruppe, die ungefähr ein I bildet. Geht man noch um ein ebenſo großes Stück weiter, ſo kommt man zum Südpol, der indeſſen leider nicht durch einen Stern gehennzeichnet iſt. Man kann alſo ungefähr ſagen, daß das Schwert des Orion mit ſeinen drei kleinen Sternen nach Norden und Süden zeigt. Dritter Abſchnitt. Kartenleſen. Von Hauptmann C. Frhr. v. Seckendorff, Metz. Wer unabhängig von Wegweiſern und Kilometerſteinen oder von den meiſt recht unzuverläſſigen Angaben der Ein⸗ geborenen in unbekannter Gegend ſeinen Weg finden will, iſt auf den Gebrauch der Karte angewieſen. Sie iſt für uns das einfachſte und ſicherſte Mittel, das uns zur Verfügung ſteht, um uns ohne fremde Hilfe überall zurecht zu finden. Grund⸗ bedingung hierfür iſt allerdings, daß wir die auf der Karte dargeſtellten Geländeverhältniſſe raſch und ſicher erkennen und beurteilen können, mit anderen Worten, daß wir die Karte zu leſen verſtehen. Je mehr wir dieſe Kunſt beherrſchen, deſto eher können wir es wagen, auch einmal von den gebahnten Wegen abzu⸗ biegen, ſei es um den Windungen eines munteren Bächleins zu folgen, ſei es um quer durch Feld und Wald unſern Weg zu nehmen. Das Handwerkszeug, das wir zum Kartenleſen brauchen, iſt die Kenntiks 142 1. der Maßſtäbe, 2. der Situationsdarſtellung, 3. der Bergzeichnung. 1. Unter dem Maßſtab einer Karte verſtehen wir zu⸗ nächſt das Verjüngungsverhältnis, in dem die Karte gezeichnet iſt, d. h. um wie vielmal kleiner ein Gegenſtand auf ihr ab⸗ gebildet iſt. Wer ſich nicht über den betreffenden Maßſtab im klaren iſt oder annimmt, daß er mit einer Karte in dem und dem Maßſtab (tatſächlich aber falſchen) arbeitet, kann unangenehme Erfahrungen erleben. Zur Erläuterung ein Beiſpiel: Wir legen auf einer Karte 1: 100000 eine Wanderung feſt, ſind jedoch der Meinung, wir arbeiten mit einer Karte 1: 50000! Die Tagesleiſtung wird dann genau noch einmal ſo groß; denn auf der Karte 1: 100000 iſt 1 cm — 1000 m ² 1 km; auf der ¹: 50000 iſt 1 cm — 500 m. Man mache ſich alſo zum Grundſatz: Erſt Maßſtab feſtſtellen — dann arbeiten! Der Ausdruck „Maßſtab“ bedeutet jedoch nicht nur das Verjünqungsverhältnis einer Abbildung, ſondern auch eine Vorrichtung zum Meſſen. Hierzu dient uns entweder ein mit Maßeinteilung verſehener Stab, ein Band, ⸗ein Lineal und dergl. oder eine geometriſche Zeichnung des Maßes, wie ſie die Tafel zum Kartenleſen enthält. Da nun das Gelände verkleinert dargeſtellt iſt, bedürfen wir zur Ermittelung der natürlichen Größe der auf der Karte dargeſtellten Gegenſtände eines Maßſtabes, der im gleichen Berhältnis verjüngt iſt wie die Karte. Bei den meiſten Karten finden wir dieſes Maß bei Angabe des Verjüngungsverhält⸗ niſſes gezeichnet. Mit Zirkel, Papier uſw. läßt ſich leicht jede Entfernung abgreifen, wie ſich eine Strecke auch nach dem Augenmaß ſchätzen oder berechnen läßt, wenn wir daran denken, was 1 cm, 1 mm in dem betreffenden Maßſtab gilt. Man greife die Entfernung nicht immer mit den an⸗ gegebenen Hilfsmitteln ab, ſondern ſchätze d. h. meſſe ſie recht häufig nach dem Augenmaß. Einprägen des Grundmaßes 1 cm; einer Streichholzlänge (— 5 cm); Daumenbreite uſw. Je vielſeitiger man darin arbeitet, um ſo ſicherer wird man. Beim Beſtimmen von Wegelängen müſſen die Krümmungen berückſichtigt werden. 2. Die Situationsdarſtellung erſtreckt ſich auf die Wiedergabe aller Geländeteile und ⸗gegenſtände in ihrer wagerechten Ausdehnung. Hierher gehören: Wege und Eiſen⸗ bahnen mit ihren Kunſtbauten, Bodenbewachſung, Wohnplätze 143 (Stadt, Dorf, Gut, Schloß mit Park uſw.), Gewäſſer mit ihren Uebergangsſtellen. Höhenunterſchiede, Böſchungsverhält⸗ niſſe gehören nicht hierher. Wir lernen ſie in der Berg⸗ zeichnung kennen. Die Kenntnis der Kartenzeichen (Signaturen) iſt eine Grundbedingung für das Kartenleſen. Oefter ſind ſie auf den Karten ſelbſt angegeben; in den verſchiedenen Maßſtäben weiſen ſie kleine Unterſchiede auf. (Vergl. die beigegebene Tafel.) Am ſchnellſten prägt man ſie ſich durch öfteres Abzeichnen ein; übrigens ſind ſie leicht zu merken, da ſie mit den dargeſtellten Gegenſtänden eine Aehnlichkeit leicht erkennen laſſen. Vor allem iſt wichtig, daß man den Unterſchied zwiſchen den einzelnen Wegen kennt. Er iſt ſelbſt auf der Karte 1: 100000 ſo deutlich, daß man bei nur einiger Uebung keinen Zweifel mehr hat, ob man es mit einer Staatsſtraße oder mit einem Fußweg zu tun hat. Man muß aber die ver⸗ ſchiedene Art der Darſtellung, beſonders auch in den betreffenden Maßſtäben genau kennen. Wer die Kartenzeichen kennt, dem ſagt die Karte ganz deutlich, ob unſer Weg durch Hopfen⸗ oder Weinberganlagen, durch waldiges oder ödes Gelände führt; ebenſo, wo wir an die Eiſenbahn kommen, wo wir nur ſchlechte Verbindungs⸗ wege haben, wo uns eine Brücke den Uebergang über einen Fluß uſw. ermöglicht, wo ein See uns zu einem Umweg zwingt oder gar zu fröhlicher Kahnfahrt uns einlädt! Wo einſame Weiler, größere Dörfer oder gar Städte uns Unterkunft bieten werden, verrät uns unſer ſtummer Begleiter ganz ſicher, nur müſſen wir ſeine Zeichenſprache verſtehen! (Art der Zeichnung der Häuſergruppen und Schriftgröße.) 3. Die Bergzeichnung iſt die bildliche Darſtellung der Bodenformen und erfolgt wie die Situationswiedergabe im Grundriß. Das Gelände erſcheint alſo ſo, als ob man es von einem Luftballon aus betrachten würde. Wie aus der Tafel erſichtlich iſt, erfolgt die Darſtellung des Geländes auf verſchiedene Weiſe, einmal in ſogenannten Schichtlinien, dann in Bergſtrichen und ſchließlich in gemiſchter Berg⸗ zeichnungsart, und zwar entweder in Schichtlinien mit Berg⸗ ſtrichen oder in Schichtlinien mit Schummerung. Es gibt noch andere Arten der Darſtellung, doch genügt es im allgemeinen, wenn man die erwähnten zu leſen verſteht. Sehen wir ſie uns etwas näher an! Vergleichen wir die Schichtlinienzeichnung mit der Berg⸗ ſtrichzeichnung, ſo finden wir bei flüchtigem Hinſehen, daß uns die Darſtellung in Schichtlinien kein richtiges Bild vom 144 Gelände gibt, während man aus der Bergſtrichzeichnung die Bodenformen gewiſſermaßen herauskommen ſieht. Und doch hat die Wiedergabe des Geländes in Schichtlinien ihre großen Vorteile. Aus ihr läßt ſich raſch und leicht erkennen, wie das Gelände geböſcht iſt, und zwar: je weiter die Schicht⸗ linien auseinandergehen, deſto flacher iſt die Böſchung, je näher ſie zuſammenſtehen, deſto ſteiler. Wo mehrere Schicht⸗ linien gleich weit auseinanderſtehen, zeigen ſie eine ſtetige Böſchung an; wo die Schichtlinien bald eng, bald weiter verlaufen, geben ſie eine wechſelnde Böſchung wieder. Sehr leicht können wir aus der Schichtlinienzeichnung auch die Neigung von Wegen, von Dorfrändern, Wald⸗ ſäumen uſw. ableſen. Wir brauchen ſie nur mit dem Lauf der Schichtlinien zu vergleichen. Verlaufen Wege uſw. parallel zu ihnen, ſo ſind ſie wagrecht; ſtehen ſie ſenkrecht darauf, ſo zeigen ſie an der betreffenden Stelle die ſteilſte Verbindung an. Wo Wege ſchräg zu den Schichtlinien hinziehen, ſind ſie um ſo weniger ſteil, je kleiner die ſpitzen Winkel ſind, die ſie mit den Schichtlinien bilden. Eine Drahtſeilbahn wird alſo z. B. ſenkrecht zu den Schichtlinien eingezeichnet ſein; eine Eiſenbahnlinie ohne Steigung wird ganz wagrecht zu ihnen — alſo zwiſchen zwei Schichtlinien — verlaufen. Ferner können wir aus der Zahl der Schichtlinien ganz leicht errechnen, wie hoch eine Erhebung, wie tief eine Ein⸗ ſenkung iſt. Schließlich können wir aus den eingetragenen Höhenzahlen die abſoluten Höhen und Höhenunterſchiede ab⸗ leſen oder für jeden beliebigen Punkt leicht errechnen, wenn uns der Schichtlinienabſtand bekannt iſt. Wie die wichtigſten Bodenformen, nämlich: Kuppe, Sattel, Mullfläche, Rücken, Mulde, Schlucht und Tal, in der Schicht⸗ linienzeichnung dargeſtellt ſind, zeigt uns unſere Tafel. Die Bergſtrichzeichnung hat gegenüber der Schicht⸗ linienzeichnung den Nachteil, daß wir aus ihr die Höhen⸗ verhältniſſe nicht ſo leicht feſtſtellen können. Mit Sicherheit können wir ſie nur da ableſen, wo Höhenzahlen für einzelne Punkte angegeben ſind. Alle anderen Höhenunterſchiede können wir nur ſchätzen. Dafür aber bietet die Bergſtrichzeichnung den Vorteil, daß aus ihr die Bodengeſtalt auf den erſten Blick körperlich hervortritt und daß die ganze Karte beſſere Ueberſicht gewährt. In den meiſten Karten, beſonders in den Generalſtabsharten, ſind die Bodenformen durch Bergſtriche dargeſtellt. Aus der Stärke der Bergſtriche können wir die Art der Böſchung unmittelbar ableſen. Wo die Bergſtriche gleich v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 10 145 146 ſtark gezeichnet ſind, geben ſie eine ſtetige Böſchung wieder, wo ihre Stärke wechſelt, haben wir wechſelnde Böſchung. Aus dem Ton des Bildes können wir allgemein und vergleichsweiſe das Maß der Böſchung ableſen. Als einfache Regel iſt hier zu merken: je dunkler der Ton, deſto ſteiler die Böſchung! Und umgekehrt: je heller der Ton des Bildes iſt, deſto ſanfter iſt die Böſchung. Wenn auch nicht ſo genau wie aus der Schichtlinien⸗ zeichnung, können wir auch aus der Bergſtrichzeichnung die Reigung von Wegen uſw. feſtſtellen. Linien, die parallel zu den Bergſtrichen ziehen, haben die Böſchung, wie ſie durch die Bergſtriche angegeben iſt, halten alſo wie die Bergſtriche die Linie des kürzeſten Falles ein. Linien, die zu den Berg⸗ ſtrichen ſenkrecht hinziehen, ſind horizontal; ſchräg zu den Bergſtrichen verlaufende Linien ſind um ſo ſtärker geböſcht, je kleiner die ſpitzen Winkel ſind, die ſie mit den Bergſtrichen bilden. Eine Drahtſeilbahn wird in der Bergſtrichzeichnung parallel zu den Bergſtrichen eingetragen ſein; eine Eiſenbahn ohne Steigung wird die Bergſtriche ſenkrecht ſchneiden. Die Bodenformen ſind aus der Richtung, d. h. aus der Lage der Bergſtriche zueinander zu erkennen. Vergleiche hier⸗ zu die Tafel. Wir haben am Anfang unſerer Abhandlung noch von der gemiſchten Bergzeichnungsart geſprochen. Sie ſoll die Vorteile der Schichtlinienzeichnung (genauere Darſtellung der Bodenformen und Höhenverhältniſſe) mit jenen der Berg⸗ ſtrichzeichnung (ſchnellerer Ueberblick über die Formen im ein zelnen und deren Zuſammenhang im ganzen) verbinden und dadurch die Nachteile möglichſt ausgleichen. Wer die Kunſt des Kartenleſens erlernen will, der darf ſich durch kleine Enttäuſchungen nicht entmutigen laſſen; wer ſie aber erlernt hat, dem bietet ſie einen Schlüſſel zu einem neuen Tor, durch das er in die Wunder der Allnatur ein⸗ treten kann. Bedenkt immer eins: „Ohne Fleiß, kein Preis!“ Uebungen. Die im folgenden zuſammengeſtellten Uebungen ſtellen gleichzeitig den Ausbildungsplan im Kartenleſen dar. Wenn wir ſie in ſolche auf der Karte und ſolche im Ge⸗ lände getrennt haben, ſo ſoll damit nicht geſagt ſein, daß zuerſt alle Uebungen auf der Karte erledigt ſein müſſen, ehe wir zu ſolchen im Gelände übergehen. Nein! Sie ſollen neben⸗ einander herlaufen, einmal hier, einmal dort; ſie ſollen einander ergänzen und ſo die Fertigkeit im Leſen der Karte ſteigern und feſtigen. Uebungen auf der Karte im Gelände erfüllen durch den Vergleich mit der Natur erſt ihren eigentlichen Zweck. A. Uebungen auf der Karte. 1. Maßſtab der Karte feſtſtellen. Was bedeutet 1 cm, ¹ min auf der Karte? Welches Maß entſpricht 1 hm? 2. Entfernungen ermitteln unter Berückſichtigung der Krümmungen. Zeitdauerberechnen für das Zurücklegen von Wegeſtrecken durch Fußgänger, Radfahrer, Reiter, Wagen, Automobil. 3. Nach Kartenzeichen (Signatur) ſind aufzuſuchen: Geländeteile (Ebenen, Berge, Täler, Flüſſe, Seen); Gelände⸗ gegenſtände (Wälder, Ortſchaften, Gärten, Weinberg⸗ und Hopfenanlagen, Eiſenbahnen, Straßen); Geländeabſchnitte, die einen weſentlich gleichartigen Charakter aufweiſen (bergig, ſumpfig, waldig uſw.); Geländehinderniſſe (Flüſſe uſw.) und deren Uebergangsſtellen; ferner hohe, niedrige Stellen, ſteile, flache Böſchungen, Tiefenlinien, Höhenrücken, Mulden; ein bequemer Weg nach einer Höhe im ungebahnten Gelände. 4. Ein beſtimmtes Gelände beſchreiben. Hierbei das hervorheben laſſen, was auf der Karte nicht dargeſtellt iſt, z. B. Tiefe, Strömung, Grund⸗ und Uferbeſchaffenheit von Gewäſſern, Dichtigkeit von Wäldern. 5. Die Ausſicht von einem hochgelegenen Punkt iſt zu beſchreiben. 6. Bodenformen ſind in ihrem Zuſammenhang und ihrer Gliederung zu beurteilen; Höhenunterſchiede und Böſchungs⸗ verhältniſſe im allgemeinen zu ermitteln. Steigungsverhältniſſe von Straßenzügen uſw., das Gefäll von Waſſerläufen nach den angegebenen Tiefenpunkten zu beſtimmen. 7. Das Gelände an einer längeren Wegſtrecke iſt zu ſchildern. B. Uebungen im Gelände. 1. Den eigenen Standpunkt nach auffallenden Gelände⸗ punkten feſtſtellen (Kirchtürmen, Windmühlen, Ausſichtstürmen); nach Wegen, Wegkreuzungen uſw.; durch den Vergleich auf der Karte angegebener Einzelheiten (Höfe, Mühlen, Waldſtücke u. a.) mit deren Lage im Gelände. 2. Himmelsrichtungen feſtlegen nach Uhr, Kompaß, Sonnenſtand und Einrichten der Karte nach Norden. 10* 147 legen der betreffenden Strechen auf der Karte und umgekehrt. 3. Ermitteln von Entfernungen im Gelände und Feſt⸗ der Punkte: Welche Geländeteile (Ebenen, Berge, Täler, Flüſſe, 4. Vergleich der Karte mit dem Gelände bezüglich folgen⸗ Seen) und Geländegegenſtände (Wälder, Ortſchaften, Gärten, Weinberg⸗ und Hopfenanlagen, Eiſenbahnen, Straßen) ſind dargeſtellt? Welche nicht? Warum nicht? Wo befinden ſich Neuanlagen? Welche Angaben auf der Karte ſind über Maß ge⸗ zeichnet? (Breite von Straßen, Ausdehnung von Ortſchaften u. a.) 5. Man präge ſich zu Hauſe nach der Karte ein mög⸗ lichſt klares Bild von einem unbekannten Gelände ein; man merke ſich hierbei die Entfernungen der Hauptpunkte von ein⸗ ander, die gegenſeitige Lage der Hauptlinien und die wahr⸗ ſcheinlichen Höhen und Steigungsverhältniſſe. Im Gelände angekommen, vergleiche man dann das ein⸗ geprägte Bild mit der Wirklichkeit, zunächſt ohne Karte, dann mit der Karte und frage ſich, welche falſche Vorſtellung man ſich gemacht hat. Man beginne auch dieſe Uebung mit dem leichteren (ebenes Gelände in geringerer Ausdehnung) und gehe allmählich zum Schwierigen über (unebenes Gelände, größere Strecken). 6. Führung nach der Karte an einen beſtimmten Punht im Gelände. Wenn man die Führerin alle fünfzehn Minuten wechſelt, wird die Aufmerkſamkeit aller reger gehalten. 7. Gleiche Uebung ohne Karte nach Einprägen des Gelände⸗ bildes nach der Karte. 8. Einfache Wegſkizzen anfertigen laſſen, Karten einliefern, nach der Skizze führen laſſen. Kartenleſen lernen und Kartenleſen üben heißt nun aber nicht, ſtändig den Blick auf die Karte gerichtet, durch die Lande pilgern! Das hieße das Kartenleſen falſch auffaſſen und grundfalſch betreiben! Im Gegenteil: wir wollen die Karte nur ſelten anſehen, nur ab und zu uns davon überzeugen, ob wir auf dem richtigen Wege ſind, die richtige Himmelsrichtung haben. Nur ſo be⸗ kommen wir die Sicherheit im Gelände, die wir brauchen, wenn wir mit Genuß wandern wollen, wenn wir nicht ſtändig in der Furcht leben müſſen, uns zu verlaufen. Die Bedeutung des Kartenleſens beruht darin, daß wir das beruhigende Bewußtſein haben, ſtändig einen verläſſigen Führer befragen zu können, der uns überall hin begleitet, wohin wir auch wandern! 148 Vierter Abſchnitt. Vorſchläge für junge Wandrerinnen. Von P. Walther, Dresden. In unſerer Zeit erſchallt überall der Ruf: „Uebt und kräftigt Euren Körper, daß er widerſtandsfähig werde für die Anforderungen des modernen Lebens!“ Alle Arten von Leibes⸗ übungen werden getrieben, zum Teil von Jugend auf, und doch muß man ſagen, daß darin noch lange nicht genug getan wird, um den zerſtörenden Wirkungen des modernen Lebens auch nur einigermaßen ein Gegengewicht zu bieten. Beſonders gilt das immer noch von der Beteiligung des weiblichen Geſchlechts an dieſer Bewegung, wenn man auch mit Freude feſtſtellen kann, daß gegen eine nur um Jahrzehnte zurück⸗ liegende Zeit gewaltige Fortſchritte zu verzeichnen ſind, die zu der Hoffnung berechtigen, daß dieſe erfreuliche Entwickelung anhalten wird. Unter allen Leibesübungen iſt nun keine, die ſo von der Allgemeinheit des Volkes gepflegt werden kann als das Wandern, die zugleich Erholung und Kräftigung bringt für Körper und Gemüt, und die ſo dem Deutſchen von jeher im Blute liegt. Es wäre überflüſſig, erſt noch lange zu reden von dem Werte des Wanderns im allgemeinen und im be⸗ ſonderen für unſere Mädchen und Frauen; was der Aus⸗ breitung des Wanderns unter der weiblichen Jugend entgegen⸗ tritt, das iſt nicht wirkliche Gegnerſchaft, die das Wandern an ſich verurteilt; zu überwinden ſind nur Vorurteile von früher, ſo z. B. daß das junge Mädchen nur ins Haus ge⸗ höre, weiter die Abneigung gegen das Ungewohnte, und manch⸗ mal wohl auch die liebe Bequemlichkeit. Wandern iſt aller⸗ dings etwas ganz anderes als Spazierengehen im Sonntags⸗ ſtaat, es fordert ungewohnte Anſtrengungen und verlangt Verzicht auf ſo manches, was ſonſt den Sinn des jungen Mädchens füllte. Wandern heißt „auf eigenen Füßen gehen, mit eigenen Augen ſehen und ſich einen frohen Sinn bewahren“. Die folgenden Ratſchläge ſollen nun dazu dienen, allen jungen Mädchen, die das Wandern „lernen“ wollen, manche unliebſame Erfahrung und unnötige Enttäuſchung zu erſparen und ſollen es ihnen erleichtern, recht bald die ungetrübte Wanderfreude zu gewinnen. Zunächſt ſei einiges geſagt über die zwechkmäßigſte Kleidung und Ausrüſtung einer jungen Wandrerin. Die Kleidung ſei einfach, bequem, dauerhaft, zweckentſprechend; ſie darf an keiner Stelle den Körper beengen 149 oder irgendeinen, den Blutumlauf oder die Tätigkeit der inneren Organe ſtörenden Druck ausüben; Korſetts, enge Leibchen und Gürtel, ſowie Strumpfbänder ſind zu verwerfen. Am beſten richtet man ſeine Kleidung fürs Wandern nach Art der Reform⸗ oder Frauenturnkleidung ein; die Unter⸗ kleidung wird abgeſchloſſen durch eine Turn⸗ oder Sporthoſe, über der man einen fußfreien, dunklen Rock aus Wollſtoff (Loden) trägt; ſehr vorteilhaft iſt es, den Rock zum Abknöpfen einzurichten, damit man ihn vorkommendenfalls (z. B. beim Klettern) ſchnell ablegen kann. Die Bluſe ſei aus feſtem und nicht zu hellem Stoffe, wie es überhaupt nicht praktiſch iſt, Waſchkleider auf Wanderungen anzuziehen; ihnen ſieht man ſchon nach eintägigem Gebrauch die Spuren der Wanderung an, und außerdem gewähren ſie keinen Schutz gegen die Un⸗ bilden der Witterung. Als Kopfbedechung dient eine Sport⸗ mütze oder ein Filzhut ohne Aufputz, im Sommer wohl auch ein Strohhut, der durch Regen nicht gleich Form und Aus⸗ ſehen verliert. Als Schutz gegen Kälte und Regen gehört zur Ausrüſtung auch eine Pelerine aus waſſerdichtem Loden⸗ ſtoff oder wenigſtens ein Umſchlagetuch. Beſondere Aufmerk⸗ ſamkeit muß man der Fußbekleidung zuwenden: nicht zu dünne Strümpfe, deren Fußteil ungeſtopft iſt, ſowie feſte Schnürſtiefel mit niedrigen, breiten Abſätzen und Doppelſohlen. Eine Wandrerin darf nicht Staat machen wollen mit zierlichen Füßchen, die eingepreßt ſind in enge und elegante Stiefelchen mit hohen, geſchweiften Abſätzen; bequem und dauerhaft muß das Wanderſchuhwerk ſein, und manche im Wandern Un⸗ erfahrene, die nicht auf die beliebte enge Fußbekleidung ver⸗ zichten zu können glaubte, hat Lehrgeld bezahlt, dergeſtalt, daß ſie am Abend nach einer verſuchten Wanderung Blaſen an den Füßen und Löcher in den Stiefeln hatte. Neues Schuhwerk muß man erſt auf kürzeren Ausgängen austreten, ehe man es zu Wanderungen anzieht. Wer empfindliche Füße hat, muß auch bei kürzeren Wanderungen ein Paar Strümpfe zum Wechſeln im Ruckſack haben. Der ans Wandern Ge⸗ wöhnte bleibt auch bei Regen und im Winter nicht zu Haus; da muß allerdings für die Füße noch etwas mehr geſorgt werden. Zum Schutze gegen Näſſe und Kälte empfiehlt es ſich, Gamaſchen über die Stiefel und Strümpfe zu ziehen, oder noch beſſer ſogenannte Wadenbinden (Wickelgamaſchen). Die Oberkleidung ſei aber im Winter nicht viel dicher als im Sommer; nur für Eiſenbahnfahrten und für die nötigen Ruhe⸗ pauſen muß man etwas zum Ueberziehen mithaben (z. B. einen Schwitzer). — Es iſt nun durchaus nicht notwendig, 150 daß eine Anfängerin im Wandern ſich ſofort vom Kopf bis zu den Füßen neu ausrüſten muß, das kann auch nach und nach geſchehen; bis dahin tun es auch die gewohnten Kleider; doch wird durch das Vorhandenſein geeigneter Wanderkleidung zugleich die übrige geſchont; denn gerade die nicht recht fürs Wandern geeignete Kleidung wird dabei ſtark abgenützt, wenn nicht gar verdorben. — Die Hand bewaffnet ſich am beſten mit einem feſten Stock mit gebogenem Griff und eiſen⸗ beſchlagener Spitze. Alles, was ſonſt noch zur Ausrüſtung der Wandrerin gehört, das birgt ihr treuer Begleiter: der Ruckſack. Dieſer hat durch ſeine Vorzüge alles früher gebräuchliche Wander⸗ gepäck aus dem Felde geſchlagen. Man wähle den Ruchſach nicht zu klein; denn ein großer, nicht vollgepackter Ruchſach läßt ſich viel angenehmer tragen als ein kleiner, der durch denſelben Inhalt aber ſchon vollgepfropft iſt. Die Ruchſack⸗ riemen müſſen ordentlich breit ſein, damit ſie an den Schultern nicht drüchen. Was der Ruckſack enthalten ſoll, das richtet ſich zunächſt danach, wie lange die Wanderung dauern ſoll; bei einer eintägigen Wanderung wird er außer dem Tages⸗ proviant und der Pelerine nicht viel enthalten; ſoll aber die Wanderung ſich über mehrere Tage erſtrecken, ſo gehören einige Wäſcheſtüche zum Wechſeln, Hausſchuhe für den Abend, ſowie die nötigſten Dinge für die Körperpflege u. a. in den Ruckſack. Auch für dieſen gilt die goldene Lebensregel von der Ordnung; der Inhalt des Ruchſaches darf kein wüſtes Durch⸗ einander ſein. Alles, was in den Ruckſack ſoll, wird in einzelne Beutel verteilt, die man ſich aus geeigneten Stoffreſten ſelbſt nähen kann; ſo gibt es einen Proviantbeutel, einen Wäſchebeutel, einen Schuhbeutel, einen Beutel für die not⸗ wendigſten Erforderniſſe zur Körperpflege (Seife, Waſchlappen, Zahnbürſten, Kamm u. dergl.). — Wie alles, ſo muß auch das Ruckſackpacken gelernt werden; wer ſeine Habſeligkeiten ohne Ueberlegung hineinſtopft, wird manchmal dann beim Tragen den „dummen“ Ruckſack verwünſchen und ſich wundern, wie ein andrer unter der Laſt eines noch viel größeren Ruch⸗ ſackes einhergeht, als ſpürte er ihn kaum. Der Ruckſack muß breit und flach gepacht werden, damit er ſich dem Rücken anſchmiegen kann; nichts iſt häßlicher und unangenehmer, als wenn der Ruckſack wie eine vollgeſtopfte Kugel auf dem Rüchen hin⸗ und herbaumelt, oder wenn ein kantiger Gegen⸗ ſtand die Schulterblätter wund reibt; ſolche echige Dinge wird man natürlich nicht zu unterſt, d. h. dem Rüchen am nächſten, unterbringen, dahin wird man die Pelerine oder den Wäſche⸗ 151 beutel oder dergl. legen. In die Außentaſchen des Ruch⸗ ſackes gehören Führer, Karten und ähnliche Dinge, ein Pächchen mit Nähzeug und Sicherheitsnadeln nicht zu vergeſſen. Bei einer eintägigen Tour wird den übrigen Hauptinhalt des Ruck⸗ ſacks der Tagesproviant bilden. Welcher Art dieſer iſt und in welcher Menge dieſer mitgenommen werden ſoll, das richtet, ſich ſehr nach den Bedürfniſſen und dem Geſchmack des ein⸗ zelnen, ſchließlich auch nach ſeinem Geldbeutel; in Betracht zu ziehen iſt auch, ob die Wanderung durch Gegenden mit vielen oder wenigen Unterkunftsgelegenheiten führt; je mehr man auf ſich ſelbſt angewieſen iſt, deſto mehr muß man die Bedürfniſſe eines Tages ſchon beim Packen des Ruchſackes beachten. Das letztere geſchieht zweckmäßigerweiſe ſchon am Abend vor der Wanderung, da früh oft die nötigſte Zeit dazu fehlt. Es mag ſchon hier geſagt werden, daß die Wanderung am ſchönſten iſt, bei der man dank dem wohlgefüllten Ruck⸗ ſack frei von dem Zwange, von Zeit zu Zeit nach Gaſtſtätten ſuchen zu müſſen, bleiben kann, wo es einem am beſten ge⸗ fällt, ganz abgeſehen davon, daß eine Wanderung ohne öftere Einkehr natürlich auch billiger iſt. Was man mitnimmt, ſei, wie überhaupt die Koſt auf jeder Wanderung, einfach und geſund, gut verdaulich und nicht allzu leicht verderblich; der Ruchſack ſoll nicht ein kleiner Delikateſſenladen ſein, mit ſolchen Dingen verdirbt man ſich nur den Magen; aus demſelben Grunde ſind Süßigkeiten zu meiden, außer ein wenig Schoko⸗ lade oder einigen Stüchen Würfelzucker. In der Hauptſache wird der Tagesproviant aus belegten Broten oder Brot im ganzen und haltbarer Wurſt oder dergl. als Zukoſt beſtehen, auch gekochte Eier und beſonders friſche und getrocknete Früchte eignen ſich gut. Einen ſehr empfehlenswerten Proviant ſtellen Maggis Erzeugniſſe (⸗Suppen, Bouillonwürfel und⸗Würze) dar. Beſitzen ſie doch großen Nahrungswert und vereinigen bequeme, raſche Zubereitungsweiſe mit leichtem Gewicht. Proviant, der leicht zerquetſcht werden und dann im Ruckſack garſtige Flecken verurſachen kann, muß beſonders gut verpackt werden. Sehr zu empfehlen und in waſſerarmen Gegenden notwendig iſt das Mit⸗ nehmen einer Flaſche mit Tee, Kaffee oder auch nur Waſſer, deſſen Geſchmack mit dem Safte einer Zitrone etwas aufgefriſcht werden kann. Am beſten eignen ſich dazu ſogenannte Feldflaſchen aus Aluminium mit Filzüberzug; weniger praktiſch ſind Glasflaſchen mit Lederbezug. Alkoholiſche Getränke jeder Art ſind durchaus zu verwerfen; jeder Wanderer ſollte mindeſtens während der Dauer ſeiner Wanderung Abſtinenzler ſein, da Alkohol, auch ſchon in kleinen Mengen, die körperliche Leiſtungsfähigkeit 152 und die Auffaſſungskraft der Sinne unter allen Umſtänden herabſetzt. Selbſt abends nach vollbrachter Tagesarbeit ſollte der auf ſeine Geſundheit bedachte Wanderer die günſtige Wirkung des Wanderns nicht durch Alkoholgenuß nachträglich herabmindern oder gar aufheben. Der geſündeſte Trunk iſt immer der aus friſcher Quelle; leider iſt er nicht überall zu haben; es iſt aber auch gar nicht notwendig, gleich trinken zu müſſen, wenn man etwas durſtig iſt, es iſt ſogar beſſer, ſich an den Durſt zu gewöhnen. Auch wenn man erhitzt iſt, braucht man ſich vor dem Genuß kalten Waſſers nicht zu ſcheuen, nur muß man dabei etwas vorſichtig ſein und wenigſtens warten, bis ſich der Atem beruhigt, und ſoll dann langſam trinken und nicht zuviel; auch Uebergießen der Hände und Unterarme führt eine wirkſame Abkühlung herbei. Eine jede Wanderung muß ſorgfältig vorbereitet werden. Nur jemand, der in dem zu beſuchenden Gebiete ganz zu Hauſe iſt, darf auch einmal aufs Geratewohl hinausgehen; jede andere muß vorher fleißig Führer und Karten ſtudieren, ſich auch mündlichen Rat holen, wo das möglich iſt; die Fahrpläne der Eiſenbahnen und Dampfſchiffe müſſen genau angeſehen werden auf die möglichen Gelegenheiten zur Aus⸗ und Heimfahrt. Dann wird ein genauer Plan entworfen, der auf jeden Fall den Nutzen hat, daß man ſich in dem beſuchten Gebiet nicht zu fremd fühlt, wenn er auch ſchließlich nicht ganz ſo durchgeführt wird, wie er gedacht worden iſt. Manch⸗ mal zwingen unvorhergeſehene Zwiſchenfälle zur Aenderung oder Abkürzung der Wanderung, z. B. Regenwetter. Man ſollte aber nicht gleich bei den erſten Tropfen die Waffen ſtrechen, auch eine Regenwanderung kann ganz genußreich ſein, natürlich nur dann, wenn man geeignet gekleidet iſt. — Wer erſt an⸗ fängt zu wandern, ſoll ſeine Ziele zunächſt in der engeren Heimat ſuchen; erſt dann ſoll er, immer an Bekanntes an⸗ hnüpfend, weitere Kreiſe ziehen. Auch davor ſoll man ſich hüten, auf einmal recht viel ſehen zu wollen; lieber ſoll man einmal auf einen berühmten „ſchönen Punkt“ verzichten, als daß man ſeine Sinne durch Ueberladung abſtumpft. — Schön iſt die Natur draußen zu jeder Jahreszeit, und deshalb ſoll man auch in jeder Jahreszeit wandern, ſelbſt im Winter. Die Zeit, in der man ſich, einige beſondere Naturfreunde nicht gerechnet, nur im Spätfrühling und Sommer hinauswagte, liegt eigentlich nur wenige Jahre zurück, im Winter und den angrenzenden Uebergangszeiten blieb man hübſch zu Hauſe. Jetzt erſt beginnt man, auch Winterwanderungen wegen ihres geſundheitlichen und abhärtenden Einfluſſes zu ſchätzen, und 153 wer einmal an einem ſchönen Wintertage hinausgezogen iſt durch beſchneite Wälder und Berge und das herrliche Bild einer Winterlandſchaft in ſeiner wunderbaren Ruhe und ſtillen Größe geſehen hat, der wird die Erinnerung daran zu den ſchönſten ſeines Wanderlebens zählen. Und ſelbſt wenn man ſich durch Schneeſturm und Winternebel hindurcharbeiten muß, iſt es ſchön draußen, und je toller das Wetter war, deſto beſſer ruht ſich's dann am wärmenden Ofen. Freilich darf man, das muß beſonders betont werden, eine ſolche Wande⸗ rung nur bei genügender Ausrüſtung (Kleidung und Schuh⸗ werk) wagen. Die Schönheiten der Winterwanderung werden ſich allerdings ganz nur dem offenbaren, der auf Schneeſchuhen über die Schneedecke dahingleitet, doch auch der Fußwanderer kommt voll und ganz zu ſeinem Rechte. — Man ſoll auch nicht darauf beſtehen, jedesmal nach neuen Zielen wandern zu wollen, dann wäre die Heimat bald erſchöpft, und es machten ſich größere und teure Eiſenbahnfahrten nötig, die dann die Koſten beſonders bei Tageswanderungen bedeutend erhöhen würden. Wer fleißig wandert, wird bald auch nach demſelben Ziele gern zwei⸗ oder mehrmals wandern, vielleicht zu verſchiedenen Jahreszeiten, denn dieſe geben der Landſchaft immer wieder ein anderes Geſicht. Wer wandern will, muß zeitig aufſtehen, „mit der Sonne heraus“; die Morgenwanderung iſt die ſchönſte. Im Anfang gehe man nicht zu ſchnell, erſt nach und nach nimmt man eine ſchärfere Gangart an; immer aber muß man ſich nach ſeinen Kräften richten; eine Wanderung ſoll nicht erſchöpfen, der Wanderer kein „Kilometerfreſſer“ oder Wettgeher ſein. Nach mehrſtündigem Wandern erfolgt eine Frühſtücksraſt, nach der die Wanderung bis gegen Mittag fortgeſetzt wird. Die Mittagspauſe wird reichlich bemeſſen, einmal, um dem Körper die nötige Ruhe zu gönnen, dann aber auch, um die im Sommer läſtige Hitze vorbeizulaſſen, im Frühling und Herbſt aber, um die wärmende Mittagsſonne zu genießen. Im Winter wird man freilich das Wirtshaus aufſuchen müſſen, aber ſonſt iſt es am ſchönſten, draußen im Freien zu ruhen. Beſonderen Reiz verleiht es dieſem Lagerleben, wenn man dabei abkochen kann. Recht praktiſch ſind dabei die Aluminium⸗ Rocher mit Spiritusbrenner, für eine größere Anzahl von Teil⸗ nehmern iſt es aber beſſer, bei Holzfeuer im Kochloch zu kochen. (Siehe beſonderen Aufſatz!) Im Walde iſt es jedoch aus Gründen des Waldſchutzes im allgemeinen verboten, Feuer anzuzünden; daß man auch ſonſt die größte Vorſicht anwenden muß, iſt ſelbſtverſtändlich. Natürlich wird man ſich bei dieſen 154 Gelegenheiten mit einfach herzuſtellenden Speiſen begnügen: Maggi⸗¹), Erbswurſtſuppen, Kahao, auch Eier laſſen ſich hier in verſchiedener Weiſe zubereiten, ja ſogar einige Fleiſch⸗ ſpeiſen kann man in dieſer einfachen Feldküche ohne beſon⸗ dere Schwierigkeiten herſtellen. Den Schluß der Mittagsraſt bildet eine kurze Ruhe auf dem Wetterkragen im Schatten eines Baumes. Dann wird friſch weiter gewandert, bis das Ziel des Tages erreicht iſt. — Wie beim Wandern im all⸗ gemeinen, ſo gilt beſonders beim Bergſteigen erſt recht die Regel: „Eile mit Weile!“ Nur der unerfahrene Reuling will einen Berg im erſten Anlaufe erſtürmen. Lieber ſoll man ſich durch öftere Rüchblichke des ſchon Errungenen freuen, als daß man mit Seufzen immer wieder die noch zu überwindende Höhe mißt. Beſchert das Glück eine ſchöne klare Ausſicht, ſo genieße man vor allem die Schönheit des Landſchaftsbildes im ganzen, dann erſt ſuche man die Einzelheiten zu erkennen, indem man die bemerkenswerteſten Punkte (Berge, Gewäſſer, Orte) an der Hand der Karte zu benennen verſucht. Die Kenntnis der Heimat wird dadurch gefördert, und man erhält dabei wohl auch die Anregung, einmal nach jenem Berg zu wandern oder jenes Tal zu durchſtreifen. Ein Wanderer ſoll ſich immer als Freund der Natur er⸗ weiſen, er darf ſie nicht als einen Gegenſtand anſehen, an den er ſein Mütchen kühlen kann. In einer Wandergeſellſchaft ſoll es fröhlich zugehen, liegt es ja ſchon in dem Worte „Wanderluſt“, daß zum Wandern ein fröhliches Gemüt ge⸗ hört. Es gibt aber viele, die wiſſen nicht die Grenze inne⸗ zuhalten zwiſchen harmloſer Fröhlichkeit und Albernheit, ja bei vielen bricht ſogar die Roheit durch. Wie mancher ſieht den Hauptzweck eines Ausfluges darin, daß er ſeinen Launen die Zügel ſchießen laſſen kann ohne Rüchſicht auf andere Leute, deren Eigentum oder auf die Natur. Mancher kann es nicht verſtehen, daß ein Landmann zornig werden und ſich der Geſetzeshandhaben bedienen kann, wenn ihm die Leute in die Wieſen und Felder laufen. Am rückſichtsloſeſten iſt ¹) Maggis Suppenwürfel (Preis 10 Pfg. für 2—3 Teller, mehr als 30 verſchiedene Sorten) enthalten alle natürlichen Beſtandteile hausgemachter Suppen und ſchmecken, nur mit Waſſer kurze Zeit gekocht, ebenſo kräſtig wie die beſten Fleiſchſuppen. Behanntlich, bildet eine ſchmackhafte Suppe die beſte Grundlage des Mittageſſens; ſie bereitet den Magen vor, leitet die Verdauungstätigkeit ein und bringt die Nahrungsſtoffe in der bekömmlichſten Form in den Körper. Auch wird eine kalte Koſt durch die vorausgegangene Suppe weſent⸗ lich beſſer verdaut und ausgenützt. 155 in dieſer Beziehung der weibliche Teil der Wanderluſtigen. Oft geht das Blumenpflücken ſchon am frühen Morgen los; bald iſt der Strauß verwelkt, er wird weggeworfen; ſein Schickſal teilen im Laufe des Tages noch einige andere, bis endlich der letzte im beſten Falle mit nach Haus genommen wird. Eine Blume ſieht immer da am ſchönſten aus, wo ſie wächſt und ſolange ſie daſteht, können ſich noch viele Wanderer an ihr freuen. Auch der Tierwelt gegenüber verhalte man ſich ſchonend. Man muß nicht jedes Reh, das am Wald⸗ rande graſt, durch Rufen od. dergl. in die Flucht treiben, nicht jeder Schmetterling muß gefangen und jeder brütende Vogel geſtört werden. Zu den Rückſichtsloſigkeiten gegen die Natur gehört es übrigens auch, an den Raſtplätzen Papier, Wurſt⸗ und Eierſchalen und andere Speiſereſte, Flaſchen (die womöglich noch zerſchlagen werden) u. dergl. liegen zu laſſen. Wald und Feld ſind nicht Sammelplätze für allerlei Unrat; manchmal ſind gerade die lieblichſten Punkte durch ſolche Dinge verunziert. Es iſt eine geringe Mühe, dieſe Reſte auf eine Weiſe zu beſeitigen, die niemandes Auge beleidigt. — Auch die Sitten und Anſchauungen der Bewohner fremder Gegenden dürfen für den Wanderer nicht Gegenſtand des Spottes ſein, mögen ſie ihm noch ſo wunderlich erſcheinen. Zum Schluß aber rufe ich Euch zu: Holt Euch immer und immer wieder beim Wandern friſche Augen und friſche Herzen, auf daß Ihr jung bleibt im Gemüt, wenn auch die Haare bleichen. Dieſes Jungbleiben durchs Wandern preiſt ſo manches deutſche Lied, wie überhaupt kein Volk einen ſo reichen Schatz an köſtlichen Wanderliedern beſitzt als das deutſche. So beſingt nebſt Eichendorff unſer Goethe die Herrlichkeit des Wanderns ſo ſchön in ſeinem „Wanderlied“ und darum ſoll er hier das letzte Wort behalten: Bleibe nicht am Boden haften, Friſch gewagt und friſch hinaus! Kopf und Arm mit heit'ren Kräften, Ueberall ſind ſie zu Haus; Wo wir uns der Sonne freuen, Sind wir jeder Sorge los, Daß wir uns in ihr zerſtreuen, Darum iſt die Welt ſo groß. 156 157 Fünfter Abſchnitt. Abkochen im Freien. Brotbacken. Von Hauptmann M. Bayer, Dresden. Bevor man im Freien ein Feuer anzündet, entfernt man ſorgfältig alles in der Nähe befindliche trockene Gras, Heide⸗ kraut, Laub uſw. Denn wie viele Gras⸗ und Waldbrände ſind ſchon durch den Leichtſinn unerfahrener Reulinge ver⸗ urſacht worden! Ein Kochfeuer legt man am beſten in einer kleinen Ver⸗ tiefung an, wobei man eine grubenförmige Oeffnung in der Richtung ausſchachtet, aus der der Wind kommt, damit die friſche Luft Zutritt hat. Den Kochkeſſel ſtellt man über das Feuer, indem man ihn mit dem Rand auf Steine ſtützt. Dabei fällt er freilich leicht um, wenn man nicht aufpaßt. Oder man ſteckt zwei gegabelte Zweige zu beiden Seiten des Feuers in den Boden, legt einen feſten Stock über die Gabeln, und hängt den Kochtopf an dieſen Stock. Am einfachſten aber ſtellt man das Kochgeſchirr mitten in die Glut. Es hat wenig Wert, theoretiſch lernen zu wollen, wie man Feuer im Freien anzündet; die Pfadfinderin muß das praktiſch erproben. Als Anhalt mögen folgende Hinweiſe dienen: Zuerſt häuft man ganz kleine Späne von trockenem Holz zuſammen, dazu bringt man Stroh, Heu oder Papier, darüber ſtellt man kleine Hölzer pyramidenförmig aufrecht gegeneinander. Run zündet man an (wozu der Neuling meiſt viel zu viel Streichhölzer braucht), und ſobald das Feuer luſtig brennt, werden ſtärkere Holzſtücke hinzugelegt. Es kommt weniger darauf an, daß eine große Flamme flachert, als daß viel glühende Holzkohle entſteht. Zum Waſſerkochen dient am Feldherd gewöhnlich ein Zinn⸗ oder Aluminiumgeſchirr. Darin kann man das Gemüſe Feldküche. hochen oder das Fleiſch ſieden laſſen. Oft wird es indes auch nötig ſein, das Fleiſch ohne Gefäß braten zu können. Das geſchieht am beſten, indem man es mit Salz und Pfeffer beſtreut, dann auf ſpitze Stöche ſtecht und nahe dem Feuer aufhängt, bis es geröſtet iſt. Man kann auch, wenn man keinen Kochgeſchirrdeckel hat, den Deckel einer alten Cakes⸗ oder Konſerven⸗Büchſe als Bratpfanne benützen. Dann muß man Fett oder Waſſer zuſetzen, damit das Fleiſch nicht an⸗ brennt, bevor es gar iſt. Fleiſch kann auch, in einen naſſen Bogen Papier ein⸗ geſchlagen oder mit einer Hülle von Lehm umgeben, in die glühenden Holzkohlen gelegt werden, wo es von ſelbſt braten wird. Bögel und Fiſche können auf die gleiche Weiſe zu⸗ bereitet werden. Dabei iſt es nicht nötig, den Vogel vorher abzurupfen, wenn man ihn in Lehm einwickelt. Die Federn verkleben nämlich mit dem Lehm, ſobald er in der Hitze hart wird. Wenn man dann den Lehm aufbricht, wird der Vogel ohne Federn, wie eine Nuß aus ihrer Schale, gebraten heraus⸗ Kommen. Bögel rupft man am leichteſten gleich nach dem Töten ab. Man kann auch Fleiſch beim Fehlen von Waſſer auf folgende Art zubereiten: Das Kochgeſchirr wird mit würfelförmigen Fleiſchſtüchen von etwa 2 cm Durchmeſſer, mit dazwiſchen gelegten Pfeffer⸗ körnern, Salz und einigen Lorbeerblättern gefüllt, feſt ge⸗ ſchloſſen, in ein mit glühenden Holzkohlen halbgefülltes Loch von etwa 50 cm Breite und Tiefe geſtellt, mit glühenden Holzkohlen umgeben und bedecht; darüber wird eine leichte Schicht Boden gebracht. Nach zwei bis drei Stunden iſt das Fleiſch weich, ſaftig und ſehr ſchmackhaft; auf dem Boden des Kochgeſchirrs hat ſich der Fleiſchſaft angeſammelt. Bei Zinn⸗Kochgeſchirren kommt es vor, daß Zinn vom Dechel abtropft und ſo das Fleiſch ungenießbar macht. Kabobs. Fleiſchſchnitte am Spieß. Man ſchneidet das vorher tüchtig geklopfte Fleiſch in etwa 1—2 cm diche Scheiben, dieſe wieder in kleine Würfel von etwa 3 cm Länge. Eine Anzahl dieſer Würfel reiht man an einen Stoch oder eiſernen Stab auf und ſtellt dieſen entweder an das Feuer oder hängt ihn bei fortwährendem Drehen über ſtarke Glut auf, bis das Fleiſch gebraten iſt. Ein hölzerner Stock wird am beſten zuvor naß gemacht, damit er nicht anbrennt. Jägerbraten. Man ſchneidet das Fleiſch in kleine Würfel von etwa 3 cm im Quadrat. Dann ſchabt und zerhackt man etwas Gemüſe, wie Kartoffeln, Rüben, Zwiebeln 2c., 158 und wirft es in das Kochgeſchirr. Man füllt dieſes dann bis zur Hälfte mit reinem Waſſer oder mit Suppe. Man miſcht darauf Mehl, Salz und Pfeffer zuſammen, reibt das Fleiſch feſt hinein und tut es in den Keſſel. Es muß gerade genug Waſſer da ſein, um die Speiſen zu bedecken — nicht mehr. Man laſſe das Koch⸗ geſchirr in der Holzkohlenglut ſtehen und etwa !¹ Stunde gelinde kochen. Die Kartoffeln müſſen am längſten kochen. Wenn dieſe weich genug ſind — man prüfe ſie mit einer Gabel — dann iſt das ganze Gericht fertig. Alle Arten von Dünſten und Schmoren ſind dem Anröſten am Feuer vorzuziehen, denn man muß vor dem Eſſen die geröſtete Kruſte ſtets erſt abſchaben. Dadurch geht viel Fleiſch verloren, und oft iſt dann das Innere noch ziemlich roh. Aber röſten iſt immer noch beſſer, als rohes Fleiſch genießen oder gar hungern. Viel Mühe und viel Zeit ſpart man natürlich, wenn man Konſerven oder die bekannten Maggi⸗Erzeugniſſe zur Hand hat. Eine gute Bouillon wirkt ſtets belebend auf das Nerven⸗ ſyſtem und ſchafft überraſchend ſchnelle Erholung von körper⸗ licher und geiſtiger Anſtrengung. Mit Maggis gebrauchsfertigen Suppen⸗Bouillonwürfeln iſt auch der Wanderer jederzeit und aller⸗ orten imſtande, draußen ſofort, nur durch Uebergießen mit kochen⸗ dem Waſſer, eine Taſſe vorzüglicher Fleiſchbrühe zu bereiten. Auch der Mitnahme einer kleinen Flaſche Maggis Würze kann nur das Wort geredet werden. Die Pfadfinderin muß ſich auch ihr Brot backen können. Teig bereitet man folgendermaßen zu: Man bringt Mehl, Backpulver, das man auch Trockenhefe heißt, und eine oder zwei „Priſen“ Salz — immer doppelt ſoviel Bachpulver wie Salz — in das Kochgeſchirr, mengt alles gründlich mit Löffel oder Stab. Dann wird warmes Waſſer von etwa 45 hinzugegoſſen, der Teig tüchtig damit verrührt und allmählich ſo viel Waſſer hinzugeſetzt als nötig iſt, um den Teig voll⸗ kommen zu durchfeuchten. Dann legt man ihn auf einen Brat⸗ roſt über heiße Aſche. Man kann auch das Feuer teilweiſe bei⸗ ſeite ſchieben, legt den Teig auf den heißen Grund, häuft glühende Aſche herum und oben drauf, und läßt den Teig von ſelber bachen. In zehn bis fünfzehn Minuten ſind die Brote fertig. Auf dieſe Art können jedoch nur kleine Laibe oder Kuchen gebachen werden. In Südweſtafrika waren die Mehlflinſen eine Leibſpeiſe unſerer Soldaten. Sie brieten im Kochgeſchirrdechel flache Stücke des auf obige Art — meiſt jedoch ohne Bachpulver — hergerichteten Teiges in zerlaſſenem Nierenfett auf beiden Seiten. Konnte ſich der Leibkoch den Luxus leiſten, Zucher 159 zum Teige zuzuſetzen, ſo war für den afrikaniſchen Fein⸗ ſchmecher das Omelett fertig. Ein Zuſatz von Milch iſt dabei immer etwas Köſtliches. Da man nicht immer Büchſenmilch zur Hand hat, ſollte die Pfadfinderin ſich nicht ſchämen, auf ihren Wanderungen einmal auch beim Melken zuzuſehen. Sonſt kann man neben einer milchſpendenden Kuh verdurſten. Auch Milch in Pulverform, wie ſie jetzt als „Kuh in der Tüte“ in den Handel gebracht wird, iſt bei Ausflügen ſehr zu empfehlen.“) Um richtiges Brot zu backen, drückt man den Teig in einen vorher mit Mehl beſtreuten irdenen Topf oder ein Metall⸗ kochgeſchirr und verſchließt dieſe Gefäße gut. Gleichzeitig gräbt man eine Grube, in der das Gefäß reichlich Platz hat; mit der ausgehobenen Erde erhöht man die Seitenwände der Grube. In dieſer zündet man ein Feuer an, läßt das Holz nieder brennen, bis noch glühende Kohlen vorhanden ſind, legt dann das Geſchirr mitten in die Glut hinein und häuft auch ſolche ringsherum. Nach etwa einer halben Stunde iſt das Brot fertig gebacken. Sechſter Abſchnitt. Geſchicklichkeit. Von Hauptmann M. Bayer, Dresden. Eine Pfadfinderin muß ſich in jeder Lebenslage draußen im Freien und in der Häuslichkeit zu helfen wiſſen. Welchen Lebensberuf Ihr ſpäter auch erwählt, ſo wird Euch doch jede Handfertigkeit von großem Nutzen ſein. Eine Pfadfinderin ſollte z. B. wiſſen, wie man eine Axt gebraucht, wie man Knoten bindet, wie man Schutzdächer, Laub⸗ hütten und Zelte baut. Kurz und qut, ſie muß in der Lage ſein, überall mit zuzupacken und zu helfen, und muß ſich in der ſchweren Kunſt üben, aus ſcheinbar ungenügendem Material mit Hilfe ihrer Findigkeit und Geſchicklichkeit etwas Gutes zu fertigen. Das Verknoten ſcheint zunächſt eine ſehr einfache Sache. Das iſt es aber durchaus nicht; und mancher ſchlecht gebundene Knoten hat ſchon ein Menſchenleben gekoſtet. Wie will man z. B. beim Rettungsdienſt eine Schlinge hnüpfen, ohne zu wiſſen, wie man einen Knoten in jedem Falle machen muß? Solche Knoten leiſten wertvolle Dienſte zur Rettung eines Abgeſtürzten aus einer Gletſcher⸗ oder Felsſpalte, eines Er⸗ trinkenden oder eines in Rauchvergiftung und Feuersgefahr Befindlichen. Auch Boote müſſen bei anbrechender Dämmerung, ¹) Die geſetzlich geſchützte Marke: „Kuh in der Tüte“ iſt in jeder Droquenhandlung, ſonſt auch in den Trockenmilchwerken von Arthur de Lorne, Berlin SWV., Friedrichſtr. 24, das Paket zu 20 Pfg. erhältlich. 160 161 1. Doppelschlinge zur Verbindung zweier Jaue. 2. Bogenschlinge zur Verbindung zweier Tauenden. 3. Achterschlinge, mit der man ein Tau an einem Pfahl befestigt. die gegen Druck nachgibt. 4 Gleikschlinge. 5. Rettungsschlinge die nicht nachgibt. 1Bild der Rettungsschlinge ² Bild der Rettungsschlinge. Man kann sie daher einem Manne, den man aus Gefahr retten will, um den Leib binden. G. Durchziehknoten 7. Schiffsknoten Bemerk. In obigen Bifoern. sind Tauenden so dargestellt, während Taue, Die man sieh weiter fortgesetzt zu denken hat so gezeichnet sind. Solche Knoten können wertvolle Dienſte leiſten. drohendem Sturm und Gewitter qut angeknotet werden und anderes mehr. Unter einem guten Knoten verſteht man einen, der jede noch ſo ſchwere Belaſtung aushält, ohne nachzugeben, und dabei doch wieder leicht zu öffnen iſt, wenn das nötig er⸗ ſcheint. Der ſchlechte Knoten dagegen gibt nach, wenn er ſtark in Anſpruch genommen wird, und iſt trotzdem ſo feſt verſchlungen, daß man ihn gar nicht wieder aufbekommt. v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 11 162 Vorſtehend ſind einige Knoten abgebildet, die eine Pfad⸗ finderin kennen muß. An Stelle der Stricke kann man Weiden⸗ und Haſelnußzweige verwenden, die noch biegſamer und beſſer zum Binden geeignet gemacht werden, indem man ein Ende mit dem Fuße auf dem Boden feſthält und dann die Gerten mit den Händen ſcharf in einer Richtung rundum dreht. Man ſieht ja auch häufig, daß Holz⸗ und Reiſigbündel damit zuſammengehalten werden. Mit ſolchen Ruten darf man nun frei⸗ lich nicht alle Knoten ſchlingen wollen, wie mit einem weichen Taul. Weidenhnoten. Auf Ausflügen und Gebirgstouren kann es mitunter von Wert ſein, ſich gegen die Unbilden der Witterung ein Schutz⸗ dach zu ſchaffen. Aus Stöcken und Aeſten baut man ſich einen Rahmen (ſ. unten) und füllt die Zwiſchenräume mit Laub und Reiſig oder Stroh aus. Muß man lang und bei kalter Witterung unter ſolchem Schutzdach bleiben, ſo zündet man ſich ein erhöht gelegenes Wärmefeuer davor an. — Sind keine Stangen zur Errichtung eines Schutzdachrahmens vorhanden, ſo kann man auch einfach Strauchwerk oder Rohr im Halb⸗ kreiſe in den Boden ſtecken, bis auf dieſe Weiſe ein ſchützen⸗ der Wall gegen den kalten Wind gebildet iſt. — Es iſt unmöglich, alle Fälle, in denen eine Pfadfinderin auf eigene Findig⸗ keit angewieſen iſt, aufzuzählen, und es wäre vergebliches Bemühen, für jeden Fall ein Rezept geben zu wollen. Sich auf Grund kens ſelber zu hel⸗ fen, iſt Pfadfinde⸗ rinnenkunſt, und auch geringe Mittel gut auszunutzen, iſt Geſchicklichkeit. Uebung und Beharrlichkeit führen hier allein zum Ziel. Rahmen für ein Schutzdach. Wird mit Buſchwerk oder Gras gedecht. Mit zwei ſolchen eigenen Rachden⸗ Schutzdächern läßt ſich eine Hütte erbauen. Sechſtes Kapitel. Geſundheitslehre. Wie erreicht die Pfadfinderin Willensſtärke und Kraft? Erſter Abſchnitt. Lebenskunſt. Von Stabsarzt Dr. Lion, Bamberg. 1. Geſundheitliche Pflichten. Nur ein kräftiges und geſundes Mädchen kann die Auf⸗ gaben erfüllen, die im heutigen Leben ſeiner harren. Es hat es in der Hand, ſtark und geſund zu werden. Auch wer ſchwächlich von Geburt iſt, kann ſich durch vernünftige Lebens⸗ weiſe kräftig entwicheln, während ein von Natur ſtarker Körper durch falſche Anwendung ſeiner Kräfte dahinſiechen kann. Ein alter, erfahrener. Arzt hat ſchon vor hundert Jahren gelehrt: „Die Kunſt, das Leben zu verlängern, beſteht darin, es nicht zu verkürzen.“ Luft, Licht, Sauberkeit ſind die drei Haupt⸗ mittel, geſund zu bleiben. Luft und Licht haben wir mehr auf dem Lande als in der Stadt, wo viele Leute noch in engen finſteren Wohnungen ihr Leben zubringen müſſen. Die Städte werden aber ſauberer gehalten als die Dörfer, jeder Unrat wird weggeſpült und darf die Luft nicht verunreinigen. Waſſerleitungen ſorgen für gutes Trinkwaſſer. Auf dem Lande ſterben mehr Leute als in der Stadt an anſtechenden Krank⸗ heiten, weil trotz Licht und Luft die große unerſetzbare Macht der Reinlichkeit fehlt. Die Landleute haben noch nicht überall gelernt, ihren Wert zu ſchätzen. Auch wählen ſie oft ihre Nahrung falſch und verſtehen nicht, ſie zu bereiten. Aufgabe der Pfadfinderinnen iſt, die Regeln der Geſund⸗ heitslehre, der „Hygiene“, immer weiter im Volke zu ver⸗ breiten, auf daß es immer geſünder, dadurch auch glücklicher, 11* froher und wohlhabender werde. Darum müßt Ihr erſt ſelber den Pfad kennen lernen, auf dem Ihr Euch Kraft und Geſund⸗ heit ſelbſt zu ſchaffen vermögt. Der Erfolg iſt allein von Eurem Willen, Eurer Charakterſtärke abhängig, die vor allem jedem Schlendrian energiſch zu Leibe gehen muß. Euer Vor⸗ bild wird Eure Altersgenoſſinnen anſpornen, ſo wie Ihr geſund, leiſtungsfähig, ausdauernd, willensſtark an Leib und Seele zu werden. 2. Wert der Willenskraft zur Erlangung und Erhaltung der Geſundheit. Mühelos iſt der Pfad nicht, der zum Ziele führt. Wie alles Große muß auch die Geſundheit erkämpft werden. Wenn jedem verzärtelten Mädchen, das im Winter die Ofenbank drückt, der Preis mühelos in den Schoß fallen würde, ſo wäre dies freilich bequemer als bei Sturm und Wetter ſich vom Wind, Schnee und Regen umwittern zu laſſen. Mit der Bequemlichkeit müßt Ihr brechen. Es gehört ernſter Wille dazu, morgens ein Viertelſtündchen eher aufzuſtehen, um den Körper gründlich zu waſchen, um Zeit für Turnübungen zu gewinnen, oder abends, wenn man nach des Tages Arbeit ſich nach Ruhe ſehnt, erſt an die Pflege des Körpers zu denken. Aber bedenkt! Der Körper iſt ein wertvolles Gut, das Euch der Schöpfer gab. Es iſt Eure Pflicht, ihn rein und gepflegt zu erhalten. Ihr werdet ſelber die größte Freude, das reinſte Glück darin finden. Auch Euer Charakter wird ſtark und edel werden, wenn ein ſtarker Wille, ein geſunder Körper ihn regiert. Dieſe täglich neu erprobte Willenskraft wird Euch auch in Eurem Berufe zu höheren Zielen führen. Willensſtärke wird Euch vor allem Geſundheit ſchaffen. Solltet Ihr wirklich einmal krank werden, ſo wird das feſte Vertrauen, der Wille, geſund zu werden, dazu beitragen, daß Ihr wieder geſund werdet. Eine Pfadfinderin denkt niemals ans Sterben, ſolange noch ein Atemzug in ihr lebt. Sie wird nie verzweifeln und überall ſich durchkämpfen, ſich wieder in die Höhe bringen. Seid dabei ſtets der Goetheſchen Worte eingedenk: Feiger Gedanken Allen Gewalten Bängliches Schwanken Zum Trotz ſich erhalten Weibiſches Zagen, Nimmer ſich beugen, Aengſtliches Klagen Kräftig ſich zeigen, Wendet kein Elend, Rufet — die Arme Macht Dich nicht frei. Der Götter herbei. 164 3. Krankheitskeime und ihre Bekämpfung. Biele Krankheiten werden durch winzige, nur mit dem Mikroſkop ſichtbare Lebeweſen (Bakterien (Pilze] und tieriſche Paraſiten) hervorgerufen. Sie halten ſich überall gerne auf, wo Schmutz iſt, beſonders in Aborten, Miſthaufen, Abfall⸗ ſtätten. Von dort aus können ſie in das Waſſer, in den Staub und mit dieſem, oft auch durch Vermittelung der Fliegen, in die Nahrung gelangen. Man verſchluckt dann mit dieſer oder mit dem Waſſer die Krankheitskeime, oder atmet ſie mit dem Staube ein. Bei manchen Krankheiten werden auch durch Inſektenſtiche Paraſiten eingeimpft. Dieſe gehen dann in das Blut über und machen den Menſchen krank. Das geſunde Blut enthält ebenſo wie der Verdauungsſaft des geſunden Magens Schutzſtoffe, die die kleinen Lebeweſen und ihre Gifte abtöten. Geſunden Magen und geſundes Blut erhält man ſich durch vernünftige Lebensweiſe. Außerdem muß man aber die krankheitserregenden Bakterien an ihren Brutplätzen vernichten, d. h. überall wo Schmutz iſt. Es gibt auch unſchädliche, ſogar für den Haus⸗ halt der Natur überaus nützliche Bakterien. Die Reinlichkeit iſt die größte Feindin aller Krankheitskeime. Sonnen⸗ licht tötet am beſten alle Krankheitserreger und erzeugt auch friſches, neues Blut. Ihr ſeht dies an den gebräunten Ge⸗ ſichtern aller derer, die ſich im Freien aufhalten. Sonne, Licht und Luft töten auch am ſicherſten die Erreger der Tuberkuloſe, der furchtbaren Volkskrankheit, der jährlich über 100000 Menſchen im Deutſchen Reiche erliegen. Sie entſteht dadurch, daß durch den Staub der ausgehuſtete Aus⸗ wurf Kranker von ſolchen Leuten eingeatmet wird, die an und für ſich ſchwächlich ſind oder die durch unvernünftige Lebens⸗ weiſe, ſchlechte Ernährung, Alkohol weniger widerſtandsfähig geworden ſind. Denn wenn jeder Tuberkelbazillus krank machen würde, gäbe es überhaupt keinen Menſchen mehr auf der Welt. Beſonders gefährdet ſind kleine Kinder, die auf dem ſchmutzigen Boden herumkriechen. Haltet ſie davon ab! Eure Lungen aber macht ihr am beſten durch ſtete Zufuhr reiner Luft geſund und widerſtandsfähig. Gewöhnt Euch allmählich daran, wenn irgend möglich, bei offenem Fenſter, im Winter gehörig geſchützt (nur Oberfenſter) zu arbeiten und zu ſchlafen. Benützet überhaupt jede Gelegenheit, natürlich in entſprechender Kleidung, Euch im Freien aufzuhalten. Ihr werdet bald abgehärtet und wetterfeſt bei Regen, Schnee und Wind werden. 165 4. Erhalte Deinen Körper ſauber. Lungen, Nieren und Harm ſcheiden die verbrauchten Stoffe aus dem Körper aus. Die gleiche Aufgabe erfüllt auch die Haut. Die vielen Millionen Poren der Haut ſchaffen mit der Hautausdünſtung, die bei ſtärkeren Anſtrengungen in den Schweiß übergeht, die Abfallſtoffe, die Schlacken der Körper⸗ maſchine heraus. Dieſe würden giftig werden, wenn ſie nicht durch die Hautatmung entfernt würden. Die Wichtigkeit der Haut iſt überhaupt noch viel zu wenig bekannt. Würde man die Körperhaut mit einem luftabſchließenden Firnis überziehen, ſo daß alle Poren verſtopft ſind, oder ſind drei Fünftel der ganzen Haut von Brandwunden ergriffen, ſo geht der Menſch an Blutvergiftung zugrunde. So iſt es wohl begreiflich, wie ſchädlich es wirken muß, wenn durch eingetrochneten Schweiß oder gar durch Schmutz die verbrauchten Stoffe zum Teil wieder in den Körper, in den Blutkreislauf zurüchgetrieben werden. Mancher Kopfſchmerz, manche Mattigkeit iſt darauf zurückzuführen. Ein gutes und billiges Heilmittel ſteht hier für jeden, ob reich, ob arm, zur Verfügung: Waſſer und Seife. Der Verbrauch an Seife verrät, wie ſchon der große Chemiker Liebig ſagte, den Kulturzuſtand eines Volkes wie den des einzelnen Menſchen. Wenn man ſeine Haut reinigt, reinigt man auch ſein Blut. Darum fühlt man ſich nach einem Bade, einer Waſchung, wie neu belebt. Die Waſchungen nimmt man am beſten morgens mit kaltem Waſſer und Seife vor. Wenn man dann im Zimmer bei offenem Fenſter oder im Garten 10 bis 15 Minuten turnt oder gleich nach eingenommenem Frühſtück in die Schule oder in ſeine Arbeitsſtätte geht, wird man eine angenehme Wärme empfinden. Kräftigere Naturen können morgens nach vorheriger Einſeifung ein kurzes kaltes Bad nehmen, während ſich ſchwächere am beſten Abends waſchen, kurz turnen und die Erwärmung dann im Bett finden. Die Hände muß man ſich tagsüber öfters waſchen, be⸗ ſonders aber vor Mahlzeiten, ſowie ſtets nach Benützung des Kloſetts. Ueberlege Dir ſtets, was Du tagsüber alles anfaſſen mußt und was für Hände bereits damit zu tun gehabt haben. Sauber muß auch Kleidung und Wäſche der Pfadfinderin ſein. So oft Gelegenheit dazu iſt, reichlicher Gebrauch von Schwimmbädern: aber nie zu lange im Waſſer bleiben, mit naſſem Körper nicht fröſtelnd umherſtehen, ſondern ſich in die Sonne legen oder ſchnell anziehen und ſich Bewegung machen, bis der Körper wieder warm iſt. 166 Anſtands⸗ und Reinlichkeitsregeln: Beim Leſen nicht die Finger mit Speichel zum Umblättern befeuchten. Beim Huſten und Nieſen ſtets linke Hand vorhalten. 5. Ernährung. Kräftig ſund regelmäßig eſſen, gut kauen und nicht den Magen überladen, das ſind die Grundſätze für eine zweck⸗ mäßige Ernährung. Die Koſt ſoll kräftig ſein, d. h. alle Nährſtoffe enthalten, die der Menſch braucht (Eiweiß, Fett, Kohlehydrate, Stärke⸗ oder Zuckerſtoffe, Nährſalze und Waſſer), niemals aber in einſeitiger Zuſammenſetzung. Sie ſoll gut gekocht ſein. Eine ſchlechte Köchin kann die beſten Nahrungs⸗ mittel wertlos machen, eine kochverſtändige aber aus den einfachſten Nahrungsmitteln eine kräftige bekömmliche Koſt herſtellen. Es iſt falſch, zu glauben, daß nur das Eiweiß des Fleiſches Kraft und Stärke gäbe. Fleiſcheſſer werden müde, ſchläfrig und faul. Fleiſch verführt zu unmäßigem Trinken. Daher wenig Fleiſch, deſto mehr Gemüſe, Reis und Hülſenfrüchte, ferner Eier, Käſe, Milch (gekocht!) und Früchte, vor allem Nüſſe, Orangen, Aepfel und Bananen. Eine ſolche Ernährung wird die Pfadfinderin ſtets leiſtungsfähig erhalten. Jede Nahrung gut kauen, auch die Mundſchleimhaut ent⸗ hält wichtige Verdauungsſäfte, die der Magenverdauung vor⸗ arbeiten. Niemals das Eſſen ungenügend gekaut mit Flüſſig⸗ keiten herunterſpülen. Halte die Eſſenszeiten regelmäßig inne. Iß nicht außer der Zeit, laß dem Magen Zeit zum Berdauen und zum Ausruhen. Ueberlade den Magen nie, höre auf, wenn Du ſatt biſt. 6. Zähne. Das ſchönſte Mädchen wird entſtellt durch ſchlechte Zähne. Denkt nur an die Kaiſerin Joſephine, die nur bei geſchloſſenem Munde zu lächeln wagte, damit man nicht durch ihre ver⸗ dorbenen Zähne abgeſchreckt wurde. Viele Verdauungs⸗ beſchwerden, viele Magenleiden ſind auf ſchlechte Zähne zurüch⸗ zuführen. Denn wird die Nahrung nicht ordentlich gekaut, ſo wird ſie auch nicht ordentlich verdaut. Geſtoßener Zucher löſt ſich auch leichter im Waſſer als ſolcher in Stüchen. Pflege Deine Zähne mit Sorgfalt, bürſte ſie morgens und abends, am beſten auch nach Tiſch mit Bürſte, Zahnpulver, Zahnpaſta, und zwar von oben nach unten, damit die Borſten beſſer in die Zwiſchenräume gelangen können. Zurüchgebliebene Speiſe⸗ reſte gehen in Fäulnis über und machen den Zahn faul. 167 Vermeide zu heiße und zu kalte Speiſen und Getränke (auch zu kaltes Waſſer), denn ſie ſchädigen den Schmelz der Zähne. Gehe mindeſtens einmal im Jahre zum Zahnarzt. Rechtzeitige Behandlung (Zahnfüllen) ſchützt vor andern Schmerzen und unerſetzbaren Zahnverluſten. Die Zahnbürſten nach dem Gebrauch auswaſchen und in der Luft trochnen laſſen! 7. Früh aufſtehen, lachen und vergnügt ſein. Wenn die Sonne ins Fenſter ſcheint, dann iſt es Zeit, aufzuſtehen. Die Morgenſtunden ſind die ſchönſten des Tages. Im Frühjahr und im Sommer wird die Pfadfinderin vor Beginn ihrer Tagesarbeit hinauseilen in Wald und Flur. Sie wird aber morgens nur friſch und munter ſein können, wenn ſie früh zu Bett geht und ihren Schlaf weder durch abendliche Arbeit noch durch ſogenannte Vergnügungen gekürzt hat. Ein guter, reichlicher Schlaf iſt die Hauptbedingung für die Kräftigung des Körpers und der Nerven. Wer durch redliche Tagesarbeit müde geworden, ſchläft auf hartem Lager beſſer als in weichen Federbetten. Federbetten ſind ungeſund und ſchädlich, ſie verweichlichen den Körper. Die frohe Laune, die heitere Miene, mit der die Pfad⸗ finderin nach gutem Schlafe erwacht, behält ſie dann den ganzen Tag. Auch ein häßliches Mädchenantlitz wird ver⸗ ſchönt durch ein ſonniges Lachen. Es muß das aus dem Innern heraus kommen und nicht nur äußerlich angelernt ſein. Sonſt bewirkt es das Gegenteil. Alſo lache und ſei vergnügt. Es iſt dies geſund für Leib und Seele und wird Dir über viele Widerwärtigkeiten des Lebens hinweghelfen. Aerger macht krank, ſchädigt Nerven und Magen. Einem verärgerten Menſchen ſieht man ſeine Leidenſchaften meiſt an ſeinen hageren, eingefallenen Wangen an. Laß Dich nie vom Zorn überwältigen, dadurch kannſt Du nie etwas beſſer, ſondern nur ſchlechter machen. Bleibe ſtets gleichmäßig heiter und freundlich, Du wirſt Dich beliebt bei Gott und den Menſchen machen, da Du ihnen die Freude am irdiſchen Daſein niemals vergällen wirſt. 8. Pflege der Sinne. Der edelſte Sinn, den uns der Schöpfer gab, ſind die Augen. „O, eine edle Himmelsgabe iſt das Licht der Augen“, ſagt Melchthal in Schillers „Tell“. Und doch gibt es ſoviel Kurzſichtige auf der Welt, die ſelber daran ſchuld ſind. Die Augen müſſen vor Ueberanſtrengung geſchützt werden. Man 168 vermeide auf alle Fälle das Leſen bei Zwielicht und un⸗ genügender Beleuchtung. Stets muß man bedacht ſein, daß beim Leſen oder Schreiben das Licht niemals in die Augen fällt, ſondern von hinten, oder noch beſſer, von der Seite auf das Papier. Wer viel am Schreibtiſch oder bei ſeiner Hand⸗ arbeit zu verbringen hat, bemühe ſich bei ſeinen Spaziergängen möglichſt in die Ferne, am beſten ins Grüne zu blicken. Bei unſeren Pfadfinderinnenſpielen habt Ihr genügend Gelegenheit dazu, auf dieſe Weiſe Eure Augen zu kräftigen. Die Ohren werden geſund bleiben, wenn man die Ohr⸗ muſchel täglich mit Waſſer und Seife reinigt. Das Herum⸗ bohren mit Ohrlöffeln oder gar Haarnadeln iſt unbedingt zu vermeiden. Auch durch Pflege der Rachenorgane und der Raſe (beſondere Vorſicht bei Schnupfen!) wird man vor Ohren⸗ krankheiten behütet bleiben, denn Rachen und Ohr hängen durch einen inneren Kanal zuſammen. Darum iſt die Mund⸗ pflege ſo wichtig. Eine Pfadfinderin atmet durch die Naſe und nicht durch den Mund. Dadurch wird auch der Geruchſinn gekräftigt. Auch gelangt die Atemluft von Staub und den darin ent⸗ haltenen Krankheitserregern „filtriert“, bei kalter Witterung noch dazu vorgewärmt in die Halsorgane und in die Lungen. So wird mancher Katarrh, manche Erkältung vermieden werden. 9. Genußgifte. Meide den Volksfeind Alkohol. Ihr habt gewiß nie eine betrunhene Frau geſehen. Glüch⸗ licherweiſe iſt es auch äußerſt ſelten, daß eine Frau ſo tief ſinkt. Aber iſt ſie ſo tief geſunken, ſo wirkt ſie hundertmal widerwärtiger als ein Mann in gleichem Zuſtande. Warum? Weil ſolche Ausſchreitungen den natürlichen Regungen der feiner gearteten Frauenſeele widerſtreben. Darum iſt die Frau überhaupt, insbeſondere aber die Pfadfinderin, die beſte Kämpferin gegen den Volksfeind Alkohol. Viel Gutes könnt Ihr ſtiften, wenn Ihr Eure Brüder, wenn nötig, auf den rechten Pfad führen helft. Es gibt Jungen, ſogar Studenten, die finden es verteufelt feſch und ſchneidig, wenn ſie vor Euch prahlen, ſo und ſo viele Liter Bier, ſo und ſo viele Flaſchen Wein vertragen zu können. Es muß ſchon ein recht törichtes Mädchen ſein, auf das ſolch traurige Renommiſterei einen anderen Eindruck als den des Abſcheus oder des Mitleides machen würde. Zeigt ihnen deutlich Eure Verachtung. Fragt ſie nur, was denn ſo männlich und tapfer beim Trinken und ſeinem Bundesgenoſſen, dem Tabakrauchen, ſei. Sie werden nur leere Ausflüchte machen; dann ſagt Ihr es ihnen, was 169 männlich iſt und was jede Frau am Manne ſchätzen wird: „einen ſtarken, geſunden Körper zu haben, der allen An⸗ ſtrengungen und Gefahren gewachſen, und jederzeit bereit zu ſein, ſeinem BVaterlande und ſeinen Mitmenſchen zu nützen“. Der Alkohol aber erzieht nicht ſolche Männer. Beſonders vor Anſtrengungen, zumal in der Hitze genoſſen, macht er müde und ſchlaff, er mindert die Leiſtungsfähigkeit für jede körperliche Betätigung. Der Alkoholiker iſt weniger wider⸗ ſtandsfähig gegen Krankheiten als der, der den Alkohol meidet. Seine Organe werden eher abgenutzt; Magen, Herz und Leber werden allmählich in Mitleidenſchaft gezogen. Der Trinker verliert in angeheitertem Zuſtande ſo oft die Gewalt über ſich ſelbſt, er begeht Taten, deren er ſich in nüchternem Zuſtande ſchämen würde, und wird ſo eine Gefahr für ſeine Familie, ſeine Mitmenſchen. Hütet Euch vor dem Alkohol, dem trügeriſchen Freunde, der das Gewiſſen abſtumpft. Gerade ein junges Mädchen kommt ſchon bei geringen Gaben von Alkohol in eine gefähr⸗ liche heitere Stimmung, in der es, durch trügeriſche Schmeichel⸗ worte betört, ſein ganzes Lebensglück verlieren kann. Für die Pfadfinderin iſt es daher eine heilige Pflicht, in dem Kampfe, den die Beſten des Volkes gegen den Alkohol führen, mitzukämpfen und die Vereinsarbeit der alkohol⸗ gegneriſchen, vor allem der Guttempler⸗Vereine, nach Kräften zu fördern. Zweiter Abſchnitt. Wie muß die Kleidung der Pfadfinderin beſchaffen ſein? Schriftführerin des deutſchen Verbandes zur Verbeſſerung der Frauenkleidung, Leipzig. Von Fanny Goetz, Die Pfadfinderinnen ſollen gleich den Pfadfindern eine organiſierte Truppe ſein, die man nicht nur an ihrer Tätigkeit erkennt, ſondern möglichſt auch an ihrer Kleidung. So iſt es unvermeidlich, daß auch die Mädchen, wenn irgend möglich, gleichmäßig gekleidet ſein müſſen, und das iſt gut, denn dieſe Selbſtverſtändlichkeit verhindert es, daß die Kleidung bei ihnen beſondere Beachtung findet. Sie iſt eine Berufskleidung ge⸗ worden, wohl unterſchieden von der gewöhnlichen Tages⸗ kleidung, und alle, die ſie tragen, wiſſen voneinander Beſcheid. Das Berufskleid hat beſonders zwechmäßig zu ſein. Es muß der Tätigkeit, die auszuüben iſt, angepaßt ſein, und es muß zugleich gut ausſehen. Vor allem muß die Kleidung hygieniſch richtig ſein, ſonſt kommt der von ihr umhüllte Körper nicht 170 zu ſeinem Recht. (Auch das Wandern iſt geſundheitshalber ein Teil der beruflichen Tätigkeit der Pfadfinderin.) Die Kleidung ſoll das Wohlbefinden des Körpers nicht beein⸗ trächtigen, ſondern fördern. Sie muß an Gewicht leicht ſein, ſie muß der Luft genügend Zutritt zur Haut laſſen, um die Hautausdünſtung zu regeln, ſie muß hinreichend Schutz gegen Kälte gewähren und leicht waſchbar ſein, mindeſtens ſoweit ſie dem Körper direkt aufliegt. Die Hauptvorſchrift iſt: die Kleidung darf den Körper an keiner Stelle irgendwie ein⸗ engen. Deshalb iſt bei der Unterkleidung abzuſehen von korſettartigen Kleidungsſtüchen mit Schnürung und Stahl⸗ ſtäben, von engen Bünden in der Taillengegend, bei der Ober⸗ kleidung außerdem von Halsbündchen und Leder⸗ oder gar Gummigürteln. Strümpfe und Schuhe ſollen der normalen Fußform angepaßt ſein, letztere alſo einbällig und beide nicht mit Spitze vorn in der Mitte, ſondern breit, ſo daß die Zehen beweglich bleiben und beim Auftreten und Gehen den nötigen Spielraum haben. Die Abſätze haben breit und niedrig zu ſein. Beim Strumpfhalter iſt darauf zu achten, daß er, am Leibchen befeſtigt, keinen Zug nach unten auf die Schultern ausübt. Einen Gummiring unterhalb des Knies zu tragen, iſt ganz verwerflich. Die Kopfbedechung ſoll leicht ſein, wo⸗ möglich nicht mit Hutnadeln befeſtigt. Das ſind nun eine Anzahl von Vorſchriften, die mancher erſtaunlich finden wird, weil er gar nicht weiß, warum auf die Grundlagen der Frauenkleidung ſo viel Wert gelegt wird. Daß das die Hauptſache iſt, die jedes weibliche Weſen be⸗ achten ſollte, haben die Bereine für Verbeſſerung der Frauen⸗ kleidung vor Jahren ſchon entdeckt, und auf der Internationalen Hygiene⸗Ausſtellung in Dresden 1911 haben ſie Gelegenheit gehabt, es der Allgemeinheit in der wiſſenſchaftlichen Abteilung für Kleidung und Körperpflege auf das anſchaulichſte vorzu⸗ führen. Betrachten wir alles, was von einer Pfadfinderin zu leiſten iſt, ſo ſehen wir zugleich, daß ſie kräftig und geſund ſein muß, um nirgends zurückzubleiben. „Geſunder Geiſt im geſunden Körper“ wird für ſie der eine Wahlſpruch ſein müſſen, wenn ſie den andern, „Allezeit hilfsbereit“, ſtets leicht und gern ausüben will. Es iſt verhältnismäßig wenige Jahre her, daß man begonnen hat, auch an die planmäßige Hebung der körperlichen Geſundheit und Leiſtungsfähigkeit des weib⸗ lichen Geſchlechtes ernſtlich heranzugehen. Viel mehr noch als es geſchieht, müßten die Frauen und Mädchen hier für ſich fordern und an den durch Turnvereine, ſonſtige Turnkurſe und durch die verſchiedenen Sports gebotenen Möglichkeiten 171 teilnehmen. Körperliche Uebung und Pflege können einen wirklichen und dauernden Erfolg für den weiblichen Körper aber nur haben, wenn er auch durch ſeine tägliche Bekleidung nicht gehemmt und verſtümmelt in eine Form gepreßt wird, die der von der Natur gegebenen völlig widerſpricht. Wirklich gute Haltung hat nur, wer körperlich frei entwickelt, kraftvoll iſt. Ein eingeengter Frauenkörper kann ſich wohl gerade halten, aber er wird ſtets etwas Puppenhaftes, Anmutloſes haben und zuſammenklappen, wenn er den Panzer los iſt. Wird der ſich entwickelnde jugendliche Mädchenkörper durch enge Kleidung. eingezwängt, ſo wird ſeine Geſundheit ſchwer beeinträchtigt. Lebenswichtige innere Organe, wie Leber, Magen, Nieren uſw., leiden durch den beſtändigen Druck von Korſetts, Rochbünden und Bändern. Ihre natürliche Lage wird verändert, ihre Tätigkeit gehindert. Die Blutarmut wird dadurch gefördert und der Grund zu mancherlei ſchweren Erkrankungen der Berdauungs⸗ wie ſonſtigen Unterleibsorgane wird gelegt. Die ſchlimmen Folgen ſind oft durchs ganze ſpätere Leben zu tragen. Dies iſt die geſundheitliche Seite, es iſt aber auch die ſchönheitliche da. Und gerade die Pfadfinderin, die für alle Schönheit in der Natur ein offenes Auge bekommen, für Freude und Leid der Kreatur ein lebendiges Empfinden haben ſoll, ſie muß auch eine ehrliche Achtung vor dem größten Kunſt⸗ werk der Natur bekommen, dem Menſchenkörper, die es ihr unmöglich macht, ſeine Entſtellung zu dulden. 172 Siebentes Kapitel. Stets hilfsbereit. Erſter Abſchnitt. Lebensrettung. Von Stabsarzt Dr. Lion, Bamberg. Eine der ſchönſten Aufgaben der Frau iſt es von alters her geweſen, ihren kranken oder verunglückten Mitmenſchen durch opferwillige, ſelbſtloſe Pflege Troſt, Hoffnung und Heilung zu bringen. Opfermutig hat die Frau in Krieg und Frieden nicht nur als ſtille Dulderin, ſondern vielfach auch als Heldin dieſe Aufgaben erfüllt. Mut und Tapferkeit iſt nicht Allein⸗ recht des Mannes. In manchen Lagen des Lebens wurde der Mann durch edle Frauen beſchämt. Gerade in der heutigen Zeit, da ſo viele Frauen gern und freudig auf ſich ſelbſt geſtellt den Kampf mit dem Leben aufnehmen, müſſen ſie lernen, ſich auch ohne männliche Hilfe durch alle Fährniſſe des Lebens tapfer durchzuſchlagen. Die Erziehung zur Pfad⸗ finderin ſoll Euch ſtark, mutig, ſelbſtändig, ſelbſtbewußt und hilfsbereit gegen jedermann machen. Die Pfadfinderin wird es ſtets als ihre Ehrenpflicht betrachten, wenn ſie einen Unglüchs⸗ fall nicht mehr verhüten kann, alle Maßnahmen zu treffen, dem Verwundeten oder Kranken das Leben zu erhalten. Jede von Euch kann in die Lage kommen, Zeugin eines Unglüchs⸗ falls zu ſein. Dann heißt es, nicht ſtehen und gaffen, ſondern ſchnell zuſpringen und ohne Zaudern das tun, was getan werden muß. Jede Sekunde iſt koſtbar. Ihr müßt in allen Fällen vorbereitet und Eurer Aufgabe gewachſen ſein. Blinder Eifer allein ſchadet bei beſtem Willen oft mehr als er nützt. Durch ſtürmiſches blindes Helfenwollen iſt mancher ein Opfer ſeiner Tollkühnheit geworden, ohne dem anderen wirklich geholfen zu haben. Es iſt ein großer Unter⸗ ſchied zwiſchen mutiger Entſchloſſenheit und Tollkühnheit. Jede Pfadfinderin ſollte überall, wo ſie ſich befindet, dar⸗ über nachdenken: „Was für ein Unfall kann ſich hier mög⸗ licherweiſe ereignen? Was habe ich zu tun, wenn er eintritt?“ Sie wird dann ſchnell die Mängel ihrer Aus⸗ bildung erkennen und wird ſie durch Ueberlegung abzuhelfen wiſſen. Wenn dann ein Unglücksfall eintritt, wird ſie mit Geiſtes⸗ gegenwart bereit ſein, richtig und kaltblütig einzugreifen und das Rettungswerk glücklich durchzuführen, während die anderen Leute aufgeregt hin⸗ und herlaufen, ohne vor Schreck zu einem Entſchluß zu kommen. Die Hauptgefahr bei jeder Menſchenanſammlung beſteht darin, daß ein einziger vielleicht nur unbedeutender oder gar ein⸗ gebildeter Unfall zu einer Panik führen kann, die dann erſt ein Maſſenunglück herbeiführt. Unter „Panik“ verſteht man den jähen Maſſenſchreck, bei dem die Rettung des vermeintlich oder tatſächlich bedrohten Lebens über alles geht. Die Menſchen ſuchen dann blindlings davonzulaufen, unbekümmert, ob ſie ſich nicht dadurch erſt recht ins Verderben ſtürzen. So ſpringen bei Schiffszuſammenſtößen kopfloſe Menſchen jählings ins Waſſer, bei dem Rufe „Feuer“ ſtürzen ſie ſich von hoch⸗ gelegenen Stockwerken aus dem Fenſter oder ſie ſtürmen, wie es in Theatern, Berſammlungen oder Kirchen geſchehen iſt, ſinnlos alle auf die gleiche enge Ausgangstür zu und ſehen in ihrer Angſt die anderen breiteren Türen nicht. Im Gedränge werden dann die Menſchen zu Tode gequetſcht. Dabei war oft gar keine Feuersgefahr vorhanden, ein wenig Rauch, ein auf den Boden geräuſchvoll gefallener Gegenſtand verurſachten die Panik. Eine richtige Pfadfinderin läßt ſich niemals von der Panik fortreißen, ſie behält den Kopf oben, ſucht mit einem Blick die Urſache derſelben zu ergründen und weiß dann, was ſie zu tun hat. Bei dem großen Baſarbrand in Paris im Jahre 1897 waren es gerade die Frauen, die bis zuletzt den Kopf oben behielten, während die Männer in ſinnloſer Angſt, nur auf ihre Rettung bedacht, alles niedertraten. Die Panik hatte ſonſt ruhige Männer zu wilden Tieren gemacht. Zur Ehre des Menſchengeſchlechtes muß es geſagt werden, daß ſolche Fälle zu den Seltenheiten gehören. Um eine Panik im Entſtehen zu bekämpfen, genügt es, wenn im kritiſchen Augenblicke eine oder zwei Perſonen ihre Ruhe und Geiſtes⸗ gegenwart bewahren. Genau wie die Panik anſteckend wirkt, ſo überträgt ſich auch die Ruhe auf die Menge. Z. B. beruhigt 174 die Kaltblütigkeit eines Schauſpielers, der beim Entſtehen eines Unglücksfalles unerſchüttert weiterſpielt, die Zuſchauer. Uebt Euch daher, bei plötzlichem Schreck ruhig und kalt⸗ blütig zu bleiben. Eure Führerin kann durch Proben Eure Selbſtbeherrſchung prüfen. Wahrlich, die Neuzeit kennt Beiſpiele genug von Mädchen, die im Augenblick der Gefahr Heldinnen wurden. Ihr habt gewiß ſchon von Johanna Sebus, „Schön Suschen“ gehört, deren Heldentat unſern großen Goethe zu einer Ballade be⸗ geiſterte. Sie iſt „dem Andenken der ſiebzehnjährigen Schönen und Guten aus dem Dorfe Brienen, die am 13. Januar 1809 bei dem Eisgange des Rheins und dem großen Bruche des Dammes von Cleverham, helfend unterging“, geweiht. Furcht⸗ los hatte Schön Suschen die Mutter dem entfeſſelten Element entriſſen. Sie kehrte durch die toſenden Fluten zurück, um auch die Nachbarin mit ihren Kindern zu retten und opferte ſich im Dienſte der Menſchenliebe. Im Frühjahr 1911 ging das einundzwanzigjährige Kinderfräulein Martha Belter in Berlin für das ihr anvertraute vier Monat alte Kind in den Tod. Sie warf ſich durchgehenden Pferden entgegen, die den Kinderwagen umzurennen drohten. Es gelang ihr mit Auf⸗ gebot aller Kräfte, die Pferde zur Seite zu drängen, der Kinder⸗ wagen wurde nur geſtreift. Das heldenmütige Mädchen wurde überfahren und fiel ſo ihrer mutigen Tat zum Opfer. Auch die vierzehnjährige Erika Kullrich aus Berlin rettete die in dem Badeorte Malente⸗Gremsmühlen durch ihr beherztes und entſchloſſenes Vorgehen eine ältere, mit den Wellen ringende Dame mit eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens. Ein dreijähriges Mädchen, deſſen vierjähriger Bruder auf dem Eiſe einbrach, hielt krampfhaft den ſinkenden Bruder feſt. „Kurtl, ſo komm doch“, ſo ſchrie es, und mit ſeinen ſchwachen Kräften half es dem Bruder aus dem Eisloch heraus. Das kleine Mädchen hat ſicher nicht gedacht, daß es etwas Großes tat. Auch hat ihr niemand von den Pflichten gegen die Mitmenſchen etwas erzählt. Das Gefühl, ſeinem Nächſten zu helfen, iſt dem Menſchen angeboren. Darum ſorgt, daß es Euch nie verloren gehe. Suchet alle Künſte zu erlernen, mit denen Ihr Euren Mitmenſchen einmal nützlich ſein könnt. Hier denke ich auch an die Rettungsknoten (Pfadfinder⸗ knoten), die ſchon auf Seite 161 erwähnt worden ſind. Eine richtige Pfadfinderin muß als erſtes dieſe Knoten feſt und ſicher knüpfen können, da ſie ihr bei einer Lebensrettung wichtige Dienſte leiſten können. 175 Will man einen Bewußtloſen aus einem raucherfüllten Raum herausbringen, ſo ſeilt man ihn auf folgende Weiſe an: Eine Schlinge wird um den Leib des Bewußtloſen gelegt, man führt den Strick auf der Vorderſeite zu den Füßen, legt eine zweite Schlinge um die Knöchel und ſchließlich das Ende des Strickes um die eigene Bruſt. Dann dreht ſich der Retter um, wendet ſeinen Rücken dem Bewußtloſen zu, wobei der Strick die Bruſt entlang zwiſchen ſeinen Beinen laufen muß und ſchleift ihn auf allen Vieren kriechend hinter ſich her. Rettung aus Feuersgefahr. Beim Ausbruch eines Brandes müßt Ihr vor allem die Hausbewohner alarmieren. Gleichzeitig eilt, wenn möglich, eine Kameradin zum nächſten Feuermelder, den Ihr natürlich wiſſen müßt, oder ſie telephoniert die Brandwache an. Bis zur Ankunft der Feuerwehr hilft die Pfadfinderin Leitern, Matratzen und Teppiche herbeiſchaffen, um im Notfalle aus den Fenſtern ſpringende Leute aufzufangen. Sie wird darauf bedacht ſein, Kinder und in zweiter Linie auch wertvolle Gegenſtände aus den Häuſern herauszuſchaffen und ſie während des Brandes unter ihre Obhut zu nehmen. Sie wird ferner daran denken, auch die Tiere aus den Ställen herauszuholen. Beim Eindringen in ein brennendes Haus drohen dem Retter meiſt weniger Gefahren durch die Flammen ſelbſt als durch den Rauch oder im ſpäteren Verlaufe durch einſtürzendes Gebälk. Muß man durch die Flammen hindurch, ſo umhüllt man ſich mit einer naſſen Decke. Mit dieſem Feuerſchutz⸗ Mantel kann man einige Zeit den Flammen widerſtehen. In einem raucherfüllten Zimmer bewegt man ſich kriechend vor, den Kopf tief geſenkt, immer möglichſt nahe dem Boden. Der Rauch ſteigt ſeiner Leichtigheit wegen ſchnell nach oben. Der Fußboden iſt daher verhältnismäßig am freieſten von Ver⸗ brennungsgaſen. Zweckmäßig bindet man ſich dabei ein mit Eſſig getränktes Tuch oder einen Schwamm vor Naſe und Mund. Der Gerettete wird dann in der oben beſchriebenen Weiſe angeſeilt und aus dem Zimmer herausgezogen. Steht ein Menſch in Flammen, was z. B. bei dem trotz aller Warnungen nicht auszurottenden Unfug des Feuer⸗ anzündens mit Petroleum immer noch oft vorkommt, ſo wirft man ihn flach auf den Boden und ſchlägt irgendeine Decke, einen Mantel, einen Teppich um ihn herum. Durch dieſen Luft⸗ abſchluß — daher auch durch Bewerfen mit Erde — kann man das Feuer ſchneller dämpfen als mit Waſſer. Wenn es ſich um mit Petroleum getränkte Kleider handelt, kann das Waſſer die Flamme ſogar noch anfachen und verbreiten. 176 177 In kleineren Orten werden die Pfadfinderinnen ſich ſehr nützlich machen können, wenn ſie eine Eimer⸗Doppelhette or⸗ ganiſieren, die von einem nahe gelegenen Brunnen, Fluſſe oder See bis zur Brandſtätte reicht. Die eine Reihe gibt den gefüllten Eimer von Hand zu Hand, während die andere Reihe die leeren Eimer wieder zurückreicht. Zwechmäßig löſen ſich beide Reihen von Zeit zu Zeit ab oder es übernehmen von Anfang an die größeren und kräftigeren Mädchen den Poſten bei den gefüllten Eimern. Rettung bei Gasvergiftungen. Durch Einatmung ſchädlicher, giftiger Luftarten, ſogenannte „Gaſe“, können Menſchen in ſchwere Erſtickungsgefahr geraten. Sie ſind um ſo gefährlicher, als man ſie nicht, wie bei Bränden, durch Rauchentwicklung bemerken kann. Sie ſind im Gegen⸗ teil unſichtbar und oft geruchlos, wie z. B. das Kohlenoxydgas, das durch mangelhafte Berbrennung in ſchlechten Defen entſteht. Bei Verdacht von Leuchtgasvergiftungen niemals mit offenem Licht den gefährdeten Raum betreten! Elektriſche Taſchenlaternen ſind ſehr brauchbar. Das gaserfüllte Zimmer muß friſche Luft durchſtrömen. Man ſchlägt dazu die Fenſter ein, und zwar möglichſt von außen mit Stangen oder durch Steinwürfe (niemals mit der bloßen Hand) und erzeugt dann durch oftmaliges Auf⸗ und Zuſchlagen der Türe einen kräftigen Durchzug. Erſt dann ſoll die Pfadfinderin mit einem mit v. Hopfigarten, Pfadfinderduch für junge Mädchen. 12 178 Eſſig oder mit Kalkwaſſer getränkten Schwamm vor dem Munde durch Tür oder Fenſter ins Zimmer dringen. Auch in Gruben, Schächten, Weinkellern finden ſich oft gefährliche Gaſe. Will man aus ihnen einen Bewußtloſen herausholen, ſo darf die Retterin niemals ohne Rettungsſeil hineindringen. Sie muß außerdem eine dünne Schnur an ihrem Handgelenke befeſtigen, mit der ſie dauernd ihren Kameradinnen Zeichen geben muß. Sobald dies aufhören ſollte, müſſen die Außenſtehenden die Retterin ſchleunigſt wieder herausziehen. In Schächten und Gruben kann man durch Auf⸗ und Abziehen eines aufgeſpannten Regenſchirmes giftige Gaſe zum großen Teile entfernen. Bei dem Geretteten muß unverzüglich mit der künſtlichen Atmung begonnen werden. Rettung Ertrinkender. Biele Menſchenleben gehen, beſonders im Sommer, beim Baden im Freien zugrunde. Die Berunglückten haben ent⸗ weder nicht ſchwimmen gelernt oder ſie haben ihre Kräfte überſchätzt. Jede Pfadfinderin muß ſchwimmen lernen, es ſei denn, daß der Arzt es ihr ausdrücklich verbietet. Sie wird dann von Anfang an ihr Augenmerk darauf richten, alles zu lernen, wodurch ſie ihre Mitmenſchen vom Waſſertode erretten kann. Zuerſt lernt ſie einen Rettungsring möglichſt weit einem „Ertrinkenden“ zuzuwerfen, ſpäter aber auch, ſolchen Ring ſich ſelber im Waſſer anzulegen. Fällt man ſelber bei einer Waſſerfahrt ins Waſſer, ſo ſucht man ſich möglichſt am Boote, an einem Ruder oder an einer Planke zu halten und nur mit den Beinen zu ſchwimmen, bis Hilfe kommt. Will man einen Schwimmenden in ſein Boot aufnehmen, ſo ziehe man ihn ſtets über die Rüchwand des Bootes, den „Stern“, in das Boot hinein, niemals von der Seite, da das Boot ſonſt umſchlagen würde. Beim Retten Ertrinkender muß der Retter ſeine volle Aufmerkſamkeit darauf richten, daß er dem Ertrinhenden nie⸗ mals nur einen Augenblick geſtattet, Halt an ſeiner Perſon oder an ſeinen Kleidern zu gewinnen. Sonſt beſteht die große Gefahr, daß der Ertrinkende ſich in ſeiner Todesangſt feſt an ſeinen Retter anklammert, ihn dadurch wehrlos macht und ihn mit in die Tiefe hinabzieht. Der Kernpunkt alles Erfolges iſt daher, daß der Retter jederzeit den Ertrinkenden in ſeiner Gewalt hat, niemals aber 179 umgekehrt. Die Pfadfinderin hält ſich alſo ſtets hinter dem Ertrinkenden, ruft ihm beruhigend zu, unbeſorgt zu ſein, er würde ſicher gerettet werden, müſſe aber allen ihm gegebenen Weiſungen unbedingt gehorchen. Verhält der Verunglückte ſich vernünftig, ſo dreht die Retterin ihn auf den Rücken und legt ihm die Hände flach von beiden Seiten an den Kopf. Dann wirft ſie ſich ſelber auf den Rücken und ſchwimmt mit ruhigen Beinſtößen dem Ufer zu. Unbedingt iſt darauf zu achten, daß das Geſicht des zu Rettenden ſtets über dem Waſſer gehalten wird, der Kopf liegt auf der Bruſt der Retterin. Verlaſſen jemanden, der ſonſt ſchwimmen kann, die Kräfte, vielleicht durch einen Krampf, ſo fordert man ihn auf, ſeine Zeichnung nach Uebungen in der Lersnerſchule Frankfurt a. M. Durch Güte von Dr. Marcus⸗Frankfurt a. M. übermittelt. Möglichſt viel Körper unter Waſſer! Kopf nach hinten gebeugt, damit Mund und Naſe frei von Waſſer. Nicht am Hals faſſen! Wenn möglich Mund geſchloſſen gegen eventuelles Eindringen von Waſſer. Mit dem Strome möglichſt nur ſchwimmen! — Nicht ſich überanſtrengen bei Uebungen! — Einzelheiten in dem demnächſt erſcheinenden Leitfaden über Rettungsſchwimmen. Arme um den Hals des Retters zu legen, ſo daß er, ſelbſt auf dem Rücken liegend, ſich am Retter hält. Der Retter hat Arme und Beine frei und kann, auf der Bruſt liegend, unbehindert ſchwimmen. Wehrt ſich der Verunglückte, ſchlägt er in der Todes⸗ angſt um ſich und glaubt der Retter ſich ſeiner Sache noch nicht ſicher, ſo wartet er lieber ab, bis der Verunglückte matt zu werden beginnt. Im Notfalle taucht der Retter ihn mehr⸗ mals kräftig unter. Wenn er dann halb bewußtlos iſt, faßt man ihn von hinten bei den Haaren, am Rochhragen, an den Achſelhöhlen und ſtößt ihn beim Schwimmen vor ſich her. Ein quter Schwimmer wirft ihn am beſten auf den Rüchen, packt ihn an den Armen über den Ellbogen, zieht ihm die 12* 180 Arme rechtwinklig vom Körper ab und transportiert ihn ſo ſelber auf dem Rücken ſchwimmend. Der Verunglückte kann ſich dann nicht mehr umdrehen oder ſeinen Retter faſſen, ſeine ausgeſtreckten Arme dehnen dabei die Bruſt weit aus, die Lungen werden mit Luft gefüllt und ſo die Schwimmfähigkeit des Körpers erhöht. Hat der Ertrinkende das Handgelenk des Retters ergriffen, ſo macht er dieſes durch eine Drehung und durch Druck nach dem Daumen der umklammernden Fauſt zu mit Leichtigkeit wieder frei. Dieſer vorzügliche japaniſche Handgriff ſollte auf dem Trochnen wie im Waſſer gründlich geübt werden. Selbſt ein ſchwaches Mädchen kann ſich damit aus dem Griffe auch eines ſtarken Mannes befreien, da deſſen Daumen nicht im⸗ ſtande iſt, dem Drucke des ganzen Handgelenkes zu wider⸗ ſtehen und daher ſtets nachgeben muß. Ueberſchätze niemals Deine Kräfte! Schwimme nie gegen die Strömung, ſondern ſtets mit ihr. Im Fluſſe nie dem Ertrinkenden nachſchwimmen, ſondern am Ufer vorauslaufen und ihm den Weg abſchneiden! Uebe dich auch in Kleidern und in Stiefeln zu ſchwimmen. Wo Rettung vom Boot aus oder mit Rettungsring möglich iſt, niemals aus Prahlſucht unnötig ins Waſſer ſpringen! Einbrechen auf dem Eiſe. Iſt jemand auf dem Eiſe eingebrochen, ſo wird beim Berſuche herauszuklettern, das Eis immer wieder am Rande abbrechen. Man wirft dem Berunglückten einen Strick mit Querholz zu und ruft ihm beruhigend zu, daß Hilfe nahe. Der Retter darf ſich, wenn er nicht ſelber einbrechen will, nur mit einer Leiter oder einer Stange nähern. So behält er ſelbſt eine breite Stütze und der Eingebrochene hat eine lange Handhabe, an der er ſich herausarbeiten kann. Unfälle durch elektriſchen Starkſtrom. Um einen Menſchen aus den Drähten einer Starkſtrom⸗ leitung zu befreien, darf man die Drähte nie ohne beſondere Vorſichtsmaßregeln berühren. Kann der Strom von der Zentralſtelle nicht ſofort abgeſtellt werden, ſo muß der Retter ſeine Hände mit Gummihandſchuhen verſehen, oder ſie mit einem Gummiſtoff, im Notfall auch mit dichen, abſolut trochenen Tüchern, alſo mit Richt⸗Elektrizitäts⸗Leitern zu umwicheln ſuchen. Die Füße ſollen gleichfalls mit Gummiſchuhen bekleidet ſein, ſonſt muß man ſich auf eine Glasplatte oder auf trockenes Holz ſtellen. Nach vollzogener Rettung: Künſtliche Atmung. 181 Zweiter Abſchnitt. Erſte Hilfeleiſtung bei Unglücksfällen. Ohnmachten. Urſache: Erſchöpfung infolge großer körperlicher Anſtrengungen, beſonders bei Hunger, geringem Schlaf, nach Blutverluſten. Bei ſchwachnervigen Leuten auch Angſt, Schmerz oder Schreck. Kennzeichen: Hautfarbe leichenblaß. Ganzer Körper kalt Vollkommene oder teilweiſe Bewußtloſigkeit. Puls ſchwach. Behandlung: Friſche Luft, Oeffnung aller beengenden Kleidungsſtüche. Kopf tief lagern, damit Blut wieder ein⸗ Behandlung Ohnmächtiger. ſtrömen kann. Bei Blutverluſten außerdem Beine erhöht lagern. Riechmittel (Salmiakgeiſt). Beachte: Bei Ohnmacht nach Sturz, Fall oder Schlag Kopf nicht tief lagern. Keine Riechmittel. Kopf leicht erhöht, kalte Umſchläge. Abſolute Ruhe. Bei Hitzſchlag. Kopf rot, ganzer Körper heiß, ſtarhe Atem⸗ not, zuweilen Krämpfe. Entſteht bei großer Hitze oder Schwüle nach körperlichen Anſtrengungen. Behandlung. An ſchattigen Ort lagern, Hochlegen des Kopfes, kalte Umſchläge auf Kopf und Bruſt. Reichlich kaltes Waſſer trinken laſſen. Oft lebensrettend zur Erweckung Ertrunkener, Erſtickter oder durch Blitz⸗ und elektriſche Schläge Betäubter aus ihrer oft todesähnlichen Ohnmacht. Verfahren bei Bewußtloſen, die vom Waſſertode errettet wurden. Reinigung von Mund, Naſe und Rachen von eingedrungenem Schlamm und Waſſer mit umwickelten Fingern. Herausdrücken des Waſſers aus Magen und Luft⸗ wegen in Bauchlage des Verunglüchten — Unterleib durch unter⸗ Künſtliche Atmung. 182 geſchobene Kleidungsſtüche oder Dechen erhöht — durch Druch auf den Rücken. Kinder am beſten über Knie legen, Waſſer unter Druck auf den Rüchen herausfließen laſſen. Atmet der Verunglückte von ſelbſt: Einhüllen in Dechen, Reiben mit Bürſten zur Beförderung des Blutkreislaufes und zur Erwärmung. Warmer Tee, Kaffee. Bei Ausbleiben der Atmung: Künſtliche Atmung. Rüchenlage, Kreuz erhöht, Bruſtkorb gut vorgewölbt. Zunge vorziehen. Feſthalten mit Tuch durch Gehilfen oder Feſtbinden, damit ſie nicht zurückfällt und die Atmungs⸗ wege verſperrt. Retter zu Häupten des Verunglüchten, ergreift beide Arme in der Gegend der Ellenbogen, führt ſie langſam und ausgeſtrecht nach hinten und oben zurüch, bis ſie zu Einatmung. beiden Seiten des Kopfes liegen. Dadurch Erweiterung des Bruſtkorbes, Einſtrömen von Luft. Einatmung. In dieſer Stellung kurze Pauſe (Zählen 1—2—3), dann Arm im Bogen zum Bruſtkorb zurück, von beiden Seiten zugleich herangedrückt. Verengerung des Bruſtraumes, Aus⸗ treibung der vorher eingeſtrömten Luft. Ausatmung. Arme in dieſer Stellung etwa zwei Sekunden, dann wieder zur Einatmungsſtellung zurück. Fortſetzung, bis natürliche Atmung eintritt. Tempo: etwa 18mal in der Minute. 183 Ausatmung. Behandlung Erfrorener. Borſicht beim Aufheben, Glieder oft ſpröde wie Eis, daher Gefahr des Abbrechens einzelner Teile. Kleider aufſchneiden. Nie gleich ins warme Zimmer bringen, allmählicher Ueber⸗ gang. Erſt kaltes Zimmer, Scheune, Stall. Mit Schnee ab⸗ reiben, wenn vorhanden, ſonſt in naſſe Tücher oder kaltes Bad. Vorſichtiges Reiben unter Waſſer. Beim Nachlaſſen der Erſtarrung Bett, Reiben mit wollenen Tüchern. Wenn nötig, vorſichtig künſtliche Atmung. Lauwarmer Kaffee oder Tee, ſpäter auch Alkohol. Wunden. Jede Wunde hat von Natur das Beſtreben, zu heilen. Hauptbedingung: Reinhaltung der Wunde von Eitererregern, die hauptſächlich im Staub, Schmutz an den Fingern, an un⸗ reinen Verbandſtoffen haften. Wunde nie berühren. Jede Unreinigkeit, die in die Wunde eindringt, kann dem Ver⸗ wundeten das Leben koſten! Auch Teile des Verbandſtoffes, der auf die Wunde kommt, nie berühren! Anfaſſen der im „Verbandpächchen“ enthaltenen Verbandſtoffe nur an den Rändern oder mit ausgeglühter Pinzette. Leinwand, Taſchen⸗ tücher nur verwenden, wenn vorher im ſiedenden Waſſer aus⸗ gekocht. Dadurch ſicher keimfrei (ſteril oder aſeptiſch). Nur wenn Wunde ſtark verunreinigt, Abſpülen oder Abtupfen der Umgebung der Wunde mit keimfreiem, abgehochtem Waſſer oder Kochſalzlöſung oder mit fäulniswidrigen (antiſeptiſchen) Mitteln, wie Seifenſpiritus, eſſigſaure Tonerde, Weingeiſt, die ungiftig ſind. Bei Verwendung giftiger, antiſeptiſcher Mittel, wie Sublimat 1: 1000; Kreſolſeifenlöſung (Lyſol) 2: 100: Karbollöſung 2: 100 größte Vorſicht und Gewiſſenhaftigkeit! Niemals Karbolumſchläge auf Finger (Gefahr des Abſterbens ganzer Glieder durch Brand). Jodtinktur auf verunreinigte Wunden ſehr zu empfehlen. Auch zur ſchnellen Desinfektion der eigenen Hände. (Braunfärbung durch Salmiakgeiſt ſchnell zu entfernen.) Gute Händedesinfektion mit Seifenſpiritus. Auch zum Ausglühen von Inſtrumenten zu benutzen, da gut brennbar. 184 Leichtere Blutungen hören von ſelber auf durch Blut⸗ ſchorfbildung bei möglichſt ſteiler Hochlagerung des betroffenen Körperteiles und keimfreiem Verbande. Schlagaderblutungen aus großen Gefäßen, beſonders am Halſe und Oberſchenkel, äußerſt lebensgefährlich. Ver⸗ blutung oft innerhalb einer Minute. Kennzeichen: Hellrotes Blut, das ſtoßweiſe aus der Wunde herausſpritzt. Blutaderblutungen: Dunkleres Blut, gleichmäßig fort⸗ laufende Blutung. Behandlung der Schlagaderblutungen: Entfernen oder Aufſchneiden der bedechenden Kleidungsſtüche, Fingerdruch auf Stamm⸗ oder Schlagader zwiſchen Herz und Wunde, „herzwärts“ von der Wunde gegen unterliegenden Knochen. Sofortiges Stehen der Blutung durch gleichen Vorgang wie beim Riß eines Gartenſchlauchs, wenn auf den Schlauch an einer Stelle zwiſchen Pumpſtation (Herz) und Riß (Wunde) gedrückt oder getreten wird. Bei Blutaderblutungen am Halſe wegen der Gefahr des Eintritts von Luft, die von hier aus direkt ins Herz gelangen und dann ſofortigen Tod verurſachen Blutungen. 185 Die größeren Schlagadern. (Die größeren Blutadern liegen neben den Schlagadern; hier weggelaſſen.) a Herz 5 Hauptſchlagader 8 c Halsſchlagadern d Schlüſſelbeinſchlagadern e Oberarmſchlagadern ¹ Speichen⸗ und Ellenbogen⸗ ſchlagadern 2 Magenſchlagader h Leberſchlagader ¹ Nierenſchlagadern k Schlagadern für den Darm m Oberſchenkelſchlagadern n Schienbein⸗ und Wadenbein⸗ ſchlagadern Jede dieſer Schlagadern löſt ſich in immer kleinere und hleinere Adern, ſchließlich in die ſogen. Haargefäße auf. Druck auf die Schlüſſelbeinſchlagader. Druck auf die Armſchlagader. (Aus Feßler, „Krankenpflege“. Verlag Otto Gmelin, München.) hann, Wundſtelle oben und unten ſſofort mit Verbandmull zuſammendrüchen: Anwendung des Fingerdruches: Am eigenen Körper Stellen aufſuchen, wo Schlagadern möglichſt nahe der Haut liegen. (Bgl. Abb. S. 185.) Da auf die Dauer Ausübung des Fingerdruckes zu er⸗ müdend iſt, Erſatz durch die Umſchnürung des Gliedes. Die zuerſt hilfeleiſtende Pfadfinderin drückt weiter auf die Schlagader, bis eine Kameradin einen Gummigurt oder Schlauch dicht neben dem drüchenden Finger um das Glied geſchnürt hat. In Notfällen bei Blutungen aus Schlüſſelbeinſchlagadern und Halsſchlagadern Verbandſtoff mit dem Finger feſt in die Wunde drüchen. Sonſt auch hier Wunde nie berühren! 186 Entſtehung: Feuer, ſiedendes Waſſer, ätzende Flüſſigkeiten. Behandlung: Entfernung der Kleider über den ver⸗ brannten Stellen mit großer Vorſicht, da ſie leicht ankleben. Am beſten mit der Schere herunterſchneiden, vor allem Strümpfe und angeklebte Wäſcheſtücke. Verband mit Borſalbe, Brand⸗ liniment (nur friſch aus Apotheken bezogen zu verwenden), Beſtreuen mit Dermatol oder Bismut. Ueber den Verband möglichſt dicke Lagen von keimfreier Watte, um die Luft abzuſchließen, die auf offenen Brandflächen ſchmerzerregend wirkt. Hochlegen des verbrannten Körperteils. Bei ausgedehnten Verbrennungen findet ſtarher Flüſſigkeits⸗ und Wärmeverluſt des Körpers ſtatt, daher Darreichung warmer Getränke wie Tee, Kaffee, Milch, Einläufe mit Kochſalz⸗ löſung (7: 1000). Aetzungen vgl. Vergiftungen. Verbrennungen. Kennzeichen: Gebrauchsunfähigkeit des gebrochenen Gliedes. Das Glied läuft nicht mehr in ſeiner alten, geraden Richtung, ſondern iſt an der Bruchſtelle abgehnickt, ein Winkel oder eine Biequng ſpringt dort vor. Die Aufgabe der erſten Hilfeleiſtung beſteht nun darin, das Glied leicht erhöht ruhig zu lagern und die Schmerzen durch kalte Umſchläge zu ſtillen. Muß der Verletzte jedoch transportiert werden, ſo muß zuvor dem gebrochenen Glied die fehlende Stütze wieder verliehen werden. Dies geſchieht durch Anlegung von Schienen, nach⸗ dem die Bruchenden wieder in die richtige Lage gebracht, „eingerichtet“ worden ſind. Dies könnt Ihr ſelbſtverſtändlich nur prahtiſch durch Uebung erlernen, ſonſt laßt es lieber ſein. Knochenbrüche. 187 Knochenbruch ohne Schienenverband. mit Schienenverband. Die Pfadfinderin lernt ſolche Behelfſchienen aus Holz⸗ ſtüchen, Zeitungs⸗ und Strohrollen, gerollten Kleidungsſtüchen, Aeſten und Zweigbündeln, Spazierſtöcken und manch anderem Material ſelbſt herſtellen. Bei „offenen“ (komplizierten) Brüchen, d. h. ſolchen, die mit einer Wunde verbunden ſind, niemals Einrichtungsverſuche machen! Bedecken der Wunde mit keimfreiem Berbandſtoffe. Schienen in der Stellung, die der Bruch geſchaffen hat, bis ärztliche Hilfe da iſt. Vergiftungen und Berätzungen. Anzeichen: Leibſchmerzen, Erbrechen, Schwindel, Ohn⸗ macht, Krämpfe, je nach Art des Giftes. Hauptaufgabe: Baldmöglichſtes Herausſchaffen des Giftes aus dem Magen bei betäubenden Giften (Morphium, Tollkirſche, Giftpilzen, Wurſtgift, Blauſäure 2c.). Falls Er⸗ brechen, dieſes fördern durch Zufuhr von warmem Waſſer mit Salz, Butter oder Oel; Senfmehl, Rizinusöl in Waſſer. Hadurch wird auch Gift verdünnt und unſchädlicher gemacht. Falls kein Erbrechen, dieſes außerdem durch Kitzeln des Rachens mit Federbart oder Finger hervorrufen. Bei Vergiftungen mit Säuren oder Laugen (ätzenden Giften) oft Verätzung von Mund, Lippen und Rachen, Er⸗ brechen nicht erregen. Darreichung von Gegengiften, die das Gift „neutraliſieren“, wirkungslos machen, denn Säuren und Laugen ſind Gegengifte zueinander. Bei Vergiftung mit ätzenden Säuren: Stark ver⸗ dünnte Laugen! Doppeltkohlenſaures Natron, gebrannte Mag⸗ neſia, Kreide in Waſſer verrührt, Kalkwaſſer, Sodawaſſer, Seifenwaſſer. Bei Vergiftung mit Laugen: Verdünnte Säuren! Eſſigwaſſer, Zitronenlimonade, ſtark verdünnte Salzſäure. Aehnlich verhalten ſich die metalliſchen Gifte. Sublimat, Arſenik, Phosphor, Grünſpan 2c. Erbrechen dabei günſtig, außer bei Sublimat⸗ vergiftung. Eiweiß, Milch (niemals bei Phosphor), Zuckerwaſſer, Haferſchleim ſind bei allen Vergiftungen von Nutzen. Bei Schwefel⸗ 188 ſäure und Aetzkalkvergiftung keine Flüſſigkeiten, da dadurch Hitze und Aetzwirkung geſteigert wird. Bei Schwefelſäure — gepulverte Magneſia Bei Aetzkalk — geſtoßener Zucker. Bei Verätzungen der Haut die gleichen Gegenmittel äußerlich anwenden. Bei allen Vergiftungen ſtets den Arzt rufen. Erbrochenes oder Gifttrank aufheben. Bei Bewußtloſigkeit künſtliche Atmung. Kalte Umſchläge und Abwaſchungen. Vergiftete Wunden, Schlangenbiſſe. Tolle Hunde. Urſache von Wundvergiftungen: Eindringen von Krankheitserregern in eine Wunde durch ſchmutzige Nägel, Holzſplitter, Glasſcherben, durch Gartenerde (Starrkrampf), durch Tierfelle und Hadern (Milzbrand), Schlangenbiſſe, Biſſe wütender Hunde und Katzen, giftige Inſekten, Skorpione. Behandlung verdächtiger Wunden: Gut ausbluten laſſen, da mit dem Blutſtrom auch Krankheitserreger in großer Menge herausgeſpült werden. Niemals ſog. engliſches Pflaſter benützen, das das Gegenteil bewirkt. Bei Biſſen und Stichen verdächtiger Tiere: So⸗ fortige Abſchnürung des Gliedes mit Schlauch oder Gurt, damit das Gift nicht in die Blutbahn gelangen kann. Dann Jerſtören des Giftes in der Wunde. Ausätzen mit den roten Kriſtallen von übermanganſaurem Kali (bekannt durch ſeine Verwendung zum Mundſpülen), mit ſtarher Karbolſäure, mit Jodtinktur. Ueber kleine Wunden Kreuzſchnitt mit vorher ausgeglühtem Meſſer, um ſie zum Bluten zu bringen. Reich⸗ licher Genuß von Alkohol (Kognak), um Herzkraft im kritiſchen Moment anzupeitſchen, ſowie um etwa in den Kreislauf ge⸗ drungenes Gift zu vernichten. Es iſt einer der wenigen Fälle, in denen der Alkohol als Arzenei der Pfadfinderin erlaubt iſt. Bei einem bereits an Alkohol gewöhnten Menſchen aber wird er ſich in Fällen der Gefahr viel weniger wirkſam erweiſen. Inſekten⸗ und Weſpenſtiche: Salmiakgeiſt, Jodtinktur, Bleiwaſſerumſchläge, Ichthyol. Fremdkörper im Auge, Ohr und Schlund. Bei Fremdkörpern im Auge (Staub, Kohlenteilchen, Inſekten) niemals reiben! Fremdkörper im unteren Lid: Ziehen nach unten und vorne. Das Auge blickt dabei ſtark nach oben. Auswiſchen des Fremdkörpers mit angefeuchtetem ſauberen Taſchentuch nach dem äußeren Augenrand zu. 189 Fremdkörper im oberen Augenlid: Oberes Lid mit zwei Fingern vorſichtig über das untere ziehen. Innenfläche des Oberlides wird dadurch vom Unterlide ausgewiſcht. Kalte Umſchläge. Fremdkörper im Ohr: Nur durch vorſichtige Spülungen mit warmem Waſſer, niemals durch Haarnadeln, Zahnſtocher oder ähnliche Inſtrumente zu entfernen. Fremdkörper in den Luftwegen: Sehr gefährlich durch Erſtichkungsgefahr. Erheben der Arme nach rückwärts, Klopfen auf den Rüchen. Sonſt: Tiefes Einführen von zwei Fingern in den Schlund. Erfaſſen des Fremdkörpers, wenn möglich, ſonſt herunterſtoßen in den Magen. Das Heruntergleiten und die gefahrloſe Weiterbeförderung durch den Darmkanal iſt zu befördern durch Eſſen von weichem Brot, Kartoffelbrei, Reisbrei. Dieſe umhüllen auch ſpitze Körper (Knochenſtücke, Fiſchgräten) und ſchützen die Schleim⸗ häute dadurch vor Verletzung. Epileptiſche Krämpfe. Der Kranke fällt bewußtlos hin, ſchlägt mit Händen und Füßen um ſich, ſchäumt aus dem Munde. Nur ſo viel Gewalt anwenden, um den Kranken vor Verletzung ſeines Körpers an Wänden oder Möbelſtüchken zu ſchützen. Umgebung durch Matratzen, Kiſſen und ähnliches zu polſtern. Kinn runterziehen und dann Knebel (Taſchentuch) zwiſchen die Zähne, um Zerbeißen der Zunge zu verhindern. Kalte Umſchläge auf den Kopf. Wie man einen Verletzten trägt. Ein ungeſchichter Transport kann einen Verletzten, z. B. bei einem Knochenbruche, ſchwer ſchädigen, vor allem ihm auch heftige Schmerzen bereiten. Transport eines Verletzten durch zwei Pfad⸗ finderinnen. Eine Pfadfinderin ſtellt ſich an die rechte, die andere an die linhe Seite des Verletzten. Die erſte ſtemmt das linke, die zweite das rechte Knie auf den Erdboden. Beide Helferinnen kreuzen ihre Hände unter dem Rüchen oder den Schenkeln des Verletzten. Der Verletzte ſelbſt hält ſich am Rüchen ſeiner Helferinnen feſt, ſoweit ſeine Kräfte es ge⸗ ſtatten. Dann legen ſie den Verwundeten auf eine Trage. Bis eine ſolche herbeigeſchafft oder angefertigt wird, müſſen die Pfadfinderinnen den Berletzten auf den Händen tragen. Zu dieſem Zweck legen die Pfadfinderinnen ihre Hände in folgender Art zuſammen: jede ergreift mit der rechten Hand ihr 190 eigenes linhes Handgelenk, ſo daß der rechte Unterarm im rechten Winkel zum linken ſteht. Jetzt faßt jede Pfadfinderin mit der linken Hand das rechte Handgelenk ihrer Kameradin und zwar mit Obergriff. So wird ein bequemer Sitz geſchaffen, auf dem der Kranke auch über weite Strecken hin transportiert werden kann. (Aus „Krankenträgerordnung“. Berlin, Verlag E. S. Mittler E Sohn.) Noch beſſer iſt es, wenn ein aus Stroh geflochtener Kranz ſchnell angefertigt wird. Dann faſſen beide Pfadfinderinnen dieſen Stroh⸗ kranz mit je einer Hand an, während der Verletzte ſeine Arme um ihre Schultern legen hann. Die Helferinnen haben dann je eine Hand frei, mit der ſie dem Verletzten die notwendigſten Hand⸗ reichungen leiſten können. Die Anfertigung von Behelfstragen. als Behelfs⸗ oder Rottragen hann man eine ganze Menge von Gegenſtänden benutzen, wobei der Erfindungsgabe weiter Spielraum gelaſſen iſt. Sehr einfach iſt die Herſtellung einer ſogenannten „Kleidertrage“. Zwei Stangen, wozu auch die Pfadfinderinnenſtöche ver⸗ wendbar ſind, werden durch die nach innen geſtülpten Aermel zweier Röcke oder Mäntel geſtecht und über dieſe die Bruſt⸗ teile zugehnöpft. Mit durchlöcherten Säcken kann man ähnlich verfahren. Bei dem Transport eines Kranken auf einer Trage muß man darauf achten, daß die beiden Trägerinnen ſtets zu gleicher Zeit eintreten. Die Füße des Verletzten müſſen auf ebener Straße immer vorausgehen, nur beim Steigen von Treppen oder überhaupt bergauf geht das Kopfende voraus. Die am Fußende befindliche Trägerin (Fußnummer) tritt mit dem linken, die am Kopfe befindliche (Kopfnummer) mit 191 dem rechten Fuße an. Sie gehen dann in der gleichen Weiſe wie ein Pferd geht und vermeiden dadurch die Erſchütterung und das Schwanken der Trage (Gebirgsſchritt). Um jederzeit helfen zu können, ſoll die Pfadfinderin ſtets die nötigſten Berbandſtoffe und Arzneimittel mit ſich führen; zum mindeſten ſoll jede Pfadfinderin jederzeit ein Verbandpächchen bei ſich haben. Als Taſchenapothehen ſind zu empfehlen: Dr. Deſſauers Touring⸗Apotheke Mk. 4.—. Dr. Otto Marcus' Pfadfinder⸗Notverbandtaſche Mk. 3.—. Dr. Otto Marcus' Pfadfinder⸗Nothilfkaſten Mk. 7.50. Letzterer für Wanderungen ſehr zu empfehlen. Zu beziehen durch die Fabrik Degen, Nachfolger Paul Wartmann, Frankſurt a. M. Dritter Abſchnitt. Kinderfürſorge. Von E. v. Hopffgarten. Zu den Kenntniſſen, die für die jungen Pfadfinderinnen erforderlich ſind, gehört es auch, daß ſie Beſcheid weiß, wie ſie mit ihren jüngeren Geſchwiſtern umzugehen hat. Stets hilfsbereit, muß ſie der Mutter zur Hand gehen und ſich die Achtung und Liebe der ihr anvertrauten Kinder erwerben. Was hier von Euch verlangt wird, iſt Sanitätsdienſt im Hauſe und in der Familie und es wird daher nötig ſein, daß Ihr Euch die einfachſten Kenntniſſe erringt. Ihr müßt wiſſen, warum ein Säugling ſchreit, was ihm fehlt, was Ihr zu ſeiner Beruhigung tun könnt. Manchmal iſt das Kleine hungrig, oft ſtört es eine Fliege beim Einſchlafen, oder es wird vom Lichte geblendet. Kurz, es gibt viele Urſachen, die ihr liebevoll ergründen müßt, denn ſo hilflos habt Ihr auch einmal dagelegen, und was wäre aus Euch geworden, wenn nicht liebevolle Menſchen ſich Eurer erbarmt hätten. Schickt Euch die Mutter mit dem Kinderwagen auf die Straße, ſo achtet auf die Windrichtung, die Ihr ja von Euren Wanderungen her qut beurteilen könnt, und nützt Euer Wiſſen dazu, daß die zarte Lunge des Kindes vor ſcharfen Nord⸗ und Oſtwinden geſchützt wird. Auch an den Straßenecken iſt es meiſt zugig und ſchädlich für die Kleinen. Die größte Vorſicht iſt bei Straßenübergängen geboten. Manchmal ſeht Ihr aber auch, daß ein leichtſinniges, junges Kindermädchen den Wagen gedankenlos ohne Aufſicht auf der Straße ſtehen läßt, um mit einer Bekannten zu ſchwätzen. In Waren⸗ häuſern und im Straßengedränge werden täglich weinende Kinder angetroffen, die ihre Angehörigen verloren haben. Eine pflichttreue Pfadfinderin wird gern das verlaſſene Kind zu beruhigen ſuchen. Sie wird natürlich einen Augenblich in der Nähe warten müſſen, ob keines der Angehörigen zu dem Kinde zurückkehrt. Hat ſie aber die Ueberzeugung gewonnen, daß das ſchreiende Kleine durch irgendeinen unglücklichen Zufall von den Seinen verlaſſen iſt, ſo ruft die Pfadfinderin hilfsbereit den nächſten Schutzmann oder bittet die Umſtehenden, denſelben herbeizuholen. Einem Unbekannten darf ſie das Kind keinesfalls übergeben, denn ſie kann nicht wiſſen, ob es dann je wieder in die richtigen Hände kommt. Ge⸗ wiſſenhaftigkeit iſt hier heilige Menſchenpflicht. Es können aber auch den jüngeren Geſchwiſtern oder fremden Kindern im Hauſe und auf der Straße Unglücksfälle und Krankheiten aller Art zuſtoßen, die hier nicht erwähnt ſind, und daher wäre es ein großes Glüch, wenn die Pfadfinderinnen ſich von ihren Führern im Sanitätsdienſt eine Unterweiſung ausbitten würden, welche erſte Maßnahmen ſie zu ergreifen hätten, bis Hilfe von ſeiten des Arztes naht. 192 Achtes Kapitel. Unſer Vaterland. Von Elsbeth Krukenberg, Kreuznach. An ein Wirken fürs Vaterland ſollt auch Ihr deutſchen Mädchen denken. Nicht zwecklos ſoll Euer Tun ſein, nicht gedankenlos ſolltet Ihr in den Tag hineinleben. Eurem Leben ein Ziel zu ſetzen, ihm einen Inhalt zu geben, ſei Euer Wille. Zu einem Werte für andere und damit auch für das Baterland ſolltet Ihr ſchon jetzt in jungen Jahren Euer Leben zu machen ſuchen. Auch wenn Ihr, wie es natür⸗ lich iſt, zunächſt für Euch ſelbſt, Eure eigene Ausbildung, Euren eigenen Lebensunterhalt oder aber für die Euch Nächſt⸗ ſtehenden in Haus und Beruf zu ſorgen beſtrebt ſein müßt, niemals ſolltet Ihr dabei den Geſichtspunkt aus dem Auge verlieren, der Euch hilft, Euren Blick aus der Enge ins Weite zu lenken, von dem aus auch beſcheidenes Tun in Zuſammen⸗ hang gerückt wird mit dem Großen und Ganzen: Wird meine Arbeit, wird die Art meines Lebens und Wirkens, wird meine Geſinnung dem Vater⸗ lande förderlich ſein? Solche Frage klingt ein wenig hochtrabend und ſie iſt doch ſchlicht und natürlich. Auch Ihr, meine lieben Pfadfinderinnen, werdet das ſchon verſtehen, daß außer dem heimatlichen Boden, dem wir ent⸗ ſtammen, die einzelnen Menſchen, die Einzelfamilien zu⸗ ſammengenommen, das Baterland bilden. Jeder einzelne Menſch aber kann Einfluß üben auf ſeine Umgebung. Er kann gutes und ſchlechtes Beiſpiel geben, kann ſeine Gaben und Kräfte vergeuden oder zum Segen verwenden. Er kann willenlos im Trott mitlaufen, ohne über Weg und Ziel nachzudenken. Er kann ſich aber auch bewußt abſondern und ein Führer zu Beſſerem werden. Der einzelne kann ſich ſchwachmütig treiben laſſen oder aber ſich kraftvoll gegen den Strom ſtemmen, ſich ungeſunder, verweichlichender Sitte widerſetzen. Daher trägt ein jeder durch die Art eigener Lebensgeſtaltung einen Teil der Verantwortung an der Art des ganzen Volkes. Jeder kann an ſeinem Platz helfen, daß das ganze Vaterland gedeiht. v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 13 Geſunde Frauen, arbeitsfreudige und arbeitsfähige Frauen, allzeit hilfsbereite Frauen, die mit klarem Blick erkennen, wo es gilt, zuzufaſſen und Not zu mildern, die aber auch durch ein warmes, verſtändnisvolles, herzliches Wort zu erquicken und aufzurichten wiſſen, ſind ein Glück für unſer Volk. Frauen, die bewußt jedes Nachäffen fremder Mode, jede undeutſche Weichlichkeit, jeden übertriebenen, abhängig machenden Luxus ablehnen, Frauen, die ſich ſchnell, mit ſicherem Takt, mit nie fehlender Geiſtesgegenwart in verſchieden⸗ gearteten Lebenslagen zurechtfinden. Solche Frauen will auch die Pfadfinderbewegung ſchulen. Es genügt nicht, wenn die jungen Männer, die Pfadfinder, allein dereinſt für Deutſch⸗ lands Ehre und Anſehen einſtehen, auch die jungen Mädchen, die Pfadfinderinnen, müſſen helfend zur Seite ſtehen. Je ausgedehnter der Wirkungskreis des Mannes wird (Welt⸗ verkehr, Welthandel, Kolonien), deſto notwendiger wird auf, vielen Gebieten die Mitarbeit, der Miteinfluß der Frau. Daran ſolltet auch Ihr rechtzeitig denken. Eine Pfadfinderin ſollte ein ſelbſtändig denkender, ſelbſtändig handelnder Menſch werden, pflichttreu, arbeitsfroh, von ſtarkem Willen und klarem, ſicherem Erkennen. So geſchult, wird eine Pfadfinderin ihrem Vaterlande nützlich und hilfreich werden. Auch die Frauen ſind für den Staat von Bedeutung. Welche Stellung nehmen ſie darin ein? Als verheiratete Frauen oder berufstätige Mädchen werden die meiſten von Euch im Leben ihren Platz auszufüllen haben, einfach und ſchlicht. Aber es gibt auch Frauen von hervorragendem Einfluß. In England, in Holland — beides unſerem deutſchen Volke ſtammverwandte Länder — werden Frauen auch als Regentinnen berufen. In Schweden und Norwegen, ebenfalls germaniſchen Ländern, haben die Frauen mit den Männern die Volksvertretung zu wählen (Parlament, Landtag, Reichstag, Kammer u. dgl.), die über neue Geſetze beſtimmt. Auch in Deutſchland ſtanden in alten Zeiten die Frauen in ſo hohem Anſehen, daß z. B. Kaiſerin Theophano Vormünderin und Reichsregentin für Kaiſer Otto III. wurde und, wie hervorgehoben wird, „die Regierung mit Kraft und Umſicht führte“. Daß die Kaiſerin Maria Thereſia eine ihrem Zeitgenoſſen und Gegner, dem großen Preußenkönige Friedrich II., durchaus ebenbürtige Fürſtin war, werdet Ihr in der Geſchichtsſtunde gehört haben. Sie hat genau ſo gut wie auch die Königin Biktoria von Eng⸗ land, die Großmutter unſeres Kaiſers, gezeigt, daß eine Frau eine qute Landesfürſtin und zugleich auch eine gute Gattin und Mutter ſein kann. — Ihr werdet Frauen genug kennen, 194 die ſelbſtändig ein Geſchäft oder einen Guts⸗ und Bauernhof leiten und manche Gutsbeſitzerinnen haben dann, das wiſſen die auf dem Lande wohnenden Mädchen, als „Vatroninnen“ beſondere Vorrechte, dürfen die Pfarrer einſetzen, die Lehrer ernennen. Frauen eignen ſich gut auch an leitender Stelle. In ſtädtiſchen Aemtern oder als Staatsbeamtinnen finden wir Frauen und Mädchen. An der Poſt, im Eiſenbahn⸗ dienſt, beſonders aber im Schuldienſt. Lehrerinnen an höheren, an Mittel⸗ und Volksſchulen werdet Ihr alle kennen. Auch Schulleiterinnen können die Frauen werden. In der ſtädtiſchen Armen⸗ und Waiſenverwaltung, in Schul⸗ kuratorien, in der Säuglings⸗, Ziehkinder⸗, Tuber⸗ kuloſe⸗Fürſorge, bei der Wohnungs⸗Inſpektion, als Polizei⸗Aſſiſtentin, Landkrankenpflege, in Kranken⸗ hauskuratorien, als Trinkerfürſorgerin, Schulärztin und Schulſchweſter ſtanden 1910 ſchon 12000 Frauen im Gemeindedienſt, zum Teil beſoldet, zum Teil ehrenamtlich. Sie haben ſehr häufig in den Sitzungen Mitbeſtimmungsrecht (Stimmrecht) wie die Männer. Ueberall haben ſie ſich als Helferinnen bewährt. Euch für Mitarbeit in ſtädtiſchen und ſtaatlichen Ehren⸗ ämtern tüchtig zu machen, iſt neben Vorbereitung zu einem Beruf, neben Ausbildung für Hausfrauen⸗ und Mutterpflichten für Euch Pfadfinderinnen wichtig. Da müßt Ihr, um Euch zurecht zu finden, zunächſt einmal wiſſen, wie unſer Deutſches Reich, wie Bundesſtaaten und Einzelgemeinden zuſammengeſetzt (organiſiert) ſind, wer ſie leitet, woher ſie die Geldmittel nehmen, um für öffentliche Aufgaben ſorgen zu können. An der Spitze des Reiches ſteht der Kaiſer. Er vertritt das Reich nach außen. Er ernennt Botſchafter und Geſandte (Vertreter des Reiches an fremden Höfen), Konſuln (Beiſtand und Ratgeber für Reichsangehörige in fremden Ländern), er empfängt die Bertreter fremder Staaten. Im Fall eines Angriffes von außen hat der Kaiſer das Recht ſofortiger Kriegserklärung, in anderen Fällen iſt die Zuſtimmung des Bundesrates notwendig. Der Kaiſer beruft, eröffnet und vertagt Bundesrat und Reichstag. Zur Auflöſung des Reichs⸗ tags vor Ablauf der Wahlperiode iſt die Zuſtimmung des Bundesrats notwendig. Alle Reichsbeamten werden vom Kaiſer ernannt. Er hat den Oberbefehl über Landheer und Flotte. (Bayern hat im Frieden beſondere Vorrechte.) Dem Kaiſer zur Seite ſteht der Bundesrat, der aus den Bevollmächtigten der Regierungen aller 25 Bundesſtaaten beſteht, und der Reichstag, der durch allgemeines, gleiches, 13* 195 direktes und geheimes Wahlrecht von der Geſamtheit des Bolkes (die Frauen ausgenommen) alle fünf Jahre neu gewählt wird. Beide — Reichstag und Bundesrat — beraten und beſchließen die Geſetze, die der Kaiſer dann unter Gegen⸗ zeichnung (Mitunterſchrift) des Reichskanzlers auszufertigen und zu veröffentlichen hat und deren Ausführung er durch die Beamten des Reichs überwacht. Der Reichstag ſtellt alljährlich den Reichshaushaltetat (Einnahmen und Ausgaben des Reiches) feſt. Die Bundesſtaaten haben verſchiedenartige Verfaſſung. Im Reichsland Elſaß⸗Lothringen iſt der Statthalter als Vertreter des Kaiſers die oberſte Inſtanz; Bayern, Preußen, Sachſen, Württemberg ſind Königreiche, die anderen Staaten Großherzogtümer, Herzogtümer, Fürſtentümer. Hamburg, Lübeck und Bremen ſind freie Städte, in denen auch der oberſte Leiter des Staates vom Volk gewählt wird. Den Fürſten oder ſonſtigen Vertretern der oberſten Staatsgewalt ſteht in faſt allen deutſchen Bundesſtaaten ein vom Volk gewähltes Parlament (Landtag, Kammer) zur Seite. Wer die Staatsangehörigkeit in einem deutſchen Bundes⸗ ſtaat beſitzt, gilt als deutſcher Reichsbürger. Von den Pflichten und Rechten, die er hat, ſeien folgende erwähnt: Die Wehrpflicht kommt für Frauen nicht in Betracht. Das Wahlrecht — kommt für Frauen nicht in Betracht. (Ausnahmen ſiehe bei Gemeindewahlrecht). Gleichheit vor dem Geſetz. Auch Unkenntnis des Geſetzes ſchützt nicht vor Strafe. Da ſolche Unkenntnis der geltenden Geſetze unter den Frauen leider weit verbreitet iſt, ſind in zahlreichen Städten Rechtsſchutzſtellen für Frauen begründet worden, bei denen Frauen ſich koſtenfrei bei Frauen Rat holen können. Eine Liſte ſolcher Rechtsſchutzſtellen iſt dieſem Abſchnitt als Anhang beigegeben. Auch die gemein⸗ nützigen Rechtsauskunftsſtellen, wie ſie von Vereinen und neuerdings auch von Städten in immer größerer Zahl errichtet werden, geben koſtenfrei Aushunft. Freiheit des religiöſen Bekenntniſſes. Rüchſicht auf Andersgläubige iſt ſelbſtverſtändlich Pflicht jedes Staats⸗ bürgers und jeder Staatsbürgerin. Freiheit der Wiſſenſchaft und ihrer Lehre. Wer ſeine Befähigung nachweiſt, kann unter Oberaufſicht des Staates Unterrichts⸗ und Erziehungsanſtalten gründen. Oeffentliche Aemter ſollen allen Staatsbürgern, ſofern ſie ihre Befähigung nachweiſen, in gleicher Weiſe zugänglich ſein. Freizügigkeit, d. h. Freiheit in der Wahl des Auf⸗ 196 enthaltes und Gewerbefreiheit iſt allen zugeſagt. Um ſolche Rechte zu genießen und fürs eigene Leben nutzbar zu machen, iſt rechtzeitige Ausbildung in einem Gewerbe, einem wiſſenſchaftlichen Beruf, Vorbereitung zur Uebernahme eines öffentlichen Amtes auch für junge Mädchen dringend erwünſcht. Nicht alle Frauen heiraten, nicht alle ſind durch ſolche Heirat ſichergeſtellt und fürs Leben verſorgt. Zu denken gibt es, daß wohl immer noch drei Viertel aller Frauen heiraten, aber nach dem fünfzigſten Lebensjahr trotzdem wieder über die Hälfte allein ſteht. Sich für alle Fälle berufskundig, erwerbsfähig zu machen, iſt alſo für Mädchen aller Stände dringend nötig. „Arbeit iſt Ehre und Pflicht auch für die Frau.“ Das ſei auch der Pfadfinderin Wahlſpruch. Gründ⸗ liche und rechtzeitig erworbene Bildung für einen Beruf iſt gut angelegtes, ſichere Zinſen tragendes Kapital. Gute Aus⸗ bildung kommt Euch, liebe Pfadfinderinnen, auch wenn Ihr Euch verheiratet, zuſtatten. Denn Müßiggang iſt eine ſchlechte Vorſchule für die Ehe. Der Berufsſchulung ſoll, wenn's geht, ein Jahr der Vor⸗ bereitung für Hausfrauenpflichten vorausgehen oder angefügt werden. Frauenſchulen, Fortbildungsklaſſen ſorgen an verſchiedenen Orten dafür. Sich auf alle Fälle für ihr Wirken im Hauſe tüchtig zu machen, iſt für ein junges Mädchen ebenſogut Pflicht wie die Vorbereitung auf einen Beruf außer dem Hauſe. Auch bei der Mutter, bei den eigenen Geſchwiſtern können natürlich viele junge Mädchen lernen. Eine Liſte von Auskunftsſtellen über Frauenberufe, die, wie die Rechtsſchutzſtellen koſtenfrei Auskunft geben, iſt ebenfalls dieſem Abſchnitt angefügt. Neben der Organiſation des Reiches und der einzelnen Bundesſtaaten intereſſiert uns nun noch die Organiſation der Land⸗ und Stadtgemeinden. Sie iſt in unſeren deutſchen Bundesſtaaten ſehr verſchieden. Doch haben faſt überall die im Beſitze des Gemeinderechts oder Bürgerrechts Befindlichen das Wahlrecht für die Provinzial⸗ oder Kreisvertretung, den Gemeinde⸗ oder Stadtrat, Frauen nur vereinzelt, z. B. in Weimar, Meiningen, auch in den Landgemeinden vieler preußiſcher Provinzen. Beſoldete Beamte ſtehen faſt überall an der Spitze der Gemeinde (Stadt⸗ oder Landgemeinde), daneben ſind die gewählten Vertreter der Gemeinde, der Bürgerſchaft ehrenamtlich mittätig, beraten und beſchließen gemeinſam mit Gemeindevorſtand oder Magiſtrat (ſtädtiſche Behörde). Zu den Obliegenheiten der Gemeinde⸗ reſp. ſtädtiſchen Verwaltung gehört meiſtens: das Schulweſen, beſonders die 197 Sorge für die Volks⸗ und Fortbildungsſchule; Straßenbau, Reinigung, Beleuchtung der Straßen, Kanaliſation, Waſſer⸗ leitung, Schlacht⸗ und Biehhöfe; Polizeiverwaltung, auch Bau⸗ polizei; Sorge für Arme und Kranke; häufig auch Gas⸗ und Elektrizitätswerke und Straßenbahnen. Staat und Gemeinden beſtreiten die Ausgaben: a) aus eigenem Beſitz (Domänen, Forſten, ſtädt. Grund⸗ beſitz) oder eigenen Betrieben (Staatseiſenbahnen, Reichs⸗ und Staatspoſt, Berg⸗ und Hüttenverwaltung, Elektrizitäts⸗, Gas⸗, Waſſerwerke u. dergl.); b) aus direkten Steuern (Abgaben, die nach Gemeinde⸗ beſchluß jeder Deutſche zu zahlen hat), Einkommen⸗ und Ver⸗ mögensſteuern, Grund⸗, Gebäude⸗ und Gewerbeſteuer, Reichs⸗ Erbſchaftsſteuer; c) aus indirekten Steuern (Stempelſteuern, Grenzzölle, Verbrauchsſteuern, z. B. auf Tabah, Salz, Branntwein und ſonſtige alkoholiſche Getränke, Umſatz⸗ und Wertzuwachs⸗ ſteuern, z. B. bei Grundſtück⸗ und Hausverkäufen). Soweit die Steuern nicht reichen, werden Anleihen auf⸗ genommen (d. h. der Staat, die Stadt leihen ſich Geld von Privaten), die feſt verzinſt und nach feſt geregeltem Plane allmählich getilgt (zurüchgezahlt) werden. Reichs⸗, Staats⸗, Provinzial⸗ und Städte⸗Anleihen gelten im ganzen als ſicherſte Geldanlage. Ebenſo das den öffentlichen Sparkaſſen an⸗ vertraute Geld. Auch in Vermögens⸗ oder Steuer⸗Angelegenheiten geben die Rechtsſchutzſtellen Rat und Auskunft. Unkenntnis auf dieſen Gebieten hat ſchon viele Frauen in Not und Schuld gebracht. Darum iſt das Erwerben klarer Vorſtellungen, ſicheren Wiſſens und gefeſteter Grundſätze auch auf dieſen Gebieten ein Glück für jedes junge Mädchen. Auch das Baterland hat Vorteil davon, wenn der einzelne in klaren, geſicherten Ver⸗ hältniſſen lebt, ſich ſelbſt zu helfen weiß. Verheiratet ſich eine Frau, ſo ſei angeſichts der für die Frauen ungünſtigen geſetzlichen Lage die Schließung eines Ehekontraktes empfohlen, um eingebrachtes oder mit⸗ erworbenes Geld ſicherzuſtellen. Alle Rechtsſchutzſtellen über⸗ mitteln geeignete Formulare zu Ehekontrakten. Steht eine Frau oder Mädchen in erwerbender Stel⸗ lung (in gewerblicher, kaufmänniſcher, häuslicher Tätigkeit), ſo iſt ſie verſicherungspflichtig, das heißt, durch Reichs⸗ geſetze wird ſie und werden ihre Arbeitgeber gezwungen, regel⸗ mäßige Beiträge für Krankenkaſſe, für Alters⸗ oder Invaliditätsverſicherung zu zahlen. Dafür wird im 198 199 Krankheits⸗, Alters⸗ oder Invaliditätsfall für ſie zeitweiſe oder dauernd geſorgt. Deutſchland ſteht in ſolcher Fürſorge an der Spitze aller Staaten. Eine Pfadfinderin aber wird nicht nur an ſich ſelbſt und ihre eigene Zukunft denken, ſie wird auch immer bemüht ſein, anderen zu helfen. Darum iſt es wichtig für ſie, zu wiſſen, was an öffentlichen Einrichtungen beſteht, damit im Falle der Mot einer dem andern helfen kann, was ſie auch für das eigene Haus wiſſen muß, um ſich ſchnell hilfreich erweiſen zu können. Seht Euch um in Eurer Stadt, fragt Eltern oder ſonſt Erwachſene und merkt Euch genau: Wo ſind die Feuermeldeſtellen? die Gaswachen? die (falls Gewäſſer in der Nähe ſind) öffentlich aufgehängten Rettungsringe? die Rettungsſtationen? die Unfall⸗ ſtationen (Hilfsſtellen vom Roten Kreuz⸗Verein)? die Polizeiwachen? Wann ſind dieſe Wachen geöffnet? Wo ſtehen Schutzmannspoſten? Wo wohnen Aerzte? Wo ſind Apotheken? Merkt Euch auch die Adreſſen der Agenten für die im Hauſe vorgenommenen Verſicherungen (Feuer, Waſſer, Einbruch und andere Schäden), um im Falle eines Unglücks rechtzeitige Benachrichtigung veranlaſſen zu können. Wißt Ihr das alles, ſo werdet Ihr zuſpringen, helfen können, ohne in blinder Aufregung an falſchen Stellen hin und her zu laufen, ohne den Augenblick zu verſäumen. Immer nehmt Goethes Worte als Richtſchnur: „Da wo Du biſt, da wo Du bleibſt, ſei tätig und gefällig und laß Dir die Gegenwart heiter ſein. Dann könnt auch Ihr, Pfadfinderinnen, für Euer Vater⸗ land zu einem Wert und zu einem Segen werden. Auskunftſtellen für Frauenberufe: Zentral⸗Auskunftſtelle des Bundes deutſcher Frauen⸗ vereine: Berlin NW., Brückenſtr. 33/I. Leiterin: Frau J. Levy⸗ Rathenau Katholiſcher Frauenbund: Cöln, Georgſtr.7; München, Thereſien⸗ ſtraße 25 Deutſcher evang. Frauenbund: Hannover, Ferdinandſtr. 13b Jüdiſcher Frauenbund: Stargard i. P., Jobſtſtr. 9171 Von verſchiedenen Vereinen: Baden⸗Baden: Kronprinzenſtr. 1 Bonn: Riesſtr. 20 Caſſel: Königſtr. 32 Coblenz: Kurfürſtenſtr. 17 Cöln: Klapperhof 26 Danzig: Jopengaſſe 23/1 Darmſtadt: Hochſchulſtr. ! Dresden: Sidonienſtr. 1 und Walderſeeplatz 1/1 Eſſen a. d. Ruhr: Burgſtr. 8/1 Frankfurt a. M.: Stiftsſtr. 32/1 und Bockenheimerlandſtr. 109 Freiburg i. B.: Maria Thereſiaſtr. 9 Görlitz: Hartmannſtr. 12 Göttingen: Albanikirchhof 7/8 Halle: Albrechtſtr. 16 Hamburg: Rothenbaumchauſſee 15 und Iſeſtr. 111 Heidelberg: Ziegelhäuſer Landſtr. 47 Karlsruhe: Weſtendſtr. 57 Königsberg: Vorderroßgarten 49 und Bergplatz 18 Kreuznach: Salinenſtr. 59 Leipzig: Thomaring 3eſ1 Mannheim: Prinz Wilhelmſtr. 6 Marburg: Wilhelmſtr. 3 München: Briennerſtr. 37/0 Münſter i. W.: Im Verkehrsbüro neben dem Rathauſe Osnabrück: Katharinenſtr. 20 Stettin: Auquſtaſtr. 51 Stuttgart: Johannesſtr. 13 Tübingen: Reckarhalde 38 Weimar: Kaiſerin Auquſtaſtr. 16 Wiesbaden: Cherusker⸗Weg 9 Zittau: Neuſtadt 16 Zwickau; Glauchauerſtr. 32. Verzeichnis der Rechtsſchutzſtellen für Frauen. (Wenn keine Sprechſtunde, empfiehlt ſich Anfrage an die Vorſitzende oder Leiterin.) Aachen. Kloſtergaſſe 3. Vorſitzende: Frau Adele Delins, Box⸗ graben 17 Altona. Sommerhuderſtr. 12. Leiterin: Frl. Ottilie Kluge, Groß⸗ Flottbeck, Osdorferweg 22 Augsburg. Keſſelmarkt 5 757I. Vorſitzende: Frl. Charlotte Merkli, F 126111 Baſel. Lokal: Herbergsgaſſe 1. Vorſ.: Fr. S. Wieſer Berlin. Frau Dr. jur. Marie Raſchke. Groß⸗Lichterfelde⸗Weſt bei Berlin, Straße 17a Berlin. Rechtsſchutzſtelle des Berliner Frauenvereins. Vorſitzende: Frl. Lina Baſch, Courbiereſtr. 9 Beuthen O.⸗S. Stadthaus, Zimmer Nr. 2. Leiterin: Frau Franziska Cohn, Gymnaſialſtr. 4a Bielefeld. Lokal: Volkskaffeehaus. Vorſitzende: Frl. Lina Buſch⸗ mann, Mittelſtr. 31 Bochum. Lokal: Rathaus, Bismarckſtr. 5, Zimmer Nr. 5. 1. Vor⸗ ſitzende: Frau Agnes Mummenhoff, Bismarchſtr. 11 Bonn a. Rh. Lokal: Kaſernenſtr. 9. Leiterinnen: Frau Charlotte Schumm, Joachimſtr. 10, und Frl. Antonie Buehl, Königsſtr. 27 Braunſchweig. Lokal: Peterſilienſtr. 9/I. Vorſitzende: Frl. Helene Engelbrecht, Kaſernenſtr. 41 Breslau. Lokal: Baſteigaſſe 6a. Leiterin: Frl. Marie Matſchin, Feldſtr. 18 200 201 Brieg. Gewerbehaus, Piaſtenſtraße. Leiterin: Frau Loewenthal. Bromberg. Lokal: Eliſabethſtr. 4. Leiterin: Frl. Betty Ortſtein, Töpferſtr. 5 Brünn. Lokal: Baſteigaſſe 5. Vorſitzende: Frau Eleonore Sinai⸗ berger, Kapuzinerplatz 11 Budapeſt. Lohal: V, Maria Valeria Utcza 12. Vorſitzende: Frl. Wilma Glücklich Bunzlau. Lokal: Alte Schule. Leiterin: Frau Laubhardt. Caſſel. Lokal: Altes Rathaus, Obere Carlſtr. 12. Vorſitzende: Frau Helene Goldſchmidt, Ulmenſtr. 23, Celle. Hannoverſche Straße 15. Vorſitzende: Frl. E. Krüger, Bohlenberg 8 Charlottenburg. Lohal: Berlinerſtr. 137/1I, Hof 2. 1. Vor⸗ ſitzende: Frau Recha Hamburg, Bleibtreuſtr. 34/35 Chemnitz. Lohal: Mühlenſtr. 7p. Vorſitzende: Frl. Oberlehrerin Marqarethe Leportier, Heinrich Berkſtr. 7/III Coblenz. Lohal: Hohenfelder Schall⸗Löhrſtr. 38a. Vorſitzende: Frau Selma Heidſick, Mainzerſtr. 133, Cöln a. Ah. Lokal: Heumarht 46—50fI, links, Zimmer 6. Vor⸗ ſitzende: Frl. Luiſe Wenzel, Hanſaring 6! Danzig. Lokal: Jopengaſſe 2371. Vorſitzende: Frl. Marie Meyer, Reugarten 35 Darmſtadt. Lokal: Altes Theater. Vorſitzende: Frau Karoline Balſer, Karlſtr. 73½ Deſſau. Lohal: Kirchhof 2p. Leiterin: Frl. Luiſe Irmer, Fürſten⸗ ſtraße 7 Detmold. Lokal: Luiſenſtr. 7/1. 1. Vorſitzende: Frl. Oelrichs, 2. Vorſitzende: Frl. Fritſch Dortmund. Lokal: Balkenſtr. 18. Leiterin: Frau Joh. Heil⸗ brunn, Hohenſyburgſtr. 6 Oresden⸗A. Lokal: Terraſſenufer 3/III. Vorſitzende und Leiterin: Frau Julie Salinger, Ludwig Richterſtr. 20 Düren. Lokal: Holzſtr. 3/5. Vorſitzende: Frau Gertrud Weitz, Bonnerſtr. 26 Wedell, Kaiſerſtr. 11 Elberfeld. Lohal: Auerſchulſtr. 2628 (Volksſchule). Vorſitzende: Frau Anna Grünebaum, Mozartſtr. 7 Erlangen. Lokal: Friedrichſtr. 35. Leiterin: Frl. A. Heldrich, Bismarchſtr. 26 Eſſen a. d. R. Rechtsſchutzſtelle für Frauen. Lohal: Burgſtr. 10. Kathol. Schule. Vorſitzende: Frau Bohn⸗Engelhardt, Juliusſtr. 67 Flensburg. Lokal: Schiffbauecke 12. Vorſitzende: Frau Klara Peterſen, Wrangelſtr. 3 Frankfurt a. M. Lokal: Börſenſtr. 19. Leiterinnen: Frl. Dr. jur. A. Schultz und Frl. Ida Kirch Freiburg i. Br. Lokal: Oberrealſchule, Werderſtr. Vorſitzende: Frau Eliſe Liehl, Schwimmbadſtr. 19 Fürth i. B. Lokal: Ottoſtr. 5, Rüchgeb. Vorſitzende: Frl. Emmy Humbſer, Helmplatz St. Gallen. Lokal: Schulhaus am Kloſterplatz. Vorſitzende: Frl. Bünzli Genf. Office Social. Salle Cenirale. Leiter für Rechtsauskunft: Monſieur E. Rouſſet, Madeleine 10 Gießen. Lokal: Rathaus. Vorſitzende: Frl. M. Taſche: Keplerſtr.1 Düſſeldorf. Lokal: Immermannſtr. 3971. Leiterin: Frau Ida 202 Glatz. Lokal: Gartenſtr. 5a. Vorſitzende: Frau Weigmann Gleiwitz. Lokal: Rathaus p. Vorſitzende: Frau Löſchner, Ten⸗ ſchertſtraße Glogau. Lokal: Taubenſtr. 8/II. Vorſitzende: Frau Margarete Roth Godesberg. Lokal: Schultheißſtr. 5. Leiterin: Frau Berta Lehn, Haus Lehn, Karl Finhelnburgſtraße Görlitz. Lokal: Jüdenring 15p. Leiterin: Frl. Ella von Pritt⸗ witz und Gaffroy, Kahle 6 Göttingen. Lokal: Lange Gaismarſtr. 19. Vorſitzende: Frau Anna Thomann, Gerberſtr. 11 Gotha. Lohal: Erfurterſtr. 2/1. Leiterin: Frl. Ida Giesler, Parkallee 6 Gumbinnen. Lokal: Cäcilienſchule 7. Vorſitzende: Frau Berta Becker, Tilſiterſtr. 34 Hagen i. W. Lokal: Hochſtr. 80. Vorſitzende: Frl. Klara Köppern, Badſtr. 12. Halle a. S. Lokal: Schmeerſtr. IIIII. Vorſitzende: Frau Marga⸗ rete Bennewiz, Albertſtr. 41 Hamburg. Lokal: Abcſtr. 57/1. Vorſitzende: Frau Julie Eichholz, Moorweidenſtr. 5. Hameln. Lokal: Alte Marktſtr. 40, Warteſchule. Leiterin: Frau Liſa Roſenberg, Deiſterſtr. 2. Hannover. Lokal: Leineſtr. 21. Leiterinnen: Frl. Charlotte Jüdell, Ferdinandſtr. 28; Frl. Anna Delkeskamp, Lutherſtr. 3/II. Harburg. Lokal: Eiſendorferſtr. 8. Leiterin: Frau Anna Haſen⸗ kamp, Ernſtſtr. 17 Heidelberg. Lokal: Anlage 43. Vorſitzende: Frau Camilla Jellinek. Bunſenſtr. 15 Hildesheim. Lokal: Rathausſtr. 20. Leiterin: Frl. Eliſabeth Gerſtenberg, Schillerſtr.“ Hirſchberg i. Schl. Lokal: Am Markt, Gaſthof zum goldnen Schwert. Leiterin: Frau Martha Daehmel, Cunnersdorf i. R., Dorfſtr. 52 Jauer. Lokal: Neue Volksſchule. Leiterin: Frau Martha Stache, Mühlſtr. 21 Karlsruhe. Lokal: Lindenſchule, Kriegsſtr. 14. Vorſitzende: Frau Mary Rebmann, Vorholzſtr. 9 Kattowitz. Lokal: Schillerſtr. 4. Vorſitzende: Frau Viktoria Friedmann Konſtanz. Lokal: Wallgutſtr. 5. Leiterin: Frl. Maria Schieß, Schottenſtr. 31 Krefeld. Lokal: Weſtwall 200. Vorſitzende: Frau Käte Mengelberg, Dionyſiusſtr. Kreuznach. Lokal: Salinenſtr. 59. Leiterin: Frau Elsbeth Krukenberg Leipzig. Lokal: Thomasring 3 E. Vorſitzende: Frau Ottilie Dix, Dammſtr. 161 Liegnitz. Lokal: Altes Rathaus, Zimmer Nr. 9. Vorſitzende: Frau Eliſabeth Hirſch, Albrechtſtr. 2a Lörrach. Lohal: Teichſtr. 4. Leiterin: Frl. Hermine Goos Magdeburg. Lokal: Peterſtr. 1p. Vorſitzende: Frl. Roſe Meyer, Karlſtr. 7 Mainz. Lokal: Städtiſches Arbeitsamt, Alte Univerſitätsſtr. 9. Vor⸗ ſitzende: Frl. E. Bernays, Große Bleiche 31 Mannheim. Lokal: Altes Rathaus, Zimmer Nr. 12. Vorſitzende: Frau Fanny Boehringer, I. 9, 1a 203 München. Lokal: Von der Tannſtr. 2a. Vorſitzende: Frl. Sophia R. J. Goudſtikker, Königinſtr. 3a Münſter i. W. Lohal: Domplatz 37/38. Leiterin: Frl. Anna Uedink, Südſtr. 6 Reiße. Lokal: Hochſtr. 62. Leiterin: Frau Zacharias, Bismarchſtr. 4 Reuhaldensleben. Lokal: Lehrerzimmer der landwirtſchaftlichen Schule. Leiterin: Frau Dora Herzberg, Calvörderſtr. 38 Neuwied. Lokal: Schulhaus Engerſenſtr. 4. Vorſitzende: Frau Gertrud Seckels, Luiſenſtr. 39 Oldenburg. Lokal: Julius Moſerplatz 1. Leiterin: Frau Mina von Buttel, Bismarckſtr. 32 Oppeln. Lokal: Volksſchule, Nikolaiſtr. 32. Leiterin: Frau Agnes Jungmann Virmaſens. Lohal: Schützenſtr. 9. Leiterin: Frau Tony Michel, Schützenſtr. 9 Potsdam. Lokal: Rathaus, Alter Markt, Zimmer Nr. 2. Leiterin: Frau Martha Schultz, Luiſenſtr. 72III Prag. Lokal: Krakauergaſſe 20. Vorſitzende: Frau Wilh. Wiechowshi Ratibor. Lokal: Jungfernſtr. 12. Leiterin: Frau Anna Greinert, Ring 14 Rom. Vorſitzende: Marcheſa de Marco, Piazza Nicoſia 35 Roſtock. Lokal: Bücherplatz 1. Leiterin: Frl. Marianne Labes, Schießbahnſtr. 6 Saarbrücken. Lokal: Altes Rathaus, Kronenſtr. 5. Leiterin: Frl. Ida Koch, Marktplatz 14 Schleswig. Lokal: Stadtweg 54. Leiterin: Frl. M. Johannſen, Stadtweg 54 Sorau. Lokal: Sitzungszimmer der Handelshammer. Leiterin: Frl. Schwartz Staßfurt⸗Leopoldshall. Lokal: Schloßſtr. 14. Vorſitzende: Frau Marie Reiß, Hecklingerſtr. 21 Stettin. Lokal: Friedrich Karlſtr. 19. Vorſitzende: Frau Thereſe Klitſcher, Kaiſer Wilhelmſtr. Stralſund. Lokal: Oſſenregerſtr. 26. Vorſitzende: Frau Emma Bernd, Teichſtr. 6 Stuttgart. Lohal: Eberhardtſchule, Eberhardtſtr. 6p. Leiterin: Frl. Helene Landerer, Neckarſtr. 14 Tilſit. Lokal: Kirchſtr. 14. Vorſitzende: Frau Joh. Timm Troppau. Lokal: Bismarckſtr. 39. Leiterin: Frau Paula Ziffer, Bismarckſtr. 39 Wiesbaden. Lokal: Rathaus. Vorſitzende: Frau von Wilm, Pagenſtecherſtr. 5 Wien. Lokale: 1. X. Keplerplatz 5. Leiterin: Frl. Giſela Löffler. 2. VI. Gumpendorferſtr. 62. Leiterin: Frl. Sophie Regen. 3. XVIII. Michaelerſtr. 25. Leiterin: Frau Marie Roſenthal, Vegagaſſe 15 Witten a. R. Lokal: Breddenſchule. Leiterin: Frau Emma Brickenſtein, Moltkeſtr. 12 Würzburg. Lokal: Kapuzinerſtr. 17 Hinterhaus. Leiterin: Frau Lina Schwind, Neubergerſtr. 3871 Zittau i. S. Lokal: Innere Sybinerſtr. 22, Marthaheim. Leiterin: Frau Sponer, Bautzenerſtr. 13/1I Zürich V. Lokal: Zürichbergſtr. 10. Vorſitzende: Frl. Klara Honnegger, Alpenſtr. 5 Zweibrücken (Rheinpfalz). Lokal: Stadthaus. Vorſitzende: Frau H. Roſenberger, Kaiſerſtr. 57. Neuntes Kapitel. Die Pfadfinderinnen in den Kolonien. Von Hedwig Heyl, Berlin. Dort, wo in der Felſenburg Afrika ſonndurchglühte Steppen, Dornenhecken und Wüſtenſand mit tropiſcher Pflanzenpracht ſich abwechſeln, haben Pfadfinder, wie Andersſon, Baines, Chapman und Manſh, und ſpäter die Erforſcher des nördlichen Teiles des Kontinents, wie Barth, Vogel, Nachtigal, Flegel, Stanley, Schweinfurth, durch mühevolle Forſchung Wege gebahnt. Dort wurde manch tapferer Miſſionsſtreiter in dem fernen mörderiſchen Klima durch die damals unerforſchten Krankheiten hinweggerafft oder hat, von Eingeborenen über⸗ fallen, ſein Leben eingebüßt. In allen Landesteilen wüteten Kriege; Dank fühlte der echte Deutſche für das vergoſſene Blut unſerer tapferen Soldaten, Stolz über die beſtandenen Gefahren in Kampf, Hunger und Durſt. Frenſſen ſchildert in Peter Moors Erlebniſſen in kontrollierter Wahrheit das Land zu jener Zeit, als unſere mutigen Truppen darin Ordnung ſchafften. Seitdem ſind Jahre vergangen, in denen unſere Kolonien aufgeblüht ſind. Aufgeblüht unter deutſcher Hand; viele deutſche Soldaten haben ſich dort eine Heimat gegründet, und Fleiß und Umſicht werden von der deutſchen Regierung geſchützt und gewertet, ſo daß ſich immer mehr Anſiedler und Beamte finden, welche in die für letztere bereit geſtellten Häuſer ziehen, deren Zahl ſich nach und nach zu Siedlungen und Ortſchaften verdichten, wo Brunnen gegraben werden, um der Waſſerarmut abzuhelfen und Eiſenbahnen gebaut, welche die Küſtenſiedlungen mit dem Innern verbinden. Pfadfinder in der Wiſſenſchaft, wie Robert Koch und andere, haben die Teile deutſchen Beſitzes feſtgeſtellt, welche für die deutſche Raſſe geſundheitlich nicht zuträglich ſind, und es wird dauernd daran gearbeitet, Klima und Boden durch geeignete Kulturen und Maßnahmen zu verbeſſern. Die Vor⸗ ſicht der Regierung und anſäſſiger Erwerbsgeſellſchaften machen 205 es in dieſen gefährdeten Gegenden dem deutſchen Manne zu eigenem Beſten nicht leicht, dort eine Familie zu gründen, denn die Frauen werden bleichſüchtig und die Kinder ſterben, wenn ſie auch 1½ Jahre dort aushalten. In ſolchen Ge⸗ bieten fungieren Weiße nur als Aufſeher und Leiter von Schwarzen bearbeiteter Plantagen. In Samoa und den Togo — 1— Kamerun a— a 5 Victoria= See — Kilimandscharo ata Aric — Satcooalau am Deutsch = Ostafrika — 4 44t7—) Sst Deutsch = Windhuk Südwestafrika Sdeackt 40 J Unſere Kolonien in Afrika. Marianneninſeln, wo das Klima leidlich, erſchweren Orts⸗ gewohnheiten die Anſiedlung. Als Siedlungsgebiete kommen für die Deutſchen haupt⸗ ſächlich „Südweſt“ ohne Ovamboland und Caprivizipfel und das Hochland von Deutſch⸗Oſtafrika in Betracht, während als Pflanzungsgebiete die Küſten von Deutſch⸗Oſtafrika und das innere exkl. Hochland, Kamerun, Togo, Neu⸗Guinea und die Inſeln der Südſee gelten. Unſere Kolonien in Afrika bedürfen der deutſchen Frau, des deutſchen Mädchens als⸗ Pfadfinderinnen, denn woran heute noch die deutſche Wirt⸗ ſchaft dort krankt, und ihre Ausdehnung hindert, wie Ge⸗ fahren für den Mann bedeutet, wird die deutſche Frau ändern können. Ein deutſches Land, das für die Zuhunft des deutſchen Volkes von großer Bedeutung ſein wird, ſoll vor allem deutſch ſein, deutſch ſprechen und Sitte und Kultur des deutſchen Vaterlandes pflegen. Harte Männerarbeit, die die nächſte Notwendigkeit ins Auge faßt, mag wenig Zeit und Kraft dazu haben. Der ausſchließliche Verkehr mit ſchwarzen Arbeitern und Arbeiterinnen ziehen den Deutſchen in der Ein⸗ ſamkeit eher hinunter als hinauf, und die Zunahme von Miſchlingen, Kinder von weißen und ſchwarzen Eltern, bilden eine große Gefahr für das Reich, da im Raſſenkampf die Miſchlinge zu den Schwarzen ſtehen. Der Aufenthalt in den Kolonien ſtellt aber an den Cha⸗ rakter und die Feſtigkeit des Mädchens große Anforderungen, da viele Verſuchungen an ſie herantreten. Die Hitze und Um⸗ gebung, die Freiheit und Ungebundenheit zeigen Einwirkungen, welche dieſe Bedingung rechtfertigt und nötig macht. Die weiße Frau iſt nicht nur eine Hilfe für den weißen Mann, ſondern ſie beeinflußt die Schwarzen in erheblichem Maße. Die Schwarzen lernen mit beſonderer Vorliebe von der deutſchen weißen Frau, die als höheres Weſen angeſehen wird und deren Geſchicklichkeit ſie bewundern. Der Nach⸗ ahmungstrieb verrichtet oft beſſere Dienſte als die Schulung im allgemeinen Sinne. Langſam nur wird das Grundübel der Eingeborenen, die Lüge, getilgt werden können; erſt wenn ſittliche Begriffe in ihnen durch das Vorleben der deutſchen Familie, durch die Erfaſſung des Chriſtentums und durch die Schule geklärter ſein werden, iſt dazu Hoffnung vorhanden. Heute muß noch mit der Furcht vor Strafe gerechnet werden, die ja bei dem oft raffinierten Lügen und Betrügen und bei der Faulheit nicht zu vermeiden iſt. Meiſtens beſteht dieſelbe in Beſchränkung beliebter Nahrung, bei der ſie mehr auf die Quantität als die Qualität Wert legen. Die Pfadfinderin darf, wenn ſie nach Afrika geht, dort nichts vorausſetzen, was deutſche Kultur ſie im Baterlande unentbehrlich erſcheinen läßt. Sie muß ihre Vorſtellungen zurückſchrauben in jene Zeit, wo von der Frau jeder Komfort im Hauſe ſelbſt geſchaffen wurde, ſie muß ſich durchdrungen fühlen von der Aufgabe einer Pionierin, welchen Beruf ſie auch ausübt, Erzieherin, Buchhalterin, Stütze, Wirtſchafterin oder ſelbſtändige Unternehmerin, Hausbedienſtete oder Haus⸗ frau. Sie muß neben feſtem Charakter eine tadelloſe Geſund⸗ 206 heit, vor allem ein geſundes Herz haben und ſowohl künſt⸗ leriſche Anlage als eine praktiſche Erziehung mitbringen. Es treten tauſend unvorhergeſehene Notwendigkeiten und Schwierigkeiten an ſie heran, denen ſie gewachſen, bei denen ſie ſich mit dem, was ihr zur Verfügung ſteht, zu helfen wiſſen muß. Die Zahl der weißen Frauen iſt nicht ſehr groß, die Frau iſt deshalb ſchnell im Lande bekannt, und wenn ſie es verdient, geliebt und geehrt. 1908 waren 1826 weibliche Erwachſene und gegen 5629 Männer in Südweſt; jetzt mag ſich die Zahl verdoppelt haben, ſie verteilt ſich aber auf ein mächtiges Gebiet. Run handelt es ſich darum, daß die richtigen Frauen an die für ſie geeigneten Plätze kommen und die Abenteuerluſtigen, welche früher als ungeeignete Elemente hinausgingen, angeſichts der hohen Aufgaben an der Auswanderung verhindert werden. Zu dieſem Zweck bieten ſich folgende Hilfen: Durch Deutſche Kolonialgeſellſchaft Berlin, Am Karlsbad 10 Frauenbund der deutſchen Kolonialgeſellſchaft, Büro Berlin Potsdamerſtr. 134. Deutſcher Frauenverein vom Roten Kreuz für die Kolonien. Evangel. Miſſion Berliner Evangel. Miſſionsgeſellſchaft, Georgen⸗ Kirchſtr. 70. Kathol. Miſſion (Zentralſtelle des Katholiſchen Frauenbundes, Cöln, Roonſtr. 9). Heimatshaus in Keetmanshoop, Süd⸗Weſtafrika, Anſtalt des Frauenbundes der D. K. G. Jugendheim Lüderitzbucht, Süd⸗Weſtafrika, Anſtalt des Frauenbundes d. D. K. G. Kolonialfrauenſchule G. m. b. H., Bad Weilbach (Regierungs⸗ Bez. Wiesbaden). Sobald an den Frauenbund der deutſchen Kolonialgeſellſchaft von drüben die verſchiedenen Wünſche für weibliche Hilfen herantreten, vergewiſſert er ſich durch das Gouvernement, den Diſtriktschef oder durch Perſönlichkeiten, die in Süd⸗Weſtafrika geweſen ſind und Erfahrungen geſammelt haben, ob man die jungen Mädchen den betreffenden Familien anvertrauen kann, und ob ſie in der pekuniären Lage ſind, das vereinbarte Gehalt zu zahlen. Dann muß aus der Liſte der Bewerberinnen im Büro Berlin, Potsdamerſtr. 134, eine möglichſt geeignete Perſönlichkeit ausgeſucht werden. Die Zeugniſſe der Be⸗ treffenden genügen nicht allein, ſondern es werden durch per⸗ ſönliche Erkundigungen, bei denen ſehr auf die Unterſtützung der Abteilung gerechnet wird, der Charakter und die Leiſtungs⸗ 207 fähigkeit der jungen Mädchen feſtgeſtellt. In der letzten Zeit wird es, den Wünſchen von Süd⸗Weſtafrika entſprechend, den Bewerberinnen an das Herz gelegt, vorher einen Kurſus in der Krankenpflege durchzumachen. In Berlin, Hamburg, Dresden, Poſen, Frankfurt a. M. z. B. ſind in den dem Frauenbund angeſchloſſenen großen Kranken⸗ oder Diako⸗ niſſenhäuſern bereitwillige Zuſicherungen eines ſolchen Kurſus gegeben, und zwar koſtenlos; nur für Nachtquartier haben die jungen Mädchen ſelbſt zu ſorgen. Solch ein Kurſus im Krankenhaus gibt zugleich die Möglichkeit, genauer über die jungen Mädchen urteilen zu können. Ihre Leiſtungen dort, die Art und Weiſe, wie ſie die Arbeit angreifen, und ihr ganzes Verhalten im Krankenhauſe, über das berichtet wird, geben am beſten ein Bild ihres Temperaments und ihrer Perſönlichkeit. Jedenfalls ſind die Nachrichten aus dem Krankenhaus als wichtige Ergänzungen der Zeugniſſe zu be⸗ trachten. Die notwendigen Papiere, die die Bewerberinnen einſenden müſſen, ſind: 1. ärztliches Tropenatteſt, 2. Führungsatteſt der Polizei und des Geiſtlichen, 3. beglaubigte Zeugnisabſchriften, 4. wenn minderjährig, Erlaubnis der Eltern oder des Vor⸗ mundes, 5. ſelbſtgeſchriebener Lebenslauf und Bild. Durch den Frauenbund werden die Papiere Seiner Hoheit dem Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, Präſident der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft, eingereicht, der die Ueber⸗ fahrt III. Klaſſe oder 150 Mk. bewilligt, wenn die Fahrt in der II. Klaſſe gewünſcht wird. Den fehlenden Betrag von 300 Mk. zu dem Ueberfahrtsgeld II. Klaſſe muß die betreffende Herrſchaft oder die Bewerberin ſelbſt tragen. Die Kabinen III. Klaſſe ſind gut eingerichtet, die vom Frauenbund geſandten jungen Mädchen werden zuſammen untergebracht und ſtehen unter dem beſonderen Schutze des Kapitäns. Sie erhalten vor ihrer Abreiſe von dem Frauenbund zugleich mit einem Anſchreiben eine Broſche in den deutſchen Farben als Bundes⸗ und Erinnerungszeichen. Das Tragen der Broſche kennzeichnet die Mädchen auf dem Schiff und in Süd⸗Weſtafrika als unter dem Schutz des Frauenbundes ſtehend. In Hamburg werden die jungen Mädchen von einer Dame aus dem Verein „Freun⸗ dinnen junger Mädchen“ oder „Abteilung des Frauenbundes der D. K G., Hamburg“ empfangen; es wird für ihre Unter⸗ kunft geſorgt und ihnen bei der Abreiſe geholfen. In Swakop⸗ mund haben der evangeliſche und hatholiſche Pfarrer dieſe 208 Fürſorge übernommen, in Lüderitzbucht die Frauen der dortigen Abteilung. Vor der Abreiſe erhalten die jungen Mädchen folgende Anweiſung: Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu hönnen, daß Seine Hoheit der Präſident der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft Ihnen die freie Aus⸗ reiſe in der dritten Schiffsklaſſe (den Reiſezuſchuß von Mk. 150.— zur zweiten Schiffsklaſſe) bewilligt hat. Ihr Dampfer „. . . . . . . . . .“ geht am Mittwoch den . . . 1912. Die Einſchiffung erfolgt bereits am Dienstag. Sie müſſen entweder am Montag zwiſchen acht und zehn Uhr abends, oder am Dienstag bis ſpäteſtens mittags 1 Uhr in Hamburg eintreffen, um Ihr Billet bei der Deutſch⸗Oſt⸗Alfrika⸗Linie, Hamburg, Große Reichen⸗ ſtraße 27 (Afrikahaus), in Empfang nehmen und Ihr Gepäck beſorgen zu können. Als Ausweis gilt Ihr polizeilicher Abmeldeſchein und beifolgendes von uns ausgefertigtes Schreiben. (Bei Mädchen unter 21 Jahren iſt noch der Erlaubnisſchein der Eltern oder des Vor⸗ mundes mitzunehmen.) Falls Sie in Hamburg keine Verwandten oder Bekannte haben, werden Sie von Fräulein Fretwurſt, Hamburg, am Beſenbinderhof 33, auf dem Hauptbahnhof in Empfang genommen und müſſen Sie ſich zu dieſem Zweck acht Tage vor Ihrer Abreiſe bei der Dame ſchriftlich melden. Als Erkennungszeichen legen Sie beifolgende Armbinde kurz vor Hamburg an und warten ruhig auf dem Bahnſteig, bis die Dame Sie anſpricht. Fräulein Fretwurſt nimmt Sie in ihr qutes und billiges Hoſpiz, am Beſenbinderhof 33, mit. Auf dem Schiffe müſſen Sie nun beſonders darauf achten, daß Sie nicht in ſchlechte Geſellſchaft kommen. Sie finden auf jedem Schiffe Menſchen, an die ſich junge Mädchen un⸗ bedenklich anſchließen können. Außerdem werden Sie dem Kavitän beſonders empfohlen und einer mitreiſenden Herrſchaft, die dem Frauenbund bekannt iſt, oder einer Miſſionarsfamilie, die dasſelbe Schiff benutzen. Sie müſſen darauf achten, daß Ihr Verhalten auf dem Schiffe ein anſtändiges und gehaltenes iſt; die Kenntnis von etwa vorgekommenen Ungebührlichkeiten wird ſofort bei der Ankunft von den übrigen Paſſagieren in der Kolonie verbreitet, und danach richtet ſich der Auf, den Sie in Ihrer neuen Heimat von vorneherein haben. Sie müſſen ſich deſſen gerade während der ziemlich langen Zeit der Seereiſe, während der Sie nichts weiter zu tun haben, bewußt ſein und müſſen immer daran denken, daß Sie dem Frauen⸗ bunde Ehre machen ſollen. Ernſtlich müſſen wir Sie warnen, ſich auf dem Schiff, wie es manchmal geſchehen iſt, mit einem der Mit⸗ fahrenden zu verloben. Sie haben auf der Seereiſe gar keine Mög⸗ lichkeit, näheres über dieſen zu erfahren, und Sie können nie wiſſen, ob Sie es nicht mit einem Abenteurer zu tun haben; deshalb müſſen Sie beſonders vorſichtig ſein und es iſt in Ihrem Intereſſe beſſer, wenn Sie mit einer Heirat warten, bis ſie ſich in Süd⸗Weſtafrika gründlich eingelebt haben und mit allen Verhältniſſen vertraut ſind. Sie erſparen ſich dadurch viele Enttäuſchungen und böſe Erfahrungen! Außerdem dürfen Sie ſich weder auf dem Schiff noch bei Ihrer Landung in Swakopmund oder Lüderitzbucht von fremden Leuten verleiten laſſen, Ihre Stellung, die Sie kontraktlich angenommen haben, nicht anzutreten, weil Ihnen anſcheinend beſſere geboten werden. Sie machen ſich durch ſolchen Kontraktbruch ſtraffällig und, wiſſen außerdem nicht, mit welchen Leuten Sie es zu tun haben v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 1¹ 209 während die Familie, an die Sie durch den Frauenbund gewieſen werden, ſtets von amtlicher Stelle geprüft und empfohlen iſt. — Gleich nach Ihrer Ankunft im Hafen ſchreiben Sie an den Frauen⸗ bund eine Karte oder einen Brief, in dem Sie mitteilen, daß Sie angekommen ſind und wie die Ueberfahrt war. Wenn Sie erſt einige Zeit im Lande und in Ihrer neuen Stellung ſind, dann ſchreiben Sie uns auch darüber einmal, wie Sie ſich eingelebt haben und was Ihnen ſonſt etwa Mitteilenswertes auffällt. Der Frauen⸗ bund hat den großen Wunſch, mit allen jungen Mädchen, die durch ſeine Vermittlung hinausgehen, in Verbindung zu bleiben und freut ſich ſtets über jede gute Nachricht. Wir möchten aber auch dann von Ihnen hören, wenn es Ihnen etwa ſchlecht gehen ſollte, damit der Frauenbund, wenn möglich, verſuchen kann, Ihnen zu einer beſſeren Lage zu verhelfen. und Hilfe brauchen, nützen können, nennen wir Ihnen: Als Adreſſen, die Ihnen in irgendwelchen Fällen, wo Sie Rat Windhuk: Frau Frieda Boigts Frl. Neugebohrn Frau Paſtor Hammer Swakopmund: Frau Regierungsarzt Jacobs Frau Kaufmann Schmerrenbeck Frau Hotelier Bauſe Frau Stadtſekretär Cordes. Katholiſche Mädchen finden in Hamburg auch Rat bei dem Vertrauensmann des Raphaelvereins Schegenberg, Große Reichen⸗ ſtraße; in Swakopmund bei dem Rektor der katholiſchen Miſſion und im Krankenhaus und Erholungsheim der Franziskanerinnen. GrootfonteinfN.: Fräulein von Zaſtrow Frau Regierungslehrer Rohmann Omaruru: Frau Dr. Zachlehner Lüderitzbucht: Miſſionsſchweſter Witwe Stahlhut. Frau Bürgermeiſter Kreplin Okahandja: Frau Miſſionar Laaf Frau Dinter Outjo: Frau Dr. Foch Frau Miſſionar Brockmann Gibeon: Frau Kaufmann Poſt Frau Miſſionar Spellmeyer Keetmanshoop: Frau Oberin Poſſehl Frau Kaufmann Rothauge Frau Kaufmann Joedicke. Die Beſtimmungen der Deutſch⸗Oſtafrika⸗Linie für die Ausreiſe erhalten die jungen Mädchen ebenfalls durch den Frauenbund der deutſchen Kolonialgeſellſchaft. Beſtimmungen der Deutſch⸗Öſtafrika⸗Linie für die Reiſe. Jeder erwachſene Reiſende hat 200 Kilo Gepäck frei; für etwaiges Mehr muß für jede 10 Kilo 4 Mk. gezahlt werden. Alles Gepäck muß mit 5 cm großen Buchſtaben in Farbe deutlich mit dem Namen und Beſtimmungsort des betreffenden Reiſenden ver⸗ ſehen werden. Am brauchbarſten ſind feſte Holzhoffer oder ſtarke 210 211 Kiſten; wenn ein Korb benutzt wird, muß er mit Segeltuch aus⸗ geſchlagen ſein. Als Ausweis muß jede Reiſende entweder Geburts⸗ oder Tauf⸗ ſchein, Meldeſchein, Dienſtbuch oder Reiſepaß bei der Ausreiſe vor⸗ zeigen. Da die Stunde der Einſchiffung ſich nicht vorher beſtimmen läßt, müſſen die Reiſenden am Werktage vor der Abfahrt in der Paſſageabteilung der Deutſch⸗Oſtafrika⸗Linie „Afrikahaus“, Große Reichenſtr., zwiſchen 9—6 Uhr vorſprechen, um die Gepäckangelegen⸗ heit zu ordnen, die Perſonalangaben zu machen und die Stunde der Einſchiffung zu erfahren. In den Kammern darf nur Handgepäck untergebracht werden, und kleinere Koffer; die Gepäckſtücke dürfen nur 90 cm lang, 60 cm breit und 35 cm hoch ſein. — Das größere Gepäck kommt in den verſchloſſenen Gepäckraum, zu welchem die Reiſenden zweimal in der Woche zu beſtimmter Stunde Zutritt haben. Die Reiſenden müſſen für das ſo verſtaute Gepäck einen Gepäckſchein verlangen. Das Handgepäck bringen die Reiſenden ſelbſt zur Einſchiffungsſtelle, das große Gepäck muß zwei Tage vor Abfahrt des Schiffes an Bord geliefert werden. Wann das Gepäck vom Verſandort mit Fracht fortgeſchickt werden muß, um rechtzeitig einzutreffen, iſt bei der dortigen Eiſenbahnverwaltung zu erfahren. Adreſſiert muß der Frachtbrief ſein wie folgt: An die Deutſch⸗Oſtafrika⸗Linie, Paſſage⸗Abteilung für . . . . ., Reiſende des am . . . . . . . Hamburg. abgehenden Poſtdampfer nach . . . . . . . . . . .. (Beſtimmungsort). Außerdem iſt es qut, wenn die Reiſende der betreffenden Hafen⸗ Agentur brieflich die Abſendung des Gepäcks und die Anzahl der Gepäckſtücke mitteilt. Das Gepäck ſoll noch außerdem mit Zetteln beklebt werden, auf denen vermerkt wird, ob es im Gepäckraum oder in der Kammer verladen werden ſoll. Vor Einſchiffung iſt in dem Kontor der Deutſch⸗Oſtafrika⸗Linie der Gepäckſchein einzulöſen. Das Heimathaus in Keetmanshoop des Frauenbundes der deutſchen Kolonialgeſellſchaft. In Keetmanshoop unterhält der Frauenbund der deutſchen Kolonialgeſellſchaft ein Heimathaus, von dem aus junge Mädchen, welche der Frauenbund herausſendet, Dienſt antreten können. Zuerſt werden ſie drei Monate, damit ſie Land und Leute kennen lernen können, in Haus und Küche, Garten und Wäſcherei beſchäftigt und erhalten monatlich 30 Mk. Taſchengeld. Die Gehälter pro Monat ſtellen ſich in Süd⸗Weſtafriha für Lehrerinnen und Erzieherinnen auf 100 Mk., für Stützen und Erzieherinnen auf 50 bis 80 Mk., für Hausperſonal 40 bis 50 Mk., für Hotelperſonal höher. Der deutſche Frauenverein vom Roten Kreuz für die Kolonien. Der deutſche Frauenverein vom Roten Kreuz für die Kolonien entſendet gut vorgebildete tropentüchtige Schweſtern 14* 212 in die Kolonien, wo ſie verſchiedene Stationen haben und im Lazarett oder als Reiſeſchweſtern tätig ſind. Die Dienſt⸗ perioden ſind je nach dem Klima 1½ bis 4 Jahre und dar⸗ über. Tropenkleidung erhält die Schweſter vom Verein und von 780 Mk. ſteigend bis 1200 Mk. jährliche Beſoldung, ferner 6 Monate Urlaubsgehalt bei tadelloſer Dienſtführung, Hauptfront des Heimatshauſes in Keetmanshoop! Erholung in den Häuſern am Rhein, im Cleverhaus und Georgshof bei Roesrath. 1873 gingen die erſten Schweſtern nach Deutſch⸗Südweſt⸗ afrika und wirkten bis 1907, wo ſie im Aufſtand die Ver⸗ wundeten pflegten. Seitdem iſt ihre Zahl auf 25 in Südweſt geſtiegen, welche ſich an den verſchiedenſten Plätzen nützlich machen. Im ganzen arbeiten 67 Schweſtern des Frauenvereins 213 vom Roten Kreuz in den Kolonien. Meldungen ſind zu richten an Frau von Pleſſen, Eiſenacherſtr. 10, Berlin W. Der Bedarf an gebildeten Frauen wird mit der Ent⸗ wickelung der Kolonien wachſen, vorläufig iſt er gering. Einen vorübergehenden Aufenthalt bietet die Farm Brakwater bei Frau von Falkenhauſen. Fräulein von Kortzfleiſch, Reifenſtein b. Birkungen, hat den Abſchluß von Verträgen übernommen. Farm Brakwater, Süd⸗Weſtafrika. Vertrag für das Heim zwiſchen Frau von Falkenhauſen, Brakwater, und Frau von Falkenhauſen erlaubt ſich, Ihnen die Bedingungen zu unterbreiten, die zu einem vorübergehenden Aufenthalt in dem der Lehrfarm Brakwater angeſchloſſenen Heim berechtigen. Sie verpflichten ſich: 1. von dem Tage Ihres Eintreffens auf der Farm an zu einem Aufenthalt von mindeſtens vier Wochen als Penſionärin im Heim; 2. am Tage Ihrer Ankunft den Penſionspreis für vier Wochen pränumerando an Frau von Falkenhauſen zu erlegen. Sollte Ihr Aufenthalt ſich länger ausdehnen, iſt wochenweiſe der. vereinbarte Penſionspreis pränumerando zu zahlen; 3. zur Innehaltung der für die Lehrfarm vorgeſchriebenen Haus⸗ ordnung; 1. zur Hinterlegung von Mk... bei der Hamburger Bank, damit Ihre etwa notwendig werdende Rückreiſe ſicher geſtellt oder außergewöhnliche, etwa durch Krankheit ver⸗ anlaßte Aufwendungen für Sie gedeckt werden können; 5. zu einer Abmeldung mindeſtens acht Tage vor der Abreiſe; 6. bei Antritt einer durch die Farm vermittelten Stelle eine Ge⸗ bühr von 5 Mk. zu entrichten. Hingegen verpflichtet ſich Frau von Falkenhauſen: 1. Ihnen ein gutes Unterkommen in dem Heim zu gewähren; 2. ſoweit es in ihrem Vermögen liegt, Ihnen in der Beſchaffung einer für Sie paſſenden Stelle behilflich zu ſein und Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu ſtehen; 3. falls Sie Pflichten auf der Farm übernehmen, je nach Ihren Leiſtungen, einen entſprechend niedrigeren Penſionspreis mit Ihnen zu vereinbaren. (Ort und Datum.) (Name der vertragſchließenden Dame.) (Ort und Datum.) (amens Frau von Falkenhauſen die Vertreterin der Lehrfarm in Deutſchland.) 214 Geſamtanſicht von Keetmanshoop. Kolonial⸗Frauenſchule Bad Weilbach. Die Kolonialfrauenſchule, die ſich früher in Witzenhauſen befand, wurde von einem Verwaltungsrat derſelben nach Bad Weilbach verlegt. Der bisherige fishaliſche Kurort Bad Weil⸗ bach bei Flörsheim (Reg.⸗Bez. Wiesbaden) mit ſeinen rühm⸗ lichſt bekannten heilkräftigen Quellen iſt in den Beſitz des Vereins für wirtſchaftliche Frauenſchulen auf dem Lande e. B., Sitz Reifenſtein (Kreis Worbis, Provinz Sachſen), übergegangen. Nach erfolgtem Umbau des bisherigen Kurhauſes mit ſeinen Rebengebäuden gelangte am 1. Oktober 1911 eine wirtſchaft⸗ liche Frauenſchule des Vereins und in Angliederung an die⸗ ſelbe eine Kolonialfrauenſchule zur Einrichtung. Die Schüle⸗ rinnen der Kolonialfrauenſchule ſollen darauf vorbereitet werden, ſich in den deutſchen Kolonien als Farmgehilfinnen, Stützen der Hausfrau uſw. nützlich zu betätigen oder auf eigenem Beſitz durch Hauswirtſchaft, Gartenbau, Kleinvieh⸗, Geflügel⸗ und Bienenzucht ſich eine Lebensſtellung zu ſchaffen. Die volle Ausbildung dauert bis zu 1½ Jahre. Sie decht ſich im erſten Halbjahr mit der Ausbildung der Wirt⸗ 215 ſchaftlichen Frauenſchulen. Die eigentlich kolonialen Unterrichts⸗ fächer beginnen im zweiten Halbjahr. Der Geſamtunterricht der Kolonialſchule umfaßt: Einfache Küche. Backen von Schwarz⸗, Weißbrot und Kuchen, Zerlegen, Verwerten, Aufbewahren des Fleiſches; Bökeln, Räuchern, Wurſtbereitung uſw., Konſervieren von Gemüſe und Obſt in Gläſern und Büchſen auf verſchiedene Art, Obſtweinbereitung. Die Frau eines Miſſionars hält Nähſtunde ab. Waſchen und Plätten. Reinigen der Zimmer, Küche und Gerätſchaften, Metallputzen. Ausbeſſern von Wäſche und Kleidern, Weißnähen, Schneidern. Allerlei in den Haushaltungen der Kolonien notwendige Handfertigkeiten, kleinere Reparaturen, Löten, Anſtreichen, Polſtern, Lederarbeiten uſw. Pflege des Hühnerhofs, der Gemüſe⸗ und Obſtgärten. Bienenzucht. Arbeiten im Kuhſtall, Milchverarbeitung und ſonſtige landwirtſchaftliche Arbeiten. Grundlagen der Kranken⸗, Säuglings⸗ und Kinderpflege. Später Unterricht in der Anſtalt ſelbſt durch einen Arzt im Rebenamt und durch eine frühere Tropenſchweſter. Grundzüge der praktiſchen Buchführung. Kolonialgeographie und Landeskunde der Kolonien. Kolo⸗ niale Lektüre. Allgemeines über Tier⸗ und Pflanzenkunde, Schutz gegen Inſekten, ſowie Tierheilkunde. Anfragen und Anmeldungen ſind zu richten an die Ver⸗ treterinnen des Aufſichtsrates der Kolonialfrauenſchule in Schul⸗ angelegenheiten, Fräulein Ida von Kortzfleiſch in Reifenſtein bei Birkungen (Eichsfeld), außerdem an die Vorſteherin der Schule, Fräulein Mathilde Groſchupf in Bad Weilbach bei Flörsheim (Regbez. Wiesbaden). Zur Aufnahme kommen Frauen und Mädchen der ge⸗ bildeten Stände, im allgemeinen vom 18. bis 30. Lebens⸗ jahre. Der Preis für Unterricht und volle Penſion beträgt für Jahresſchülerinnen 350 Mk. im Vierteljahr. Ausländerinnen oder Halbjahrsſchülerinnen zahlen 400 Mk. im Vierteljahr. Alle dieſe Anſätze, die Frauenbewegung für die Kolonien in richtige Bahnen zu leiten, müſſen von jeder in die Kolonien gehenden Frau unterſtützt werden. Jede einzelne iſt dort Pionier, und die deutſchen Frauen im Mutterlande, die ſich mühen, ſie fern von der alten Heimat zu fördern, richten an all dafür paſſenden Orten Bibliotheken ein, damit ein Zu⸗ ſammenhang mit der alten Kultur bleibt. Die Organiſationen für die Kolonie ſind dankbar für jede Hilfe und an Euch Pfadfinderinnen tritt daher die große Aufgabe, die Erreichung des geſtechten Zieles in Neu⸗Deutſchland zu erleichtern und zu fördern. 216 Zehntes Kapitel. Soziale Erziehung. Von Anna Plothow, Berlin. Daß eine Pfadfinderin ſoziale Arbeit tun muß, bedarf wohl kaum einer näheren Begründung. Sich ſelber zu helfen wiſſen und anderen Hilfe zu bringen, das ſind die beiden Grund⸗ pfeiler der Pfadfinderorganiſation. Die Hilfeleiſtung für andere iſt die wertvollſte Frucht der Selbſterziehung der Pfadfinderin. Wie ein rüſtiger geſchickter Menſch mit ſeinen zwei Händen und ſeinem Kopfe mehr erarbeiten kann, als er für den eigenen Lebensunterhalt braucht, ſo kann auch ein in der richtigen Lebensführung geſchulter Menſch mit ſeinen Erfahrungen Schwächeren helfen. Alle ſoziale Arbeit iſt eine ſolche Hilfe; und ſo viel Gutes wir durch ſie leiſten können, die größte Beglüchung bringt ſie dem Ausübenden ſelbſt, weil ſie uns einen kleinen perſönlichen Anteil am göttlichen Schöpferwillen gibt, das Leben beſſer und ſchöner zu geſtalten. Die Sonne unſeres inneren Lebens iſt die Freude, ſie verbreitet Licht, Wärme und Wohlbehagen, darum macht es ſo glücklich, Freude zu bringen, Träger eines Sonnenſtrahls zu werden. Wer das erkannt hat, wird niemals ſagen, ſoziale Arbeit tun können nur die Reichen, oder nur die, welche Zeit haben, die in keinem feſten Beruf ſtehen, und auch nur die, welche ſelber froh und glücklich ſind. Nein, ſoziale Arbeit kann jeder tun, der ein warmes Herz hat, der Taht und Rachdenhen anwendet, um für das Wohlbefinden der anderen zu ſorgen. Gewiß iſt es ſchön, wenn wir mit reichen Mitteln die Not der Armen lindern können; aber haſt Du jemals daran gedacht, was Du ſelber, Du junges Menſchenhind, mit Deinen geringen Kräften zu leiſten vermagſt? Haſt Du jemals die Macht Deines Lächelns erprobt, oder die tröſtende Kraft eines guten Wortes, das zart und herzlich zur rechten Stunde geſprochen wurde? Die kleinen Dienſte ſind es, mit denen wir unſeren Mitmenſchen oft große Wohltaten erweiſen können, wir müſſen ſie nur ſtill und anſpruchslos als etwas Selbſtverſtändliches leiſten. Fühle Dich immer berufen zu nützen und Du wirſt von Nutzen ſein! Wenn wir einen Kirſchkern auf der Treppe, eine Orangen⸗ ſchale auf dem Straßenpflaſter liegen ſehen, ſollen wir uns nicht denken: „O weh, darüber hätte ich fallen und mir den Fuß verſtauchen oder brechen können.“ Sondern wir ſollen denken: „Darüber könnte auch ein anderer fallen und den Fuß brechen“ und das Hindernis mit dem Fuß oder der Schirm⸗ ſpitze dahin ſchieben, wo es keinen Schaden anrichten hann. Wir ſollen nicht beim Einſteigen in die Straßenbahn oder ins Eiſenbahnabteil uns rückſichtslos vorwärts drängen, um nur ja überall den beſten Platz zu bekommen, und wenn wir ihn durch Zufall erhalten haben, ſollen wir ihn nicht unter allen Umſtänden behaupten, ſondern ihn bei Bedarf gern an ältere oder ſchwächere Perſonen abtreten. Es muß ein un⸗ geſchriebenes Geſetz aller Pfadfinderinnen ſein, Müttern, die mit mehreren kleinen Kindern eine Reiſe oder eine Straßen⸗ bahnfahrt unternehmen, oder die an einer belebten Stelle der Großſtadt einen Straßendamm zu überſchreiten haben, nach Kräften zu helfen. Und ſelbſt auch dann, liebe Pfadfinderinnen, wenn Ihr in einem eleganten Anzug zu irgendeiner Feſt⸗ lichkeit eilt, ſollt Ihr Euch nicht bedenken, einen kleinen, zer⸗ lumpten Straßenjungen an die Hand zu nehmen, um ihn ſicher durch das Getriebe der Wagen zu leiten. Eine mir bekannte vornehme, junge Frau traf auf der Straße ein kleines Mädchen, das atemlos und erſchöpft an einem für ſeine Kräfte viel zu ſchweren Eimer mit Kohlen ſchleppte. Die Rückſicht auf ihre helle elegante Kleidung hielt die junge Frau keinen Augenblick zurück, den Eimer zu ergreifen und ihn dem Kinde nach Hauſe und in die vier Treppen hoch gelegene Wohnung der Eltern zu tragen. Dieſe Handlungsweiſe machte auf die unverſtändige Mutter mehr Eindruch, als es lange Reden ver⸗ mocht hätten. Auf die ſanfte Mahnung der Dame, das Kind nie wieder ſo unbedacht zu belaſten, gelobte ſie tief beſchämt Beſſerung. In der Fürſorge für Kinder findet gerade die junge Pfad⸗ finderin ein ſehr reiches Betätigungsfeld. Nichts iſt ſchöner und beglückender und dabei leichter, als ein Kinderherz froh zu machen. Das Sprichwort ſagt mit Recht: „Kinderhand iſt leicht gefüllt.“ Haſt Du ſchon einmal den kleinen blaſſen, ſchmutzigen Jungen aus dem Hinterhaus geſehen, der immer ſo ſcheu an Dir vorbeihuſcht und kein anderes Vergnügen kennt, als draußen auf der Straße zu rennen und fürchterlich laut zu ſchreien? Haſt Du ſchon einmal das kleine Mädchen 218 aus der dunklen Kellerwohnung beachtet, das mit dem alten gelben Geſichtchen und mit den verkrümmten Beinchen ſo unglücklich auf dem Stühlchen hockt, das die Mutter an warmen Sommertagen neben die Kellertür ſtellt? Haſt Du je darüber nachgedacht, wie dieſe Kinder die düſtern grauen Wintertage verbringen? Ein roter Apfel, eine Hand voll Nüſſe, eine bunte Anſichtspoſtkarte, ein hübſches Bild, das Du aus einer Zeitſchrift ausſchneideſt, bedeuten viel in ſolch armſeligem Kinderleben. Ein paar freundliche Worte machen die Kinder zutraulich und verſteigſt Du Dich gar dazu, ihnen einmal eine kleine Geſchichte, ein Märchen zu erzählen, ſo biſt Du ihrer grenzenloſen Dankbarkeit gewiß. „In dem vornehmen Hauſe, wo wir wohnen, gibt es keine armen Kinder“, ſagt Ihr vielleicht. Steht einmal früh auf und ſeht Euch den armen huſtenden Jungen an, der ſeiner Mutter morgens die Zeitungen austragen hilft, oder fragt Eure Waſch⸗ frau oder die Reinmachefrau nach ihrer kleinen Schar daheim. Erkundigt Euch, ob es ihr ſchon einmal gelang, ihr krankes Kind in einer Ferienkolonie unterzubringen. Erledigt die Formalitäten für ſie, übernehmt es, das augenleidende Kind, für das die Mutter keine Zeit hat, regelmäßig zum Arzt oder in die Klinik zu begleiten. Der Engländer hat das ſchöne Sprichwort: „Charity begins at home“, „Wohltun fängt zu Hauſe an“. Ihr großen Schweſtern, habt Ihr wohl Zeit für Eure jüngeren Geſchwiſter? Opfert Ihr gern eine Mußeſtunde, um auf ihre Intereſſen, ihre kleinen Freuden und Leiden einzugehen, ihnen etwas zu zeigen, was ſie gerne lernen möchten? Für die Kleinen iſt es oft eine große Beglückung, wenn Ihr ihnen ein Puppenkleid zuſchneidet, oder wenn Ihr ihnen aus buntem Papier einen Helm oder Ordensſtern klebt. Und kümmert Ihr Euch auch wohl um die alten Leute in Eurer Familie? Habt Ihr Geduld, dem Großvater, der ſchon recht ſchwer hört, die Zeitung vorzuleſen und der Groß⸗ mutter, die immer die Brille verlegt, die Rähnadel einzufädeln und am Strickzeug die heruntergefallenen Maſchen aufzunehmen? An jedem Monatserſten ſchicht Euch die Mutter vielleicht zu der alten Näherin, oder zu der Frau des verſtorbenen Kutſchers, der Ihr das kleine Gnadengehalt überbringen müßt. Haltet Ihr es länger als fünf Minuten in dem kleinen dumpfigen Stübchen aus ohne Ungeduld bei den immer gleichen Erzählungen der Alten? Wißt Ihr, was ein freundliches Plaudern von Euch für die Eintönigkeit ihres Lebens be⸗ deutet? Habt Ihr ihnen je eine Blume, eine Apfelſine mit 219 gebracht, etwas, das über ihr karges Leben einen Schimmer von Schönheit breitete? Auch die jungen Dienſtmädchen in Eurem Hauſe möchte ich Eurer Teilnahme empfehlen. Glaubt nicht, daß Ihr beſſere Menſchen ſeid, weil Ihr hübſchere Kleider tragt, eine qute Schule beſucht und alles lernen könnt, wozu Ihr Luſt und Neiqung habt. Jeder tüchtige Menſch iſt an ſeinem Platze gleich wertvoll. Das junge Dienſtmädchen iſt eine Lernende wie Ihr ſelber und Ihr ſollt ihr nach Kräften helfen, ein tüchtiger Menſch zu werden. Nehmt Euch ihres Ungeſchicks an, ſtatt über ſie zu lachen, zeigt ihr, wie man hübſch einen Tiſch deckt, wie man richtig ſerviert. Zeigt ihr mit Euren geſchickten Fingern, wie man ein Knopfloch macht, wie man ein Loch fein zuſtopfen kann. Kümmert Euch um ihre kleinen Leiden; gebt ihr ein bißchen Watte fürs Ohr, wenn ſie Zahnſchmerzen hat, und ſchickt ſie in die Zahnklinik. Verbindet ihr die Schnittwunde am Finger, denn das müßt ihr als richtige Pfadfinderinnen verſtehen, und wenn es im Hauſe mehr Arbeit gibt durch große Wäſche oder Geſellſchaften, ſo greift feſt mit zu und helft ihr bei ihrer Arbeit, denn auch ſie braucht den Schlaf wie ihr. Nehmt Euch auch um ihre Bildung und ihr Vergnügen an; denkt nicht, es iſt ja nur ein Dienſtmädchen, ſondern denkt, es iſt ein junges Mädchen wie wir, das auch Freude vom Leben haben will. Borgt ihr für ihre Mußeſtunden eins von Euren guten Büchern; laßt, wenn ſie Muſik liebt, ruhig ein⸗ mal bei Eurem Klavierüben die Tür auf, damit ſie an ſchönen Melodien ſich erfreut und ihre Arbeit draußen freudiger tut. Macht ſie auf die guten Kirchenkonzerte aufmerkſam, die Sonntags unentgeltlich ſtattfinden, und auf die Volksunter⸗ haltungen, die für wenige Groſchen gute, geiſtige Genüſſe bieten. Lehnt jeden Klatſch ab, aber erzählt bei der Arbeit, die Ihr mit dem Mädchen gemeinſam tun müßt, irgend etwas Intereſſantes, was ihren Geiſt weckt. Z. B. wie die Bananen wachſen, die Ihr in den Pudding ſchneidet, oder warum der Alkohol, der ſich bei der Gärung entwichelt, ein ſo ſchrech⸗ liches Gift iſt. Auch den Näherinnen, den Schneiderinnen, die in Euer Haus kommen, macht dieſen Tag zum Feſt, indem Ihr Euch nicht nur zu kleineren Hilfeleiſtungen erbietet, wie Heften, Nähte auf der Maſchine nähen und dergl., ſondern indem Ihr ihnen mal eine Stunde lang etwas Rettes vorleſt oder das Gedicht aufſagt, für deſſen Deklamation Ihr neulich in der Schule Lob erntetet. 220 221 Freilich, wer ſozial arbeiten will, darf ſich nicht genügen laſſen, das Leben in ſeinem Hauſe friedlich und freundlich zu geſtalten und all denen, die damit in Berührung kommen, etwas von ſeiner Wärme und Helle zu ſpenden und ihnen in ihren Nöten beizuſtehen. Wir müſſen über unſer Haus hinaus denken, denn wir alle leben in einer Gemeinde, in einem Staat, der uns ſchützt und unſer Leben vielfach erleichtert; aber aus dieſem Gemeinſchaftsleben erwachſen uns nicht nur Vorteile und Rechte, ſondern auch Aufgaben und Pflichten. Kinderhort im Peſtalozzi⸗Froebelhaus I. Auch Du, liebe junge Pfadfinderin, biſt Bürgerin Deiner Ge⸗ meinde und haſt ſtaatsbürgerliche Pflichten. In jeder menſch⸗ lichen Gemeinſchaft finden ſich Kranke, Schwache, Elende, Hilfsbedürftige. Es iſt Chriſtenpflicht, ihnen zu helfen, aber auch das reine Staatswohl erfordert es, die Mißſtände unter uns zu bekämpfen, da ſie ſich ſonſt immer weiter ausbreiten und ſchließlich uns und unſere Familie ſelber ergreifen und leiden machen. Bricht eine Seuche aus, ſo müſſen die Schutz⸗ maßregeln auf alle angewandt werden, da ſie ſonſt hoch und niedrig dahinrafft. Wehren wir nicht der Säuglingsſterblich⸗ keit, ſo wird ſie auch unſere Kinder dahinraffen und ſchließ⸗ lich unſere Stadt entvölkern. Laſſen wir die aufſichtsloſe Jugend verwildern, ſo wächſt ein Heer von Uebeltätern heran und unſer „Eigentum und Leben ſind bedroht. Sorgen wir nicht für die Kranken und Schwachen, für die Hilfsbedürftigen und Elenden, ſo wird die allgemeine Not und Unzufriedenheit ſo groß, daß ſie zu Gewaltſamkeiten führt und wir in das Verderben ſelber mit hineingeriſſen werden. So gebietet uns die Menſchenpflicht ſowohl wie die Staats⸗ bürgerpflicht für die Hilfsbedürftigen unter uns zu ſorgen. Alle Religionen machen deshalb das Wohltun zur Pflicht. Das Wohltun im großen für uns fernerſtehende Kreiſe iſt aber nicht ſo einfach, wie die ſoziale Arbeit im Hauſe, für die uns die Vorbedingungen genau bekannt ſind. Das Wohl⸗ tun kann ebenſoviel ſchaden wie nützen, ſo widerſinnig das klingt. Durch gedankenloſe Freigebigkeit vermindert man nicht die Not, ſondern man erhöht ſie, indem man Bettler und Trunkenbolde ſchafft. Recht getane ſoziale Arbeit ſoll aber die Menſchen nicht niederdrücken, ſondern ſie emporheben, die Schwankenden wieder feſt auf die Füße ſtellen, ſo daß ſie ſich ſelber weiter zu helfen vermögen. Um ſoziale Arbeit recht zu tun, muß man ſie erlernen, d. h. man muß neben dem guten Willen und dem warmen Herzen die nötige Kenntnis der Verhältniſſe mitbringen, um richtig raten und richtig helfen zu können. Gerade für die Pfadfinderin ſind ſolche theoretiſchen Kenntniſſe der Wohlfahrtspflege dringend nötig. Aus ihren eignen Mitteln würde ſie wohl ſelten imſtande ſein, einer in Not geratenen Familie gründlich zu helfen. Wohl aber kann ſie helfen, wenn ſie die verſchiedenen In⸗ ſtitutionen kennt, an die man ſich für die verſchiedenen Not⸗ ſtände wenden muß. Denn, wie man ſagt: „Ein Unglück kommt ſelten allein“, ſo hat die Not einer Familie, wie eines Einzelnen, gewöhnlich verſchiedenartige Urſachen, die ſich aus Krankheit, Arbeitsloſigkeit, Mangel an Pflege, an Fürſorge uſw. zuſammenſetzen und zuſammen behämpft werden müſſen, wenn man eine wirkliche Beſſerung erzielen will. Aber nicht nur die öffentlichen und privaten Wohlfahrtseinrichtungen gilt es zu kennen, um richtig raten und helfen zu können, ſondern man muß auch eine allgemeine Kenntnis der Bedingungen haben, unter denen unſer volkswirtſchaftliches Leben ſich ab⸗ ſpielt. Man muß wiſſen, welche Arbeitslöhne gezahlt werden, wie hoch im Durchſchnitt die Mieten in der Stadt ſind, wie die Lebensmittelpreiſe ſind und was eine Familie bei geord⸗ neter Wirtſchaftsführung und Sparſamkeit bei ganz einfacher, mittlerer und beſſerer Lebenshaltung pro Kopf im Monat und Jahr braucht. Auch muß man wiſſen, daß die Arbeits⸗ gelegenheit und die Höhe der Löhne von Angebot und Nach⸗ 222 frage, das Blühen und Sinken der Induſtrie nicht nur von der Kaufkraft unſres eignen Volkes, ſondern auch von unſern Beziehungen zu den Nachbarvölkern und im letzten Grunde vom Anteil unſres Handels am Weltmarkt abhängen, mit einem Wort, daß einige volkswirtſchaftliche Kenntniſſe nötig ſind, um unſre eigne wirtſchaftliche Lage, wie die unſrer Volksgenoſſen richtig zu beurteilen. Ferner gibt es bei der Geſtaltung unſrer ſozialen Verhältniſſe ſchwierige Fragen, für die ſelbſt die klügſten Köpfe unter uns noch keine Löſung gefunden haben. Wir dürfen ſolche Fragen nicht gedankenlos mit einer Redensart abtun, ſondern müſſen durch ernſtes Nachdenken und Sammeln von eignen Erfahrungen auch an unſerm Teil zur allmählichen Klärung ſolch ſchwerwiegender Probleme beizutragen ſuchen. Ihr werdet gleich begreifen, liebe Pfadfinderinnen, um was es ſich handelt, wenn ich euch einige ſolcher ſchwierigen Fragen nenne. Alle diejenigen, die es mit der Jugend unſres Volkes wohl meinen, wünſchen die obligatoriſche Fortbildungsſchule für Mädchen, wie für Knaben. Was ſoll nun in dieſen Schulen gelehrt werden? Für die Knaben lautet die Antwort einfach: Erweiterung ihrer Allgemeinbildung durch Vermehrung der in der Schule gewonnenen Kenntniſſe und Fachbildung für ihren beſonderen Beruf. Für die Mädchen liegt die Frage nicht ſo einfach. Das Leben ſtellt heute gleich hohe Anforde⸗ rungen an die Frau wie an den Mann, deshalb braucht die Frau ebenſowohl Allgemeinkenntniſſe, um das Leben richtig verſtehen zu können, wie Fachkenntniſſe, um in einem Beruf ebenſo würdig den Platz auszufüllen wie der Mann. Aber das Mädchen braucht noch ein Drittes, denn da ſie hofft, einmal Hausfrau und Mutter zu werden, braucht ſie auch für dieſen wichtigen Kulturberuf eine gründliche Vorbildung. Wie dieſe zu erlangen iſt, ob noch in der Schule, in der Fort⸗ bildungsſchule oder im Elternhauſe, darüber ſind ſich die Pädagogen noch nicht einig. Jede junge Pfadfinderin ſollte aber mit ſich einig ſein, daß ſie gründliche Kenntnis von Hauswirtſchaft und Kinderpflege unbedingt erwerben muß. Denn ob verheiratet oder nicht, kommt jede Frau irgendwie im Leben einmal in die Lage, hauswirtſchaftliche Kenntniſſe zu brauchen, und ſei es nur für ihre eigne kleine Wirtſchaft, und ebenſo Kinder zu pflegen und zu erziehen, und ſeien es auch nur die Kinder ihrer Geſchwiſter oder ein armes Waiſen⸗ kind, über das ſie ſpäter die Vormundſchaft ausübt. Denn auch zum Ehrenamt der Waiſenpflegerin, Armenpflegerin und Vormünderin werden jetzt Frauen berufen; die junge Pfad⸗ 223 finderin muß alſo ſchon beginnen ſich vorzubereiten, dereinſt einen ſolchen Ehrenpoſten im bürgerlichen Leben würdig aus⸗ zufüllen. Aber auch noch einen höheren Grund gibt es dafür; nach Friedrich Fröbel iſt die Frau von der Natur zur Pflegerin und Erzieherin des Menſchenweſens be⸗ ſtimmt. Das weibliche Geſchlecht zur Erkenntnis dieſes Er⸗ ziehungsberufes in Familie, Gemeinde und Staat zu führen und es willig zu machen, dieſen Naturberuf zum Kulturberuf zu erheben, iſt eine der wichtigſten Aufgaben unſerer Zeit, an der auch die Pfadfinderin teilhaben muß. Eine andre brennende Frage in unſerm ſozialen Leben iſt die Erwerbsarbeit der verheirateten Frau. Sehr oft machen die wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſie notwendig, dennoch ſollen die heiligſten Pflichten der Frau, die Mutterpflichten, nicht darunter leiden. Um die ſchwere Aufgabe dieſer doppelten Pflichtenbelaſtung richtig zu löſen, muß das junge Mädchen von heute ſich von Jugend an doppeltſtark machen und auch eine richtige Schätzung der Lebenswerte, der materiellen wie der ideellen, ſich zu eigen machen. Die Belehrung, die für eine ſolche ſoziale Auffaſſung nötig iſt, kann die Pfadfinderin nicht aus ſich ſelber auch nicht nur aus Büchern ſchöpfen, es wird daher notwendig ſein, daß von den Führerinnen der Pfadfindergruppen im Winter regelmäßig monatlich ein⸗ oder zweimal Verſammlungen der jungen Pfad⸗ finderinnen veranſtaltet werden, die der Belehrung gewidmet ſind. Eine in der ſozialen Arbeit und in der Volkswirtſchaft erfahrene Dame muß dabei Vorträge halten, die dem Ver⸗ ſtändnis der jungen Hörerinnen angepaßt, ſyſtematiſch die nötigen theoretiſchen Kenntniſſe übermitteln. Zum beſſeren Verſtändnis des Gehörten hätten ſich daran Fragen und Dis⸗ kuſſionen zu ſchließen; beſonders erwünſcht wäre es, wenn die jungen Pfadfinderinnen eigne in der Wohlfahrtsarbeit ge⸗ machte Erfahrungen ausſprechen würden, um an eigenen Mißz⸗ griffen zu lernen, wie es beſſer zu machen ſei. Damit an einem ſolchen Abend auch die jugendliche Fröhlichkeit zu ihrem Rechte gelange, ſollte er ſtets mit Singtänzen und Bewequngsſpielen endigen. Und zwar ſoll die Luſtbarkeit auch in den Dienſt der Pfadfinderinnenausbidung geſtellt werden, denn die Pfad⸗ finderin ſoll ſich nicht allein ſelber an unſern deutſchen Volks⸗ tänzen und Reigen vergnügen, ſondern ſie ſoll dieſe frohen, von reiner Luſt durchtränkten Tänze und Spiele auch an die Jugend weitergeben, wenn ſie ſelber einmal Führerin geworden iſt. Zum tieferen Verſtändnis unſeres wirtſchaftlichen und ſozia⸗ len Lebens ſind dann von den Führerinnen Beſuche von 224 225 Wohlfahrtseinrichtungen, wie Krippen, Bolkshindergärten, Kinderhorte, Blindenanſtalten, Krüppelheime und Kinder⸗ krankenhäuſer, zu empfehlen. Auch in Fabriken und Werk⸗ ſtätten ſollen die jungen Pfadfinderinnen geführt werden, um die Bedinqungen kennen zu lernen, unter denen die induſtrielle Produktion ſich vollzieht. Vor allem ſollen ſie einen Einblich tun dürfen in das Elend der Heimarbeit, um einſt an ihrem Teil zur Beſeitigung der dort herrſchenden Mißſtände mitwirken zu können. Kinderhort im Peſtalozzi⸗Froebelhaus I. Befeſtigt wird dieſe theoretiſche Erkenntnis durch praktiſche Arbeit auf ſozialem Gebiet. Die junge Pfadfinderin ſollte mindeſtens ein Jahr lang in einer Krippe oder einem Kinder⸗ hort praktiſch tätig ſein. Die wenigen Stunden, die dafür von den betreffenden Anſtalten einmal in der Woche verlangt werden, ſind bei ernſtem Willen und richtiger Zeiteinteilung ſelbſt noch von anſtrengender Berufsvorbereitung zu erübrigen. Wer vielleicht ſchon in einem Beruf ſteht, der ſeine ganze Zeit und Kraft in Anſpruch nimmt, der opfere dann und wann einmal einige Sonntagsſtunden der ſozialen Arbeit. Wir nennen als ſolche: freiwilligen Dienſt in einer Volksleſehalle, Führung von Kindern oder jüngeren Mädchen durch Sammlungen und v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 15 Muſeen, Wanderungen mit jüngeren Perſonen, auch im Winter, Vorleſen oder Muſizieren bei Blinden. Daneben gibt es noch eine Menge ſozialer Arbeit, die ganz perſönlich iſt und ganz in der Stille getan werden muß, gerade von ihr geht unendlicher Segen aus. Da iſt z. B. der Beſuch bei einer erkrankten Kollegin oder Mitſchülerin, die vielleicht allein in der fremden Stadt jedes freundlichen Zuſpruches entbehrt. Da iſt die willige Förderung jüngerer Genoſſinnen im Unterricht oder Beruf, die erziehliche Ein⸗ wirkung, die man unmerklich ausüben kann. Wer eine an⸗ geſehene Lebensſtellung erreicht hat, ſoll nicht in gleichgültiger Selbſtgefälligkeit ſie hochmütig behaupten, ſondern hilfsbereit nun auch anderen die Hand zum Aufſtieg bieten. In welcher Lebensgemeinſchaft die junge Pfadfinderin auch lebt, immer ſei ihr Verhalten ein freundlicher Dienſt an den Intereſſen der anderen und eine Belebung und Stärhung des Solidaritäts⸗ gefühls, das aus jeder menſchlichen Zuſammenarbeit erſt eine Wirkung für das Allgemeinwohl auslöſt. Sich ſelber mit klarem Kopf zurechtfinden durch das Leben und mit warmem Herzen helfen, daß es für die anderen freundlicher und beſſer wird. Das ſei der Wahlſpruch der Pfadfinderin. 226 Elftes Kapitel. Ein deutſcher Pfadfinderbund für junge Mädchen. Von E. v. Hopffgarten. Organiſation. I. Zweck. Geſundung unſerer heranwachſenden weiblichen Jugend an Seele und Körper, Ablenkung von den mancherlei Gefahren des modernen täglichen Lebens, beſonders in der Großſtadt. Körperliche Kräftigung der durch Schule und frühzeitiges Erwerbsleben vielfach angeſtrengten Mädchen. Förderung und Pflege von geſunden Lebensidealen, von Energie und Fähigheit zur Ausdauer bei geiſtiger und körperlicher Arbeit. II. Aufgabengebiete. 1. Häusliche Beſchäftigung (ſiehe Kapitel II des Pfad⸗ finderinnenbuches) Anſchluß an die Fortbildungsſchulen und ſonſtige beſtehende Organiſationen. 2. Orientierungsübungen (ſiehe Kap. III, Die Augen auf, und Kap. V) nach Stadt⸗, Land⸗ und Wegekarten ſowie Fahrplänen. a) Anleitung für das Verhalten auf Reiſen. Bedeutung der Internationalen Bahnhofsmiſſion. b) Erziehung zur Geiſtesgegenwart. Erlernung einiger notwendiger Handgriffe zur Selbſtverteidigung. c) Geldwirtſchaft und Sparkaſſenweſen. Einführung in die Grundzüge der Vermögensverwaltung, der In⸗ validitäts⸗ und Altersverſicherung, ſowie der Privat⸗ verſicherung. 3. Gartenbau (ſiehe Kapitel IV, 1. Abſchnitt). Eine oder mehrere Pfadfinderinnengruppen erhalten, wenn möglich, von der Stadt, geeigneten Behörden, Vereinen oder 15* Privaten einen Garten oder ein Stück Land zur gemeinſchaft⸗ lichen Bebauung und zum Verkauſ der Erzeugniſſe angewieſen und bilden ſo unter Aufſicht der Führerinnen und des Komitees eine jugendliche Genoſſenſchaft. Die Erzeugniſſe werden an die Eltern oder auf dem Markt durch Händlerinnen verkauft. Von dem erlöſten Geld werden Samen und neue Pflanzen für das nächſte Jahr angeſchafft. Den kleinen eventl. Ueber⸗ ſchuß bekommen die Pfadfinderinnen für ihre Sparkaſſe oder für einen guten Zweck ausgezahlt. Handelt es ſich um ältere, nicht berufstätige Pfadfinderinnengruppen und um größere Stüchke Land, wie dies z. B. in Städten zu beſchaffen wäre, wo der Boden noch nicht ſo teuer iſt, ſo wird der Verkauf der Erzeugniſſe organiſiert. An der kaufmänniſch eingerichteten Buchführung beteiligen ſich abwechſelnd die Genoſſinnen. 4. Tanzreigen mit Geſang, Bewegungsſpiele im Freien. Im Garten befindet ſich eine geſchloſſene Hütte zum Schutze gegen Regen: das Sommerpfadfinderinnenheim. (Siehe Kapitel IV, 2. und 3. Abſchnitt.) 5. Turnen und Sport (ſiehe Kapitel IV, 4. und 5. Abſchnitt). 6. Wanderung mit einer Oberführerin. Heimkehr am ſelben Abend eventl. auch längere Ferien⸗ wanderungen nach den Grundſätzen des Pfadfinderinnenbuches (ſiehe Kap. V und XII) und des Zentralausſchuſſes für Bolks⸗ und Jugendſpiele. 7. Sanitätsdienſt. a) Unterweiſung im Verhalten bei Gefahren. (Panik.) b) Rettungsdienſt in Waſſer⸗ und Feuergefahr, Gas⸗ vergiftungen. c) Erſte Hilfe bei Unglücksfällen aller Art. d) Einführung in die Grundzüge der Kinderpflege. Uebungsdienſt eventuell in Anſtalten, wie Kindergärten und Jugendheimen, für die drei erſten Aufgabengebiete unter Leitung eines Arztes, für das letzte Aufgabengebiet unter Leitung einer geprüften Kinderpflegerin. (Siehe Kapitel VI und VII.) Winterarbeit der Pfadfinderinnen. 8. Einführung in die Grundzüge der Staatsbürgerkunde und des Rechtsweſens durch geeignete Fachleute. Die Unter⸗ weiſung iſt rein ſachlich zu halten. Jede politiſche Färbung iſt ſtreng zu vermeiden. (Siehe Pfadfinderbuch Kapitel VIII: Unſer Vaterland.) 9. Anleitung zur ſozialen Erziehung. (Siehe Kapitel X des Pfadfinderbuches.) 228 a) Vortragsnachmittage eventl. mit Lichtbildern, an die ſich geſellige Abende mit Tanzreigen und Geſang an⸗ ſchließen können. 5) Einführung in die Grundzüge der Wohlfahrtspflege: Weihnachtsbeſcherung, Beſuch von Krippen, Kinder⸗ gärten, Fabriken, Werkſtätten uſw. Die Veranſtaltungen werden von einer in der Bolks⸗ wirtſchaft und ſozialen Arbeit erfahrenen Dame geleitet und müſſen dem Verſtändnis der jungen Pfadfinderinnen angepaßt werden. Die Uebungszeiten für alle dieſe Aufgabengebiete ſind je nach den örtlichen Verhältniſſen von den einzelnen Orts⸗ gruppen zu beſtimmen. Die Kontrolle unterſteht dem Vorſtand der Ortsgruppe. Die unter „Winterarbeit“ angeführten Aufgaben⸗ gebiete ſollen nur da geübt werden, wo ſich keine geeigneten Organiſationen befinden, und nur ſoweit die Zeit es geſtattet. Ueberlaſtung iſt ſtreng zu vermeiden. III. Anleitung zur Organiſation. Alter von 14—18 Jahren für die Pfadfinderinnen und Jugendgruppen von 12—14 Jahren. Gruppen zu je 8 Mädchen unter einer Gruppenführerin und deren Vertreterin, der Unter⸗ führerin. (Junge Mädchen über 18 Jahre zählen als Mitglieder.) 1. Drei oder vier Gruppen bilden einen Berband unter Leitung einer Oberführerin, wozu junge Mädchen nicht unter 21 Jahren ernannt werden, und zwar aus den Mitgliedern der Ortsgruppen, die in den verſchiedenen Bezirken die Leitung übernehmen. 2. Zu ihrer Unterſtützung werden Gruppenführerinnen aus den Reihen der älteren Pfadfinderinnen gewählt, von denen die Befähigtſten zugleich im Behinderungsfalle mit der Stell⸗ vertretung der Oberführerin betraut werden. Dieſe Gruppenführerinnen ſuchen aus der ihnen anver⸗ trauten Gruppe ihrerſeits wiederum eine Unterführerin aus, die ſie nicht allein unterſtützt, ſondern gegebenen Falles auch vertritt. Maßgebend für die Auswahl iſt in erſter Linie wieder die Befähigung der Perſönlichkeit, namentlich ihre Auffaſſungsgabe und ihre Zuverläſſigkeit, wobei möglichſt aus Autoritätsgründen auch dem Alter Rechnung zu tragen iſt. Ob man die Gruppe ſich ihre Gruppenführerin ſelbſt wählen läßt, wird jeweils zu erwägen ſein. Selten bewahrt ſich eine Gleichaltrige oder Klaſſenkameradin auf die Dauer die nötige 229 Autorität als Führerin. Häufiger Führerinnenwechſel iſt mög⸗ lichſt zu vermeiden. Auf jeden Fall hat die Oberführerin darauf Bedacht zu nehmen, daß außer den vorgenannten Gruppen⸗ und Unterführerinnen noch eine Anzahl Reſerveführerinnen aus⸗ gebildet werden und zur Verfügung ſtehen, um jederzeit Lücken, namentlich bei eintretenden Vergrößerungen auszufüllen. Diſziplin muß, wie bei jeder Organiſation, herrſchen, denn ſie iſt das weſentlichſte Erfordernis zu einem erſprießlichen und gedeihlichen Zuſammenleben. Mädchen, welche ſich trotz aller Ermahnungen nicht fügen, ſind als ungeeignet einfach zuentlaſſen. Eine ſelbſtverſtändliche Forderung iſt, daß in den Pfad⸗ finderinnengruppen ein höflicher und liebevoller Ton herrſcht. Sollten ſich Konflikte ergeben, ſo ſind ſolche möglichſt durch gemeinſchaftliche Beratung innerhalb der Gruppen, event. unter Zuziehung der Oberführerin zu erledigen. Um ein gedeihliches Zuſammenarbeiten der Oberführerinnen eines Pfadfinderinnenverbandes zu gewährleiſten, empfiehlt es ſich, in beſtimmten Zwiſchenräumen Oberführerinnen⸗ verſammlungen abzuhalten, bei denen die gemachten Erfah⸗ rungen ausgetauſcht, der Uebungsplan für die nächſte Zeit feſt⸗ gelegt und ſonſtige Fragen beſprochen werden. Bei Abſtimmungen über gewiſſe Punkte entſcheidet Stimmenmehrheit, wobei die rang⸗ älteſte Oberführerin über zwei Stimmen (als Oberführerin und als Vorſtandsmitglied) verfügt. Eine derartige Abſtimmung muß bindend für alle ſein. Einzelne Vorſtandsmitglieder ſind nicht befugt, in die Rechte der Oberführerinnen einzugreifen. Hierzu iſt jederzeit die Bermittelung der Vorſitzenden der Orts⸗ gruppe herbeizuführen. IV. Uebungstagebuch. Um eine ſyſtematiſche Ausbildung zu gewährleiſten, iſt von jeder einzelnen Gruppenführerin ein Uebungstagebuch für ihre Gruppe anzulegen. Dieſes muß Aufſchluß geben über folgende Punkte: 1. Tag der Uebung, 6. Dauer der Uebungen, 2. Name der Führerin, 7. Zahl der Teilnehmerinnen, 3. Ort der Uebung, 8. etwaige Koſten, 4. Witterung, 9. beſondere Erfahrungen. 5. Art der Uebungen, V. Teilnehmerliſten. Die Teilnehmerliſten müſſen erkennen laſſen, welche Pfad⸗ finderinnen an den einzelnen Tagen geübt haben, welche 230 nicht. Ob ſie entſchuldigt waren oder nicht, und, falls nötig erachtet, aus welchem Grunde die einzelne gefehlt hat. Kann eine Pfadfinderin nicht kommen, ſo hat ſie ſich ſchon vorher mündlich oder ſchriftlich — möglichſt mit der Unterſchrift eines der Eltern oder Vorgeſetzten — zu entſchuldigen, damit die Führerin nicht unnötig auf ſie wartet. Als Begründung gelten ohne weiteres Schularbeiten, Beruf, leichtes Krankſein und Familienrückſichten. Wo die Schuldirektoren, wie es zu wünſchen wäre, und was wir immer anſtreben, Hand in Hand mit uns arbeiten, erhalten ſie von Zeit zu Zeit Einſicht in die Teilnehmerliſten. VI. Aufnahmebedingungen. Die Aufnahmebedingungen werden den jungen Mädchen, deren Eltern oder Berufsvorgeſetzten auf Wunſch ſchriftlich oder gedruckt eingehändigt. Dieſe lauten: Die Anmeldung zur Teilnehmerliſte muß ſchriftlich bei einer Oberführerin erfolgen. Mündliche Anmeldungen werden grundſätzlich nicht berüchſichtigt. Die Oberführerin entſcheidet über die Annahme. Bei der Aufnahme wird das junge Mädchen (in verſchiedenen Pfadfinderinnenkorps durch Handſchlag) ver⸗ pflichtet: 1. ſich ihren Führerinnen unbedingt unterzuordnen; 2. an allen Uebungen und Spielen teilzunehmen; 3. ſich ſchriftlich zu entſchuldigen, falls ſie an der Teil⸗ nahme verhindert iſt oder war. Wer unentſchuldigt vier Wochen den Uebungen ferngeblieben iſt, kann durch die Oberführerin von der Liſte geſtrichen werden. 4. Den Beitrag zur Pfadfinderinnenkaſſe (wöchentlich etwa 5 bis 10 Pfennig) pünktlich zu entrichten; 5. ſich des Alkoholtrinkens, jedenfalls während der Uebungen, zu enthalten. Als Muſter für die ſchriftliche Anmeldung empfehlen wir folgendes: Anmeldeſchein Teilnehmerliſte des Pfadfinderinnenkorps N. zur Vor⸗ und Zuname: Geburtstag und ⸗Ort: Schule und Klaſſe: oder Stellung und Geſchäft: der Angemeldeten. Wohnung: Glaubensbekenntnis: Wohnung Stand des Vaters 231 232 Ich habe von den Aufnahmebedingungen des Pfadfinderinnen⸗ vereins M. Kenntnis genommen, melde hiermit meine Tochter (Lehr⸗ mädchen) zum Eintritt an und bewillige ihr den monatlichen Beitrag von . . . . . Pfennigen. Unterſchrift des Vaters oder deſſen Stellvertreters: 9. N. N., den 1. Januar 1912. VII. Pfadfinderinnenheime. Die Gründung von Pfadfinderinnenheimen iſt möglichſt und in irgendeiner Weiſe anzuſtreben, ſei es durch Anſchluß an bereits beſtehende Einrichtungen (Klubräume, Fortbildungs⸗ ſchulen, Schulzimmer). Mit der Zeit muß jede Ortsgruppe jedoch beſtrebt ſein, ihren Pfadfinderinnen eigene Pfadfinderinnenheime zu gründen, für deren Einrichtung und Ausſchmüchung die Gruppen ſelbſt ſorgen. Hier findet die im Handfertigkeitsunterricht erlernte Fähigkeit, mit geringen Mitteln Brauchbaros und Geſchmach⸗ volles zu ſchaffen, praktiſche Verwendung. Die Pfadfinderinnen⸗ gruppen müſſen danach ſtreben, in ihren Heimen eine eigene gute Bücherei zu errichten. VIII. Pfadfinderinnentracht. (nzug und Ausrüſtung.) Es bleibt den einzelnen Pfadfinderinnenverbänden grund⸗ ſätzlich anheimgeſtellt, eine beſtimmte Tracht einzuführen oder nicht. Dort, wo ſie eingeführt wurde, hat ſie ſich jedoch be⸗ währt. Sie hebt bei den Mädchen das Gefühl der Zuſammen⸗ gehörigkeit, der Kameradſchaft, erzieht zu einem gewiſſen, berechtigten Stolze, fördert den Korpsgeiſt und ſchont bei den vielen lebungen die Zivilkleider. Unbemittelte Mädchen werden durch freiwillige Stiftungen der Wohlhabenderen eingekleidet. Eine ſehr kleidſame, brauchbare und billige Pfadfinderinnen⸗ tracht liefert die Firma A. Wertheim, Abteilung Kinderkonfektion, Berlin W. 66, Leipzigerſtraße 132—137, die den Alleinverkauf für dieſen Anzug über ganz Deutſchland übernommen hat.“) Die Pfadfinderinnentracht iſt nach den Grundſätzen des deutſchen Verbandes zur Verbeſſerung der Frauenkleidung geſundheitlich richtig, praktiſch für Wanderung und Arbeit und möglichſt kleidſam geſtaltet. Roch, Ueberziehbluſe, Wettermantel und Hut ſind aus grünem Lodenſtoff, die Bluſe iſt aus hellem, ¹) Siehe Näheres im Anzeigenteil am Schluß des Buches. 233 waſchbarem Stoff. Den Unterrock vertritt eine Reformhoſe in der Farbe des Kleides, ſie iſt an ein weiches Leibchen geknöpft und enthält Taſchen, womit auch der Roch verſehen iſt. Als ſonſtige Unterkleidung genügt eine Hemdhoſe oder Hemd und Einknöpfhoſe, die womöglich aus luftdurchläſſigem Stoff ſein ſollten. (Byſſus⸗, Corell⸗, Chaſallaſtoffe u. a. m.) Pfadfindertracht für junge Mädchen. Sommertracht der Pfadfinderinnen. Wintertracht der Pfadfinderinnen mit gerolltem Mantel. Leichte, wollene, einballige Strümpfe, an einem Hüftgürtel⸗ ſtrumpfhalter befeſtigt, und kräftige Leder⸗Schnürſtiefel mit breiter Sohle und niedrigen Abſätzen vervollſtändigen den Anzug. Was die Pfadfinderinnen ſonſt noch für ihre verſchiedenen Uebungen gebrauchen, wird am beſten von den einzelnen Gruppen ſelbſt beſchafft. Erwähnt ſeien hier: Spaten und leichte amerikaniſche Beile in Lederfutteral, die bei ver⸗ ſchiedenen kleineren Erdarbeiten, beim Ausheben von Koch⸗ 234 gräben, beim Holzſpalten u. a. Verwendung finden, Koch⸗ geſchirr¹) und Kochgerät. Kompaß, Taſchenuhr, Merkbuch ſind Gegenſtände, die jede Gruppenführerin braucht. Wo ſie nicht im Beſitz der Gruppenführerin ſind, könnten ſie von der Gruppenkaſſe be⸗ ſchafft und zu Wanderungen verliehen werden. Fügen wir noch an, daß jede Gruppe als Erkennungs⸗ zeichen ihr „Fähnchen“ beſitzt, ſo haben wir das Weſent⸗ lichſte der Bekleidung und Ausrüſtung beſprochen. Form, Farbe des Fähnchens iſt ganz gleichgültig und ſei dem Geſchmach der betreffenden Gruppe überlaſſen! Eines ſei am Schluſſe dieſes Abſchnittes beſonders hervor⸗ gehoben! Man vermeide auch hier jedes Schema; man hüte ſich davor, in militäriſche Gleichmäßigkeit zu verfallen, es wird zu leicht „Uniformierung“ daraus. Deshalb iſt noch lange nicht geſagt, daß einzelne Abteilungen wie Horden von Zigeunern durch die Lande ziehen ſollen. Ob aber die eine oder andere Gruppe mal ein Signalhorn, eine Pikkoloflöte oder die mit Recht ſo beliebte Zupfgeige bei den Streifzügen durch Wald und Flur mitführt, muß den Gruppen überlaſſen bleiben. Ferner ſoll jede Gruppe eine kleinere und eine größere Verbandtaſche beſitzen. Empfehlenswert ſind Dr. Marcus Pfadfinderinnentaſche und Rothilfhaſten.“) Karten, 1: 100000, ſind zu billigen Preiſen, vor allem bei Maſſenbezug, von den Topographiſchen Büros zu bekommen. IX. Vereinsmittel. Die Mittel des Lohalvereins ſetzen ſich zuſammen aus den Beiträgen ihrer erwachſenen Mitglieder vom 18. Lebensjahr ab, ſowie aus ſonſtigen Zuwendungen und Spenden. Die Pfad⸗ finderinnen ſelbſt zahlen keine Mitgliedsbeiträge, ſondern führen lediglich monatlich 20 bis 40 Pfg. in ihre Gruppenkaſſe zur Beſtreitung kleiner laufender Ausgaben ab. Für beſondere Veranſtaltungen, wie z. B. größere Wanderungen, Unter⸗ haltungsabende, muß natürlich eine kleine Zubuße, die aller⸗ dings in den niedrigſten Grenzen zu halten iſt, geleiſtet werden. Die Gruppenführerin hat dazu Voranſchläge zu machen. ¹) Sehr empfehlenswert ſind die neuen Aluminiummilitärkoch⸗ geſchirre von Wunderlich, Berlin W. 9. Einzelkocher „Wanderluſt⸗ kochapparat“. Bezug von H. Erklöh jun., Lüdenſcheid, Weſtfalen. ²) Dr. Marcus: Pfadfinderinnen⸗Nothilftaſche, Preis Mk. 3.—, Fabrik Degen E Co. Nachfolger, Frankfurt a. M.; ebendaſelbſt Dr. Marcus großer Nothilfkaſten, Preis Mk. 7.50. 235 Die Vereinskaſſe wird durch eine Schatzmeiſterin aus der Mitte der Ortsgruppenmitglieder verwaltet. Die Gruppenkaſſen werden durch beſonders dazu beſtimmte Pfadfinderinnen aus den betreffenden Gruppen geführt. im Vorſtande, bei den Gruppenkaſſen vor der Oberführerin in Gegenwart der Gruppenführerin oder Hilfsführerin. Mitgliedſchaft. Jedes Mitglied erhält eine Mitgliedskarte, jede Pfadfinderin eine Ausweiskarte, die zur Teilnahme an ſämtlichen Veranſtal⸗ tungen berechtigt und auf Verlangen vorzuzeigen iſt. Mit⸗ glieder unter 21 Jahren können, ſoweit ſie nicht ohnehin Gruppen⸗ und Unterführerinnen ſind, an den Pfadfinderübungen teilnehmen. Es ſoll dadurch beſonders berufstätigen weiblichen Mitgliedern Gelegenheit zu geſunder Bewegung in friſcher Luft und Teilnahme an den Veranſtaltungen geboten werden. Abzeichen. Als Abzeichen gilt die Bundesbroſche des Deutſchen Pfad⸗ finderbundes, die bei der Zentrale des Pfadfinderbundes für junge Mädchen, Berlin W. 30, Heilbronnerſtr. 18/III, für 35 Pfg. erhältlich iſt. Die Mitglieder können ſie mit Beginn der Mit⸗ gliedſchaft jederzeit anlegen, den Pfadfinderinnen wird die Berechtigung hierzu je nach ihrem Verhalten nach einer ge⸗ wiſſen Zeit der Zugehörigkeit durch die Oberführerin verliehen. Abzeichen des deutſchen Pfadfinderbundes. Die ausübenden Gruppen⸗ und Hilfsführerinnen tragen, damit ſie kenntlich ſind, eine Armbinde in den Landesfarben. Die Sanitätsabteilung hat ihre beſonderen Abzeichen. Eine weitere Anhäufung von Abzeichen entſpricht nicht dem deutſchen Pfadfindertum und erzeugt nur ungeſunden Ehrgeiz. 236 Zuwendungen. Geſchenke für die Gruppen zu gelegentlicher Verwendung in Form von Büchereien, Sämereien, Geld uſw. werden von dem Vorſitzenden der Ortsgruppen entgegengenommen. X. Schluß. Zum Schluß ſei ausdrücklich hervorgehoben, daß die Zentral⸗ leitung den ihr angehörenden Vereinen in bezug auf ihre innere Organiſation und ihren Ausbau vollkommene Selbſt⸗ ſtändigkeit läßt. Es werden ſich nicht alle im Pfadfinderinnenbuche angeführten Aufgabengebiete durchführen laſſen. Es muß ſich die Leitung ſtets die Frage vorlegen: Was iſt bei den örtlichen vorliegenden Verhältniſſen das Rotwendigſte? So würde z. B. beim Vorhandenſein einer Fortbildungs⸗, Koch⸗ und Haushaltungsſchule oder einer Ortsgruppe des Roten Kreuzes ſich durch Teilnahme an deren Einrichtungen und Uebungen viel Zeit und Geld ſparen laſſen. Jedoch kann und muß ſich die Ausbildung jahr⸗ gangsweiſe ſteigern und vervollſtändigen und ſollen die einzelnen Gebiete vielmehr nacheinander in ver⸗ ſchiedenen Semeſtern Berückſichtigung finden. Zu beachten iſt hierbei, daß zur Kräftigung von Körper und Geiſt in erſter Linie die körperlichen Uebungen im Freien zu pflegen ſind. Das Hand in Hand gehen mit anderen Jugendorganiſatio⸗ nen, ſofern ihre Zwecke und Ziele auf guter Baſis beruhen, iſt anzuſtreben und ein qutes Einvernehmen und gegenſeitige Unterſtützung zu ſuchen. Die Gründer der Pfadfinderinnenbewegung ſind ſich wohl bewußt, nicht überall Neues zu bringen, hoffen aber, daß dieſe guten Anregungen durch die Pfadfinderinnenkorps in die breiten Maſſen getragen werden. Es kommt ihnen beſonders darauf an, der heranwachſen⸗ den weiblichen Jugend zu helfen, ſich und anderen mit den einfachſten Mitteln Lebensfreude zu verſchaffen. Dabei ent⸗ decken die jungen Pfadfinderinnen vielleicht, daß ſich dieſe Freude ſehr wohl mit der ernſten Erfaſſung der Lebensauf⸗ gaben verträgt. Mit der Gründung des „Deutſchen Pfadfinderbundes für junge Mädchen“ wird, wie dies hier nochmals beſonders hervorgehoben werden ſoll, die Zuſammenfaſſung möglichſt 237 vieler in der weiblichen Jugenderziehung tätigen ähnlichen Organiſationen zu einem großen deutſchen Reichsverband bezweckt. Dieſer Verband ſoll durch An⸗ ſchluß der Einzelvereine in die Lage verſetzt werden, denſelben Vorteile zu erringen und deren Intereſſen ſowohl, als die der eigenen Ortsgruppen nach außen hin mit Nachdruck erfolgreich zu vertreten. Schon jetzt gehören dem Pfadfinderbund für junge Mädchen mehrere Ortsgruppen an. Alle die, welche mit uns in gleichem Geiſte zuſammenarbeiten wollen, werden zu einem Anſchluß an den Deutſchen Pfadfinderbund für junge Mädchen hiermit herzlichſt gebeten. Zuſchriften in dieſer Richtung ſind an den Heutſchen Pfadfinderbund für junge Mädchen, Berlin W. 30, Heilbronnerſtraße 18, Geſchäftszeit: 10—1 Uhr vorm., zu richten. Bundesſatzungen ſind dort erhältlich. Anhang zur Organiſation. Winke für Wanderungen. Die Wanderungen werden an ſchulfreien Vor⸗ oder Rach⸗ mittagen, einige Male im Jahre auch an ganzen Tagen, aus⸗ geführt und können auch zu mehrtägigen Ferienwanderungen ausgebaut werden. Ueber den geſundheitlichen Wert des Wanderns, den wohl⸗ tätigen Einfluß auf Körper und Geiſt, iſt in dieſem Buche ſchon zur Genüge geſchrieben worden, ſo daß es an dieſer Stelle weiterer Erörterungen nicht bedarf. Es ſollen hier nur einige Anhaltspunkte gegeben werden, die auf Grund reicher Erfahrungen aus ſachverſtändigen Kreiſen beruhen. Führerinnenfrage. Die Führerinnenfrage dürfte auch hier die wichtigſte Rolle ſpielen, denn es iſt ein verantwortungsvolles Amt, mit einer größeren Anzahl von jungen Mädchen, die bisher nicht an Diſziplin gewöhnt ſind, Wanderungen und Eiſenbahnfahrten zu unternehmen. Doch ſoll ſich niemand, der den Drang dazu fühlt, aus Furcht vor der Verantwortung abſchrecken laſſen, den der weiblichen Jugend ſo dringend notwendigen Dienſt zu leiſten. Wer eine Gruppe auf die Wanderſchaft oder zu Pfadfinder⸗ übungen hinausführt, muß vor allem ſelbſt geſund und leiſtungs⸗ fähig ſein. Die Oberführerin muß in mäßigem Eſſen, Alkohol⸗ enthaltung, zweckmäßiger Kleidung mit dem beſten Beiſpiel vorangehen. Einige praktiſche Kenntniſſe in erſter Hilfeleiſtung bei Gefahren und Unfällen ſind dringend nötig. Die Ober⸗ führerin muß geſundheitliche Ratſchläge bezüglich Körperpflege, ſowie Maßhalten im Eſſen und Trinken geben können und die Mädchen vor Uebermüdung beim Wandern zu bewahren ver⸗ ſtehen. Die richtige Einſchätzung der Kräfte der mit ihr Wandernden je nach Alter, Witterung uſw. iſt ein wichtiges Erfordernis. Die Oberführerin muß Geiſtesgegenwart und Autorität mit liebevollem Weſen und warmem Berſtändnis für die ihr anvertrauten Mädchen vereinigen. Sie quäle die⸗ ſelben nicht mit zu vielem Tadeln und Belehrungen, denn die Wanderungen ſollen ihnen Lebensfreude und Erholung geben. Sie und ihre Stellvertreterinnen dürfen aber mit Recht von den jungen Pfadfinderinnen eine gute Diſziplin und eine Anpaſſung an ihre Oberleitung erwarten. Denn ohne eine geordnete Organiſation iſt ein erſprießliches Wandern unmöglich. Ihre Gruppenführerinnen bildet ſich die Oberführerin allmählich ſelbſt nach den Angaben der Pfadfinderinnen⸗Organiſation aus. Sehr wichtig iſt eine ſorgſame Vorbereitung der Wanderungen. Der Geſang während der Wanderungen und in den Quartieren muß beſonders gefördert werden. Unfallverſicherung. Gegen etwaige Unfälle, die den Führerinnen oder Pfad⸗ finderinnen zuſtoßen, ſind dieſelben von der Organiſation bei einer Haftpflichtverſicherung 100 prozentig zu verſichern. Erkrankungen. Erkrankungen auf Wanderungen entſtehen beſonders bei ſolchen Mädchen, die durch zu vielen Aufenthalt in geſchloſſe⸗ nen Räumen geſundheitlich geſchwächt ſind. Meiſt handelt es ſich um leichte Erkältungen, und Abhärtung durch regelmäßige Wanderungen iſt hier der beſte Schutz. Scheinen der Führerin ernſtere, das Wandern beeinträchtigende Urſachen vorzuliegen, wie ſchwere Bleichſucht, Herzleiden ic., ſo ſorge ſie dafür, daß der Arzt bei der betreffenden Pfadfinderin feſtſtellt, ob das Wandern ihrem Geſundheitszuſtand zwechdienlich iſt. Ver⸗ bietet der Arzt das Wandern, ſo bleibt der Pfadfinderin immer noch Auswahl an geſunder Bewegung in friſcher Luft genug. Sie kann ſich zu dieſem Zweck mit den Kameradinnen zuſammentun, deren Kräfte auch noch nicht zu größeren Wande⸗ rungen ausreichen. Nur nicht deshalb zu Hauſe bleiben und hinter dem Ofen hochken! Dadurch wird die Geſundung an Körper und Geiſt ſicher nicht erreicht! Die Statiſtik hat er⸗ geben, daß ſich nach fröhlichen Wanderungen und Bewegung in friſcher Luft die körperliche und geiſtige Leiſtungsfähigkeit um einen beträchtlichen Prozentſatz geſteigert hat. 239 240 Verpflegung. Auf eine mit der körperlichen Arbeit in Einklang ſtehende Ernährung iſt zu achten. Sie braucht nicht aus viel Fleiſch⸗ koſt zu beſtehen, denn es iſt nach dem heutigen Stande der Ernährungswiſſenſchaft behannt, daß in gewöhnlichen Berhält⸗ niſſen bei genügend gemiſchter Koſt eine Ernährung aus Mehl⸗ und Zuckerſtoffen, den ſogenannten Kohlehydraten, genügt. Das Abkochen im Freien iſt zu empfehlen und erhöht in den meiſten Fällen die Wanderluſt erheblich. Hierzu eignen ſich vorzugs⸗ weiſe gebrauchsfertige Erzeugniſſe, die nur kurze Zubereitungs⸗ dauer erfordert, wie z. B. die bewährten Suppen⸗ und Bouillon⸗ würfel von Maggi. Inwieweit die Ortsgruppen es für an⸗ gezeigt halten, für die Beköſtigung der Wanderteilnehmerinnen unterwegs zu ſorgen, kann hier nicht entſchieden werden und hängt von den örtlichen Berhältniſſen ab. In vielen Fällen werden ſich die Pfadfinderinnen ihren Proviant ſelbſt mitbringen, in anderen wieder wird die Ortsgruppe für die Verpflegung ſorgen können. Jedenfalls wird es ſich ſehr empfehlen, wenn die leitende Geſchäftsſtelle den Wander⸗ teilnehmerinnen durch Maſſenbezug aus direkten Quellen den Einkauf von billigem und gutem Reiſemundvorrat ermöglicht; z. B.: Maggi, Erbswurſtſuppe, Eier, Obſt, Himbeerſaft, Kakao, Zucker, Schokolade, im Herbſt und Winter alkoholfreien Grog, Cee uſw. Kochapparate, Taſchenapotheken uſw. können von der Geſchäftsſtelle zu Wanderungen entliehen werden. Alkohol in jeder Form iſt ſtreng zu vermeiden, dagegen iſt die Mitnahme von Erfriſchungsgetränken in Feldflaſchen, wie Fruchtſäfte aller Art, ſehr zu empfehlen. Nachtquartier. Sollen die urſprünglich eintägig gedachten Wanderungen zu zwei⸗ oder mehrtägigen Ferienwanderungen ausgedehnt werden, ſo iſt von der Ortsgruppenleitung für ein bequemes, wenn auch einfaches Nachtquartier Sorge zu tragen, das den Anſtrengungen des Wandertages einigermaßen entſpricht. Viel⸗ fach bietet der Anſchluß an Vereine, die der Erſchließung land⸗ ſchaftlicher Reize dienen (wie z. B. der Thüringer Waldverein und ander.,, weſentliche Vorteile, da dieſe Bereine für Touriſten⸗ quartiere ſehr günſtige Abkommen mit Gaſthöfen¹) zu treffen pflegen. ¹) Verzeichnis empfehlenswerter Gaſthäuſer in Nord⸗ und Mittel⸗ deutſchland für Wanderabteilungen und Turnvereine, herausgegeben von dem Berliner Turnrat (Gau II Berlin der Deutſchen Turner⸗ ſchaft) Curt Feddern, 1909. Vergünſtigungen. Von der Zentralleitung des Pfadfinderinnenbundes ſowohl wie von den Ortsgruppen ſind Vergünſtigungen aller Art für die Wanderteilnehmerinnen anzuſtreben. So z. B. freier Ein⸗ tritt in Schlöſſer, Muſeen und andere Sehenswürdigkeiten, Fahrpreisermäßigungen für die Straßenbahnen und Eiſenbahn und dergleichen mehr. Wanderkartenausgabe und Koſtendeckung. Für Wanderungen können zur Beſtreitung der Koſten und als Ausweis Wanderkarten vom Vorſtand der Ortsgruppen ausgegeben werden. Mit dem Erwerb dieſer Karte iſt die Be⸗ rechtigung für eine ein⸗ oder mehrtägige Wanderfahrt erkauft. Die Karten ſind beſonders zwechmäßig, wenn es ſich um eine große Anzahl Wanderteilnehmerinnen handelt. Der Preis der Wanderkarten darf nur ein ganz niedriger ſein und wird ſich je nach den örtlichen Verhältniſſen richten müſſen. Zuwen⸗ dungen, ſowohl von den Städten und Gemeinden als auch von Gönnern und Gönnerinnen der Wanderungen, werden durch die Bundesleitung und die Ortsgruppen entgegengenommen und ſind mit Freude zu begrüßen. Um den Mädchen aber ſelbſt Gelegenheit zu geben, für eine Wanderung zu ſparen, empfiehlt es ſich, eine Wanderſparkaſſe einzurichten. Das Ziel der Wanderungen wird von der Geſchäftsleitung den Oberführerinnen und von dieſen den Gruppenführerinnen mitgeteilt. Wünſche ſind dabei möglichſt zu berückſichtigen. Die Wanderteilnehmerinnen finden ſich an dem auf dem Aus⸗ weis angegebenen Tage am Treffpunkt ein und geben ihren Ausweis an die beſtimmte Führerin ab. Dieſe hat in der Geſchäftsſtelle das geſamte Reiſegeld ihrer Gruppe erhalten und hat dort auch Gelegenheit, falls ſie für die Verpflegung der Gruppe zu ſorgen hat, den von der Geſchäftsſtelle ver⸗ mittelten guten und billigen Reiſeproviant zu kaufen. Für ſich bekommt die Führerin eine kleine Auslöſung, ſonſt aber keine Entſchädigung. Ueber die Auslagen iſt von der Ober⸗ führerin oder Führerin nachträglich eine Abrechnung, über den Berlauf der Tour ein Bericht einzureichen. Wanderteilnehme⸗ rinnen erhalten, wenn ſie von der Wanderung fernbleiben, nur dann ihren gezahlten Einſatz zurüch, wenn ſie der Führerin der Wanderung ihr Fernbleiben vor Abmarſch gemeldet haben. Es wird zu erwägen ſein und von den örtlichen Verhält⸗ v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 16 241 niſſen abhängen, inwieweit bei Wanderungen ein größeres Maß von Selbſtverwaltung und Selbſtbeſtimmung herrſchen ſoll. Auf den Wanderungen können, wie es ſchon bei den bereits beſtehenden Pfadfindergruppen eingeführt iſt, vielfach Orientierungsübungen nach der Sonne, dem Kompaß, der Karte uſw., wie ſie im Pfadfinderinnenbuch angegeben ſind, gemacht werden. Auch können an den Lagerplätzen gelegent⸗ lich Tanzreigen, Bewegungsſpiele uſw. geübt werden, wenn es ſich nicht um weite Wanderungen handelt. Wie die einzelnen Wandergruppen ſich das einrichten, ſoll hier nicht vorgeſchrieben werden. 242 Zwölftes Kapitel. Beſtehende Organiſationen. Von Hauptmann Freiherrn von Seckendorff. Eine weithin verbreitete „Organiſation für Pfadfinde⸗ rinnen“, wie ſie heute der „Deutſche Pfadfinderbund“ für die männliche Jugend darſtellt, beſteht zurzeit in Deutſchland noch nicht. Die Herausgabe dieſes Buches will allerdings zum Auf⸗ und Ausbau einer ſolchen die Anregung geben. Gleichwohl beſchäftigen ſich ſchon heute eine Anzahl von Pfadfinderinnen⸗Vereinen auch mit der Gründung von Mädchen⸗ abteilungen. Am weiteſten iſt hierin Hamburg voraus. Dort hat der um dieſe Bewegung hochverdiente Oberlehrer Dr. Ernſt Foerſter, der in ſeiner Gattin eine verläſſige Helferin fand, einen Pfadfinderinnenverein im Frühjahr 1910 ins Leben ge⸗ rufen, den er dem Hamburger Jugendwanderbund angliederte. Im Beginn des Winterhalbjahres 1911/12 beſtanden bereits fünf Gruppen mit zuſammen 100 Teilnehmerinnen. Jeden⸗ falls ein Beweis für die raſtloſe Arbeit der Gründer und Führer wie für die Lebensfähigkeit des Pfadfindertums auch unter der weiblichen Jugend. Die erſte Hamburger Pfadfinderinnengruppe ſetzte ſich aus 18 Schülerinnen verſchiedener höherer Mädchenſchulen zu⸗ ſammen. Die Teilnehmerinnen ſtanden im Alter zwiſchen 13 und 15 Jahren, was ſich nach den Mitteilungen Dr. Foerſters — für die auch an dieſer Stelle herzlichſt gedankt ſei — als beſonders günſtig erwies. Er findet, daß in dieſem Alter auch das weibliche Geſchlecht noch nicht die Luſt und Liebe zum körperlichen Ausarbeiten verloren hat, die ſpäter gar zu oft durch die vermeintlichen Pflichten und Vorrechte der voll⸗ endeten Geſellſchaftsdame vernichtet wird. Bei jedem Wetter ging es alle 14 Tage einen ganzen Tag hinaus ins Freie. Die befürchteten Erkrankungen bei dem zarten Geſchlecht ſind trotzdem nicht eingetreten. Im vergangenen Winter wurden die Ausflüge weiter fortgeſetzt, 16* nur mit dem Unterſchiede, daß jetzt eingehehrt wurde, während man bei den Sommerfahrten faſt immer draußen lagerte. Doch bevor wir auf die Art des ganzen Betriebes und die dabei gemachten Erfahrungen näher eingehen, wollen wir die geſchichtliche Entwickelung der „Hamburger Pfadfinde⸗ rinnen“ kurz ſchildern. Der Gründung der erſten Gruppe folgte bald die Bildung einer zweiten, deren Mitglieder — 20 — faſt ausſchließlich aus der Oberklaſſe und den unteren Seminarklaſſen ſtammen. Kurz hintereinander wurden dann drei weitere Gruppen ge⸗ gründet, die hauptſächlich von jungen Lehrerinnen, die ſich gerne in den Dienſt der guten Sache ſtellten, geleitet werden. Heute beſtehen zwei Jugendgruppen, deren Mitglieder 12—16 Jahre alt ſind, und drei Gruppen, deren Mitglieder 16—18 Jahre zählen. Jede Gruppe zerfällt in zwei Unter⸗ abteilungen, die je unter der Leitung einer der tüchtigſten Pfadfinderinnen ſtehen. Außerdem haben ſämtliche Gruppen noch eine Schriftführerin, die älteren Gruppen auch eine Schatz⸗ meiſterin. (Bei den Jugendgruppen verwalten die Leiter ſelbſt die Geldſachen.) Die erſten Gruppen nannten ſich nach den Vornamen ihrer Begründer „Lavinia“ und „Erneſtia“. Die Namen der neuen Gruppen werden aus der Germaniſchen Götterſage entnommen, ſo heißt die dritte Gruppe „Baldur“, die vierte „Wotan“ und die fünfte „Walküre“ Sehen wir uns nunmehr den Betrieb etwas näher an. Hauptzweck der ganzen Tätigkeit iſt: auch den Mädchen die Gelegenheit zu geben, ſich ordentlich herumzutollen und die Annehmlichkeiten des Naturgenuſſes mit dem Nutzen der geſundheitlichen Ausbildung des Körpers bei einem Aufenthalt im Freien zu verbinden. Pfadfinden, Wandern, Singen und anregende Unterhaltungen — kein Unterricht im Sinne der Peripatetiker — ſind die Hauptſache. Große Marſchleiſtungen werden mit Recht nicht beabſichtigt; Spiel und Lagern im Freien bilden das Hauptziel. Ab und zu werden kleine Felddienſtübungen unternommen, aber ohne die Abſicht, Ama⸗ zonenkorps heranzubilden. Marſchieren nach Karte und Kompaß, Winken mit Signalflaggen bieten bei den Wanderungen und bei den Geländeſpielen neue Anregungen und Abwechſlung. Der Marſch in der Kolonne bildet die Ausnahme; dafür wird beim Wandern im Rudel tüchtig geſungen und in neueſter Zeit die Lieder mit der „Zupfgeige“ begleitet, die gelegentlich auch einmal zu einem Tänzchen im Freien aufſpielt. Ein Hauptgewicht wird aufs Spielen gelegt, und zwar vor allem 244 auf ſolche Spiele, wo zwei Parteien einander den Vorrang abzugewinnen ſuchen, z. B. Schnitzeljagden. Schließlich findet ſeit kurzem, dank der Mitwirkung eines Arztes, Unterricht über „erſte Hilfeleiſtungen“ ſtatt, die jede Pfadfinderin bei vorkommenden Unglücksfällen gelegentlich der Ausflüge be⸗ herrſchen muß. Außerdem iſt es den einzelnen Gruppen anheimgeſtellt, unter Leitung einer Führerin Abende zur Belehrung und zum Vergnügen zu veranſtalten. Kleinere Vorträge aus den ver⸗ ſchiedenſten Gebieten mit nachfolgender Ausſprache finden be⸗ ſonderen Beifall. Die Erfahrungen, die Dr. Foerſter und ſeine Gattin gemacht haben, erſcheinen wichtig genug, um ſie einer eingehenden Be⸗ trachtung zu unterziehen. Das Abkochen bei den eintägigen Uebungen war den Pfadfinderinnen, noch dazu unter Leitung einer tüchtigen Haus⸗ frau, ſtets ein Hauptvergnügen. Ueber die Bedeutung der Kampfſpiele für Mädchen äußert ſich Dr. Foerſter wörtlich: „Die Mädchen lernen dabei Selbſtbeherrſchung, Anſpannung der Kräfte, ruhige Ueberlegung und energiſches, zielbewußtes Handeln. Daß jedes Mädchen beim Anmarſch gegen die Gegner vor allem unbedingt den Mund zu halten und den Befehlen des Anführers aufs Wort zu gehorchen hat, iſt eine ganz ausgezeichnete Uebung, die der holden Weiblichkeit Tugenden verleiht, die ihr meiſtens nicht gerade angeboren zu ſein pflegen. Auf Erziehung zur Diſziplin legt er den größten Wert, „da das Mädchen durch zu große Eigenwilligkeit, die auf ihr angeborenes, ſtarkes, ſubjektives Gefühlsleben zurückzuführen iſt, im Leben ſpäter viel Unheil anrichten kann“. Planloſem Umherlaufen muß entſchieden entgegen⸗ getreten werden. Befohlener Marſch nach Karte und Kompaß ſind das einfachſte Gegenmittel. Anfangs wird man — eine Erfahrung, die Verfaſſer auch bei den Pfadfindern machte — auf Widerſtand ſtoßen. Wenn gutes Führen nach der Karte anerkannt wird, hört nach unſeren Erfahrungen der „Herden⸗ trieb“ bald auf und der einzelne verſucht ſich hervorzutun, ſei es, daß er es „beſſer weiß“ wie der beſtimmte Führer. Kampfſpiele oder Geländeſpiele — der Name tut's nicht, und warum ſollten Mädchen keine „Kampfſpiele treiben? — werden auch nach unſerer Erfahrung „mit Begeiſterung“ be⸗ trieben. Bei allen Wettſpielen muß der Hang zur Selbſt⸗ beſpiegelung unterdrückt werden, denn „die Mädchen fühlen“ 245 — bei den Knaben findet man das weit ſeltener — „ganz perſönlich; der Sinn für Kameradſchaftlichkeit liegt ihnen von Natur aus fern und es iſt nicht immer leicht, Eiferſüchteleien untereinander bei ihnen gleich zu erſtichen. Cliquenbildungen, wenn eine größere Anzahl von Mädchen zuſammenkommt, ſind eine unerfreuliche, häufige Erſcheinung.“ Deshalb — nicht zu viele in einem Haufen! Gegen ein Gegenſtück „mädchenhafter Ueberempfind⸗ ſamkeit“ hilft nach Dr. Foerſter eine kleine Doſis Ironie am beſten. Es empfiehlt ſich, den einzelnen Gruppen größte innere Bewegungsfreiheit zu laſſen, da nur ſo das Ziel der Pfadfinderinnen, „tüchtige Charakterbildung“, erreicht werden kann. Hierzu kommt aber noch der Vorteil des Wettſtreites bei der Ausbildung. Die endgültige Aufnahme ſollte erſt ſtattfinden, wenn der „Gaſt“ einige Zeit mitgegangen iſt und ſich hierbei be⸗ währt hat. Beſchwerden ſollen vor die Geſamt⸗Gruppe gebracht werden, vor eine Art kleines Parlament, in dem die älteſte Führerin den Vorſitz hat. Bei Fragen, die alle Gruppen be⸗ treffen, berufe man Vertreter aus den einzelnen Gruppen zu einer allgemeinen Verſammlung, bei der immer der oberſte Leiter den Vorſitz hat. Es iſt zu hoffen, daß durch dieſe Einrichtungen die Pfadfinderinnen zur Selbſtändigheit erzogen werden, indem man das Gefühl für Selbſtverantwortlichkeit entwichelt. Die Frage einer einheitlichen Tracht iſt in Hamburg nach Dr. Foerſters Mitteilungen noch nicht gelöſt. Die Einführung einer deutſchen Pfadfinderinnentracht wird wohl auch für Hamburg eine befriedigende Löſung bringen. Unſere Pfad⸗ finderinnentracht verſpricht ja kleidſam, dauerhaft und billig zu werden, ſo daß deren Beſchaffung zweifellos Vorteile bieten wird, die die Koſten der erſten Anſchaffung aufwiegen. Damit verlaſſen wir die „Hamburger Pfadfinderinnen“ und deren treffliche Gründer und Leiter. Wir haben uns ein⸗ gehender damit beſchäftigt, weil gerade der Einblick in die Entſtehungsgeſchichte einer von Erfolg gekrönten Gründung, die Kenntnis ihres inneren Aufbaues, ihrer Lebungen und der von den Leitern geſammelten Erfahrungen wertvollere Be⸗ trachtungen und Schlußfolgerungen geſtattet, als noch ſo lange Reihen zahlenmäßiger Angaben. Während die Bewegung in Hamburg von einem für die Jugend begeiſterten, weitblichenden Manne und ſeiner treuen Gefährtin ausgegangen iſt, ſind verſchiedene Pfadfinderinnen⸗ 246 247 korps, wie z. B. das in Metz, aus der Jugend ſelbſt heraus⸗ gewachſen. Eine hocherfreuliche Tatſache, die die Zugkraft des Pfadfindergedankens aufs neue beweiſt. Die äußere Ver⸗ anlaſſung zu den erwähnten Reugründungen iſt allerdings ſehr natürlich. Das zu Hauſe ſitzende Schweſterlein ſieht dem Bruder mit neidiſchen Augen nach, wenn er am Sonntag hinaus⸗ ziehen darf in Feld und Wald, bei Wind und Wetter, Regen und Sonnenſchein. Und tief traurig iſt das arme Schweſterlein, wenn der Bruder, am Abend heimgekehrt, mit friſch geröteten Wangen und ſtrahlenden Blickes von den Ruhmestaten des vergangenen Tages erzählt. „Warum man uns nur ſo ver⸗ nachläſſigt, ſind wir weniger wert wie die Jungen?“ Wie oft hörte ich ſolche und ähnliche Worte aus ſchmollendem Munde einer geborenen Pfadfinderin. Denn Gott ſei Dank iſt unſere weibliche Jugend auch heute noch nicht ſo verweichlicht, daß ſie es den Jungen nicht gleichtun wollte im Tummeln und Laufen in Gottes freier Natur! Beruhigt Euch, deutſche Mädchen, habt Vertrauen — auch Euch wird geholfen werden! Auch Ihr ſollt bald mit dem gleichen Rechte und derſelben Begeiſterung wie Eure Brüder Euer „Gut Pfad!“ in den friſchen Tag hinausklingen laſſen!“ — — — Wenn wir bei der Beſprechung beſtehender Organiſationen nicht näher auf die Mädchenabteilungen der verſchiedenen Sport⸗ vereine, wie Schwimm⸗, Eislauf⸗, Ski⸗, Ruderklubs uſw., ein⸗ gehen, uns auch nicht mit den Mädchenhorden der einzelnen Wanderbünde beſchäftigen, ſo geſchieht das nicht, weil wir ihre Bedeutung für die Ertüchtigung und Erſtarkung unſerer Jugend nicht anerkennen wollten, ſondern weil dieſe Vereini⸗ gungen mit der Pfadfinder⸗Bewegung bis heute nicht in näherer Beziehung ſtanden. Anders iſt dies mit dem „Verein für Kinder⸗Ausflüge (E. B.)“ in Berlin, deſſen hervorragend tätige Geſchäftsführerin Fräulein Lili Jannaſch ſchon heute unſerer Bewequng vollſte Sympathie entgegenbringt und ihre Unterſtützung in Ausſicht geſtellt hat. Und heute ſchon verfolgt der genannte Verein Pfadfinder⸗Leben und⸗Streben. Widmet er ſich doch in aufopfernder Weiſe der Großſtadtjugend unſerer beſitzloſen Volkskreiſe. Zu Be⸗ ginn des 4. Arbeitsjahres (1908/09) betrug die Geſamtzahl der Kinder, die ſich regelmäßig an den Ausflügen beteiligten: 140 Knaben und Mädchen; Ende desſelben Jahres war die Zahl bereits auf 240 geſtiegen; im April dieſes Jahres hatte ſie ſich um weitere 60 vermehrt, ſo daß heute die ſtattliche Zahl von 300 Teilnehmern erreicht iſt. Wie wir dem 6. Jahres⸗ bericht des Vereins entnehmen, ſtammen die neueingeſtellten 60 Kinder aus einer beſonders armen Gegend Charlottenburgs; arm auch inſofern, als dort weit und breit kein Spielplatz und keine Anlagen ſind, dafür aber um ſo mehr Fabriken und Neubauten. Die kräftigeren Kinder dürfen wandern und ſpielen, während die ſchwächlichen zunächſt durch Liegekuren gekräftigt werden. Im Winter treten an Stelle der Tages⸗ ausflüge kürzere Wanderungen; dafür werden dann in ge⸗ eigneten Räumen Geſellſchaftsſpiele gemacht. In einigen Ab⸗ teilungen werden Modellier⸗ und Flechtarbeiten hergeſtellt. Durch perſönliche Beziehungen zwiſchen den „Helferinnen“ (Führe⸗ rinnen) und den Eltern der Kinder wird verſucht, hygieniſch und erziehlich auf dieſe einzuwirken. Seinen erfreulichſten Erfolg nennt der Verein die Gründung eines „Klubs ehemaliger Kinderausflügler“, dem etwa 30 junge Leute beiderlei Geſchlechts angehören. Die Erziehung zur Ratur⸗ freude, zu heiterer, harmloſer Geſelligkeit, zu kameradſchaftlichem Zuſammenleben hat bei den ehemaligen „Kinderausflüglern“ ſo nachhaltend gewirkt, daß ſie nach dem Ausſcheiden aus dem Verein, das mit 14 Jahren erfolgen muß, mit den „Helfe⸗ rinnen“ und den Kameraden in Beziehung bleiben und die Ausflüge weiter betreiben wollen! Welcher Freund der Jugend freut ſich nicht mit dem Verein ob dieſes ſchönen Erfolges und wünſcht ihm von Herzen ein ferneres Wachſen, Blühen und Gedeihen! Wer ſich näher für die ſegensreiche Arbeit des Vereins für Kinderausflüge intereſſiert, und wir möchten wünſchen, daß es recht viele ſind, wende ſich an die Geſchäftsführerin Fräulein Lili Jannaſch, Berlin W. 50, Tauenzienſtraße 9, Gartenhaus. Er wird bereitwilligſt nähere Auskunft erhalten. Auch der Zentralausſchuß für Volks⸗ und Jugendſpiele (Leipzig, Löhrſtr. 11) hat bereits Beziehungen mit der Geſchäfts⸗ leitung des Deutſchen Pfadfinderinnenbundes für junge Mädchen angehnüpft, nachdem er in einer Oktoberſitzung den Beſchluß gefaßt hat, die körperliche und geiſtige Stählung des weiblichen Geſchlechts in größerem Umfange zu pflegen, als bisher. Drei ſeiner Förderer ſind Mitarbeiter am Pfadfinderbuch für junge Mädchen, und ſo hegen wir die Hoffnung, daß ſich von allen Seiten uns hilfreiche Hände entgegenſtrechen, die uns in unſrer Pfadfinderarbeit unterſtützen. — Ein kurzes Wort ſoll zum Schluſſe noch dem „Deutſchen Pfadfinderkorps“ gewidmet ſein! Denn dieſes iſt und bleibt doch der erſte Träger des Pfadfinder⸗Gedankens in Deutſch⸗ land. Mächtig hat die Pfadfinderbewegung in All⸗Deutſchland eingeſetzt, ſeitdem der im Januar dieſes Jahres (1911) 248 gegründete „Deutſche Pfadfinderbund“ ſeine öffentliche Werbetätigkeit aufgenommen hat — ſeit Mai 1911. Eine ſtraff geführte Bundesleitung, 4 große Landesverbände und bald an 100 Bereine arbeiten an der Weiterverbreitung des Pfadfindertums. Weithin in deutſchen Gauen: im Herzen Deutſchlands wie in der Oſtmark und in der Weſtmark des Deutſchen Reiches, an der Moſel wie an der Oder, an der Oſtſee wie am Rhein, an der Elbe wie an der Iſar verfolgen deutſche Jungen im fröhlichen heiteren Spiel wie in ernſter gewiſſenhafter Arbeit Pfadfinders Spur! Möchten Deutſchlands Töchter den gleichen Pfad, den Pfad, der zu Geſundheit und Kraft, zur körperlichen und moraliſchen Feſtigung führen ſoll, ebenſo begeiſtert aufnehmen, wie er von Deutſchlands Söhnen aufgenommen wurde zu Nutz und From⸗ men unſeres deutſchen Vaterlandes! 249 Gut Pfad! Frankfurter Pfadfinderinnen. Pfadfinderinnen⸗Vereinigung Frankfurt a. M. Von Käthe Steimer. Vor einigen Monaten wurden wir durch einen Bericht in der „Deutſchen Frau“ über die bevorſtehende Gründung eines Pfadfinderinnenbundes dazu angeregt, unter unſern Schülerinnen eine Vereinigung in der geſchilderten Art zu bilden. Ueberzeugt von der Rotwendigkeit, gerade für unſere Großſtadtjugend, die ſo wenig Gelegenheit hat, ſich einfache Lebensfreuden zu verſchaffen, neue Pfade zu finden, die ſie zu den Quellen der Lebenskraft und Freudigkeit führen könnten, verſuchten wir ſchon ſeit längerer Zeit durch Wan⸗ derungen mit Naturbeobachtung und körperlichen Lebungen im Freien eine verſtändnisvolle Beobachtung der Natur und den Sinn für einfache Lebensführung zu wechen. Wir be⸗ grüßten daher dieſe große Sache des Pfadfindertums, die berufen iſt, der weiblichen Jugend unſers Volkes ſolche neuen Wege im weiteſten Sinne zu zeigen. Unſere jungen Mädchen ſind mit großer Freude an die Sache herangegangen; zweimal im Monat vereinigen wir uns, einmal zum Uebungsnachmittag, einmal zum Wandern in der Umgebung. An den Uebungsnachmittagen wird meiſtens dieſer AAusflug vorbereitet, denn alles tun ja die jungen Mädchen ſelbſt. Sie wählen das Ziel, ſtudieren den Fahr⸗ plan, ſuchen auf der Karte die Wege, ſkizzieren auch zuweilen den Plan der Tour und beſorgen die dazu nötigen Einkäufe. Auch das Muſizieren wird geübt, und jetzt beginnen wir mit Uebungen ſanitärer Art. Bei den Wanderungen wird vor allem die Kunſt der Beobachtung und des Orientierens geübt. Die verſchiedenen Gruppen treffen gewöhnlich an einem ver⸗ abredeten Punkte zuſammen. Dort wird bei qutem Wetter gelagert und auch „abgekocht“. Bald regen ſich viele Hände, hier das Mahl zu bereiten, dort mit wenig Mitteln recht hübſch den einfachen Tiſch auf dem Boden des Waldes her⸗ zurichten; andere helfen das Zubereitete verteilen, und wieder einige ſorgen für Tafelmuſik. Die Zeit des geſelligen Bei⸗ ſammenſeins wird oft dazu benutzt, Fragen irgendwelcher Art zur Diskuſſion zu ſtellen, wodurch Gelegenheit gegeben wird, nach der Richtung der Charakter⸗ und Gemütsbildung zu wirken. Durch dieſe freie Ausſprache behalten die Führe⸗ rinnen den inneren Kontakt mit der Jugend, was von ganz beſonderer Bedeutung iſt. — Schon hat die Pfadfinderinnen⸗ ſache auch hier in Frankfurt das Intereſſe weiterer Kreiſe erregt, und man hegt den Wunſch, die Organiſation auf breiterer Grundlage auszugeſtalten. 251 Frankfurter Pfadfinderinnen. Einige Bewegungsſpiele im Freien. Von Gertrud Meyer. Zwillingszeck. Ein einfaches Laufſpiel das lebhafte Bewegung fordert und von beliebig vielen Teilnehmern auf jedem freien Platz oder auch in ſtaubfreier Halle geſpielt werden kann, iſt folgendes: Alle Spielerinnen faſſen ſich paarweiſe an, wer übrig bleibt iſt „dran“, d. h. ſie verſucht, einer von den anderen einen Schlag zu geben, worauf dann dieſe dran iſt, uſw. Da oft ſehr ſchnell hintereinander geſchlagen wird, ſo müſſen alle ſehr bei der Sache ſein. Iſt eine gerade Zahl von Teilnehmern vorhanden, ſo kann durch Abzählen oder auf beliebige andere Weiſe ausgemacht werden, wer anfängt. Faſſen ſich zwei Spielerinnen an, oder berühren ſich auch nur, ſo ſind ſie frei und dürfen nicht geſchlagen werden. Wird eine verfolgt ſo laufen ihr ſchnell die andern zu Hilfe. Berühren ſich mehr als zwei, ſo ſind ſie nicht mehr frei, ſondern jede von ihnen darf geſchlagen werden. Sind etwa zwei Spielerinnen träge und bequem und halten ſich gar zu lange gefaßt, ſo iſt es Pflicht der andern, mit anzufaſſen und ſie dadurch zu nötigen, wieder am Spiel teilzunehmen. Es iſt gut, das Spielfeld nicht allzu groß zu wählen. Has Spiel muß, wie alle andern, flott geſpielt werden und gewinnt an Reiz, je mehr die Teilnehmer aufeinander ein⸗ geſpielt ſind. Treffball. Dies Spiel iſt beſonders geeignet, um einige Sicherheit im Treffen und Fangen zu erlangen. Je größer dieſe Sicherheit und die Kraft der Spielenden iſt, um ſo größer kann das Spielfeld gewählt werden. Auf einer Schmalſeite des Spielfeldes wird durch Pfähle ein Platz von 12 m im Geviert abgegrenzt, an deſſen äußerer 253 Grenze in der Mitte die Zielſcheibe aufgeſtellt wird. Am beſten eignet ſich dazu ein Brett von 30 cm im Geviert, das etwas ſchräg geſtellt werden kann. Es genügt aber allenfalls auch ein Taſchentuch über einen Baumſtumpf gelegt oder eine auf einen Stock gehängte Mütze. Als Ball eignet ſich am beſten der kleine volle Lederball, deſſen Herſtellung ich am Schluß beſchreiben werde. 12 m 12 m Treffball. Die Spielenden bilden zwei gleichſtarhe Parteien, deren eine als Innenpartei ſich hinter der Zielſcheibe aufſtellt, während die Außenpartei ſich über das Spielfeld verteilt, um möglichſt überall den Ball fangen zu können. Die Erſte der Innenpartei wirft den Ball mit der linken Hand etwas in die Höhe und ſchlägt ihn mit der rechten flachen Hand von unten ſchräg vorwärts ſoweit wie möglich über das Feld. Die rechte Hand darf dabei nicht über Schulterhöhe erhoben werden. Die Außenpartei bemüht ſich den Ball aus der Luft zu fangen. Gelingt ihr das, ſo hat ſie einen Punkt gewonnen und die Schlägerin iſt „tot“. Gelingt es ihr nicht, ſo wird der Ball von der Spielerin, von der er aufgehalten wurde, nach der Scheibe geworfen. Trifft er, ſo hat die Außenpartei 2 Punkte und die Schlägerin iſt tot, trifft er nicht, ſo hat die Innenpartei 1 Punkt, und die Schlägerin ſchlägt den Ball nochmals, ſo oft, bis der Ball 254 aus der Luft gefangen oder die Scheibe getroffen wurde. Jedesmal verdient ſie ihrer Partei 1 Punkt, durch geſchicktes und weites Schlagen. Wird der Ball hinter der Hintergrenze des abgeſtechten Gevierts aufgehalten, ſo hat die, welche ihn aufhielt, das Recht, bis zu der Grenze vorzugehen, um nach der Scheibe zu werfen. Geht der Ball über eine Seitengrenze des Gevierts, ſo geht die, welche ihn aufhielt, parallel zur Hintergrenze von der Stelle, wo der Ball die Seitengrenze paſſierte, bis in die Mitte des Feldes, der Scheibe gegenüber, und wirft von dort. Fällt der Ball noch vor der Vorder⸗ grenze zu Boden, ſo gilt der Wurf nicht. Sonſt wird er von der Stelle geworfen, wo er aufgehalten wurde. Von der Innenpartei ſchlägt eine nach der andern den Ball bis ſie „tot“ iſt. Sind alle tot, ſo wechſeln die Parteien. Die Partei, die nach viermaligem Wechſel die meiſten Punkte hat, gewinnt. Häuptlingsball. Dies Spiel eignet ſich für eine größere Anzahl von Spielenden, wenigſtens 20, und kann auch in einer Halle geſpielt werden; dazu wird am beſten ein großer Ball (Fußball) gebraucht. Die Spielenden verteilen ſich in zwei gleich ſtarke Parteien, die durch Bändchen um den Arm (auch Taſchentücher genügen allenfalls) kenntlich gemacht werden. Wir nennen die Parteien die weiße und die rote. (K 19(0 (K (A 68 90 GK OK 9(8 2 a(E) 45 Häuptlingsball. W — weiße, R— rote Partei, () Häuptlingskreis. Der Spielplan wird durch eine Quergrenze in zwei gleiche Hälften geteilt und auf jeder Seite werden halb ſo viele Kreiſe gezeichnet, wie die Partei Teilnehmer hat. Nehmen im ganzen 24 am Spiel teil, ſo ſind auf jeder Partei 12, auf jeder Seite der Grenze müſſen alſo 6 Kreiſe gezeichnet werden. Die Kreiſe haben etwa ! m Durchmeſſer und werden je nach der Anzahl und der Größe des Raumes verteilt, doch ſo, daß ſie wenigſtens 3 m voneinander und von der Mittel⸗ linie entfernt ſind. Nun verteilen ſich die Spielenden. Jede ſucht ſich zuerſt von der Grenzpartei eine möglichſt gleich große und geſchickte Gegnerin aus. Die beſten Spieler von jeder Partei ſind Häuptling und beziehen den Kreis, der am weiteſten von der Mittellinie entfernt iſt. Die andern verteilen ſich, auf die anderen Kreiſe, ſo daß zu jedem Kreis von jeder Partei eine Spielerin gehört. Auf der einen Seite der Grenze ſteht die rote Partei in den Kreiſen, und verſucht den Ball dem Häuptling ihrer Seite zuzuwerfen. Die Weißen ſtehen als Wächter vor den Kreiſen und verſuchen, die Roten daran zu hindern und den Ball auf die andere Seite der Grenze zu ihrer eignen Partei zu bringen. Auf der andern Seite der Grenze ſind die Weißen in den Kreiſen und die Roten ſtehen als Wächter davor, und verſuchen zu verhindern, daß der Häuptling der Weißen den Ball erhält. Die Partei, deren im Kreis ſtehenden Häuptling es gelingt, in den Beſitz des Balles zu gelangen, hat einen Punkt gewonnen. Hat eine Partei 6 Punkte, ſo iſt ſie Siegerin. Regeln: 1. Der Ball darf nicht gereicht, ſondern muß geworfen werden. 2. Niemand darf mit dem Ball in der Hand laufen. 3. Die im Kreiſe Stehenden dürfen den Kreis nicht ver⸗ laſſen. Wenigſtens mit einem Fuß müſſen ſie darin bleiben. 4. Die vor den Kreiſen Stehenden dürfen nur ihre eigene Gegnerin am Werfen oder Fangen verhindern, aber ſtets ohne ſie zu berühren. 5. Der Ball darf aus der Hand geſchlagen, aber nicht genommen werden. 6. Niemand darf während des Spiels die Grenze über⸗ ſchreiten. 77. Der Ball darf nicht über die Grenze direkt an den Häuptling geworfen werden, ſondern muß erſt in den Händen einer andern derſelben Partei geweſen ſein. 8. Hat der Häuptling den Ball, ſo iſt das Spiel gewonnen. Alle, die in den Kreiſen waren, werden jetzt zu Wächtern, die vorher Wächter waren, ſtehen jetzt in den Kreiſen. 255 256 9. Die Partei, welche 6 Spiele gewonnen hat, iſt Siegerin. 10. Bei Verſtößen gegen die Regeln erhält der Häuptlings⸗ wächter der Gegenpartei den Ball. Um ein lebhaftes Spiel zu erreichen, iſt es gut, folgende Ratſchläge zu beachten: Man werfe den Ball ſo ſchnell wie möglich weiter, aber nie ohne beſtimmtes Ziel. Man werfe den Ball der Spielerin der eigenen Partei zu, die am ge⸗ eignetſten ſteht und gerade am ſchlechteſten bewacht iſt. Es iſt nicht qut, wenn der Wächter zu weit von ſeinem Kreis fortläuft. Der Wächter verſuche auch zu verhindern, daß der Gegner den Ball von hinten her erhält, oder rüchwärts weiter wirft. Man darf den Ball ſo hoch oder niedrig werfen, wie man will, doch muß man ihn „werfen“, man darf ihn nicht rollen und nicht zureichen. Haben die Parteien eine ungerade Anzahl von Spiele⸗ rinnen, ſo ſind die Ueberzähligen Ausläufer, und ſind immer auf der Seite der Grenze, wo ihre Partei Wächter iſt. Sie dürfen überall hinlaufen, aber nicht die Grenze überſchreiten. Sie fangen auch gewöhnlich das Spiel an, indem ſie ſich Rüchen an Rüchen auf die Grenze ſtellen. Ein Unparteiiſcher wirft den Ball über ihnen ſenkrecht in die Höhe. Grenzfußball. Das Spielfeld muß möglichſt eben ſein und etwa 40 m breit und 70 m lang. Es wird durch eine Linie quer in zwei Hälften geteilt und es iſt gut, wenn dieſe Linie in den Boden geritzt werden kann, ſo daß ſie deutlich ſichtbar iſt. Geht das nicht, ſo genügt es, wenn die Endpunkte durch Malſtangen gekennzeichnet werden. Das Spiel wird mit einem großen 35 m Grenzfußball. 257 Lederball geſpielt und es genügt ſchon, wenn vier Spielerinnen in jeder Partei ſind, doch können auch viel mehr teilnehmen. Die Spielenden teilen ſich in zwei Parteien und jede Partei beſetzt eine Hälfte des Spielfeldes. Die zu hinterſt Stehenden ſind Grenzwächter und es können, je nach der Gewandtheit der Spielenden, ein bis drei Grenzwächter beſtellt werden. Um zu beſtimmen, welche Partei den erſten Stoß hat, wird der Ball genau in die Mitte der Mittelgrenze gelegt und je ein Wächter läuft von der Hintergrenze auf ein gegebenes Zeichen darauf zu; wer den Ball zuerſt berührt, hat für ſeine Partei den erſten Stoß. Der Ball wird drei große Schritte vor der Hintergrenze auf die Erde gelegt, der Wächter ſtellt ſich auf dieſe Grenze und ſtößt den Ball mit drei Schritt Anlauf ſo weit wie mög⸗ lich vorwärts. Alle haben nun die Aufgabe, den Ball in Be⸗ wegung zu halten und wenn möglich über die Hintergrenze der Gegenpartei zu ſtoßen. Doch darf niemand die Mittel⸗ grenze überſchreiten, und niemand darf den Ball mit den Händen berühren. Nur die Grenzwächter haben das Recht, den Ball mit den Händen herunterzuſchlagen, wenn er nahe der Grenze aufſpringt, um dadurch zu verhindern, daß er hinter der Grenze den Boden berührt. Sie dürfen den Ball aber nicht feſthalten oder gar werfen. Gelingt es, den Ball über die Hintergrenze der Gegen⸗ partei zu ſtoßen, ſo hat die Partei 2 Punkte. Fliegt der Ball über eine Seitengrenze, ſo wird er in gerader Linie von dem Punkt aus, wo er die Grenze paſſierte, nach der Mitte getragen und von dort geſtoßen. Fliegt der Ball über die Seitengrenze der eigenen Seite, ſo zählt das einen Punkt für die Gegenpartei. Bleibt der Ball ſtehen, ſo zählt es ebenfalls einen Punkt für die Gegenpartei, dieſe erhält den Ball und ſtößt ihn, wie für den Anfang des Spiels beſchrieben wurde. Auch wenn jemand den Ball mit den Händen berührt, kann ein Punkt für die Gegenpartei gerechne werden, doch iſt das nur für Anfänger ratſam. Die Partei, die zuerſt 20 Punkte hat, gewinnt und fängt das nächſte Spiel an. Im allgemeinen iſt bei dieſem Spiel zu beachten, daß der Ball möglichſt flach über den Boden fliegt oder, noch beſſer, rollt. Herſtellung von Bällen. Um einen harten Ball herzuſtellen, der gut ſpringt und ſich beſonders zu Schlagballſpielen eignet, braucht man einige Korke von der Größe, wie ſie für Bierflaſchen gebraucht werden, v. Hopffgarten, Pfadfinderbuch für junge Mädchen. 17 und ziemlich ſtarke Baumwolle. Die Korke werden der Länge nach aufgeſchnitten und dann werden drei Hälften mit den runden Seiten aneinander gelegt und mit der Baumwolle um⸗ wickelt, bis es einen ſchönen runden und feſten Ball von 20 cm Umfang gibt. Wickelt man zuerſt weniger feſt und zuletzt ſo feſt wie möglich, ſo wird der Ball elaſtiſch und ſpringt gut. Iſt er groß genug, ſo legt man den Faden noch einige Male dicht nebeneinander um die Mitte des Balles und umſticht dieſen Ring mit Langettenſtichen. Von dem Ring aus benäht man den Ball weiter nach beiden Seiten mit recht dichten und gleich⸗ mäßigen Langettenſtichen mit derſelben Baumwolle, die man zum Wickeln ge⸗ Zuſammenſetzen brauchte. der Korken. Etwas weichere Bälle, die für alle Fang⸗ ſpiele gut gebraucht werden können, fängt man ebenſo an wie den eben beſchriebenen Ball. Hat er die angegebene Größe, ſo umwichelt man ihn noch mit Wolle, bis er 21 bis 22 cm 258 Schnittmuſter für den Lederball. 259 Umfang hat, und benäht ihn dann mit Wolle recht dicht. Auch die Wolle wird erſt loſe, dann feſter gewickelt. Solche Bälle ſpringen ſo hoch, daß man ſie bequem von der Erde auffangen kann, ohne ſich zu bücken, wenn man ſie auch nur mäßig ſtark aufwirft. Macht man ſich zwei gleich große Bälle von verſchiedener Farbe, ſo kann man ſie gut zu allerlei Wettſpielen, wie Jagdball uſw., brauchen. Den kleinen Lederball, wie er am beſten zu Treffball be⸗ nutzt wird, fängt man ebenſo an, wie die andern Bälle, doch muß man ihn beſonders ſorgfältig wickeln, erſt loſe, dann feſt. Man wickelt mit Baumwolle, bis der Ball 18 cm Umfang hat, und dann mit gewöhnlicher grauer Strumpfwolle, bis er 27 bis 28 cm groß iſt. Für die Hülle ſchneidet man ſich aus Rindsleder 8 Stück nach dem nebenſtehenden Muſter und näht die Stüche mit ſtarkem Zwirn überwendlich zuſammen. Beim Nähen müſſen die rauhen Seiten der Stüche aneinander liegen. Nach dem Nähen ſtreicht man die Nähte mit dem Fingerhut aus und kehrt die Hülle um, ſo daß die rauhe Das Nähen der letzten Naht. Seite nach außen kommt. Eine Seite mußte natürlich offen bleiben, um den Ball hineinzuſtecken. Der Ball muß die Hülle gut ausfüllen und man muß, wenn es nötig iſt, noch Wolle umwickeln, bis er recht feſt hineinpaßt. Dann näht man auch die letzte Naht mit Zwirn zu, in dem man immer abwechſelnd von der einen und dann von der andern Seite einen Stich aufnimmt. Dabei muß die Nadel immer von unten nach oben durch das Leder geführt werden, und der Faden muß feſt an⸗ gezogen werden. Dieſe Bälle halten gut und haben ſich ſeit Jahren beim Spielen ſehr bewährt. 17* Empfehlenswerte Bücher. Berühmte Pfadfinderinnen. von Petersdorff, Königin Luiſe. Mk. 3.—. von Adlersfeld⸗Balleſtrem, Kaiſerin Auguſta. Mit Bildern von Frenz. Mk. 10.—. K. Buſſe, Annette von Droſte. Mk. 3.—. E. Engels, Angelika Kauffmann. Mk. 3.—. W. Klefeld, Klara Schumann. Mk. 3.—. H. Stümcke, Korona Schröter. Mk. 3.—. J. Häffner, Frau Rat Eliſabeth Goethe. Mk. 3.—. O. Berdrow, Rahel Varnhagen. Ein Lebens⸗ und Zeitbild. Mk. 9.—. Hedwig von Bismarck, Erinnerungen aus dem Leben einer Fünf⸗ undneunzigjährigen. Mk. 5.—. M. von Meyſenburg, Memoiren einer Idealiſtin. Volksausgabe. Mk. 7.50. Anna Plothow, Die Begründerinnen der deutſchen Frauenbewegung. Lebensbildung. Spemanns Goldenes Buch der Sitte von Graf und Gräfin Bau⸗ diſſin. (Spemann, Berlin⸗Stuttgart.) Mk. 6.—. Rothenaicher, Menſch — Natur — Gott. (Otto Gmelin München.) Mk. 4.—, geb. Mk. 5.—. Schaffen und Schauen. Ein Führer durchs Leben. 1. Bd. Von deutſcher Art und Arbeit. 2. Bd. Des Menſchen Sein und Werden. (B. G. Teubner, Leipzig.) Mk. 4.—, geb. Mk. 5.— Heutſche Jugendbücherei. Herausgegeben von den Vereinigten Deutſchen Prüfungsausſchüſſen für Jugendſchriften. (Hillger, Berlin.) 40 Nummern je 10 Pfg. Dr. J. Müller, Beruf und Stellung der Frau. (Beck, München.) Mk. 2.—. Keppler, Mehr Freude. (Herder, Freiburg.) Mk. 2.60. Dr. W. Förſter, Lebenskunde. Ein Buch für Knaben und Mädchen. (G. Reimer.) Mk. 3.—. Roth, Unſeren Töchtern Wegweiſer zur Weiterbildung nach dem Aus⸗ tritt aus der Schule. Mk. 4.—. Kellen, Das Buch als Lebensbegleiter. Mk. 2.80. Leſſing, Weib — Frau — Dame. (Verlag des Pfadfinderbuchs.) Geb. Mk. 3.—. 261 Die Augen auf. Pharus. (Pharus⸗Verlag, Berlin.), Baedeker, Reiſehandbücher. Grieben, Reiſehandbücher. Meyer, Reiſehandbücher. Städteführer der Miniaturbibliothek. Mit einem dreifarbigen Plan. (Verlag Albert Otto Paul, Leipzig.) à 10 Pfg. Storms Kursbuch. Poſtregulativ der Deutſchen Reichspoſt. Ratgeber der Internationalen Bahnhofsmiſſion. Berlin W., Tickſtraße 17. „Bahnhofsmiſſion für Deutſchland.“ — „Internat. Verein der Freun⸗ dinnen junger Mädchen.“ — „Marianiſcher Mädchenſchutzverein.“ Mk. —.25. Edmont Vary, Jiu⸗Jitſu. Die Kunſt der japaniſchen Selbſtver⸗ teidigung und Körperſtählung. H. Irving Hancock. Autoriſierte Ueberſetzung von Max Onnwitz. Dſchiu⸗Dſchidſu. Die Börſe. Miniaturbibliothek Nr. 429—430. Fondsbörſe. Produkten⸗ börſe und Börſengeſchäfte. (Verlag Albert Otto Paul, Leipzig.) Bank⸗ und Kreditweſen. Miniaturbibliothek Nr. 159. Karl Klein, Die geſamte Handelskorreſpondenz. Dr. K. Fuchs, Das neue juriſtiſche Hausbuch. (Verlag Aug. Schultze, Berlin, Bendlerſtr. 13.) Krankenverſicherung. Unfallverſicherung und das Hilfskaſſengeſetz. Miniaturbibliothek Nr. 245. Invalidenverſicherungsgeſetz. Miniaturbibliothek Nr. 228. Invalidenverſicherungsgeſetz. Reclams Univerſalbibliothek Nr. 2571. Beide noch ohne den neuen Nachtrag zum Geſetz. Die deutſche Krankenverſicherung. Reclams Univerſalbibliothek Nr. 3564—3565. Das Penſions⸗ und Hinterbliebenen⸗Fürſorgegeſetz für Privatbeamte. Zeitſchrift: Der Bankbeamte, Nr. 15, Dez. 1911. Sonderausgabe. — Red. Berlin, Franzöſiſche Str. 57—58. Häusliche Beſchäftigung. Hedwig Heyl, Handbuch für Hausarbeit. (Habel, Berlin.) Mk. 2.— — Volkskochbuch für Schule und Haus. (Habel, Berlin.) Mk. 2.—. — Häusliche Wäſche. (Habel, Berlin.) Mk. 2.40. Ein gutes Kochbuch nach Gegenden zu wählen. Max Eſchner, Natur⸗ und Menſchenhand im Dienſte des Hauſes. (Hobbing E Büchle, Stuttgart.) 2 Bände. Ad. Mang, Anleitung zur häuslichen Buchführung. Mk. 1.50. W. Jungk, Der Weg zum häuslichen Wohlſtand. Mk. 3.20. Blumenpflege im Zimmer. Miniaturbibliothek Nr. 237. Mk. —.10. Sieinmann, Ich kann ſchneidern. Mit vielen Abbildungen, Mk. 3.—. Annemarie Pallat⸗Hartleben, Das vereinfachte Puppenſchneidern. (Albrecht Dürerhaus, Berlin, Kronenſtraße.) Mk. 5.—. Margot Grupe, Die neue Nadelarbeit. Lehrbuch für Schule und Haus. (Albrecht Dürerhaus, Berlin, Kronenſtraße.) Th. de Dillmont, Sammlung verſchiedener Handarbeiten. Mk. 1.60. — Enzyklopädie der weiblichen Handarbeiten. Taſchenausgabe Mk. 1.—. Lili Droeſcher, Kleine Beſchäftigungsbücher. (Teubner, Leipzig.) Fünf Bände à Mk. — .80 bis Mk. 1.20. Schreindt⸗Ragheim, Kunſtwanderbücher. (Verlag Gutenberg. 3 Bände, geb. Mk. 1.80. Schultze⸗Naumburg, Kulturarbeiten. (Kunſtwart.) Drei Bände. Gerhard Kühtmann, Die Kunſt des Schmückens. (Knoll E Reuther Dresden.) Mk. 12.—. H. Luegner, Grundriß der Kunſtgeſchichte. Mt. 4.—. Führer zur Kunſt. Herausgegeben von H. Popp, Nr. 16717. (K. Lange.) Schöne und praktiſche Einführung in die Aeſthetik der angewandten Künſte. Mk. 1.—. Der ſtille Garten. Deutſche Maler aus der erſten Hälfte des 19. Jahr⸗ hunderts. Mk. 3.—. Furtwängler und Urlichs, Denkmäler griechiſcher und römiſcher Skulptur. Handausgabe. Mk. 4.50. P. Knötel, Kunſt und Heimat. Ein Wegweiſer zur Kunſt. Mit 83 Abbildungen. Mk. 5.—. E. Hanslick, Vom muſikaliſch Schönen. Mk. 3.—. Otto Salomon, Die Theorie des pädagogiſchen Slöjd. Deutſch von G. Mayer. (Imberg K Lefſen, Berlin SW.) Mk. 3.—. Deutſcher Verein für Knabenhandarbeiten, Lehrgang für die Hobelbankarbeiten. (Frankenſtein E Wagner, Leipzig) Mk. 4.—. R. Frenkel, Die Hobelarbeit in Verbindung mit dem Linearzeichnen. (Voigtländers Verlag, Leipzig.) — Die leichte Holzarbeit. (Albrecht Dürerhaus, Berlin, Kronenſtraße.) Mk. 5.—. G. Meyer, Laubſägevorlagen. (Schreiber, Eißlingen.) Deutſcher Verein für Knabenhandarbeiten, Normal⸗Lehrgang für den Papparbeitsunterricht. Zweite Auflage. Herausgegeben von Dr. Aubſt. (Frankenſtein K Wagner, Leipzig.) Mk. 3.75. F. Hertel, Papparbeiten. (Th. Hofmann, Gera.) R. Pallat, Aus der Praxis der Knaben⸗ und Mädchenarbeiten. G. G. Teubner, Leipzig.) Naturwiſſenſchaft. Aus Natur⸗ und Geiſteswelt. Sammlung wiſſenſchaftlich⸗gemein⸗ verſtandlicher Darſtellungen aus allen Gebieten des Wiſſens. (B. G. Teubner, Leipzig.) Je Mk. 1.25. Löhlein, Die krankheitserregenden Bakterien, Mk. 1.25. Kraepelin., Naturſtudien im Hauſe, in der Sommerfriſche. Je Mk. 3.20. — Naturſtudien in Wald und Feld. Volksausgabe. (G. B. Teubner, Leipzig.) Mk. 1.—. Teutſcher und Schilling, Der Jugend Gartenbuch. (Trowitzſch, Frankfurt a. O.) Mk. 3.—. Schmeil, Grundriß der Naturgeſchichte. I. Tier⸗ und Menſchenkunde. II. Pflanzenkunde. (Quelle K Meyer.) Je Mk. 1.25. Obermeyer, Pilzbüchlein. I. Eßbare Pilze. II. Giftpilze. Vorzügliche Abbildungen. (Lutz.) Je Mk. 1.50. Pilzmerkblatt des Kaiſerlichen Geſundheitsamtes. Mk. —. 15. „Rabe“, Lebensgeſchichte eines Pferdes, von ihm ſelbſt erzählt. Nach Miß A. Sewell von M. von Kraut. (P. Hobbing, Darmſtadt.) Mk. 2. — und Mk. 1.—. Theuermeiſter, Von Steinbeil und Urne. (Ernſt Wunderlich.) Mk. 1.60. — Unſer Körperhaus. (Scheffer, Leipzig.) Mk. 1.80. Ganz vorzüg⸗ ¹ liche, herzerquickende Werke. 262 MraNrn 7ee“ AaL— 4u4. Gradmann, Heimatſchutz und Landſchaftspflege. Mk. 2.20. Buſchan, Die Völker der Erde. (Strecker E Schröder, Stuttgart.) Mk. 3.50. Sammlung Göſchen. Ganz vorzüglich und preiswert. Bd. Mk. —.80. Langfeldt, Tier⸗ und Menſchenverſtand. (Verlag des Pfadfinder⸗ buchs.) Mk. 3.60, geb. Mk 5 —. Kurz, Der Radiumvorrat der Natur. (Verlag des Pfadfinderbuchs.) Mk. 1.—. In Wald und Feld. Sport und Spiel. Miniaturbibliothek. (Grethlein E Co.) 33 Bände à Mk. —.60. Raydt, Spielnachmittage. (B. G. Teubner, Leipzig.) Mk. 2.80. Wetterkunde. Miniaturbibliothek Nr. 68598. A. Herrmann, Bewegungsſpiele für Mädchen. (B. G. Teubner, Leipzig.) Mk 1.80. Gertrud Meyer, Spielregelhefte des Zentralausſchuſſes. (B. G. Teub⸗ ner, Leipzig.) Mk. —.20. Raydt⸗Eckardt, Das Wandern. Bd. 7 „Kleine Schriften“. Mk. 1.20. Neuendorff, Hinaus in die Ferne. Mk. 3.20. E. W. Trojan, Wanderkunſt — Lebenskunſt. (Guſtav Lammers, München.) Mk. 1.50. Wandervogel⸗Kochbuch. (J. F. Lehmann, München.) Mk. —.30. Goldenes Buch des Sports. (W. Spemann, Berlin⸗Stuttgart.) Mk. 6.—. Böttner, Gartenbuch für Anfänger. (Trowitzſch, Stuttgart.) Gartenbau. Ratſchläge für Anfänger. Miniaturbibliothek Nr. 788 bis 789. Jede Nummer Mk. —.10. Tanzlieder, Reigen und Singſpiele. M. Radzwill, Singſpiele. (B. G. Teubner, Leipzig.) Mk. 1.40. — Reigenſammlung. Mk. 2.40. — Volkstänze. Mk. 1.20. — Tanzſpiele und Singtänze. Mk. 1.—. Eliſabeth Wintzer. Moderne Wanderlieder. (Gebrüder Reinecke, Leipzig.) Zwei Hefte à Mk. 1.—. — Katzenlied. (Simrock, Berlin.) Mk. 1.—. — Sternenenglein. Mk. 1.—. — Kleine Maryke. Mk. 1.—. — Als Großmama noch Mädchen war. Mk. 1.—. — Hinterm Gartenzaun. Duett. Mk. 1.—. — Tanzlied der Dorfdirnen. Duett. Mk. 1.—. — Schneeflockenreigen. Duett. Mk. 1.—. — Mädchengarten. Duett. Mk. 1.—. — Maikönigin. Duett. (Dichtungen von Manfred Kyber.) Mk. 1.—. Geſundheitslehre. Kommerell, Med.⸗Rat, Aerztliches über das Trinken. Mk. —.30. Quenſel, Reg.⸗Rat, Der Alkohol und ſeine Gefahren. Mk. —.20. Stumpf, Med.⸗Rat, Ueber Alkoholgenuß in der Jugend. Mk. —.10. Spemanns Goldenes Buch der Geſundheit. (Spemann, Berlin⸗Stutt⸗ gart). Mk. 6.— Der menſchliche Körper. Mit 53 Abbildungen und einem zerleg⸗ baren Modell. Miniaturbibliothek Nr. 683—690. Jede Nummer Mk. —.10. 263 264 Schultze⸗Naumburg, Die Kultur des weiblichen Körpers. Mk. 5.— — Die neue Frauentracht. Mk. 5. —. P. Meißner, Geſundheitsbrevier. Mk. 2.—. C. Fürſt, Vademekum der weiblichen Geſundheitspflege. Mt. 1.90. R. Hecker, Die Abhärtung der Kinder. Mahnwort und Wegweiſer. Mk. 2.—. Verlag des Pfadfinderbuchs. Dr. Baur, Seminararzt, Geſundheitsregeln für Schulkinder. (Otto Gmelin München.) Mk. —.50. Feßler, Leitfaden der Krankenpflege. Mk. 4.— und Mk. 1.—. Ide, Praktiſche Atmungsgymnaſtik. Mk. —.75. — Seeluft als Heilmittel. Mk. —.60. Neumann, Handbuch der Volksgeſundheitspflege. Mk. 3.—, gebunden Mk. 4.—. Haenle, Kurſus der Krankenpflege mit Modell des menſchlichen Kör⸗ pers. Mk. 1.20. Potjan, Leitfaden für Samariterinnen. Mk. 1.50. Martin, Blutarmut und Bleichſucht. Mk. 1.40. Burwinkel, Die Herzleiden. 13.—15. Auflage. Mk. 1.50. Moſes, Frauenſtudium und Volkshygiene. Mk. —.60. Neter, Elternbriefe. Sorgen und Fragen in der Kinderpflege. 2 Hefte à Mk. 1.—, in ! Bd. zuſammengebunden Mk. 2.—. Weinbuch, Erſte Hilfe bei Unglücksfällen. Geb. Mk. 1.50. Der Arzt als Erzieher. 34 Hefte. Proſpekte gratis. (Hautpflege, Lungenſchwindſucht, Rachitis u. d.) Eſchle, Mitarbeit der Hausfrau an den Aufgaben der Volksgeſund⸗ heitspflege. Zweite Auflage. Mk. — .90. Lion, Tropenhygieniſche Ratſchläge. Mk. 1.50. Stets hilfsbereit. F. von Esmarch, Die erſte Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen. Mf. 1.80. Prof. Dr. F. A. Schmidt, Plakattafel: Lebensrettung bei Ertrinken⸗ den. Zweite Auflage. (B. G. Teubner, Leipzig.) Feuerlöſchweſen. Miniaturbibliothek. (Verlag für Kunſt und Wiſſen⸗ ſchaft, Leipzig.) Mk. —. 10. Das Vaterland. Egelhaaf, Bismarck. Sein Leben und ſein Werk. 1911. (Krabbe, Stuttgart.) Mk. 9.—. Marcks, Bismarck. Eine Biographie. 4 Bände. (Cotta, Stuttgart.) Pro Band Mk. 10.— — Kaiſer Wilhelm I. Eine Biographie. 1910. (Duncker E Humblot, Leipzig.) Mk. 7.60. Rogge, Unſer Kaiſerpaar. 1908. Volksausgabe. Mk. —.80. Bismarck, Briefe an ſeine Gattin aus dem Kriege 187071. (Cotta, Stuttgart.) Mk. 2.80. Rindfleiſch, Feldbriefe 1870/71. (Vandenhoeck K Ruprecht, Göttingen.) Mk. 4.—. Kugler, Geſchichte Friedrichs des Großen. Ill. von Menzel. (Mendel⸗ ſohn, Leipzig.) Mk. 6.—. Ratzel, Deutſchland. Einführung in die Heimatkunde. (Grunow, Leipzig.) Mk. 3.60. Bürgerkunde. Miniaturbibliothek Nr. 197. (Verlag für Kunſt und Wiſſenſchaft, Leipzig.) Mk. —. 10. Staatsrecht. Miniaturbibliothek Nr. 66. Mietrecht. Miniaturbibliothek Nr. 19. Recht der Frau. Miniaturbibliothek Nr. 105. Joſephine Levy⸗Rathenau, Die deutſche Frau im Beruf. Praktiſche Ratſchläge zur Berufswahl. (W. Moeſer, Berlin S. 14.) Mk. 3.50. M. von Eckenbrecher, „Was mir Afrika gab und nahm“. Erlebniſſe Unſere Kolonien. einer deutſchen Anſiedlersfrau in Südweſtafrika. Deutſch⸗Südweſtafrika. Amtlicher Ratgeber für Auswanderer. Mk. 1.—. Fr. von Falkenhauſen, Anſiedlerſchickſale in Deutſch⸗Südweſtafrika. 1893—1904. Klara Brockmann, „Briefe eines deutſchen Mädchens aus Südweſt“. (Mittler K Sohn, Berlin.) Kuhn, Philalethes. Geſundheitlicher Ratgeber für Südweſtafrika. Mk. 3.60. Kolonial⸗Kochbuch. (W. Süßerott, Verlin.) Mk. 5.—. A. Brandeis, Kochbuch für die Tropen. (Dietrich Reimer (Ernſt Vohſen), Berlin.) Mk. 5.—. Mit dem Hauptquartier in Südweſtafrika. Von Hauptmann M. Bayer, während des ſüdweſtafrikaniſchen Krieges im Haupt⸗ quartier der Schutztruppe. 310 Seiten mit 100 Abbildungen, Karten und Skizzen. (W. Weicher, Berlin.) Geb. Mk. 5.— Derſelbe: Okoni, ein Hereroſpion? (W. Weicher, Berlin.) Geb. Mk. 3.50. Jenny Apolant, Stellung und Mitarbeit der Frau in der Gemeinde. Soziale Erziehung. (B. G. Teubner, Leipzig.) Dr. Eliſabeth Altmann⸗Gottheiner, Jahrbuch der Frauen⸗ bewegung, (B. G. Teubner, Leipzig⸗Berlin.) Mk. 3.—. Frauenkalender des Deutſch⸗evangeliſchen Frauenvereins Hannover, Ferdinandſtraße 13b. Fürſorgeweſen. Acht Vorträge. (Verlag des Pfadfinderbuchs.) Mk 3.— Dr. Fr. W. Foerſter, Jugendlehre. (Beſonders für die Gruppen⸗ leiterinnen.) (Georg Reimer, Berlin.) Henriette Goldſchmidt, Was ich von Fröbel lernte und lehrte. (Akademiſche Verlagsgeſellſchaft, Leipzig.) John Ruskin, Ueber Mädchenerziehung. — Die Kunſt zu leſen. — Arbeit. Ueberſetzt von Johanna Severin. (Hermann Geſenius, Halle a. S.) Franziska Mann, Kinder. (Axel Junker, Stuttgart, Berlin, Leipzig.) Neue Lebensziele. Anſprachen an junge Mädchen. Herausgegeben von Dr. Gertrud Bäumer. 1. Ika Freudenberg, Weshalb wendet ſich die Frauen⸗ bewegung an die Jugend? 2. Helene Lange, Soziale Arbeit eine Lebensaufgabe unſrer Zeit. Dr. Gertrud Bäumer, Was ſind wir unſerm geiſtigen Ich ſchuldig. 3. Dr. Alice Salomon, Was unſer Leben an Pflichten fordert und von Glück verheißt. Die Entfaltung der Perſönlichkeit und unſre Pflichten. 4. Adelheid v. Bennigſen, Der Weg der Pflicht. 5. Dr. Alice Salomon: Mütter und Töchter. 265 kiirzungen 0 111200000 Iruppen-Zeichen 1: 25000 Imäanteme 4. Kompaynie —— Batailion in Breitfolonne 2 „ 7effoomne ¹ ¹ Kecuche Je F Jaoekünegealr-Anpamnie, 4ötrla ¹1 Dowelposten, Cnteroisteposten . —.——.. 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Wohnplätze Eisenbahnen, Straben und Wese Topographische Zeichen u. Abkiirzungen Gewässer T'ruppen-Zeichen. 11200000 1.25000 1:100000 1:100000 11200000 1: 25000 1. 25000 1:200000 Seich., Raumpa 2faa 1. 25000 1.100000 11200000 1: 25000 „ — MAaer Euaatda (h blanen faröe dargestellc.) ¹usveye H os 4 4 ürcie, fpelle, Rilimäd ——— f. Mamm.. Mmati(fow. Midege 7 Begin der Schiffbarleit Imfäntere Danm. SITADTT Mor Gafue a———Mass Md u Ralavepe „Danmpffäire 4 Ampagnie 8 ————————— ————— —....—7. „ F6r Gfm föst, M-Mvdte Jcteu eäre(E — Batailon in Breitlolomne En 5 X Imit foühveg) a 4äden u. Bocb- Mcmüe —I. „ (citse.) STADT 2 „ Zeiooe CMealeene- Talrwep Knre Rässermähe, ² STAD Stadt ItStr. C Kok ¹. Echuobe S0örüche Geue 2 Scmitte 5röearer 2— eis P Maschiengeneir-Könppammie, 4öam ¹s Rönor Awenger —. becte „folr, önm. Ar-Hien See 2 2 11 Doxpelposten, Unteroſiaterposten brate .)Ae 2 Ai — — —. Gck (MeineMäm. Re) ..— Jraden. LurOiste7 1 .— .. 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