9 e̲r̲l̲. Charlottenburg 1.12.09. Knesebeckstr. 75 Sehr verehrter Herr! Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen nach dem großen Eindruck des gestrigen Abends wenigstens in Gedanken die Hand zu drücken. Ihr Werk wirkte vor zwanzig Jahren auf mich, wie blendendes Licht auf einen, der aus dem Walde kommt, und ich erlebte es gestern mit herzklopfender Freude, daß der Geist, der darin lebt – der Geist unserer Jugend! – nicht alt und greisenhaft geworden ist, weil er nicht alt werden k̲a̲n̲n̲. 10 Irgend Jemand sagte mir einmal, daß Sie sehr abfällig über mich urteilten – vielleicht, weil ich Ihnen nicht immer mit gleichem Beifall folgen konnte. Ich glaube nicht ganz an diesen Bericht, weil Ihnen kaum an meinem Urteil etwas wesentliches gelegen sein konnte, aber ich fühle mich durch ihn noch besonders veran- laßt, Ihnen heute diese Zeilen zukommen zu lassen. In aufrichtiger Hochschätzung Lily Braun