Anna Pappritz
Schriftstellerin, Abolitionistin, aktiv in der bürgerlichen Frauenbewegung
Anna Pappritz wurde 1861 als Tochter eines Rittergutbesitzers in Radach geboren. Nach dem Tod des Vaters zog sie 1884 mit der Mutter nach Berlin, betätigte sich als Schriftstellerin und kam in Kontakt mit Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung.
In der Folge widmete sie sich insbesondere dem Thema Prostitution, wandte sich gegen die gesellschaftliche Doppelmoral, die in der Prostitution nur ein weibliches Fehlverhalten sah, und engagierte sich in den Bestrebungen, die staatliche Reglementierung, Kontrolle und Kriminalisierung von Prostituierten abzuschaffen (sog. Abolitionismus). Daneben sollte durch soziale Reformen die Stellung von Frauen so verbessert werden, dass diese nicht aus wirtschaftlicher Not zu Prostituierten wurden. Sie entfaltete eine rege publizistische Tätigkeit zu diesem Thema und unternahm zahlreiche Vortragsreisen. 1899 gründete sie einen abolitionistischen Zweigverein in Berlin. 1902 wurde sie in den Vorstand der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten gewählt.
Während Anna Pappritz zunächst dem radikalen Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung nahestand, kam es später zu Zerwürfnissen, u.a. mit Minna Cauer, und sie näherte sich dem gemäßigten Flügel an.
Nach dem Ersten Weltkrieg verlor sie durch die Inflation ihr Vermögen und ging einer bezahlten Berufstätigkeit als Aufseherin in einer Druckerei nach. Ihre Bemühungen zeitigten einen Erfolg in dem Gesetz zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten von 1927, das ein Ende der Reglementierung der Prostitution zur Folge hatte. 1935 zog sie sich aus ihren Ämtern zurück, nachdem die Arbeit zuletzt durch die Nationalsozialisten erschwert worden war.
1939 starb Anna Pappritz auf dem Familiensitz in Radach.
Weitere Informationen und Literaturhinweise:
Kerstin Wolff (2022): Anna Pappritz, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv (https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/anna-pappritz)
Werke von Anna Pappritz im Book Club: