Helene Lange

Lehrerin, Gründerin von Frauenbildungsinstitutionen, aktiv in der gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegung

Helene Lange wurde 1848 als Tochtern eines Kaufmanns in Oldenburg geboren. Da sie ihre Eltern früh verlor und ihr Vormund sich ihrem Wunsch nach weiterführender Bildung widersetzte, war sie zunächst als Au-pair-Mädchen in einem Internat im Elsass tätig, bevor sie – nach Erreichen der Volljährigkeit – ein Lehrerinnenseminar besuchen konnte. Nach dem Examen war sie ab 1872 an Höheren Töchterschulen in Berlin tätig und leitete ab 1876 auch einen Lehrerinnenkurs. In der sog. „Gelben Broschüre“ übte sie 1887 scharfe Kritik an den Missständen in der Mädchen- und Frauenbildung und richtete 1889 in Berlin Realkurse (später: Gymnasialkurse) ein, die es Frauen ermöglichten, ein Hochschulreifezeugnis zu erhalten.

1890 gründete sie den Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein. 1892 war sie Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins und 1894 gründete sie den Dachverband Bund Deutscher Frauenvereine, dessen Vorsitz sie bis 1930 innehatte. 1893 gründete sie die Zeitschrift „Die Frau“, ein wichtiges Organ der bürgerlichen Frauenbewegung, das sie später zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Gertrud Bäumer herausgab.

Helene Lange war eine Repräsentantin des gemäßigten Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung. In ihrem Frauenbild war Mütterlichkeit das Weiblichkeitsideal, sie setzte sich etwa für den Schutz der Ehe und gegen eine Abschaffung der Abtreibungsstrafe ein. Sie grenzte sich auch gegen die proletarische Frauenbewegung ab, indem sie etwa sozialdemokratischen Frauenvereinen den Beitritt zum Bund Deutscher Frauenvereine verweigerte.

1910 gründete sie die Soziale Frauenschule in Hamburg. Während des Ersten Weltkriegs unterstützte sie den Nationalen Frauendienst, der von Gertrud Bäumer geleitet wurde. Ab 1908 war sie Mitglied der Partei der Freisinnigen (später: Deutsche Demokratische Partei) und wurde 1919 als Abgeordnete dieser Partei in die Hamburger Bürgerschaft gewählt.

1920 beendete Helene Lange ihre Lehr- und Leitungstätigkeit an der Sozialen Frauenschule und zog nach Berlin, wo sie 1930 starb.

Weitere Informationen und Literaturhinweise:

Wickert, Christl, „Lange, Helene“ in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 559-560 (https://www.deutsche-biographie.de/pnd11856935X.html)

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