Lida Gustava Heymann
Gründerin sozialer Einrichtungen, Pazifistin, aktiv in der radikalen bürgerlichen Frauenbewegung
Lida Gustava Heymann wurde 1868 als Tochter eines Großkaufmanns in Hamburg geboren. Nach dem Besuch einer Höheren Töchterschule und eines Mädchenpensionats arbeitete sie zunächst als Lehrerin in einer Armenschule und gründete eine private Nähschule in ihrem Elternhaus. Nach dem Tod ihres Vaters war ihre finanzielle Unabhängigkeit durch eine Leibrente sichergestellt, und sie verwaltete das väterliche Vermögen. Ihr soziales Engagement setze sie 1897 fort durch die Einrichtung eines Zentrums für Frauen und Kinder mit Mittagstisch, Kinderhort, Badeanstalt und Beratungsstellen. Sie war Gründungsmitglied der Hamburger Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins und war in verschiedenen Vereinen tätig, u.a. für die gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen, für die Abschaffung der Reglementierung von Prostituierten (sog. Abolitionismus) sowie für das Frauenstimmrecht. In diesem Kontext gründete sie 1902 gemeinsam mit Anita Augspurg den Deutschen Verein für Frauenstimmrecht.
Ab 1903 übergab sie die Leitung ihrer sozialen Einrichtungen in Hamburg an Mitarbeitende und nahm ein Studium als Gasthörerin in München und Berlin auf. Während des Ersten Weltkriegs engagierte sich Lida Gustava Heymann als pazifistische Aktivistin und war u.a. Mitinitiatorin des Ersten Internationalen Frauenfriedenskongresses in Den Haag 1915. Als Folge ihres pazifistischen Engagements wurde sie 1917 aus Bayern ausgewiesen und hielt sich bis Kriegsende illegal bei ihrer Schwester in München auf.
Nach dem Krieg gab sie gemeinsam mit Anita Augspurg die Monatsschrift „Die Frau im Staat“ heraus. 1919-1924 war sie erste Vizepräsidentin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit. Nachdem Nationalsozialisten eine Versammlung der Liga gestört hatten, forderte Heymann gemeinsam mit weiteren Personen 1923 die Ausweisung Adolf Hitlers aus Bayern.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte sie 1933 gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Anita Augspurg in die Schweiz; ihr Vermögen wurde konfisziert. 1943 starb sie verarmt im Exil in Zürich.
Weitere Informationen und Literaturhinweise:
Sabine Hoffkamp (2021): Lida Gustava Heymann, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv (https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/lida-gustava-heymann)
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