Rettet die Spielebücher – Robo gegen die Papierfresser
Projektbeschreibung
Der Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) an historischen Spielbilderbüchern – eine zwischen Buch und Spielzeug changierende, durch flexible Bedienelemente wie Ziehlaschen oder Drehscheiben charakterisierte Mediengattung – zählt zu den international herausragenden. Dabei bezieht sich diese Einschätzung keineswegs nur auf ihren schieren Umfang, sondern auch auf den Differenzierungsgrad der Sammlung der SBB, dokumentieren doch die darin enthaltenen Titel das gesamte typologische Spektrum an Spielbilderbüchern, das in zahlreichen granularen Binnenstufungen zwischen den beiden Polen des am Ende der Aufklappbewegung statischen Objekts einerseits (z.B. Pop-Up-Buch) sowie des sich sowohl im Verlauf seiner Ausfaltung dynamisch verändernden als auch danach noch mobilen Objekts (etwa Papiertheater mit Steckfiguren) andererseits aufgespannt ist. Während die zuerst genannten Buchobjekte im ausgefalteten Zustand keine Interaktion mehr zulassen, ist die zuletzt angesprochene Gruppe von Spielbilderbüchern durch das Vorhandensein flexibler, zur Bewegung einladender Elemente charakterisiert, die eine mechanisch-performative Gestaltung der dargestellten Szenerie nicht nur ermöglichen, sondern eigentlich sogar dazu auffordern. Damit aber kann die im 19. Jahrhundert aufblühende und in Deutschland untrennbar mit dem Namen des Papierkünstlers Lothar Meggendorfer verquickte Gattung der Spielbilderbücher durchaus als mediengenetische Vorstufe moderner Computerspiele gelten.
Auf diesen Zusammenhang verweist denn auch das von museum4punkt0 – einem von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) koordinierten und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderten nationalen Verbundprojekt – für Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren entwickelte Browsergame Rettet die Spielebücher – Robo gegen die Papierfresser. Dieses stellt sein junges Publikum in insgesamt drei Leveln mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad vor die Aufgabe, im Labyrinth des 1887 erschienenen Aufstellbuchs Im Stadtpark verlorengegangene Teile aus verschiedenen Spielbilderbüchern einzusammeln, die Titel damit zu reparieren und schließlich die Papierfresser zu vertreiben. Dabei lernen die Kinder spielerisch Mechanik und Gebrauch von Spielbilderbüchern kennen. Ihnen steht im Browser Game eine Auswahl von Robotern zur Seite, die sie für die Erfüllung ihrer Aufgabe durch das Labyrinth manövrieren, während Bücherwürmer hilfreiche Tipps und Hinweise für deren Lösung geben. Die Level sind jeweils in drei Teile binnenstrukturiert, die unterschiedliche Spiel- und Interaktionsprinzipien vereinen:
- Adventure Part: Suche nach Büchern und fehlenden Teilen
- Puzzle Part: Reparatur der Bücher
- Action Part: Kampf gegen die Papierfresser
Grundlage dieses für den didaktischen Einsatz in Museen konzipierten Vermittlungsformats bilden drei interaktive 3D-Replikate historischer Spielbilderbücher aus der Werkstatt Lothar Meggendorfers, die im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Konzeptstudie Bewegungsbücher digital (BeWeB-3D) von SBB und Zentrum für Digitale Kulturgüter in Museen – ebenfalls einer an den Staatlichen Museen zu Berlin angesiedelten Einrichtung der SPK – für den wissenschaftlichen Einsatz in Forschung und Lehre entstanden sind.
Links
Zentrum für Digitale Kulturgüter in Museen
Browsergame „Rettet die Spielebücher“
Source Code
https://github.com/museum4punkt0/Rettet-die-Spielebuecher
Ansprechpersonen
Silke Krohn – museum4punkt0, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, s.krohn@smb.spk-berlin.de
Christian Mathieu – Staatsbibliothek zu Berlin, christian.mathieu@sbb.spk-berlin.de